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Man wirft PETA manchmal vor, sie würden mit ihren zynischen Methoden Aufmerksamkeit heischen, und da ist sicher etwas dran. Außerdem wirft man PETA vor, sie wollten, dass Tiere behandelt werden wie Menschen, was gar nicht der Fall ist. (Wie sollte das überhaupt aussehen? Wahlrecht für Kühe?) Sie sind kein besonders emotionaler Haufen, eher schon hyperrational darin, ihr strenges Ideal – »Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, als Kleidung tragen, damit herumexperimentieren oder sie zur Unterhaltung benutzen« – so populär zu machen wie Pamela Anderson im Badeanzug. Es mag vielleicht überraschen, dass PETA für Sterbehilfe ist: Wenn beispielsweise die Wahl besteht, ob ein Hund sein Leben im Zwinger verbringt oder eingeschläfert wird, plädiert PETA nicht nur für Letzteres, sondern wirbt sogar dafür. Sie sind gegen das Töten, aber sie sind noch mehr gegen das Leiden. Die Leute von PETA lieben ihre Hunde und Katzen–sie haben viele Tiere in den PETA – Büros –, aber es geht ihnen nicht um eine »Seid nett zu Hunden und Katzen«Ethik. Sie wollen eine Revolution.

Sie nennen ihre Revolution »Tierrechte«. Aber so zahlreich die Veränderungen auch sind, die PETA für Nutztiere erreicht hat (ihr wichtigstes Projekt), es handelt sich dabei um keine echten Siege in Sachen Tierrechte, sondern eher in Sachen Tierschutz: weniger Tiere pro Käfig, Verbesserung der Schlachtverordnungen, weniger beengter Transport und Ähnliches. PETAs Vorgehen ist oft spektakulär (oder geschmacklos), aber mit diesem Ansatz, der vielleicht ein bisschen zu weit geht, haben sie immerhin bescheidene Verbesserungen durchgesetzt, von denen die meisten Menschen immer noch sagen würden, dass sie nicht weit genug gehen. (Ist jemand gegen verbesserte Schlachtverordnungen oder weniger beengte Lebens-und Transportbedingungen?) Und letztlich hat die Kontroverse um PETA womöglich weniger mit der Organisation zu tun als vielmehr mit denen unter uns, die darüber urteilen – das heißt mit der unangenehmen Erkenntnis, dass »diese PETA – Leute« für Werte eintreten, die wir aus Feigheit oder Nachlässigkeit nicht selbst verteidigen.

Radikal

Eigentlich besteht Konsens darüber, dass Tiere ebenfalls leiden und dass das nicht egal ist. Auch wenn man unterschiedlicher Meinung sein kann, wie dieses Leid aussieht und wie wichtig es ist. In Umfragen sagten 96 Prozent der Amerikaner, Tiere hätten ein Recht auf gesetzlichen Schutz, 76 Prozent gaben an, Tierschutz sei ihnen wichtiger als niedrige Fleischpreise, und fast zwei Drittel waren nicht nur für irgendwelche Gesetze, sondern für »strenge Gesetze« zum Umgang mit Nutztieren. Man wird schwerlich ein Thema finden, bei dem so viele Menschen einer Meinung sind.

Ein anderes Thema, über das Einigkeit herrscht, ist, dass Umweltschutz wichtig ist. Ob Sie für oder gegen Offshore-Ölanlagen sind, ob Sie an globale Erwärmung »glauben« oder nicht, ob Sie Ihren Sportwagen lieben oder Aussteiger sind, Sie wissen, dass die Luft, die Sie atmen, und das Wasser, das Sie trinken, wichtig sind. Und dass beides für Ihre Kinder und Enkelkinder wichtig sein wird. Selbst wer immer noch leugnet, dass die Umwelt gefährdet ist, würde zustimmen, dass es schlimm wäre, wenn es so wäre.

In den Vereinigten Staaten sind 99 Prozent der Tiere, mit denen Menschen direkten Kontakt haben, Nutztiere. Betrachtet man unseren Einfluss auf die »Tierwelt« – sei es das Leiden von Tieren oder Fragen der Artenvielfalt und der Abhängigkeiten der Tierarten voneinander, für die die Evolution Millionen von Jahren gebraucht hat, um sie in ein funktionierendes Gleichgewicht zu bringen –, hat nichts auch nur annähernd solche Folgen wie unsere Ernährungsentscheidungen. Nichts, was wir tun, kann unmittelbar so viel Leid bei Tieren verursachen wie das Fleischessen, und keine unserer täglichen Entscheidungen hat größere Folgen für die Umwelt.

