Выбрать главу

Lorena entgegnete etwas, bevor Proudmoore antworten konnte. »Milady, warum seid Ihr hinter den Barrieren? Ich habe Booraven mitgebracht, um Euch zu finden und sie sagte, dass diese Barrieren aktiv sind und wir sie nicht passieren können. Ihr hingegen... warum kommt Ihr nicht dahinter hervor?«

»Ich fürchte, ich kann es nicht. Als ich hier ankam, war ich in der Lage, sie zu durchdringen, aber dieser Zmoldor hat sie inzwischen durch dämonische ersetzt. Ich fürchte, mir fehlt das Hintergrundwissen, um sie außer Kraft zu setzen.«

»Eine Schande«, spöttelte Aegwynn. »Wenn das noch meine Barrieren wären, ich würde Euch sofort durchlassen.«

Schnaubend sagte Proudmoore: »Macht Euch nicht lächerlich. Es waren niemals Eure Barrieren. Es waren die von Medivh.«

Aegwynn starrte Proudmoore mit offenem Mund an. »Woher wusstet Ihr...«

»Als ich hier ankam, erkannte ich die Magie, die für die Barrieren benutzt wurde, als die eines Tirisfalen. Und nachdem ich sie durchdrungen hatte, bemerkte ich, dass ich wusste, von welchem Tirisfalen sie stammte, weil ich ihn schon mal getroffen hatte. Wie ich Euch bereits versucht habe zu erzählen, kannte ich Medivh. Er war es, der Menschen und Orcs in dieses Land gebracht hat, und er überzeugte uns davon, uns gegen die Brennende Legion zu verbünden. Ich kenne seine Magie recht gut.«

Lorena sprach, bevor Aegwynn antworten konnte. »Milady, bei allem Respekt, die Zeit wird knapp. Wir müssen Euch da rausholen. Es muss einen Weg geben.«

Proudmoore schaute zu Aegwynn. »Es gibt einen. Lehrt mich den Spruch von Meitre.« Sie zeigte auf den Oberst und fügte hinzu: »Wir haben jetzt einen Leiter

»Sehr gut«, sagte Aegwynn, »und einverstanden – wenn das bedeutet, dass Ihr mich in Frieden lasst.«

»Es tut mir Leid, das ist nicht möglich.«

Aegwynn blinzelte. »Wie bitte?«

»Ihr kommt mit uns.«

Aegwynn schnaubte: »Tue ich das?«

»Ja. Ihr seid die Magna, der Wächter, der alles ist, was zwischen uns und den dämonischen Horden steht. Es obliegt Eurer Verantwortung, mit uns zu kommen.«

»Wie kommt Ihr darauf?«

»Ihr sagtet, dass Zmoldor diese Barrieren errichtet hat.

Das bedeutet, er lebt. Nach allem, was wir wissen, ist er verantwortlich für das Flammende Schwert, das gerade eben durch die Allianz schneidet, die Thrall und ich auf Anweisung Eures Sohnes geschmiedet haben. Aber Ihr habt geglaubt, Ihr hättet ihn vor achthundert Jahren besiegt. Offensichtlich habt Ihr Eure Arbeit nicht richtig beendet, und es ist Eure Pflicht...«

»Was wisst Ihr schon von Pflicht?«, schrie Aegwynn. »Seit acht...«

»Ja, ich weiß, was Ihr getan habt, Magna, Ihr habt mir ein wenig von Euren Fehlern erzählt, Euren Täuschungen, Euren Lügen, Eurer Arroganz. Aber woran Ihr mich noch erinnert habt, ist, dass Ihr Euch niemals vor den Pflichten eines Wächters gedrückt habt. Alles, was Ihr gemacht habt, von der Konfrontation mit Zmoldor bis zur Vernichtung des Rates durch Medivhs Zeugung, tatet Ihr, weil Ihr an das geglaubt habt, was Ihr initiiert habt. Ungeachtet Eurer Fehler, der Niederlagen, Ihr habt nie die Aufgaben eines Wächters vernachlässigt. Bis jetzt.« Proudmoore schüttelte den Kopf. »Ihr habt mich gefragt, was ich von Verantwortung weiß, und jetzt behaupte ich: Mehr als Ihr. Weil Ihr nie für etwas anderes verantwortlich wart als für Euch selbst. Ich habe Menschen in die Schlacht geführt, ich habe sie regiert, als die Schlacht vorbei war. Und gerade jetzt brauchen mich die Leute, die mir vertraut haben. Und das kann gut wegen eines Dämons sein, den Ihr hättet töten sollen. Ich werde nicht alles, was wir aufgebaut haben, wegen Eures Selbstmitleids zerstören lassen, Magna.«

»Ich glaube, ich habe mir das Recht verdient, mein eigenes Schicksal zu bestimmen.«

»Weil Ihr Medivh zurückgebracht habt?«

Wieder hatte es Proudmoore geschafft, Aegwynn mit ihrem Scharfsinn zu beeindrucken. Sie brachte keinen Ton heraus.

