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Er hob den Hammer.

Der Zwielichtdrache war fast bei ihm.

Und unvermittelt befand sich Thrall einige Meter in der Luft, etwas Starkes, Unerbittliches und Sicheres legte sich um seinen Körper. Er blickte hinunter und sah, dass ihn Klauen umgaben. Kalecs Stimme erklang. „Auf meinen Rücken, schnell! Dort seid Ihr sicherer!“

Und Thrall wusste, dass das stimmte. Als Kalec den Orc zu seinen riesigen geflügelten Schultern beförderte, öffnete er die Klauen. Thrall sprang, flog ein paar Sekunden durch die Luft, bevor er auf Kalecs breitem Rücken landete.

Trotz der Wesensverwandtschaft der blauen Drachen mit der kalten Magie fühlte sich Kalecgos für Thrall warm an. Wärmer als selbst Desharin oder Tick, als er auf ihnen geritten war. Wenn man seinen Flug auf den beiden Drachen mit einem Flüstern verglich, dann war das Sitzen auf dem Rücken des blauen Aspekts ein freudvoller Schrei. Energie durchfloss Thrall, die Magie knisterte und er hielt sich fest, als Kalecgos losschoss und sich hinabstürzte. Kalec flog auf zwei Zwielichtdrachen zu und stieß seinen tödlichen, eisigen Atem aus. Die Gegner brüllten vor Schmerz und wurden feinstofflich – außer an den Stellen, an denen Kalecs Atem sie vorher getroffen hatte und ihr Fleisch gefroren war. Kalec wendete, schlug mit seinem Schwanz und zerschmetterte das gefrorene Vorderbein des einen. Der Flügel des anderen war vereist und der Zwielichtdrache stürzte ab – sein nutzloser Flügel trug ihn nicht länger.

Der Orc und der Aspekt bewegten sich in schönster Synchronität. Thrall hielt sich auf Kalec, als wäre er dort festgeschweißt, und spürte keine Furcht, als das große Wesen hinabtauchte, wieder stieg und und sich in Kurven legte. Kalec griff mit Magie an, mit Illusionen, die einen der Zwielichtdrachen herbeilockten, während der blaue Aspekt sich auf einen anderen stürzte und sich dabei so geschickt bewegte, dass er einem Dritten derart nahe kam, dass Thrall einen eigenen Angriff starten konnte.

„Der Hinterkopf des Schädels!“, rief Kalecgos.

Thralls Sprung ergänzte Kalecgos’ Bewegungen so perfekt, dass er nicht mal darüber nachdachte. Er landete auf dem Nacken des Zwielichtdrachen und schlug mit dem Schicksalshammer genau auf die Stelle, die Kalec ihm genannt hatte. Die Kreatur war so überrascht, dass sie nicht mal mehr die Chance hatte, sich zu verwandeln, sondern augenblicklich starb und zur Erde hinabstürzte.

Und da war Kalec, der elegant herangeflogen kam, und Thrall sprang erneut vom Rücken eines Drachen zum anderen. Die Flügel des Aspekts schlugen und sie stiegen auf, bereit, die Schlacht fortzusetzen. Der Orc blickte sich um, kaum erschöpft, die Sinne angespannt, und erlaubte sich ein kleines Lächeln.

Die blauen Drachen gewannen.

15

Die blauen Drachen gewannen!

Sie waren unterlegen, doch sie gewannen fraglos diese Schlacht. Die blauen Drachen waren durch das Auftauchen des neuen Aspekts ermutigt. Das Ritual hatte funktioniert, die Segnung der Titanen war erbeten und gewährt worden. Freude und Erleichterung hatten den Drachen neue Energie gegeben und die Willensstärke, zu kämpfen und sich zu schützen.

So hatte es nicht ablaufen sollen!

Blutend, ein Teil von ihm erfroren, ein Flügel von einem gezielten Angriff von Kalecgos verletzt, hielt sich Arygos nur mit Mühe in der Luft. Er fühlte sich schwach, verängstigt und an keines der beiden Gefühle war er gewöhnt.

Wie hatten die Dinge nur so schrecklich schiefgehen können?

Alles, woran Arygos im Moment denken konnte – wie ein gefangenes Tier, überlegte er mit einer Mischung aus Panik und Empörung –, war Sicherheit. Eine Höhle. Ein Ort, wo er sich erholen, ausruhen und nachdenken konnte. Es gab so einen Ort, um sich zu beruhigen und den Schrecken abzuschütteln, der sich in sein Hirn gefressen hatte wie ein dunkler Nebel.

Er blickte sich hitzig nach Kalecgos um. Da war er, groß, leuchtend und stolz. Er strahlte mit all der Macht, die er, Arygos, sich entschlossen hatte zu verkörpern. Und wie eine zusätzliche Beleidigung saß auf seinem Rücken Kalecs geliebter Orc, der wie eine Klette an ihm hing, den Hammer schwang und die Schädel von Arygos’ Zwielichtdrachen zerschmetterte.

