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»Die Menschen vor Zmoldor retten.« Aegwynn dachte, dass die Antwort auf der Hand läge.

»Und glaubst du, du hast von Zmoldor noch etwas erfahren, bevor du ihn vernichtet hast? Hattest du eine Strategie, wie man ihn loswerden konnte, ohne dass die Bevölkerung von Jortas die Wahrheit erfahren würde? Oder bist du blind losgerannt in der Hoffnung, du würdest schon gewinnen?«

Müde und verärgert verhielt sich Aegwynn etwas freimütiger, als es ihr vor dem Rat zugestanden hätte. »Weder noch, Erbag, wie du sehr wohl weißt. Ich hatte keine Zeit, um eine Strategie auszuarbeiten oder mehr herauszufinden. Sonst hätte ich die Kinder in der Schule, die Zmoldor besetzt hatte, in Gefahr gebracht. Es waren Kinder. Sollte ich abwarten und...«

»Wir haben von dir erwartet«, sagte Erbag, »dass du tust, was man dir befielt. Hat Scavell dich nicht die Prinzipien der Tirisfalen gelehrt? Wir gehen mit Vorsicht zu Werke und mit...«

Aegwynn unterbrach den Gnom. »Ihr reagiert nur, Erbag. Das ist alles. Deshalb habt ihr auch kaum Fortschritte gemacht, während der letzten Jahrhunderte. Zmoldor war in der Lage, eine ganze Schule zu übernehmen und wollte die Kinder von Jortas für ein Ritual missbrauchen, das ihre Seelen vergiftet hätte. Es war purer Zufall, dass ich den üblen Geruch der Dämonenmagie bemerkte und deshalb rechtzeitig eingreifen konnte. Eure Methoden sind nicht mehr zeitgemäß und nicht der Bedrohung angepasst. Wenn es nach euch ginge, würden wir stets nur reagieren und nicht selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen.«

»Selbstverständlich ist das so!« Erbag warf seine Arme vor und zurück. »Der Rat wurde geschaffen, um genau das zu tun: zu reagieren auf die Bedrohung der...«

»Und es hat nicht funktioniert. Wenn wir wirklich gegen diese Monster erfolgreich sein wollen, die in unsere Heimat eindringen und sie zu zerstören trachten, können wir ihnen nicht erlauben, sich hier so leicht einzuschleichen und Kinder gefangen zu nehmen, bevor wir überhaupt davon erfahren. Wir müssen bei der Suche nach ihnen aktiv werden und sie eliminieren, bevor ihr Tun Wirkung zeigt – oder wir werden überrannt.«

Erbag war nicht überzeugt. »Und wenn die Leute erkennen, dass ihre Leben in Gefahr sind und dann in Panik verfallen?«

Statt auf die Frage zu antworten, blickte Aegwynn zu den anderen Ratsmitgliedern. »Spricht Erbag für euch alle, oder ist er nur der lauteste?«

Der älteste der Elfen im Rat, Relfthra, bedachte Aegwynn mit einem Lächeln. »Beides, Magna.« Das Lächeln verschwand. »Erbag hat Recht, dass du zu rücksichtslos bist.

Zmoldor war ein niederer Dämon im Dienste von Sargeras, er hätte uns mit nützlichen Informationen über seinen Meister versorgen können.«

»Ja, und er könnte auch all die Kinder getötet haben, bevor er uns die Informationen gegeben hätte.«

»Vielleicht. Aber dieses Risiko müssen wir manchmal eingehen, um diesen Krieg zu gewinnen.«

Aegwynn war entsetzt. »Wir reden über das Leben von Kindern. Außerdem ist das gar kein Krieg, es ist nur eine Verschleppungsschlacht, im besten Fall. Und wenn wir nicht aufpassen, wird sie uns alle umbringen, egal ob Kinder oder Erwachsene.« Bevor einer der anderen Magier etwas erwidern konnte, sagte sie: »Erhabene Magier des Rates, bei allem Respekt, ich bitte euch. Ich bin erschöpft und brauche Schlaf. Gibt es sonst noch etwas?«

Relfthras Miene verfinsterte sich. »Bedenke deine Stellung, Magna Aegwynn. Du bist der Wächter, aber du dienst diesem Amt als der Arm des Rates der Tirisfalen. Vergiss das nie.«

»Ich bezweifle, dass ihr mir das jemals gestatten würdet«, murmelte Aegwynn. »Wenn das jetzt alles war...?«

»Für diesmal«, sagte Relfthra.

Die Worte hatten kaum seinen Mund verlassen, als Aegwynn auch schon todmüde zurück zur Violetten Zitadelle teleportierte.

13

Lorena war enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht, als sie Kristoff auf Lady Proudmoores Thron sah. Die Lady selbst vermied es, auf diesem Ding zu sitzen. Ganz anders ihr Kämmerer, wenn er sie vertrat.