»Wir alle haben uns gefragt, wie Medivh von den Toten zurückkommen konnte, nachdem Khadgar und Lothar ihn besiegt hatten. Man brauchte schon machtvolle Magie dafür. Ich wäre dazu fähig gewesen, und auch noch ein oder zwei andere. Aber wenn sie es getan hätten, hätten sie es eingestanden. Ihr habt gesagt, Ihr wärt bei dem Kampf mit Medivh ausgezehrt worden. Aber es gibt etwas, das als Ersatz für die notwendige Kraft dienen konnte und das ist das Band zwischen Mutter und Sohn.«

Aegwynn nickte und starrte auf einen unbestimmten Punkt über einer der Bladescar-Spitzen. »Mit dem, was von der Verjüngungsmagie noch übrig blieb, war ich in der Lage, in den Brunnenwassern die Zukunft zu sehen. Ich sah meinen Sohn, getötet von seinem Schüler und seinem besten Freund. Und ich sah Sargeras, der aus ihm vertrieben wurde. Deshalb habe ich Jahre damit verbracht, meine Kraft aufzubauen, um ihn zurückzubringen. Als ich es tat, brachte es mich fast um. Deshalb waren die Barrieren von Medivh. Ich hatte nicht mehr die Kraft, sie zu setzen. Oder irgendetwas anderes zu tun. Bis heute nicht.« Sie drehte sich um und sah Proudmoore an. »Das war mein Schwanengesang, Lady Proudmoore. Es kann nicht mal ansatzweise wiedergutmachen, was ich falsch gemacht habe.«

»Ich widerspreche. Was Ihr getan habt, ist, einen Sohn zu gebären, der die Welt gerettet hat. Es mag eine Weile gedauert haben, aber was er tat, war genau das, was Ihr getan hättet. Was Ihr für ihn geplant hattet. Er ging gegen das konventionelle Wissen an und wurde aktiv im Bekämpfen der Brennenden Legion, indem er Thrall und mich überzeugte, unsere Kräfte zu vereinen. Das hat er nicht von Sargeras gelernt, und er hat das nicht im Jenseits gelernt, aus dem Ihr ihn zurückholtet. Das hat er von Euch gelernt.«

Lorena folgte unruhig der Unterhaltung. Ihr offensichtlicher Respekt vor Lady Proudmoore rang mit ihrem soldatischen Wunsch zu handeln. »Milady...«

»Ja, selbstverständlich«, sagte Aegwynn, »Euer Oberst hat Recht. Zmoldor muss besiegt werden. Dauerhaft dieses Mal.« Sie seufzte. »Bereitet Euch vor, Oberst Lorena. Was jetzt folgt, mag ein bisschen wehtun. Lady Proudmoore, sprecht mir nach.«

Und dann lehrte Aegwynn Jaina Proudmoore den Durchdringungsspruch des Meitre.

17

Thrall hatte den Tag damit verbracht, Bittsteller anzuhören. Meist ging es um banale Dinge, mit denen sich auch seine Untergebenen hätten auseinander setzen können. Es gab ein paar Streitigkeiten, die geschlichtet werden mussten, solche, bei denen beide Seiten einfach nicht von sich aus in der Lage waren, sich zu einigen und deshalb eine neutrale Seite hinzuzogen. Tatsächlich hätte jeder die Sache regeln können, aber als Kriegshäuptling war es nun mal seine Pflicht, sich auch um Lappalien zu kümmern.

Als der letzte der Bittsteller den Saal verlassen hatte, erhob sich Thrall von seinem Thron aus Tierfellen und ging im Raum auf und ab. Er war dankbar, sich wieder strecken zu können.

Noch immer hatte er von Jaina nichts über die Sache mit den Donnerechsen gehört, aber es gab auch keine weiteren Berichte über randalierende Echsen. Deshalb nahm er an, dass die Situation unter Kontrolle war. Er hoffte, dass sie das Problem schnell löste, damit er sie wegen des Flammenden Schwerts konsultieren konnte.

Dann waren Kalthar und Burx eingetreten. Der Krieger sprach im drängenden Ton: »Häuptling, es ist jemand da, der mit dir reden muss. Sofort.«

Thrall hasste es, wenn Burx ihm Befehle erteilte. Aber bevor er etwas erwidern konnte, warf ihm Kalthar einen vielsagenden Blick zu.

»Meinst du, ich sollte mit dieser Person sprechen, Schamane?«, fragte Thrall.

»Ja, das meine ich«, sagte der Schamane ruhig.

»Nun gut.« Thrall blieb stehen, des Thrones überdrüssig geworden.