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Heute kann man das Berezovka-Mammut so bewundern, wie es entdeckt wurde. Es war mitten in einer jähen Bewegung gestorben, als hätte es völlig überrascht den Rüssel gehoben. Und dass es mitten beim Grasen erfroren war, bestätigte sein Mageninhalt. Man hätte meinen können, dass es umgekippt wäre, aber das war nicht der Fall. Allerdings war ihm noch zu Lebzeiten das Becken zertrümmert worden. Das hat einige Leute dazu veranlasst, über einen Sturz in eine zugefrorene Spalte zu spekulieren.

Nun, auch wenn es populär sein mag, das Gegenteil zu behaupten, für ein Leben in arktischen Bedingungen war das Mammut nicht ausgestattet. Es war mit Haaren, nicht mit dichtem Fell bedeckt, und seine Haut wies keine schwellfähigen Muskeln auf, wie sie sich im Zuge der Evolution entwickeln, wenn Tiere extremer Kälte ausgesetzt sind. Abgesehen davon sind diese Mammuts auch nicht isoliert erfroren. In ihrer unmittelbaren Umgebung ging zusammen mit ihnen auch eine reichhaltige Flora und Fauna ein, unter anderem Obstbäume und Gräser, die nicht in der Tundra, sondern in wärmeren Gebieten wachsen. Im Inneren eines der erfrorenen Mammuts hat man Grasmückenlarven gefunden, Insekten, die auch heute noch tropische Elefanten befallen. Und schließlich waren die im selben Gebiet wie die Mammuts entdeckten Rhinozerosse und Pferde genauso wenig für arktische Temperaturen ausgestattet.

Wie führende Klimatologen jüngst bestätigt haben, war die Subarktis vor 8000 Jahren deutlich wärmer; sie hatte sich bereits seit 3000 Jahren in einer Phase kontinuierlicher Erwärmung befunden.

Unvermittelt vereiste dann das gesamte Gebiet radikal und ist seitdem nicht mehr aufgetaut. Gleichzeitig dezimierte eine Kältewelle die Bevölkerung von ganz Europa. 200 Jahre danach war die Unterbrechung der langfristigen Erderwärmung beendet, und weltweit begannen Legenden von einer großen Flut aufzutauchen…

Allem Anschein nach war eine länger anhaltende Erderwärmung nach einer Eiszeit vorübergehend durch eine heftige Abkühlungsphase unterbrochen worden. Zwei Jahrhunderte später wurde das Klima zwar wieder milder, doch die Arktis blieb weiter zugefroren. Erst in unserer Zeit beginnt auch dieses Gebiet aufzutauen.

Was für eine Art von Katastrophe hätte solch lang anhaltende Folgen haben können? In seinem Buch Earth’s Shifting Crust sinnt Dr. Charls Hapgood darüber nach, ob das Land, auf dem die Tiere weideten, vielleicht in eine weiter nördlich gelegene Breite verschoben wurde. Seine Theorien sind von der übrigen Wissenschaft in der Luft zerrissen worden, aber das sind wohl nur emotionale Reaktionen von Leuten, denen die Vorstellung Unbehagen bereitet, dass sich grundlegende Veränderungen blitzschnell vollziehen können und dahinter womöglich Mechanismen stecken, für die wir keine Erklärung haben.

Ob nun die Erdkruste verschoben wurde oder nicht, wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das, was sich ereignete, von extrem rauem Wetter begleitet wurde. Noch heute bezeugen in der ganzen nördlichen Hemisphäre deutliche Spuren diese Katastrophe.

Den augenscheinlichsten Beweis, dass von Zeit zu Zeit extreme Winde über die nördliche Halbkugel hinwegfegen, liefern Gegenden wie Hawaii. Die Topografie der größeren der beiden Inseln lässt deutliche Zeichen von massivem Seegang und horrenden Südwestwinden erkennen, die derart wütende Wirbel über das aufgepeitschte Meer auf die Leeseite der Insel zutreiben, dass die Klippen dort regelrecht abgeschliffen worden sind.

Diese Winde werden offenbar von Vulkantätigkeit begleitet, denn an den Sockeln aller Klippen sind die Spuren von Lavaströmen zu sehen, die nach Berechnungen der amerikanischen Zeitschrift Geological Survey in Intervallen von 100000 Jahren ausgebrochen sind. Nirgendwo sonst im Pazifik sind ähnliche Kombinationen von Erosion durch Winde und Lavaströme beobachtet worden, und wenn es einen Supersturm gegeben hat, dann war diese Gegend anders als die weiter südlich gelegenen Inseln davon betroffen.

