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Er verstand immer noch nicht wirklich, was der Magier von ihm wollte. Die Worte ergaben immer noch keinen Sinn. Doch Thrall war nun ruhiger und er wusste, dass er es, wenn der richtige Moment kam, irgendwie verstehen würde.

Führt mich, erbat er von den Elementargeistern. Ich brauche Hilfe, doch ich scheine nicht dieses große Wesen finden zu können, das zu finden ich ausgesandt wurde. Ich sehe Bilder von ihm, Hinweise, doch jedes Mal falle ich nur in eine weitere meiner Lebenssituationen und komme ihm nicht näher.

Er öffnete die Augen.

Nozdormu stand vor ihm. Oder eher ein durchscheinendes Bild von ihm. Der große Drache hatte den Mund geöffnet und sagte etwas, doch Thrall hörte nichts.

„Was wollt Ihr, Zeitloser?“, rief er. „Ich versuche, Euch zu finden!“

Nozdormu streckte ein Vorderbein aus, die Handfläche nach oben zeigend, und winkte Thrall heran. Der Orc stürmte vorwärts...

Und da war es, kam jedes Mal schneller – das Leuchten des Sonnenlichts auf bronzenen Schuppen. Das war nicht der Ort in der Zeit, den Thrall erwartet hatte.

Er erinnerte sich an etwas, was Cairne ihm einst vor langer, langer Zeit gesagt hatte. Deine Bestimmung... wird dich in der Zeit finden...

Wo ist die richtige Zeit?, wollte Thrall rufen. Er war krank, seelenkrank von der Jagd nach merkwürdigen Illusionen, die ihn scheinbar nur neckten und auf einen weiteren Zeitweg lockten.

Jedes Mal, wenn er dem Bild des Zeitlosen folgte, führte es ihn an einen anderen Punkt seines Lebens. Einige waren angenehm zu durchleben, andere weit weniger. Aber jeder war ein bedeutender Moment, ein tiefgründiger Ort in der Zeit. Und in jedem dieser Momente sah Thrall Nozdormu. Er achtete darauf, ob der geheimnisvolle Meuchelmörder wieder auftauchte, nur schien es kein Anzeichen von diesem beharrlichen Menschen zu geben. Thrall hoffte, dass der Bastard ertrunken war, ertrunken durch das Gewicht seiner merkwürdig vertrauten Rüstung in einem Strom, der viel mehr war als ein Strom. Doch die Hoffnung, dass kein weiteres Aufeinandertreffen mehr stattfinden würde, schwächte seine Wachsamkeit nicht.

Thrall erkannte, dass er schon viel zu lange ohne Nahrung und Schlaf gewesen war, als er durch ein weiteres Portal in einen dämmrigen Wald trat. Er war vertraut... zu vertraut.

„Wieder die Hügellande“, murmelte er und rieb sich das Gesicht.

Gut, immerhin kannte er den Weg. Der Wald hatte sich verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen war – vor wie langer Zeit? Sein knurrender Magen und sein müder Körper sagten ihm, dass fast ein Tag vergangen war. Die Bäume wirkten älter, was ihn zu dem Schluss brachte, dass Jahre vergangen sein mussten, seit... seit er den Tod seiner Eltern miterlebt hatte. Und es herrschte eine andere Jahreszeit. Es war mitten im Sommer. Das bedeutete, viel Wild und Beeren und Früchte, die man sammeln konnte. Also würde er wenigstens nicht verhungern, während er darauf wartete, welchen Moment aus der Vergangenheit er miterleben würde.

Er stellte schnell eine Falle auf, um ein Kaninchen zu fangen, und ging dann eine Weile auf Nahrungssuche, genoss die Stille, die lange Dämmerung. Die Schlinge schnappte zu. Thrall entfachte geübt ein Feuer, um das kleine Tier zu braten. Obwohl viele Orcs rohes Fleisch bevorzugten, mochte er es lieber gegart. Dann streckte er sich am Feuer aus, um etwas verzweifelt benötigten Schlaf nachzuholen.

Als er etwas später erwachte, war er sofort alarmiert. Er rührte sich nicht. Etwas Kaltes und Metallisches presste sich gegen seine Kehle.

„Dumme, dreckige Orcs“, erklang eine Stimme. Sie war weiblich und irgendwie rau, als wäre sie einige Zeit nicht mehr benutzt worden. „Wenn es nicht ums Geld ginge, dass du mir einbringst, würde ich dich dort töten, wo du gerade liegst.“

Geld? Sie musste von einer Art Kopfgeld sprechen. War im Land der Allianz eins auf seinen Kopf ausgesetzt? Und war er in der Dunkelheit so leicht zu erkennen? Nein, das hätte die Frau sicherlich sofort gesagt und nicht eine allgemeine Drohung gegen Orcs ausgestoßen.

