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„Zusammen können wir vielleicht unsere beiden Ziele erreichen“, sagte Arygos, „und den Vater des Zwielichts und Todesschwinge zufriedenstellen.“

Schwarzmoor musterte ihn. „Fahrt fort.“

„Wir beide wollen, dass Thrall stirbt. Und wir beide wollen, dass ich Aspekt werde. Kommt mit mir zurück in den Kampf, König Schwarzmoor. Nehmt Eure Rache. Wenn Ihr den Orc tötet, wird Kalec sehen, dass nicht alles so läuft, wie er will. Und wenn Kalec wankt, wird das Vertrauen des Schwarms erschüttert – diese unseligen Wyrm. Dann ist Kalecgos verwundbar und ich kann ihn vernichten.“ Er wurde aufgeregter, während er sprach, den Plan ausarbeitete, sich jeden einzelnen Schritt ausmalte. „Wenn Kalecgos erst besiegt ist, werden die blauen Drachen verzweifelt nach jemandem suchen, der sie führt, und sich mir zuwenden – so erhalte ich die Kräfte eines Aspekts, wie ich sie von vornherein hätte erhalten sollen! Alles ist dann, wie es hätte sein sollen!“

„Ist das sicher?“, fragte ihn Schwarzmoor herausfordernd.

„Nein... nicht ganz, jedenfalls. Aber zu wem sonst sollte die Kraft übergehen? Ich war der Einzige, der gegen Kalec angetreten ist. Sie werden sich mir zuwenden, wenn ich ihn als den Feigling entlarve, der er ist.“

Schwarzmoor strich mit der gepanzerten Hand durch seinen Spitzbart und dachte nach. „Mir gefallen die Chancen nicht. Ich bin nur ein Mensch. Gegen einen oder ein paar Drachen komme ich vielleicht an – aber gegen einen ganzen Schwarm?“

„Vertraut mir. Thrall wird völlig verwirrt sein, wenn er Euch sieht“, drängte Arygos. Er mochte es nicht, zu betteln, aber er brauchte den Menschen. „Und wenn Thrall tot ist, sind die blauen Drachen geschlagen. Es sind immer noch viele Zwielichtdrachen in der Luft. Gemeinsam können wir es schaffen!“

Der Mensch nickte nachdenklich. „Nun gut. Ein riskanter Plan, aber was ist das Leben ohne Risiko, was?“ Er grinste, seine weißen Zähne leuchteten, das Lächeln eines Jägers.

„Es ist nur ein kleines Risiko“, sagte Arygos, „für so eine große Belohnung.“ Er war erleichterter, als er gedacht hatte. Er kannte die Geschichte dieses Menschen, kannte seinen Hass auf Thrall. Schwarzmoor wollte diesen Orc tot sehen. So wie Arygos Kalec tot sehen wollte. Arygos flog zur Plattform, auf der der Mensch stand. Er kauerte sich so hin, dass Schwarzmoor leicht auf seinen Rücken klettern konnte.

Sie konnten es schaffen. Er wusste, dass sie es konnten. Dann wären endlich alle Hindernisse beseitigt. Er wäre Aspekt, wie er es immer hatte sein wollen.

Sein Herz hob sich mit jedem Flügelschlag, während er auf das wirbelnde Portal zuflog. Unter ihm schwebten und drehten sich die Teile der Plattform träge. Arygos sah hinunter und bemerkte, wie sich eins überschlug und so die fokussierende Iris enthüllte, die sich direkt unter ihm befand.

Der Schmerz kam plötzlich, war schockierend und scharf. Eine glühende Nadel durchdrang seine Schädelplatte. Nachdem Schwarzmoors Schwert zugestoßen hatte, blieb Arygos noch lange genug am Leben, um zu sehen, wie sein rotes Blut auf die fokussierende Iris traf und wie sie sich weit öffnete. Als er hinabstürzte, verfolgte er, wie Schwarzmoor einen gewagten Sprung von seinem Rücken auf ein sich langsam drehendes Teil der Plattform vollführte. Arygos, der Sohn des Malygos, begriff, dass er durch Verrat gestorben war.

In der einen Hand hielt Thrall den Schicksalshammer, während er die andere hob. Blitze krachten, bildeten in einer Kettenreaktion eine Zickzacklinie und bedeuteten den brennenden Tod von nicht weniger als vier Zwielichtdrachen. Der Schlag ließ sie alle erstarren, versengte sie und ihre ledrigen Flügel. Sie schrien vor Schmerz und blieben gerade noch lange genug in ihrer körperlichen Gestalt, dass Thrall von Kalecs Rücken auf einen der Zwielichtdrachen springen, den Schicksalshammer heben und ihm dem Drachen über den Schädel ziehen konnte. Er traf nicht richtig und der Drache konnte sich noch feinstofflich machen. Thrall stürzte ab. Er blickte hinunter auf den Schnee, der ihm entgegenzurasen schien. Doch dann erkannte er plötzlich Kalecs’ breiten, leuchtend blauen Rücken. Thrall landete hart darauf, aber sicher.

