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„Er ist auch Schamane und deshalb ein Freund der Elemente“, antwortete Telaron. „Und die Elemente sind so aufgewühlt, dass wir es uns nicht leisten können, seine Freundschaft abzulehnen. Wir werden Euch einer Prüfung unterziehen, Thrall vom Irdenen Ring. Kommt mit.“

Thrall folgte Telaron über die abfallenden Hügel näher an das lodernde Feuer heran. Die Bäume in der Nähe des Lagers hatten glücklicherweise noch nicht Feuer gefangen. Thrall konnte sehen, dass sie mit Wasser begossen worden waren. Alles Unterholz war entfernt worden, nur der alte Wuchs war noch vorhanden. Sein Herz schmerzte, als er das sah.

Viele der großen Bäume waren schon jenseits aller Rettung verbrannt. Andere waren gerade erst entzündet worden, doch das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Thrall erinnerte sich an die Feuersbrunst, die durch Orgrimmar getobt war, und holte schnell das Feuertotem aus seinem Beutel. Er trat vor, stemmte die nackten Füße fest in die Erde und hob seine Hände himmelwärts. Er schloss die Augen und schickte Geist und Herz aus.

Geister des Feuers, was stimmt nicht mit euch? Lasst mich euch helfen. Lasst mich euch von diesem Ort entfernen, an dem ihr alte, seltene und unersetzbare Dinge beschädigt, und lasst mich euch zu einem Ort bringen, wo ihr lebende, atmende Wesen wärmen und trösten könnt.

Es lag eine seltsame Verbissenheit im Wesen des einen Elementars, als es antwortete. Es war der düsteren Wut der Flamme ähnlich, die vor einigen Monden gedroht hatte, Orgrimmar zu zerstören. Und es lag etwas Entschlossenes in der Natur dieser Elementare.

Ich tue, was getan werden muss. Feuer reinigt. Das weißt du. Feuer verbrennt, was unrein ist, damit es der Erde zurückgeführt werden kann und der Kreislauf von Neuem beginnt. Es ist meine Pflicht, Schamane!

Mit immer noch geschlossenen Augen zuckte Thrall zusammen, als wäre er geschlagen worden. Deine Pflicht? Sicherlich erfüllst du deine Pflicht, Geist des Feuers. Aber was haben diese allen Bäume getan, dass du glaubst, sie müssten gereinigt werden? Sind sie krank? Verseucht? Verflucht?

Nichts davon, gab der Elementar zu und sprach in Thralls Herz.

Warum, dann? Sag es mir. Ich würde es gern verstehen, wenn ich kann.

Sie sind... verwirrt. Etwas stimmt nicht mit ihnen. Sie wissen nicht, was sie wissen müssten. Sie müssen vernichtet werden!

Thrall war jetzt selbst verwirrt von dieser Antwort. Er wusste sehr gut, dass alle Dinge einen Geist hatten. Selbst Steine, die nicht wirklich „lebende“ Wesen waren, selbst Feuer, das in seinem Kopf und Herzen „sprach“. Doch er konnte es nicht verstehen.

Was wissen sie?, fragte Thrall den Geist des Feuers.

Was falsch ist!

„Falsch“ wie unnatürlich oder „falsch“ wie nicht richtig?

Nicht richtig.

Thrall dachte angestrengt nach. Könnten sie lernen, was richtig ist?

Einen langen Augenblick dachte er, er hätte die Aufmerksamkeit des Geistes verloren. Er war aufgewühlt, verwirrt, verzweifelt. Wenn er ihm nicht zuhörte...

Sie wussten es einst. Sie könnten es wieder lernen.

Dann, Geist des Feuers, vernichte sie nicht. Ich flehe dich an, dich zurückzuziehen. Wenn du brennen musst, brenn als Fackel oder als Herdfeuer, um Essen zu kochen und kühle Körper zu wärmen. Verletze diese Bäume nicht mehr, sonst zerstörst du für immer ihre Fähigkeit, eines Tages lernen zu können, was richtig ist!

Thrall wartete mit angespannten Muskeln. Er hoffte verzweifelt, dass er auf der richtigen Spur war. Die einzige Art, das herauszufinden, war abzuwarten, ob das Feuer ihm gehorchte. Das Feuer knackte und brannte und Hitze stieg von den verzehrten Bäumen auf, die immer schwärzer wurden.

Dann: In Ordnung. Sie müssen neu lernen, was wahr ist. Jemand muss es ihnen beibringen. Wenn nicht, werden sie brennen. Sie werden brennen.