Kristoff hockte auch weniger auf dem Thron, als dass er sich darauf drapierte. Seine schmalen Schultern hingen herab, und er saß schräg, sodass ein Bein über die Seite baumelte. Er las in einer Schriftrolle, als Lorena von Duree hereingeführt wurde.

»Oberst Lorena möchte Euch sehen, Sir«, sagte die alte Zofe kleinlaut.

»Was ist los, Oberst?«, fragte Kristoff, ohne von seinem Dokument aufzuschauen.

»Strov ist verschwunden«, sagte sie ohne Einleitung.

Jetzt blickte er doch von dem Papier auf und hob eine Augenbraue »Sollte mir dieser Name irgendetwas sagen?«

»Er würde es, wenn Ihr den Treffen in den Gemächern der Lady etwas mehr Aufmerksamkeit zollen würdet.«

Kristoff legte die Schriftrolle zur Seite und richtete sich auf. »Mäßigt Euren Ton, wenn Ihr mit mir in diesem Raum sprecht, Oberst.«

Lorena starrte den Kämmerer verblüfft an. »Ich rede mit Euch, wie es mir gefällt, egal, in welchem Raum wir uns befinden. Lady Proudmoore hat Euch beauftragt, Theramore in ihrer Abwesenheit zu regieren. Das heißt aber nicht, dass Ihr dadurch die Lady werdet.« Sie lächelte selbstgefällig. »Dafür mangelt es Euch an Grundlegendem.«

Kristoff runzelte die Stirn. »Bis Lady Proudmoore zurückkommt, bin ich ermächtigt, in ihrem Auftrag zu handeln. Und Ihr werdet dem mit Respekt begegnen.«

»Ihr seid der Kämmerer, Kristoff, was Euch dazu ermächtigt, der Berater von Lady Proudmoore zu sein, genau wie ich. Verfallt deshalb nicht in Größenwahn.«

Kristoff lehnte sich auf dem Thron zurück, nahm die Schriftrolle auf und fragte gelangweilt: »Seid Ihr aus einem bestimmten Grund gekommen? Ich meine, außer mich in Frage stellen zu wollen?«

»Wie ich schon sagte, Strov ist verschwunden. Ich hatte ihn losgeschickt, um nach den Mitgliedern des Flammenden Schwerts zu fahnden. Ich habe mit seinem Bruder Manuel gesprochen, der mir bestätigt hat, dass im Demonsbane alles wie geplant verlaufen ist. Strov saß in einer Ecke, Manuel redete mit dem Kerl, von dem er annahm, dass er zum Flammenden Schwert gehört, und Strov folgte ihm. Das war vorgestern. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«

»Und was geht mich das an?« Kristoff klang immer noch völlig desinteressiert.

»Weil er, Ihr schwafelnder Narr, nach dem Flammenden Schwert gesucht hat. Demselben Flammenden Schwert, das mich und meine Leute in Northwatch angegriffen hat. Ich denke, das ist verdächtig genug, oder nicht?«

»Nicht unbedingt.« Er legte die Schriftrolle erneut nieder. »Leute desertieren immer wieder vom Militär. Eine traurige Tatsache, von der ich annahm, dass sie Euch geläufig ist, Oberst.«

Lorena antwortete knapp: »Sie ist mir geläufig, Kämmerer. Aber ich kenne auch Strov. Er würde sich lieber ein Körperteil abhacken als zu desertieren. Er ist der beste Soldat, den ich habe. Ich will die Insel auseinander nehmen und ihn finden. Ich werde nicht hinnehmen, dass er einfach verschwindet!«

»Nein.«

Lorenas Hand ging instinktiv zum Schwert, aber sie wusste, dass es dumm gewesen wäre, den Mann auf Theramores Thron niederzustrecken – ganz gleich wie wenig er seine momentanen Privilegien auch verdienen mochte. »Was meint Ihr mit ,nein'?«

»Ich hatte angenommen, Ihr wärt mit der Definition des Wortes vertraut...«

»Sehr spaßig.« Sie nahm ihre Hand vom Schwertgriff und ging zu dem großen Fenster, damit sie Kristoff nicht ansehen musste. Der Himmel war so klar, dass sie Alcaz Island im Nordosten sehen konnte. »Dieses Flammende Schwert macht mir Sorgen, Kämmerer. Sie benutzen Magie und sie...«

»Im Moment ist das Flammende Schwert wenig mehr als ein Gerücht. Und noch dazu eines, möchte ich hinzufügen, das Ihr nicht beweisen könnt, weil Euer Gefreiter vermisst wird. Es tut mir Leid, ich kann Theramores Ressourcen nicht vergeuden, um einen Deserteur zu finden. Nicht, wenn ich diese Ressourcen anderswo dringend benötige.«