Zu Knuts erstem Auftritt in der Öffentlichkeit erschienen 400 Journalisten, weitaus mehr als zum EU – Gipfel, der gleichzeitig stattfand. Es gab Knut-Krawatten, Knut-Rucksäcke, Knut-Teller, Knut-Schlafanzüge, Knut-Figürchen und wahrscheinlich, wobei ich das nicht überprüft habe, Knut-Unterhosen. Knut hat einen Paten, Sigmar Gabriel, den damaligen deutschen Umweltminister. Knuts Beliebtheit war sogar schuld am Tod eines anderen Zootiers, des Pandas Yan Yan. Tierpfleger nehmen an, dass die 30 000 Besucher, die in den Zoo drängten, um Knut zu sehen, zu viel für Yan Yan waren – das hat sie entweder zu Tode aufgeregt oder zu Tode deprimiert (das war mir nicht ganz klar). Und wo ich gerade beim Tod bin: Als ein Tierschützer die Frage stellte – rein hypothetisch, wie er später betonte –, ob es nicht besser sei, ein Tier einzuschläfern, als es unter solchen Bedingungen großzuziehen, gingen Schulkinder auf die Straße und skandierten: »Lasst Knut leben!« Fußballfans grölten für Knut statt für ihre Mannschaft.
Wenn man Knut besucht und Hunger bekommt, gibt es ein paar Meter neben seinem Gehege eine Bude, die »Knutwurst« verkauft. Sie besteht aus dem Fleisch von Schweinen aus Massentierhaltung, die mindestens so intelligent sind wie Knut und unsere Aufmerksamkeit genauso verdient haben wie er. Das ist die Artengrenze.
Bäuerlicher Familienbetrieb
Unter einem bäuerlichen Familienbetrieb versteht man normalerweise einen landwirtschaftlichen Betrieb, bei dem die dort wohnende Familie Besitzer der Tiere ist und sie die gesamte Organisation und die tägliche Arbeit übernimmt. Vor zwei Generationen waren nahezu alle Bauernhöfe Familienbetriebe (siehe auch: MASSENTIERHALTUNG).
Beifang
Beifang, das vielleicht beste Beispiel für Bullshit (siehe: BULLSHIT), meint zufällig gefangene Meerestiere. Nur werden sie nicht wirklich »zufällig« gefangen, in der heutigen Fischereipraxis ist Beifang einkalkuliert. Die moderne Fischerei braucht in der Regel viel Technik und wenige Fischer. Diese Kombination führt zu gewaltigen Fängen mit gewaltigen Mengen an Beifängen. Nehmen wir als Beispiel Garnelen. Ein durchschnittlicher Garnelenkutter wirft 80 bis 90 Prozent der Meerestiere, die er fängt, tot oder sterbend wieder über Bord. (Dieser Beifang besteht zu einem großen Teil aus gefährdeten Arten.) Garnelen machen, auf das Gewicht bezogen, nur zwei Prozent der Meerestiere aus, die weltweit zur menschlichen Ernährung gefangen werden, die Garnelenfischerei ist allerdings weltweit für 33 Prozent des Beifangs verantwortlich. Darüber denken wir normalerweise nicht nach, weil wir normalerweise nichts davon wissen. Und wenn unsere Lebensmittel nun so gekennzeichnet wären, dass wir erführen, wie viele Tiere getötet wurden, um unser gewünschtes Tier auf dem Teller zu haben? Bei in Indonesien gefangenen Garnelen könnte zum Beispiel auf dem Etikett stehen: FÜR JE 1 PFUND DIESER GARNELEN WURDEN 12 KILO ANDERER MEERESTIERE GETÖTET UND INS MEER ZURÜCKGEWORFEN.
