Выбрать главу

Lorena beugte sich zu Jaina hinüber. »Sie mag es nicht, so genannt zu werden.«

Als sie das hörte, gab Aegwynn ein bellendes Lachen von sich. Sie begann diesen Oberst wirklich zu mögen.

Nachdem Jaina etwas hinuntergeschlungen hatte – Aegwynn bemerkte amüsiert, dass Lorena wohl den kleinsten Anteil an der ursprünglich für sie bestimmten Mahlzeit erhalten hatte –, sagte die Lady: »Das Flammende Schwert operiert von einer Höhle auf dem Gipfel des Dreadmist aus.«

Lorena zuckte zusammen. »Na großartig.«

Aegwynn sah Lorena fragend an. »Wo liegt das Problem?«

»Auf dem Dreadmist sind die Gipfelregionen von einem orangefarbenen Nebel bedeckt.«

Jaina sagte: »Es liegt der Rest eines alten dämonischen Fluchs auf diesem Ort. Deshalb hat ihn Zmoldor wahrscheinlich gewählt. Deshalb und seiner günstigen Lage wegen, gleichweit entfernt von Orgrimmar und Theramore. Auf jeden Fall wird uns meine Magie alle drei vor den Effekten des Nebels beschützen.«

»Gut«, sagte Lorena mit Nachdruck.

»Außerdem hat Duree das hier gefunden.« Jaina zog eine vertraut wirkende, entsiegelte Schriftrolle aus ihrem Umhang und reichte sie an Aegwynn weiter.

Aegwynn nahm sie entgegen und erkannte, dass das erbrochene Siegel von Tirisfalen stammte. Dann öffnete sie das Dokument – und lachte. Der Text war in ihrer eigenen Handschrift verfasst.

Sie gab die Schriftrolle an Jaina zurück. »Das ist meine Verbesserung des Dämonenbannspruchs. Ich habe die Formel vor dreihundert Jahren aufgeschrieben, nachdem Erthalif gestorben war und ich Zugang zu seiner Schanze erhielt.« Sie schüttelte sich bei dem Gedanken an die Bibliothek des alten Elfs, die um einiges hätte reinlicher sein müssen, um wenigstens als Schweinestall durchzugehen.

Sie benötigte zehn Wochen, um mit Erthalifs Bediensteten sämtliche Schriftrollen auch nur zu sortieren sowie die angetrockneten Speisereste abzukratzen und das Ungeziefer zu bekämpfen. Als sie die Aufzeichnungen des legendären Elfenzauberers Kithros über das Bewegen von Objekten von einem Reich in ein anderes fand, war es Aegwynn gelungen, sie zu einem wirkungsvollen Bannspruch gegen Dämonen zu modifizieren.

»Ich wage zu behaupten, dass wir, hätte ich diesen Spruch schon vor achthundert Jahren besessen, heute keinerlei Probleme mehr mit Zmoldor hätten...«

Jaina verstaute die Schriftrolle wieder unter ihrem Umhang. »Das ist eine Fehleinschätzung. Ich habe es überprüft, und es stellte sich heraus, dass Ihr Zmoldor schon beim ersten Mal erfolgreich außer Gefecht gesetzt habt. Aber als die Brennende Legion angriff, rekrutierte sie viele Dämonen, einschließlich derer, die von den Tirisfalen gebannt worden waren. Als der Krieg endete, gelang es einigen Nachzüglern, in dieser Welt zu bleiben, auch als die Legion zurückgeworfen wurde.«

»Und Zmoldor war einer von ihnen?«, fragte Aegwynn.

Jaina nickte.

Lorena zückte ihr Schwert – was auf Aegwynn übereifrig wirkte, insbesondere für jemanden, der so viel Angst davor hatte, sich zu diesem Dreadmist-Ort zu begeben und sagte: »Milady, wenn Ihr mir die Frage gestattet – worauf warten wir eigentlich noch

»Nur noch eine Warnung«, antwortete Jaina. »Ich war nicht in der Lage, allzu viel vorauszusehen, da ich fürchten musste, entdeckt zu werden. So bin ich mir auch nicht sicher, welcher Natur der Schutz ist, mit dem sich Zmoldor und seine Zauberer umgeben. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.« Sie drehte sich zu Aegwynn um. »Magna Aegwynn. Ihr müsst uns nicht begleiten. Es wird vielleicht gefährlich.«

Aegwynn schnaubte, denn es war mit Sicherheit der falsche Moment, um so etwas zu sagen, vor allem, wenn man ihre frühere Stellung als Wächterin bedachte.

Noch vor kurzem hatte sie geglaubt, in ihrem Amt versagt zu haben. Nun wusste sie es besser. Und nach wie vor trug sie ein gerütteltes Maß an Verantwortung.

