Выбрать главу

» Getroffen!« brüllte Poke, ließ die 357er fallen und taumelte rückwärts. Dabei schlug er mit den rudernden Händen um sich und riß Kartoffelchips und Tacos und Käsestangen von den Regalen. » Er hat mich getroffen, Lloyd! Paß auf! Er schießt! Er hat mich getroffen!« Er torkelte gegen die Eingangstür. Sie flog auf, und Poke kippte nach draußen auf die Veranda und riß eine der altersschwachen Türangeln ab.

Lloyd, fassungslos, feuerte mehr einem Reflex folgend als aus Selbstverteidigung. Das Hämmern der Schmeisser dröhnte durch den Raum. Dosen flogen. Flaschen zerschellten, Ketchup, Mixed Pickles und Oliven spritzten herum. Die Scheibe des Pepsiautomaten splitterte nach innen. Flaschen mit Dr. Pepper und Jolt Orangensaft explodierten wie Tontauben. Überall floß Schaum. Der Mann in Cowboykleidung feuerte in aller Seelenruhe noch einmal. Lloyd hörte den Schuß kaum, aber er spürte die Kugel, die so nahe an seinem Kopf vorbeipfiff, daß die Haare flogen. Er mähte mit der Schmeisser von links nach rechts durch den Raum. Der Mann mit der SHELL-Mütze verschwand so schnell hinter dem Ladentisch, daß man meinen konnte, eine Falltür habe sich unter ihm aufgetan. Ein Kaugummiautomat löste sich in seine Bestandteile auf. Rote, blaue und grüne Kaugummikugeln prasselten auf den Boden. Auf dem Ladentisch explodierten die Glasflaschen. In der einen waren eingelegte Eier gewesen, in der anderen marinierte Schweinsfüße. Sofort erfüllte scharfer Essiggeruch den Raum. Drei Kugeln der Schmeisser rissen Löcher in das Khakihemd des Cowboys, und der größte Teil seiner Innereien spritzte nach hinten und auf Spuds Mackenzie. Die Fünfundvierziger noch in der einen, die Packung Luckies in der anderen Hand, ging der Cowboy zu Boden.

Fast verrückt vor Angst feuerte Lloyd weiter. Die Maschinenpistole wurde heiß in seinen Händen. Ein Kasten mit leeren Pfandflaschen fiel klirrend zu Boden. Ein Pin-up-Girl in Hotpants bekam ein Einschußloch in den bezaubernden pfirsichfarbenen Schenkel. Ein Gestell mit Taschenbüchern ohne Umschläge stürzte krachend um. Dann war die Schmeisser leergeschossen, und die plötzliche Stille war ohrenbetäubend. Pulvergeruch hing schwer und dicht in der Luft.

»Heiliger Jesus«, sagte Lloyd. Er sah mißtrauisch zu dem Cowboy hinüber. Es sah nicht so aus, als würde der Cowboy in naher oder ferner Zukunft zu einem Problem werden.

» Er hat mich getroffen!« wimmerte Poke und taumelte wieder herein. Er riß die Tür mit solcher Wucht auf, daß auch die zweite Angel abriss und die Tür auf die Veranda knallte. » Er hat mich getroffen, Lloyd, paß auf

»Ich hab' ihn erwischt, Poke«, tröstete Lloyd ihn, aber Poke schien es nicht zu hören. Er sah fürchterlich aus. Das rechte Auge glühte wie ein unheilvoller Saphir. Das linke war weg. Die linke Wange war verdampft; wenn er sprach, konnte man die Kiefermuskeln arbeiten sehen. Auf der Seite waren auch fast alle Zähne weg. Sein Hemd war blutgetränkt. Alles in allem war Poke ziemlich im Arsch.

» Der Dummfick hat mich angeschossen!« kreischte Poke. Er bückte sich und hob die .357er Magnum auf. » Ich werd' dir beibringen, auf mich zu schießen, Dummfick!«

Er ging auf den Cowboy zu, ein Dr. Sardonicus vom Lande. Er stellte einen Fuß auf die Hüfte des Cowboys, wie ein Jäger, der sich mit dem Bären fotografieren läßt, dessen Kopf demnächst sein Wohnzimmer schmücken soll, und traf Anstalten, die 3.57er Magnum in den Kopf des Mannes zu entleeren. Lloyd sah mit weit aufgerissenem Mund zu, hielt immer noch die rauchende Maschinenpistole in der Hand und überlegte krampfhaft, wie das alles hatte geschehen können.

In diesem Augenblick sprang der Mann mit der SHELL-Mütze hinter dem Ladentisch hoch wie Jack aus seiner Box, sein Gesicht zeigte verzweifelte Entschlossenheit, beide Hände hielten eine doppelläufige Schrotflinte.

»Ha?« sagte Poke, sah hoch und bekam beide Läufe ab. Lloyd entschied, daß es Zeit wurde zu gehen. Scheiß auf das Geld. Geld gab es überall. Es wurde entschieden Zeit, wieder ein paar Verfolger abzuschütteln. Er warf sich herum und verließ den Laden mit Riesenschritten, wobei seine Füße kaum die Bodenbretter berührten.

