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Plötzlich erschien wie aus dem Nichts eine Klinge und traf den Kopf des Orcs. Die Kutte wurde vom Stahl durchtrennt; eine Hälfte fiel herab und enthüllte das wütende grüne Gesicht eines männlichen Orcs. In seinen linken Hauer war ein brennendes Schwert eingraviert.

Die zu Hilfe geeilte Klinge gehörte Oberst Lorena. Strov nahm an, dass sie ihren eigenen Gegner bereits erledigt hatte.

Dann brüllte der Orc den Befehl zum Rückzug und alle riefen im Chor: »Galtak Ered'nash

Strov kannte viele Sprachen, darunter die der Orcs, Trolle, Gnome und Zwerge und ebenso alle vier Dialekte der Elfen. Doch diesen Ausruf hatte er noch nie zuvor gehört.

Als sein Gegner flüchtete, blickte sich Strov um und bemerkte, dass lan und Mal am Boden lagen, der eine tot, mit aufgeschlitzter Kehle, der andere lebend, aber am Bein verletzt. Ansonsten waren Lorena, Jalod, Paolo und Clai unverwundet. Auch einer der Orcs lag am Boden, die anderen sechs suchten das Weite, zwei bluteten.

»Strov, Clai, verfolgt sie!«, rief Lorena, während sie zu Mal rannte.

Clai war der beste Kämpfer des Trupps. Strov sah, dass sein Mitstreiter jede Menge Orc-Blut an seinem Schwert hatte. »Konntest du das Fleisch treffen?«, fragte Strov und lief in dieselbe Richtung wie die sechs Orcs.

Clai nickte. »Aber nur, wenn ich den Kopf oder den Hals erwischt habe. Es war, als ob ihre Körper aus Rauch oder so was bestünden.«

Die Gestalten waren zwischen überhängenden Weidenästen verschwunden, die fast wie eine Wand wirkten. Nur ein paar Schritte dahinter rannten Clai und Strov ebenfalls hindurch und... fanden niemanden mehr vor.

Kein Lebenszeichen von den Orcs. Selbst die Blutspur der beiden Verletzten war verschwunden. Man konnte gut eine halbe Meile in jede Richtung blicken. Es wäre den Orcs unmöglich gewesen, in der kurzen Zeit außer Sichtweite zu gelangen.

Strov blieb stehen und atmete tief durch. »Riechst du das?«

Clai schüttelte seinen Kopf.

»Schwefel. Und Kräuter, Thymian denke ich.«

Verwirrt fragte Clai, »Was bedeutet das?«

»Magie. Und es erklärt auch, warum wir sie nicht verletzen konnten.«

Mit einem fast schon wahnsinnigen Ausdruck in den Augen fragte Clai: »Dämonen?«

»Bete drum, dass es keine sind.« Strov schauderte. Clai war neu, ein Rekrut, der zu jung war, um bereits gegen die Brennende Legion gekämpft zu haben. Den Wunsch, die Dämonen zu bekämpfen, hatte ohnehin nur jemand, der noch niemals gegen diese Wesen antreten musste.

Strov rannte durch das Geäst zurück zu Lorena. Clai folgte ihm.

Der Oberst kniete bei Mal. Paolo versorgte seine Wunden. Als sie Strov und Clai sah, stand sie auf und fragte wütend: »Was ist passiert?«

»Sie sind verschwunden, Ma'am. Vollständig, selbst ihre Blutspur. Außerdem stinkt es dort, wo wir sie verloren, nach Magie.«

Lorena spie aus. »Verdammt!« Sie pfiff durch die Zähne und zeigte dann auf die Kutte am Boden »Aber das passt. Den hier können wir wohl auch nicht mehr befragen.«

Als er genau hinschaute, erkannte Strov, dass die Kutte leer war. Er stocherte mit seinem Schwert in der Kleidung herum, wodurch er etwas Asche aufwirbelte. Dann sah er den Oberst an.

»Definitiv Magie«, sagte sie mit einem Nicken.

»Ma'am, da fällt mir etwas ein...« Als er sich an eine Unterhaltung mit seinem Bruder erinnerte, dämmerte es Strov endlich, was ihm so vertraut vorgekommen war. »Das ist es!«

»Was, Gefreiter?«

»Als ich das letzte Mal zu Hause war, hat mir mein Bruder Manuel von einer Gruppierung erzählt, die sich Flammendes Schwert nennt. Jemand versuchte, ihn im Demonsbane dafür anzuwerben. Man hat ihm erzählt, dass sie Leute suchen, die damit unzufrieden sind, wie sich die Dinge derzeit entwickeln. Aber mehr wusste er auch nicht.«

Jalod schnaubte. »Niemand ist damit zufrieden, wie sich die Dinge derzeit entwickeln. Aber das ist doch kein Grund für eine Verschwörung.«

Strov fand Jalods Antwort merkwürdig, wenn man bedachte, was er zuvor geäußert hatte. Aber er ging nicht darauf ein, sondern setzte seinen Bericht an den Oberst fort. »Ma'am, der Orc, den ich bekämpft habe, hatte ein brennendes Schwert in seine Hauer eingraviert.«

»Ein brennendes Schwert.« Lorena schüttelte den Kopf.