»Ich sah mich schon, als Eure Ur-Ur-Großeltern noch Kinder waren, mit sehr viel ärgeren Gefahren konfrontiert als dieser Wicht von einem Dämon sie darstellt... Wir vergeuden bloß Zeit.«

Jaina lächelte zufrieden. »Dann los!«

21

Korporal Rych wusste nicht, wer die Schlacht eigentlich begonnen hatte. Als es losging, stand er in der Schlachtenreihe vor der Mauer von Northwatch, den Gefreiten Hoban zu seiner Linken, den Gefreiten Allyn zu seiner Rechten. Sie befanden sich rund zwanzig Schritte hinter Major Davin.

Der Major war schlicht beeindruckend, wie er dem Orc gegenüberstand, ganz der Kriegsheld, der er auch tatsächlich war. Zeigte nicht das geringste Anzeichen von Angst. Er machte sie alle stolz, der Major.

Im nächsten Augenblick dann wurde die Schlachtenreihe erschüttert, und Orcs, Trolle und Menschen fielen übereinander her. Von überall her hörte der Korporal das Geräusch von Metall, das auf Metall traf und die Anfeuerungsrufe beider Seiten, den Feind ohne Zögern – und auch ohne Gnade – zu töten.

Nicht, dass Rych sich darum geschert hätte. Er wusste auch ohne Aufforderung, worauf es hier und jetzt ankam.

Die Orcs waren wirklich dreist. Offenbar reichte es ihnen nicht, dass sie ihre Ränke in Ratchet schmiedeten, die dazu geführt hatten, dass ein guter Mann wie Captain Joq festgenommen worden war. Nein, jetzt versuchten sie auch noch, die Menschen von ihrem rechtmäßigen Platz in Northwatch zu vertreiben!

Rych würde das auf keinen Fall zulassen, auf gar keinen Fall.

Er zog das Familienschwert. Sein Vater hatte in der Armee von Kul Tiras gedient, wo ihm die Klinge gute Dienste geleistet hatte. Nachdem er an einer Lungenentzündung gestorben war, trat Rychs Mutter in die Armee ein – und tötete ebenfalls viele Gegner. Sie starb im Kampf gegen die Brennende Legion, und so wechselte das Schwert in Rychs Besitz. Ein Glücksfall, denn sein altes Langschwert hatte nichts getaugt.

Obwohl er nicht so gut wie seine Mutter kämpfte – die überragend gewesen war –, schlug er sich immerhin besser als sein Vater. Und heute wollte er reichlich Orc- und Trollblut vergießen.

Einer der Trolle stürmte mit seinem riesigen, über den Kopf erhobenen Beil direkt auf ihn zu. Rych parierte die Waffe, dann trat er dem Troll in den Bauch. Der Trick hatte bei den Betrunkenen, die er daheim aus Mowbrys Taverne geworfen hatte, stets zur vollsten Zufriedenheit funktioniert.

Unglücklicherweise besaßen Trolle jedoch härtere und muskulösere Bäuche, und dieser hier lachte nur schadenfroh auf, bevor er sein Beil völlig unbeeindruckt erneut schwang.

Blut tropfte in den Sand, aber Rych konnte sich nicht erlauben, sich zu vergewissern, von wem es stammte.

»Darauf wartest du schon verdammt lange, was?«, zischte der Troll, als er mit dem Beil ausholte.

Noch während die groteske Gestalt mit ihrer Ansprache wertvolle Zeit verschwendete, stach Rych ihr beherzt in die Brust.

Als sein Gegner in den Sand fiel, zog Rych sein Schwert zurück, drehte sich um und sah, dass das zuvor bemerkte Blut von Hoban und Allyn stammte, die tot am Boden lagen. Sie waren mit zahlreichen Wunden übersät.

Ein Orc, der auf die Burgtore zustürmte, hielt eine Axt, von der frisches Blut tropfte. Rych sah rot, schrie, rannte der Grünhaut hinterher und hieb ihr in den Rücken.

Sie brach ohne Gegenwehr zusammen.

»Hey, Mensch!«

Rych wirbelte herum und sah sich einem weiteren Orc gegenüber.

»Du hast Gorx getötet!«

»Gorx hat meine Freunde getötet«, knurrte Rych.

»Ja, aber er hat ehrenvoll gegen sie gekämpft. Du jedoch hast ihm dein Schwert in den Rücken gestoßen!«

Rych wusste nicht, was daran so erwähnenswert sein sollte. »Er hat meine Freunde getötet«, wiederholte er dumpf.

Der Orc erhob sein riesiges Schwert. »Nun, und jetzt töte ich dich!«

Die Klinge des anderen war um einiges größer als Rychs Waffe. Doch bedeutete das auch, dass es den Orc mehr Zeit kostete, damit auszuholen. Dadurch erhielt Rych Gelegenheit, entweder auszuweichen oder zu parieren. Der Versuch, Letzteres zu tun, endete im Funken sprühenden Zusammenprall beider Klingen. Die Erschütterung ließ Rychs Körper vibrieren, und er wünschte sich inständig, lieber ausgewichen zu sein.