„Ich tue dir nichts“, sagte Thrall, seine Stimme so ruhig wie möglich. Es war eine Donnerbüchse, die sie gegen seinen Hals drückte. Er überlegte, wie gut die Chancen standen, sie ruckartig zu sich zu ziehen und sich wegzudrehen, bevor sie feuern konnte. Wahrscheinlich standen sie nicht allzu gut.

„Oh, ich weiß, dass du mir nichts tust, weil ich dir sonst das Hirn rausschießen würde. So, steh langsam auf, beweg dich. Lebend bist du mehr wert als tot. Aber glaub nicht, ich würde mich nicht auch mit einem kleineren Kopfgeld zufriedengeben, wenn du Ärger machst.“

Er gehorchte, bewegte sich langsam, wie sie es befohlen hatte, hielt seine Hände, wo sie sie sehen konnte.

„Rüber zu dem Baum, nach links, dann dreh dich um und sieh mich an“, befahl sie.

Thrall gehorchte, drehte sich langsam...

Und keuchte.

Die Frau vor ihm war dünn, fast schon hager. Ihr kurz geschnittenes Haar war hell. Sie schien Anfang dreißig zu sein und trug praktische Hosen, Stiefel und ein Hemd. Das Mondlicht ließ ihr Gesicht verhärmt wirken, mit Schatten unter ihren Wangenknochen und den Augen. Doch Thrall glaubte, dass Sonnenlicht auch nicht gnädiger gewesen wäre. Einst mochte sie schön gewesen sein. Eigentlich wusste Thrall ganz genau, dass sie es gewesen war.

„Taretha“, keuchte er.

9

Tarethas Augen verengten sich, als sie mit der Donnerbüchse direkt auf seine breite Brust zielte. „Ich schieße nicht daneben“, sagte sie. „Woher kennst du meinen Namen?“

Einen wilden Moment lang war Thrall völlig verwirrt. Und dann verstand er. Er musste in einen der falschen Zeitwege gestolpert sein – einen von denen, die die Bronzedrachen versuchten zu reparieren. Denn, so schmerzvoll es auch sein mochte, er wusste, dass Taretha Foxton, seine einzige Freundin während der Kindheit, niemals älter als Mitte zwanzig geworden war.

„Das hört sich jetzt vielleicht ziemlich merkwürdig an, aber bitte – du musst mir glauben“, sagte er und versuchte, ruhig zu klingen – und so vernünftig wie möglich.

Sie hob eine Augenbraue. „Du kannst gut reden... für eine stinkende Grünhaut.“

Es schmerzte, Taretha so sprechen zu hören. Sie, die ihn stets wie einen Bruder behandelt hatte. Doch er reagierte nicht darauf.

„Es ist, weil ich – von Menschen erzogen wurde“, sagte er. „Ich wurde von Lord Aedelas Schwarzmoor aufgenommen und als Gladiator ausgebildet. Er sorgte dafür, dass ich lesen und schreiben lernte. Ich bekam Unterricht in Kriegskunst. Deine Mutter, Clannia, hat mir das Leben gerettet, Taretha. Sie zog mich groß, als ich ein Kind war. Mein Name ist... Thrall.“

Das Gewehr wackelte, doch nur einen Moment lang. Thrall konnte an der Art, wie sie damit umging, erkennen, dass Taretha Feuerwaffen nicht fremd waren.

„Das ist eine Lüge“, sagte sie. „Der Orc ist nach ein paar Tagen gestorben.“

Thralls Gedanken rasten. Also hatte er in diesem Zeitweg existiert... aber er war als Kind gestorben. Das war alles so schwer zu verstehen. Er versuchte es erneut. „Hast du schon mal von Drachen gehört, Taretha?“

Sie schnaubte. „Beleidige mich nicht. Natürlich habe ich das. Was haben die mit einem Orc zu tun, mit dem ich allmählich meine Geduld verliere?“

Sie war so schroff, so bitter. Doch Thrall versuchte es weiter. „Dann weißt du vielleicht, dass es eine Gruppe von Drachen gibt, die der bronzene Drachenschwarm genannt wird. Ihr Anführer ist Nozdormu. Sie stellt sicher, dass sich die Zeit so entfaltet, wie sie es soll. Auf einem anderen Zeitweg habe ich überlebt und wurde Gladiator, so wie Schwarzmoor es wollte. Du hast mir Nachrichten geschickt, versteckt in Büchern. Du wurdest meine Freundin.“