Wir sind in einer seltsamen Situation. Im Prinzip stimmen wir alle überein, dass es wichtig ist, wie wir Tiere und Umwelt behandeln, und doch denken die meisten von uns nur wenig über unsere wichtigste Beziehung zu Tieren und der Umwelt nach. Noch seltsamer ist, dass diejenigen, die das doch tun und nach diesen eigentlich nicht kontroversen Werten handeln, indem sie auf Fleisch verzichten (was bekanntermaßen sowohl die Anzahl der gequälten Tiere mindert als auch den ökologischen Fußabdruck verkleinert), oft als randständig oder sogar radikal angesehen werden.

Sentimentalität

Gefühle wichtiger nehmen als die Realität. Sentimentalität wird im Allgemeinen als weltfremd und schwach angesehen. Wer seine Betroffenheit über die (oder sein Interesse an den) Bedingungen ausdrückt, unter denen unsere Nutztiere leben, wird oft als sentimental bezeichnet. Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, wer hier sentimental und wer realistisch ist.

Wenn man wissen will, wie Nutztiere behandelt werden, konfrontiert man sich dann mit den Tatsachen über die Tiere und über sich selbst, oder weicht man ihnen dann aus? Ist das Argument, Mitgefühl solle einen höheren Stellenwert haben als ein billiger Burger (oder überhaupt ein Burger), ein Ausdruck von Gefühl und Triebgesteuertheit oder eine Auseinandersetzung mit der Realität und unseren Moralvorstellungen?

Zwei Freunde bestellen Mittagessen. Einer sagt: »Ich habe Lust auf einen Burger«, und bestellt sich einen. Der andere sagt: »Ich habe Lust auf einen Burger«, denkt aber daran, dass es Dinge gibt, die ihm wichtiger sind als seine Gelüste, und bestellt etwas anderes. Wer ist da der Gefühlsmensch?

Stress

Ein Wort, das von der Industrie benutzt wird, um zu vertuschen, worum es eigentlich geht (siehe: LEIDEN).

Tier

Bevor ich überhaupt einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchte, arbeitete ich mich über ein Jahr lang durch Literatur über das Essen von Tieren: Bücher über die Geschichte der Landwirtschaft, Berichte der Industrie und des amerikanischen Agrarministeriums (USDA), Broschüren von Aktivisten, wichtige philosophische Werke und zahllose Bücher über Nahrungsmittel, die das Thema Fleisch behandeln. Danach war ich ziemlich verwirrt. Manchmal lag das an der Ungenauigkeit von Begriffen wie Leiden, Freude und Grausamkeit. Manchmal schien diese Verwirrung geradezu gewollt zu sein. Sprache ist nie ganz genau, aber wenn es um das Essen von Tieren geht, werden Worte ebenso oft zum Täuschen oder Vertuschen benutzt wie zum Aufklären. Manche, etwa freilaufend, können irreführend sein. Und manche, wie glücklich, meinen das Gegenteil von dem, was sie auszudrücken scheinen. Und wieder andere, wie natürlich, bedeuten so gut wie nichts.

Nichts scheint »natürlicher« zu sein als die Grenze zwischen Mensch und Tier (siehe: ARTENGRENZE). Trotzdem haben nicht alle Kulturen die Kategorie Tier oder ein gleichwertiges Wort in ihrem Vokabular – in der Bibel beispielsweise gibt es kein Wort, das dem englischen animal oder dem deutschen Tier entspricht. Selbst laut Wörterbuch sind Menschen als Tiere definiert und gleichzeitig auch nicht. Nach der ersten Definition gehören Menschen zum Tierreich. Immer öfter jedoch verwenden wir das Wort Tier für alle Lebewesen – von Orang-Utan bis zu Hund und Garnele – außer den Menschen. In jeder Kultur, ja sogar in jeder Familie, haben die Menschen ihre eigene Vorstellung davon, was ein Tier ist. In jedem von uns schlummern vermutlich mehrere verschiedene Auffassungen.