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Lorena wirbelte herum. »Wovon redet Ihr?«

»Euer Kommen hat mir die Mühe erspart, Euch rufen zu lassen«, sagte Kristoff.

Lorena wunderte sich, warum er das nicht gleich gesagt hatte und sprach ihn darauf an.

Spöttisch antwortete Kristoff: »Es steht Euch nicht zu, die Person in Frage zu stellen, die auf dem Thron sitzt, Oberst. Stattdessen steht es Euch zu, den Befehlen dieser Person zu gehorchen. Und gerade jetzt sagt Euch diese Person, dass sich Orc-Truppen bei Kolkar Crag sammeln. Das ist der Grenzbereich zwischen Durotar und Northwatch.«

Sie verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass sie verdammt genau wusste, wo Kolkar Crag lag. Stattdessen fragte sie mit einem finsteren Blick: »Wann ist das passiert?«

»Gerade erst heute Morgen. Major Davin braucht zusätzliche Verstärkung. Ich will, dass Ihr sie anführt.«

Es gehörte nicht zu Lorenas Job, alle Truppenbewegungen innerhalb von Theramore und Northwatch zu überwachen. Aber sie hätte sehr wohl darüber informiert werden müssen. »Zusätzliche Verstärkungen? Wurde Northwatch denn vorher schon verstärkt?«

»Ja, gestern. Es gab mehrere Zwischenfälle entlang der Handelsküste mit Orcs, die Menschen provoziert haben. Es hat sogar Verhaftungen gegeben. Und gerade in diesem Moment wird ein Menschen-Kapitän in Ratchet gefangen gehalten, weil ein Orc ihn angegriffen hat.«

Lorena nickte, weil sie den betreffenden Bericht gelesen hatte. »Und was ist daran schlimm? Die Gnome haben das Recht, Prügeleien zu beenden.«

»Das war keine Prügelei!« Kristoff brüllte – ein Gefühlsausbruch, der Lorena überraschte. Der Kämmerer war oft hochmütig, arrogant, und – das räumte sie gern ein – auch brillant in seinem Job. Aber sie hatte noch nie erlebt, dass der dürre Mann seine Stimme erhoben hätte.

»Ob es eine Schlägerei war oder nicht«, sagte sie in ruhigem Ton, den sie absichtlich als Kontrast zu Kristoffs anschwellender Lautstärke wählte, »ist nicht unsere Angelegenheit. Warum wurde Northwatch verstärkt?«

»Ich sagte Euch bereits, Orc-Truppen...«

»Ich meine die eigentliche Verstärkung.«

Kristoff zuckte mit den Achseln. »Major Davin hielt es für notwendig, und ich stimmte zu.«

Lorena schüttelte ihren Kopf und drehte sich zum Fenster um. »Major Davin glaubt nicht, dass die Orcs irgendetwas wert sind, Kämmerer. Ich würde seiner Aussage in dieser Sache nicht trauen. Er übertreibt möglicherweise.«

»Ich glaube nicht, dass er das tut. Schon gar nicht jetzt, wo sich gerade die Truppen sammeln.« Kristoff stand auf, verließ den Thron und blieb neben Lorena stehen. »Oberst, wenn Northwatch zur Front eines neuen Krieges zwischen Menschen und Orcs wird, sind wir vorbereitet. Deshalb entsende ich zwei Garnisonen und ebenso die Leibwache.«

Als er das gesagt hatte, starrte Lorena ihn mit offenem Mund an. Sie wechselte rasch die Position, damit sie Kristoff ansehen konnte und sich gleichzeitig von ihm entfernte. »Die Leibwache? Deren Aufgabe ist der Schutz von Lady Proudmoore.«

Ruhig antwortete Kristoff: »Die gerade nicht mit uns in Kontakt steht und außerdem auf sich selbst aufpassen kann. Besser ich setze sie in Northwatch ein, als dass ich sie hier nutzlos herumsitzen lasse.«

Wieder schüttelte Lorena den Kopf. »Ihr macht einen riesigen Fehler, Kristoff. Im Moment haben wir nur eine angespannte Situation. Das bedeutet nicht gleich einen neuen Krieg.«

»Vielleicht nicht. Aber besser, man ist auf einen Krieg vorbereitet, den man nicht austragen muss, als unvorbereitet auf einen zu sein, den man führen muss.«

Die Logik war bestechend, gefiel Lorena aber trotzdem nicht. »Und was, wenn die Orcs das als kriegerischen Akt betrachten?«

»So beurteile ich deren Aktionen, Oberst. Wir brauchen dort unseren besten Truppenkommandeur. Deshalb will ich, dass Ihr die Verstärkung für Northwatch anführt. Schnelligkeit zählt. Nehmt Eure höheren Offiziere per Luftschiff mit, um alles vorzubereiten. Der Rest der Truppe wird im Boot reisen und rechtzeitig eintreffen, um Eure Anweisungen auszuführen, wenn er mit Euch zusammentrifft.«

Lorena seufzte. Wenn das Luftschiff bereits vorbereitet war, hatte Kristoff seine Entscheidung getroffen, bevor sie diesen Raum betreten hatte. Trotzdem konnte sie noch einen letzten Trumpf ausspielen. »Ich glaube, wir sollten warten, bis Lady Proudmoore zurückkommt.«

»Das zu glauben ist Euer gutes Recht.« Kristoff ging zurück zum Thron und setzte sich darauf. Dabei legte er seine Arme theatralisch auf die breiten Lehnen.