Und das Feuer schwand langsam zu Nichts. Thrall taumelte vornüber, seine Augen öffneten sich und auf einmal war er von seiner Arbeit ausgelaugt. Starke Hände fingen ihn auf, als Jubel aufbrandete.

„Gut gemacht, Schamane“, sagte Telaron und lächelte anerkennend. „Gut gemacht! Euch gebührt unser Dank. Bitte – bleibt bei uns über Nacht. Ihr seid unser Ehrengast.“

Müde von der Reise und dem angespannten Arbeiten nahm Thrall an. Auch die Elfen, die normalerweise am Tag schliefen, waren erschöpft. In dieser Nacht schüttelte er den Kopf vor stiller Bewunderung, als er sich zu Schneesturm setzte, aß, trank und mit den Wächterinnen und Nachtelfen lachte. Er erinnerte sich an das Treffen vor nicht allzu langer Zeit, bei dem zehn Druiden – fünf Nachtelfen und fünf Tauren – zusammengekommen waren, um friedlich Handelsrouten auszuhandeln. Sie waren überfallen und abgeschlachtet worden. Der Erzdruide der Tauren, Hamuul Runentotem, war der einzige Überlebende gewesen. Die Aktion hatte sowohl Allianz wie auch Horde empört. Es wurde vermutet, dass Garrosh Höllschrei die Angreifer geschickt hatte. Doch es wurde nie bewiesen und trotz Garroshs Heißblütigkeit glaubte Thrall den Gerüchten nicht.

Wäre das Treffen erfolgreich verlaufen, überlegte Thrall traurig, wären Nächte wie diese, in denen Lieder gesungen und Geschichten erzählt wurden, nicht so ungewöhnlich zwischen den beiden Fraktionen. Vielleicht gäbe es mehr Einigkeit und mehr Heilung in der Welt, die sie sich beide teilten.

Thrall ging schlafen, während seine nachtelfischen Gastgeber immer noch Lieder zu den Sternen sangen. Die Geräusche der Wildnis waren Musik in seinen Ohren, eingeschlagen in Schlaffelle, mit nur seiner Hand als Kissen.

Er schlief sehr tief, das erste Mal seit langer Zeit.

Thrall wurde durch ein leichtes Rütteln geweckt.

„Thrall“, erklang die melodische Stimme eines Kaldorei. „Ich bin’s, Desharin. Aufwachen. Ich muss Euch etwas zeigen.“

Nach so vielen Jahren im Kampf war Thrall daran gewöhnt, schnell aufzuwachen und sofort bereit zu sein. Er stand leise auf und folgte dem Elf. Vorsichtig ging er um die schlafenden Nachtelfen herum. Sie kamen am Mondbrunnen vorbei und gingen an den Pavillons entlang tiefer in den alten Hain.

„Wartet hier und seid leise“, flüsterte Desharin. „Hört zu.“

Die Bäume, diejenigen, denen das Schlimmste des Feuers erspart geblieben war, bewegten sich und seufzten, ihre Äste knackten, die Blätter rauschten. Thrall wartete noch einen Moment, dann wandte er sich an seinen Begleiter und schüttelte den Kopf.

„Ich höre nichts.“

Desharin lächelte. „Thrall“, sagte er leise, „da ist kein Wind.“

Und plötzlich erkannte Thrall, dass der Kaldorei recht hatte. Die Bäume bewegten sich, als würde ein sanfter Wind wehen – doch die Luft war still.

„Seht sie Euch an“, sagte Desharin. „Vorsichtig.“

Thrall tat es und konzentrierte sich. Die Knoten und Knorren an den Stämmen... die dornigen Äste...

Seine Augen weiteten sich und plötzlich verstand er, was – oder wen? – er da beobachtete. Er hatte natürlich bereits zuvor davon gehört. Doch er hatte noch nie einen gesehen.

„Das sind die Urtume“, keuchte er.

Desharin nickte.

Thrall blickte ehrfürchtig und fragte sich, wie es sein konnte, dass es ihm nicht vorher schon aufgefallen war. Er schüttelte langsam den Kopf. „Und ich habe geglaubt, ich komme nur hierher, um einen Wald zu retten. Sie schienen... genau wie Bäume.“

„Sie haben geschlafen. Ihr habt sie erweckt.“

„Ich? Wie denn?“ Thrall konnte die Augen nicht von den Urtumen lösen. Das waren sehr alte Wesen, viele von ihnen Hüter der Weisheit von vor Äonen. Sie bewegten sich und knackten und schienen... zu reden?

Thrall strengte sich an, um sie zu verstehen, und nach einem Moment merkte er, dass er die tiefen, sanft gesprochenen Worte begriff.