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„Wir haben geträumt. Verwirrende Träume, die uns verunsichert haben. Und deshalb sind wir nicht aufgewacht, als das Feuer kam. Erst als wir das uralte Ritual hörten, von Schamane zu Element, sind wir erwacht. Du hast uns gerettet.“

„Das Feuer sagte mir, dass es versucht hat, euch zu reinigen. Dass es spürte, ihr wärt... unrein“, sagte Thrall und versuchte, sich genau daran zu erinnern, was der Feuerelementar ihm gesagt hatte. „Es sagte, ihr wärt verwirrt. Ihr wüsstet nicht, was ihr wissen solltet. Dass euer Wissen fehlerhaft sei. Ich fragte, ob ihr lernen könntet, was richtig wäre, und der Geist des Feuers glaubte das. Deshalb war er einverstanden, euch nicht zu verbrennen.“

Thrall erkannte jetzt, da das Feuer keine Bedrohung mehr darstellte, dass auf einigen der Urtume kleine Kreaturen saßen, die in ihren Asten nisteten. Sie sahen wie kleine Drachen aus, mit winzigen, lebhaft gefärbten bunten Flügeln wie Schmetterlinge und fedrigen Antennen, die ihre Köpfe zierten. Eine davon löste sich von den Ästen, flog herum, landete auf Desharins Schulter und liebkoste ihn zärtlich.

„Das sind Grimmlingflitzer“, sagte Desharin und streichelte die kleine Kreatur. „Es sind keine Drachen, aber magische Beschützer und Verteidiger des Smaragdgrünen Traums.“

Und plötzlich verstand Thrall. Er musterte die Urtume, ihre kleinen magischen Beschützer und Desharins grünes Haar.

„Ihr seid ein grüner Drache“, sagte er leise. Es war eine Feststellung, keine Frage.

Desharin nickte. „Meine Aufgabe war es, Euch zu beobachten.“

Thrall runzelte die Stirn, die alte Verunsicherung kehrte zurück. „Mich beobachten? War das eine Prüfung? Habe ich Yseras Erwartungen erfüllt?“

„Nicht ganz“, sagte er. „Es war keine Prüfung Eurer Fähigkeiten. Ich sollte beobachten und sehen, was in Eurem Herzen vorging, während Ihr uns geholfen habt. Wie Ihr die Aufgabe angegangen seid. Ihr müsst eine Reise unternehmen, Thrall, Sohn von Durotan und Draka. Wir mussten sehen, ob Ihr bereit seid, sie zu unternehmen.“

Die Urtume begannen wieder in ihrer merkwürdigen knackenden Sprache zu reden: „Lange haben wir die Erinnerungen der Welt für uns behalten. Lange haben wir das Wissen gehütet, das andere verloren hatten. Doch der Geist des Feuers hatte recht. Etwas fehlt. Die Erinnerungen, die wir haben, sind neblig geworden, verwirrend... verloren. Etwas ist mit der Zeit nicht in Ordnung.“

Sie müssen neu lernen, was wahr ist. Jemand muss es ihnen beibringen. Wenn nicht, werden sie brennen. Sie werden brennen.

„Das war es, was der Geist des Feuers versucht hat, uns zu sagen“, sagte Thrall. „Ich wusste, dass ihre Erinnerungen falsch waren, unzutreffend. Doch das Feuer dachte, sie könnten die richtigen Erinnerungen wiedererlangen. Das bedeutet, es gibt Hoffnung.“

Desharin nickte und dachte laut nach. „Etwas stimmt nicht mit den Erinnerungen der Urtume. Sie sind nicht wie wir. Ihre Erinnerungen können nicht verändert werden, es sei denn, die Dinge, an die sie sich erinnern, wurden geändert. Das bedeutet, dass die Zeit selbst damit in Kontakt getreten ist.“ Er wandte sich an Thrall, ernst und gleichzeitig aufgeregt. „Das ist dann Eure Reise. Ihr müsst zu den Höhlen der Zeit reisen. Ihr müsst herausfinden, was geschehen ist, und dabei helfen, die Zeitwege in Ordnung zu bringen.“

Thrall sah ihn gebannt an. „Die Zeitwege... sie existieren also wirklich. Ich hatte gedacht...“

„Es gibt sie, Nozdormu und der Rest des bronzenen Drachenschwarms kümmern sich darum. Und zu ihm müsst Ihr mit dieser Information gehen.“

„Ich? Warum sollte er mit mir reden? Wäre ein Drache nicht die bessere Wahl?“ Es war ein fast überwältigender Gedanke: in der Zeit zurückzureisen, um die Geschichte zu verändern oder einzugreifen. Was anfänglich wie ein einfacher Auftrag geklungen hatte, hatte nun ernsthafte Bedeutung erlangt.