Oder nehmen wir Thunfisch. Zu den anderen 145 Arten, die beim Thunfischfang – unnötigerweise – regelmäßig getötet werden, gehören: Mantarochen, Teufelsrochen, Gefleckter Rochen, Großnasenhai, Bronzehai, Galapagoshai, Sandbankhai, Nachthai, Sandtigerhai, Menschenhai, Hammerkopfhai, Dornhai, Kubanischer Dornhai, Großaugenfuchshai, Makohai, Blauhai, Wahoo, Fuchshai, Bonito, Königsmakrele, Gefleckte Königsmakrele, Langschnäuziger Speerfisch, Weißer Marlin, Schwertfisch, Lanzenfisch, Grauer Drückerfisch, Hornhecht, Pomfret, Blaue Stachelmakrele, Schwarzfisch, Goldmakrele, Galeerenfisch, Igelfisch, Regenbogenmakrele, Sardelle, Zackenbarsch, Fliegende Fische, Kabeljau, Seepferdchen, Ruderfisch, Opah, Escolar-Schlangenmakrele, Gabelmakrele, Dreischwanzbarsch, Amerikanischer Seeteufel, Seeteufel, Mondfisch, Muräne, Pilotfisch, Schwarzer Hechtkopf, Atlantischer Wrackbarsch, Blaufisch, Umberfische, Roter Trommler, Gelbschwanzmakrele, Stachelmakrele, Gemeine Meerbrasse, Barrakuda, Kugelfisch, Unechte Karettschildkröte, Suppenschildkröte, Lederrückenschildkröte, Echte Karettschildkröte, Karibische Bastardschildkröte, Gelbnasenalbatros, Korallenmöwe, Balearen-Sturmtaucher, Schwarzbrauenalbatros, Mantelmöwe, Kappensturmtaucher, Langflügel-Sturmvogel, Grausturmvogel, Silbermöwe, Aztekenmöwe, Nördlicher Königsalbatros, Weißkappenalbatros, Dunkler Sturmtaucher, Silbersturmvogel, Yelkouan-Sturmtaucher, Mittelmeermöwe, Minkwal, Seiwal, Finnwal, Gemeiner Delfin, Nördlicher Glattwal, Pilotwal, Buckelwal, Schnabelwal, Killerwal, Schweinswal, Pottwal, Blau-Weißer Delfin, Atlantischer Fleckendelfin, Spinnerdelfin, Großer Tümmler und Cuvier-Schnabelwal.
Stellen Sie sich vor, man serviert Ihnen einen Teller Sushi. Und auf diesem Teller sind auch all die Tiere, die für Ihre Portion Sushi getötet wurden. Der Teller müsste einen Durchmesser von 1,50 Meter haben.
Biologisch
Was bedeutet »biologisch« (engl. »organic«) in den USA?Nicht gar nichts, aber doch deutlich weniger, als wir gerne glauben möchten. Für Fleisch, Milch und Eier mit dem Label »biologisch« verlangt das amerikanische Agrarministerium (USDA), dass die Tiere: 1. mit Biofutter gefüttert wurden (das heißt Getreide, das ohne oder mit wenig synthetischen Pestiziden und Düngern angebaut wurde); 2. eine zurückverfolgbare Biografie haben (das heißt, dass sie eine Papierspur hinterlassen); 3. nicht mit Antibiotika oder Wachstumshormonen gefüttert werden und 4. »nach draußen können«. Das letzte Kriterium ist traurigerweise fast ohne Bedeutung – in manchen Fällen bedeutet »nach draußen können« nichts weiter, als dass die Tiere durch ein Fenster mit Fliegengitter hinausschauen können.
Biolebensmittel sind im Allgemeinen zweifellos besser, hinterlassen oft einen kleineren ökologischen Fußabdruck und sind gesünder. Sie sind aber nicht unbedingt humaner. »Bio« bedeutet in den USA eine bessere Behandlung der Tiere, wenn es um Legehennen und Rinder geht. Es kann auch eine bessere Behandlung von Schweinen bedeuten, aber das ist weniger sicher. Für das Wohlergehen von Masthühnern und Puten bedeutet »Bio« zunächst einmal gar nichts. Man kann seine Puten »Bio« nennen und sie täglich quälen.
Bullshit
1) Kot eines Bullen (siehe: UMWELTSCHUTZ)
2) Irreführende oder falsche Ausdrücke und Aussagen wie etwa Beifang (siehe: BEIFANG)
CAFO
Concentrated Animal Feeding Operation (Anlage zum Mästen von Tieren auf engem Raum), auch als Massentierhaltungsbetrieb bekannt. Bezeichnenderweise stammt dieser Begriff nicht von der Fleischindustrie, sondern von der US – Umweltschutzbehörde (siehe: UMWELTSCHUTZ). In jeder CAFO leiden die Tiere dermaßen, dass solche Mastanlagen selbst nach relativ laxen Tierschutznormen verboten werden müssten. Folglich:
CFE
Die Common Farming Exemptions (Ausnahmeregelungen für die Landwirtschaft) erklären in den USA jede Methode der Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren für legal, solange sie allgemein üblich ist. Mit anderen Worten, Farmer – Unternehmen wäre das richtige Wort – haben die Macht zu bestimmen, was Grausamkeit ist. Wenn ein Großteil der Farmer eine bestimmte Praxis einführt – das Abhacken unerwünschter Gliedmaßen ohne Schmerzmittel zum Beispiel, lassen Sie hier Ihrer Fantasie nur freien Lauf –, wird sie damit automatisch legal.
CFEs werden je nach amerikanischem Bundesstaat unterschiedlich gehandhabt und sind irritierend bis grotesk. Beispiel Nevada: Aufgrund der CFEs dieses Staates können die Tierschutzgesetze nicht angewendet werden, um »gängige Methoden der Tierhaltung zu verbieten oder zu behindern. Dazu gehören die Aufzucht, der Umgang, die Fütterung, die Haltung und der Transport von landwirtschaftlichen Nutztieren.« Was in Vegas passiert, betrifft nur Vegas.