Er war die Treppe halb herunter, als ein Wagen der Arizona State Police auf den Hof fuhr. Ein Beamter sprang aus der Beifahrertür und zog die Pistole. »Bleiben Sie stehen! Was geht da drinnen vor?«

»Drei Tote«, schrie Lloyd. »Verdammte Schweinerei! Der Kerl ist hinten raus. Ich hau' ab.«

Er lief zum Connie, war gerade im Begriff, sich hinter das Steuer zu klemmen, als ihm einfiel, daß die Schlüssel in Pokes Tasche waren, und der Beamte schrie: »Halt! Halt, oder ich schieße!«

Lloyd hielt. Die Erinnerung an die radikalen chirurgischen Eingriffe an Pokes Gesicht hatte ihn überzeugt, besser aufzugeben.

»Ach du Scheiße«, sagte Lloyd traurig, als ein zweiter Beamter ihm eine riesige Pistole an den Kopf hielt. Der erste legte ihm Handschellen an.

»Hinten in den Wagen, Sunny Jim.«

Der Mann mit der SHELL-Mütze war auf die Veranda gekommen und hatte die Schrotflinte immer noch in der Hand. »Er hat Bill Markson erschossen!« schrie er mit einer seltsam hohen Stimme. »Der andere hat Mrs. Storni erschossen! Ich kann's nicht fassen! Ich hab' den andern erschossen. Er ist so tot wie 'ne Scheißhauswanze. Den da will ich auch erschießen, wenn ihr Jungs zur Seite geht.«

»Ruhig, Opa«, sagte einer der Beamten. »Der Spaß ist vorbei.«

»Ich knalle ihn ab, wo er steht!« keifte der Alte. »Ich leg' ihn um!«

Dann machte er eine Verbeugung wie ein englischer Butler und kotzte sich auf die Schuhe.

»Jungs, schafft mich von diesem Kerl weg«, jammerte Lloyd. »Ich glaube, er ist verrückt.«

»Im Laden hast du es nicht anders gewollt, Sunny Jim«, sagte der Polizist, der ihn gestellt hatte. Der Lauf der Pistole schwenkte hoch, bis er in der Sonne glänzte; dann sauste er auf Lloyd Henreids Kopf herunter, und Lloyd wachte erst abends in der Krankenstation des Staatsgefängnisses von Apache wieder auf.

17

Starkey stand vor Monitor Nummer zwei und betrachtete den Techniker zweiter Klasse Frank D. Bruce eingehend. Als wir Bruce zuletzt gesehen hatten, lag er mit dem Gesicht in einem Teller Rindfleischsuppe. Daran hat sich nichts geändert, ausgenommen die positive Identifizierung. Situation normal, alles im Eimer.

Nachdenklich und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, wie ein General, der die Truppe inspiziert, wie General Black Jack Pershing, sein Jugendidol, ging Starkey zum Monitor Nummer vier, wo sich die Situation zum Besseren gewendet hatte. Dr. Emmanuel Ezwick lag immer noch tot auf dem Boden, aber die Zentrifuge war stehengeblieben. Um 19:40 Uhr gestern abend waren zarte Rauchwölkchen aus der Zentrifuge emporgestiegen. Um 19:55 Uhr hatten die Lautsprecher in Ezwicks Labor ein Geräusch, eine Art Wunga-Wunga-Wunga, übermittelt, das sich allmählich in ein volleres, tieferes und befriedigenderes Ronk! Ronk! Ronk!verwandelt hatte. Um 21:07 Uhr hatte die Zentrifuge ihr letztes Ronk geronkt und war langsam zur Ruhe gekommen. Hatte nicht Newton gesagt, daß es irgendwo, hinter dem fernsten Stern, einen Körper geben mochte, der vollkommen in Ruhe war? Newton hatte mit allem recht behalten, überlegte Starkey, außer mit der Entfernung. Man mußte nicht so weit gehen. Projekt Blau war vollkommen in Ruhe. Starkey war sehr froh. Die Zentrifuge war die letzte Illusion von Leben gewesen, und das Problem, auf das er Steffens Hauptcomputer angesetzt hatte (Steffen hatte ihn angesehen, als wäre er verrückt, und ja, dachte Starkey, vielleicht war er es auch), war: Wie lange, konnte man annehmen, lief die Zentrifuge? Die Antwort, die nach 6,6 Sekunden erfolgte, hatte gelautet: ± DREI JAHRE; WAHRSCHEINLICHE FEHLFUNKTION IN DEN NÄCHSTEN ZWEI WOCHEN 0,009%; TEILE WAHRSCHEINLICHSTER FEHLFUNKTION: LAGER 38%;HAUPTMOTOR: 16%; ALLE ANDEREN: 54%. Es war ein schlauer Computer. Nachdem Ezwicks Zentrifuge den Geist aufgegeben hatte, hatte Starkey Steffens den Computer noch einmal befragen lassen. Der Computer rief die Datenbank des Maschinensystems ab und gab an, daß tatsächlich die Lager der Zentrifuge ausgebrannt waren.