Thrall suchte den nächsten Feind, als der Nexus plötzlich erschüttert wurde. Licht schien von überall her zu explodieren und selbst der mächtige Aspekt wirbelte herum und stürzte. Thrall klammerte sich an Kalecs Rücken.

„Was ist geschehen?“, rief Thrall.

„Eine Explosion arkaner Magie!“, rief Kalec zurück. Sein langer, geschmeidiger Hals war gesenkt, während er hinunter auf den Nexus blickte, der immer noch magische Energien wie ein Feuerwerk versprühte. „Ich bin nicht sicher, was...“

„Die Zwielichtdrachen!“ Thrall schaute sich um, während Kalec nach unten sah. „Sie fliehen zurück zum Tempel.“

„Blaue Drachen! Zu mir!“, rief Kalec, seine Stimme klang verstärkt und tiefer und bebte durch Thralls Sehnen. „Unser Feind flieht – wir sind im Vorteil! Vernichtet sie, bevor sie zu ihrem Herrn zurückeilen können!“

Wenn Thrall geglaubt hatte, Kalec wäre zuvor schnell gewesen, konnte er jetzt kaum atmen, so pfeilschnell flog der Drachenaspekt. Die Zwielichtdrachen gaben ihr Bestes bei ihrer verzweifelten, abrupten Flucht. Sie waren so mit Fliehen beschäftigt, dass sie das Kämpfen vergaßen. Alle waren in feinstofflicher Gestalt.

Die blauen Drachen antworteten einzig mit magischen Angriffen. Die Luft zischte und knisterte vor weißer arkaner Energie, schimmerte von eisigem Frost und den plötzlichen Böen eines einzigen Schneesturms. Mehrere Gegner fielen, doch noch mehr entkamen.

Die blauen Drachen folgten ihnen, grimmig und zu allem entschlossen.

Kirygosa beobachtete das alles und war erschrocken. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass das Böse keinen Erfolg hatte.

Sie spürte, wie ihr Bruder starb, spürte, wie seine Lebensenergie, das Blut eines Nachkömmlings des Malygos, benutzt und in einer Art kanalisiert wurde, die ihr verstörend vertraut war. Der Vater des Zwielichts schien dank der Informationen, die Todesschwinge ihm gegeben hatte, zweifelsfrei genau zu wissen, was er tat.

Sekunden nach dem Tod ihres Bruders zog ein Sturm am Himmel über dem Wyrmruhtempel auf. Schwarz-lila Wolken wirbelten wütend umher. Mit einem mächtigen Krachen entlud sich der Himmel. Kirygosa schrie auf und presste die Hände auf ihre gepeinigten menschlichen Ohren.

Blendend weißes Licht schoss nach oben und unten. Es war wie eine Lanze, die den Himmel bis ins Unendliche durchstieß und ebenso tief in die Erde eindrang. Sie erkannte es als eine Nadel, ein Werkzeug, das aus arkaner Energie bestand. Einst hatte Malygos solche Nadeln benutzt, um arkane Magie aus den Leylinien von Azeroth in den Nexus zu transferieren.

Nun wurde der Prozess umgekehrt. Die Nadel zog Kraft aus dem Nexus.

Und gefangen von der Nadel zwischen Himmel und Erde war Chromatus.

Die Spitze von fast unfassbarer magischer Energie bohrte sich in den riesigen, gesprenkelten, leblosen Körper der Monstrosität. Kirygosa zitterte, während sie es beobachtete, schlang die Arme um sich und registrierte kaum die Nadeleinstiche und Narben auf ihrer bleichen Haut. Sie wusste nur zu genau, dass sie ein Grund von mehreren war, weshalb dieser gespenstische Vorgang vor ihr ablief. Sie hatten sie für Experimente benutzt. Doch sie hatten sie aus zwei Gründen am Leben gelassen: wegen ihrer Abstammung und ihres Geschlechts.

„Du hast Glück, meine Liebe“, sagte der Vater des Zwielichts neben ihr. „Glücklich unter den Drachen bist du, dies mitzuerleben... und etwas dazu beigetragen zu haben.“

„Sieht so aus, als hätte mein Bruder einen größeren Anteil geleistet“, sagte Kiry so zornig, dass ihre Stimme rau und brüchig klang. „So also belohnt der Schattenhammer Dienst und Treue. Arygos hat für Eure Sache einen ganzen Schwarm verraten – eigentlich ein ganzes Volk – und du hast ihn getötet!“

„Ich habe ihn getötet, weil er versagt hat, nicht, weil er diente“, erwiderte der Vater des Zwielichts milde. „Und ja, so honoriert der Schattenhammer Versagen.“