Das Auge. Er musste zum Auge der Ewigkeit, um nachzudenken, um sich zu sammeln, um einen Plan zu entwickeln. Es war das Herz des Nexus, der Rückzugsort seines Vaters, und es rief ihn in diesem Moment der Panik. Nur dieser Gedanke brachte ihm wenigstens etwas Ruhe. Wimmernd, was so unpassend für einen Drachen war, flog er los. Wie ein Stein stieß er von der Spitze des Nexus hinab, wo der Luftkampf so unerwartet schlecht lief. Er fiel mehr, als dass er flog, im letzten Moment öffnete er die Flügel und glitt in den Eingang des Nexus hinein. Dann segelte er durch die labyrinthartigen Gänge, sein Herz raste, während die Panik ihre eisigen Klauen in sein Herz schlug.

Und dort war es, ein wirbelndes, nebliges Portal. Auf der anderen Seite wartete das Auge der Ewigkeit. Arygos flog schnell hindurch, tauchte in den Nachthimmel dieser kleinen Dimension. Einst war dort eine blaugraue Plattform gewesen, auf der man landen und sich erholen konnte, während man über die Mysterien nachdachte, die die Vergangenheit umgaben. Magische Runen hatten getanzt, waren wie leicht fallende Schneeflocken erschienen und wieder verschwunden. Der schwarze Nachthimmel war mit kalten Sternen bedeckt gewesen, er hatte sich verändert, war verdreht, und in einem Teil wirbelte nun ein blauweißer Nebel.

Die Plattform gab es nicht mehr. Sie war zerschmettert, in der Schlacht vernichtet worden, in der seinem Vater das Leben genommen worden war. Eins der herumwirbelnden Bruchstücke enthielt immer noch eine magische Kugel, bekannt als die fokussierende Iris. Malygos hatte sein eigenes Blut benutzt, um die Kugel, die seit Jahrtausenden geschlafen hatte, zu aktivieren und zu beherrschen. Mit der geöffneten fokussierenden Iris war Malygos in der Lage gewesen, mächtige Nadeln zu kontrollieren, um damit arkane Magie aus Azeroths Leylinien zu ziehen und in den Nexus zu leiten. Und es war die Öffnung der fokussierenden Iris gewesen, ein dünner Riss mit einem lang vergessenen Schlüssel, die Malygos zu seiner letzten Schlacht gelockt hatte.

Auch wenn es ihn an einen schlimmen Moment seines Leben erinnerte, war dieser Ort tröstend und vertraut. Arygos spürte, wie er sich entspannte. Er landete auf einem der sich langsam bewegenden Teile der Plattform, faltete die Flügel zusammen und öffnete das Maul. Gierig sog er die Luft in tiefen Atemzügen ein.

„Arygos?“

Der Drache öffnete die Augen und entfaltete augenblicklich seine Flügel. Wer wagte es...?

„Schwarzmoor!“ Er atmete erleichtert aus. „Ich bin froh, Euch zu sehen.“

„Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen“, erwiderte der Mensch und trat vor. Er stand auf einem der anderen Plattformteile und sah zu dem schwebenden Drachen empor. Er nahm den Helm herunter und sein langes schwarzes Haar fiel herab. Seine blauen Augen flackerten zu Arygos. „Was ist passiert? Ich weiß nicht viel über Aspekte, aber ich vermute mal, Ihr seid es nicht geworden.“

Arygos wimmerte. „Nein. Sie wählten... Kalecgosss.“ Er zischte den Namen, er war so wütend und es klang so falsch. „Dieser dumme Orc – er nahm mir das Herz des Drachenschwarms, das rechtmäßig mir zusteht!“

Schwarzmoor runzelte die Stirn. „Das ist nicht gut“, sagte er.

„Glaubt Ihr, das weiß ich nicht?“ Wütend schlug Arygos mit seinem Schwanz auf die Plattform, die sich gefährlich neigte. „Das ist alles Thralls Schuld. Wenn Ihr ihn einfach getötet hättet, wie Ihr solltet...“

Die Augen des Menschen verengten sich. „Ja, und wenn Ihr Aspekt geworden wärt, wie Ihr solltet, müssten wir jetzt nicht diese angenehme Unterhaltung führen.“ Seine Stimme knallte wie eine Peitsche. „Doch keiner von uns hat, was wir haben wollten, also schieben wir unsere Wut beiseite und finden heraus, wie wir es dennoch bekommen können.“

Der Mensch hatte recht. Arygos beruhigte sich. Er musste sich konzentrieren, deshalb war er ja hierhergekommen.