Ein solcher Sturm wäre ein wahrhaft einzigartiges Ereignis. Das läge nicht nur an seiner gewaltigen Größe und extremen Geschwindigkeit, sondern auch am Tempo seiner Zirkulation, die aus den höchsten Bereichen der Stratosphäre extrem kalte Luft derart schnell ansaugen würde, dass es auf der Erdoberfläche von einem Moment auf den anderen zu Vereisungen kommen würde. Damit ließe sich erklären, warum die Tiere, die man gefunden hat, so plötzlich erfroren sind.

Drei Fragen müssen gestellt werden: Was war die Ursache? Enthalten die Mythen der Menschheit Verweise darauf? Wird es wieder geschehen?

Da möglicherweise Milliarden von Menschenleben auf dem Spiel stehen, müssen wir dringend Antworten finden.

19.

Stimmen aus dem Sturm

Legenden haben etwas Merkwürdiges. Wie alt sie sind, vermag niemand zu sagen. Die aus der Epoche der Aufklärung hervorgegangene moderne Wissenschaft mit ihrem eingebauten Vorurteil gegen jede nicht-westliche Denkweise tut die Geschichten älterer Kulturen als Hirngespinste ab und trägt kaum dazu bei, ihre Ursprünge zu ergründen.

Aber weil die Bibel nun einmal zum westlichen Kanon gehört, hat man immerhin deren Mythen anders behandelt. Seit jeher besteht großes Interesse daran, biblische Geschichten mit tatsächlichen historischen Ereignissen zu verknüpfen. Es ist sogar beträchtlicher Forschungsaufwand getrieben worden – der Großteil davon hoffnungslos abwegig –, um die ganze Vergangenheit auf der Grundlage eines so genannten »wörtlichen« Bibelverständnisses neu zu bewerten.

Häufig stand die Sintflut im Zentrum solcher mehr oder weniger seriösen Studien. In einigen davon ist behauptet worden, die Überreste der Arche Noahs seien kürzlich auf einem Berg in der Türkei gefunden worden. In diesem Zusammenhang haben neulich Dr. Walter Pitman und Dr. William Ryan nachgewiesen, dass das Schwarze Meer in der Zeit, mit der wir uns in diesem Buch befassen, plötzlich und völlig unerwartet über seine Ufer trat. In ihrem Buch, Noah’s Flood, vertreten sie sehr plausibel und nachvollziehbar die These, dass die antiken Legenden über eine Flut von einem tatsächlichen Geschehen herrühren müssen, vor dem wohl Tausende aus einem ursprünglich fruchtbaren Tal flohen und buchstäblich um ihr nacktes Leben rannten.

Die Autoren zeigen darüber hinaus auf, dass die mündliche Tradition vor dem Gebrauch des geschriebenen Wortes einen enorm hohen Stellenwert gehabt haben muss. Ausgehend von der Tatsache, dass die alten Epen über Generationen hinweg von den Eltern an die Kinder weitergereicht und auswendig gelernt wurden, vermuten sie, dass die Inhalte der Mythen durch die Jahrtausende original erhalten blieben. Dafür spricht zum Beispiel, dass türkische Geschichtenerzähler heute noch historisch belegte Sagen aus der entfernten Vergangenheit wie das Gilgamesch-Epos so rezitieren, wie es auf den Tafeln festgehalten wurde.

Weiter besteht ein interessanter Zusammenhang zwischen alten Mythen, den die Wissenschaft bisher zu wenig erforscht hat. Hier sind zwei rühmliche Ausnahmen zu nennen: Parallel Myths von J. F. Bierlein, in dem Mythologien der gesamten Welt miteinander verglichen werden, und Die Mühle des Hamlet.

Beide Werke zeigen, dass Mythen nicht ausschließlich bestimmten Kulturen zuzuordnen sind, selbst wenn diese räumlich weit auseinander liegen. Genau genommen spiegeln die Mythen der Welt gemeinsame Erfahrungen der Menschheit wider.

Die Völker der Erde verbindet eine große Reihe zeitloser Geschichten. Dazu gehören der Mythos von der Erschaffung des Menschen, die Vorstellung vom Fall des Menschen, die Geschichte von der Reise eines Helden durch die Unteroder die Totenwelt und – am weitesten verbreitet – der Mythos von der großen Flut.

Das Schwarze Meer mag durchaus ein realer Schauplatz dieser Geschichte gewesen sein. Aber es war bei weitem nicht der einzige. Vielmehr zeichnet sich in jedem dieser Mythen das Bild einer Welt ab, die von einer Katastrophe heimgesucht wurde, die allumfassenden Regen und eine globale Überschwemmung mit sich brachte.