»Der, den ich bekämpft habe, der sich danach in Asche verwandelte, hatte auch eine solche Verzierung – an seinem Nasenring.«

Clai hob seine Hand. »Darf ich, Ma'am?«

Lorena nickte.

»Meiner hatte auch eine. Es war wie bei dem vom Gefreiten Strov, Ma'am, auf seinem Hauer.«

»Verdammt.« Sie sah zu Paolo, der nun über Mal stand. »Wie geht es ihm?«

»Braucht einen richtigen Heiler, aber ich kümmere mich darum, bis wir zurück nach Theramore kommen.« Er schaute an Lorena vorbei in Richtung Northwatch. »Ich würde keinem Lazarett vor Ort trauen, Ma'am.«

Durch seine zusammengepressten Zähne sagte Maclass="underline" »Das finde ich auch, Ma'am.«

»Gut.« Sie steckte ihr Schwert zurück, ohne es abzuwischen. Strov nahm an, dass sie es auf dem Boot nachholen würde. Er folgte Lorena in Richtung der Docks.

»Lasst uns zum Schiff gehen und gebt ihm etwas von meinem Brandy, um seine Schmerzen zu lindern, wenn wir an Bord sind«, ordnete sie an.

Grinsend kommentierte Maclass="underline" »Der Oberst ist eine großzügige Frau.«

Lorena schenkte dem Korporal ein schiefes Lächeln und erwiderte: »Nicht so großzügig. Nur zwei Fingerbreit hoch und nicht mehr. Das Zeug ist teuer.«

Paolo gab Clai ein Zeichen, und die beiden hoben Mal an. Sie hielten sein verwundetes Bein ruhig, während sie ihn Seite an Seite zu den Docks trugen. Strov schleppte indes Ians blutüberströmten Körper.

Lorena sagte: »Gefreiter, sobald wir zurück in Theramore sind, will ich, dass Ihr mit Eurem, Bruder sprecht. Ich möchte so viel wie nur irgend möglich über dieses Flammende Schwert erfahren.«

»Alles klar, Ma'am, kein Problem. Ich kümmere mich darum.«

7

Das steinerne Gewölbe, in dem sich Thralls Sitz der Macht und sein Empfangsraum als Kriegshäuptling der Horde befand, war kühl. Thrall mochte es so. Orcs waren keine Kreaturen der Kälte, deshalb fühlten sie sich hier leicht unwohl. Da er glaubte, dass es das Beste für die Besucher war, sich nicht zu gut in der Gegenwart ihres Anführers zu fühlen, akzeptierte er das eigene Unbehagen. Beim Bau hatte er darauf geachtet, dass die Mauern dick waren und keine Fenster hatten. Licht gab es nur von ein paar Laternen, keinen Fackeln, weil diese weniger Wärme spendeten.

Nicht, dass es jemals wirklich unangenehm kalt gewesen wäre. Er wollte schließlich nicht, dass seine Leute leiden mussten, wenn sie ihn um etwas baten. Aber er wollte es ihnen auch nicht zu leicht machen. Es war ein schwieriger Weg gewesen, den Thrall eingeschlagen hatte, und er wusste wie wertvoll, aber auch gefährdet seine aktuelle Position war. Er nahm deshalb jede Möglichkeit wahr, sich einen Vorteil zu verschaffen, selbst wenn es etwas so Unbedeutendes war, wie den Thronsaal kühl zu halten.

Er traf sich mit Kalthar, seinem Schamanen, und Burx, seinem stärksten Krieger. Beide standen vor Thrall, der auf seinem Thron aus Fellen von eigenhändig erlegten Tieren saß.

»Die Menschen sind immer noch in der Feste Northwatch. Das Letzte, was wir gehört haben, war, dass ein Schiff mit neuen Truppen ankam. Das klingt, als wollten sie den Stützpunkt verstärken.«

»Wohl kaum.« Thrall lehnte sich auf dem Thron zurück. »Lady Proudmoore hat mich darüber informiert, dass sie einen ihrer Krieger dorthin entsendet, um Kapitän Boliks Bericht zu untersuchen.«

Burx richtete sich auf. »Misstrauen sie etwa dem Wort eines Kriegers?«