»Lady Proudmoore ist damit beschäftigt, ihrem netten Orc-Freund zu helfen, während die Orcs ihre Verteidigungsanlagen bemannen und sich darauf vorbereiten, uns zu vernichten. Ich werde nicht zulassen, dass alles, was sie aufgebaut hat, zerstört wird, weil sie in Bezug auf Thrall blind ist. Nun denn, Oberst, Ihr habt Eure Befehle. Führt sie aus.«

»Kristoff, es ist ein Fehler. Lasst mich Strov suchen. Dann kann ich herausfinden...«

»Nein.« Kristoff entspannte sich. »Nun gut, Oberst. Ich will Euch ein Zugeständnis machen: Ihr dürft zwei Soldaten für die Suche nach Strov abstellen. Mehr kann ich nicht entbehren.«

Sie nahm an, dass sie von dem Kämmerer nicht mehr bekommen würde. »Danke. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet. Es scheint, ich muss meine Offiziere zusammenrufen.«

Kristoff nahm die Schriftrolle mit seiner rechten Hand wieder auf und entließ Lorena mit einem Wink seiner Linken. »Ihr dürft gehen.«

Sie drehte sich um und verließ den Thronsaal bebend vor Zorn.

14

Als Aegwynn ihre Erzählung, wie sie eine Wächterin wurde, beendet hatte, stellte Jaina fest, dass sie eher überrascht als schockiert war. Die Geschichten, die sie gelesen hatte, hatten immer die Berufung von Aegwynn in einem vollständig positiven Licht gezeigt.

Dass der Rat es zunächst eher fragwürdig fand, sie zu berufen und entgegen der Bedenken wegen ihres Geschlechts hatte, oder dass man ihre Methoden so vehement ablehnte... das alles war ihr völlig neu.

Allerdings waren Aegwynns Erinnerungen an jene Tage mehrere Jahrhunderte alt, weshalb Jaina nicht umhin konnte einzuwerfen: »Eure Darstellung der Dinge deckt sich nicht mit den historischen Schriften, Magna.«

»Nein«, bestätigte Aegwynn seufzend. »So ist es wohl. Sie wollten euch junge Magier glauben lassen, dass alle Zauberer stets in perfekter Eintracht zusammenarbeiten.« Sie schüttelte den Kopf und rutschte etwas tiefer in ihren Sitz. »Aber es ist wahr, sie wollten kein Mädchen und akzeptierten mich nur, weil ihnen keine andere Wahl blieb. Ich war die Bestqualifizierte. Sicherlich besser als die anderen vier. Und sie bereuten es jede Minute.« Sie richtete sich wieder auf. »Am Ende taten wir das alle. Denn wenn ich nicht gewesen wäre...«

Jaina schüttelte ihren Kopf. »Das ist lächerlich. Ihr habt so viel Gutes getan.«

»Was habe ich denn gemacht? Ich bestand darauf, dass die Tirisfalen im Umgang mit den Dämonen aktiver wurden. Doch was wurde dadurch erreicht? Acht Jahrhunderte lang versuchte ich, die Flut einzudämmen – genützt hat es nichts. Zmoldor war nur der Erste. So viele Dämonen, so viele Schlachten... und am Ende wurde ich von Sargeras einfach ausgetrickst. Ich...«

Dieses Mal brauchte Jaina die Geschichte nicht zu hören, um zu wissen, worauf Aegwynn anspielte. »Ich weiß, was passiert ist, als Ihr auf Sargeras getroffen seid. Ihr zerstörtet seine physische Gestalt, aber seine Seele blieb in Euch. Und wurde an Medivh weitergegeben.«

Aegwynns Lachen war voller Bitterkeit. »Und Ihr glaubt immer noch, dass ich eine große Magierin bin? Ich ließ zu, dass Arroganz mein Urteilsvermögen trübte. Ich nahm an, dass die Tirisfalen eine Gruppe von engstirnigen alten Narren seien, anstatt zu erkennen, was sie wirklich waren: erfahrene Magier, die es besser wussten als ich. Und nachdem ich Sargeras besiegt hatte, wurde ich noch selbstgefälliger – falls das überhaupt möglich ist. Ich ignorierte sogar die Rufe, die der Rat mir sandte, missachtete ihre Verfahren, missachtete ihre Anweisungen. Immerhin, ich hatte Sargeras besiegt, und er war ein Gott, was wussten die denn also schon?« Sie knurrte: »Ich war solch eine Närrin!«