„Ich werde mit Euch reisen, wenn Ihr wollt“, bot Desharin an. „Doch der Aspekt war entschieden der Ansicht, dass Ihr wichtig dafür seid. Seid bitte nicht beleidigt, aber ich bin genauso wie Ihr verwirrt, warum sie das denkt.“ Er grinste ihn an und wirkte dadurch jünger, als er fraglos war. „Immerhin ist Eure Haut grün.“

Thrall wollte aufbegehren, doch plötzlich musste auch er lachen. „Ich wäre dankbar für jegliche Hilfe und Erleuchtung, die Ihr mir gewähren könnt, und ich fühle mich geehrt, dass Ysera mich für wichtig erachtet. Ich werde mein Bestes geben und helfen.“ Er wandte sich an die Urtumen. „Ich werde euch helfen, wenn ich kann.“

Die Urtume knisterten und Thrall hörte, wie etwas sanft zu Boden fiel und vor seinen Füßen liegen blieb.

„Das ist ein Geschenk für Euch“, sagte Desharin.

Thrall bückte sich und hob es auf. Es war eine Eichel und sie sah für ihn völlig gewöhnlich aus. Doch er wusste, dass sie viel mehr war. Und er spürte einen Schauder, als er seine Hand für einen Moment schützend drum herum legte, bevor er sie sorgfältig in seinem Beutel verstaute.

„Passt gut darauf auf, sagte Desharin mit plötzlicher Ernsthaftigkeit. „Diese Eichel enthält all das Wissen seines Elternbaums und all das Wissen von dessen Elternbaum... und so weiter. Zurück bis zum Anfang aller Dinge. Ihr sollt sie pflanzen, wo es Euch richtig erscheint.“

Thrall nickte, seine Kehle zog sich zu angesichts des Geschenks und der bevorstehenden Aufgabe.

„Das werde ich tun“, versicherte er den Urtumen.

„Und nun, Freund Orc“, sagte Desharin und blickte empor zum sich erhellenden Himmel, „machen wir uns auf zu den Höhlen der Zeit.“

6

Die Reise auf dem Rücken des Drachen würde nicht lange dauern, hatte Desharin erklärt und Thrall hatte zugestimmt. Schneesturm musste er zwangsläufig zurücklassen. Telaron selbst versicherte Thrall, dass man sich um sie kümmern würde.

„Eure Freundschaft mit Lady Jaina ist wohlbekannt“, hatte der Nachtelf gesagt. „Wir werden uns um Eure Wolfsfreundin kümmern, bis wir sie zurücksenden können. Schneesturm ist ein edles Tier und verdient nichts Geringeres.“ Die Druiden würden sich ausgezeichnet um das Wohl des Tieres kümmern und Jaina wäre sicher in der Lage, eine friedvolle Reise zu arrangieren. Schneesturm könnte in keinen besseren Händen sein. Thrall streichelte sie ein letztes Mal hinter den Ohren, bevor er sich an Desharin wandte.

Desharin hatte seine normale Gestalt angenommen und betrachtete Thrall, als er näher kam.

„Ihr ehrt mich, indem Ihr mich tragt“, sagte Thrall zu dem grünen Drachen.

„Ihr habt einen Auftrag von Ysera erhalten“, antwortete Desharin. „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Habt keine Angst. Ich werde Euch schnell und sicher tragen. Darauf habt Ihr mein Wort. Ich bürge mit meinem Leben dafür, meinen Aspekt nicht zu enttäuschen.“

„Ist sie schrecklich in ihrer Wut?“

„Gut möglich, wenn sie mit Wut erwacht. Sie ist ein Aspekt.

Sie verfügt über eine unglaubliche Kraft. Doch ihr Herz ist freundlich“, sagte Desharin. „Wir dienen ihr nicht aus Furcht, sondern aus Liebe. Es würde mich vernichten, wenn ich ihr irgendwelche Sorge bereiten würde.“

Die Worte zeugten von Respekt und Verehrung, und die tiefe Loyalität, die Ysera in ihrem Schwarm genoss, berührte Thrall.

So merkwürdig dieses Abenteuer auch war, so war er doch froh, dass er es angenommen hatte. Langsam kletterte er auf das große Wesen und dann, fast ohne Anstrengung, war der Drache in der Luft.

Thrall blieb der Atem weg bei der Magie und Macht, die Desharin ausstrahlte. Seine Hügel schlugen kräftig, die Luft strömte kühl über Thralls Haut und er stieg scheinbar mühelos aufwärts. Als er wieder atmen konnte, wollte Thrall fast lachen. Früher, so erkannte er, hatte er Tiere geritten, die fliegen konnten. Doch nun fühlte er sich, als wäre er selbst so ein Tier.

„Könnt Ihr mir mehr von Euch erzählen? Von den anderen Drachen?“, fragte Thrall. „Ich weiß nur wenig, und um ehrlich zu sein... ich weiß nicht, was davon Legende und was Fakt ist.“