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Drittens:

Vegetarische Ernährung hat eine Reihe gesundheitlicher Vorteile, darunter ein niedrigerer Cholesterinspiegel, geringeres Risiko von Herzkrankheiten [die allein schon für über 25 Prozent aller Todesfälle in den USA verantwortlich sind], niedrigerer Blutdruck und ein geringeres Risiko von Hypertonie und Diabetes Typ II. Vegetarier haben zumeist einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) [das heißt, sie sind nicht so dick] und insgesamt eine niedrigere Krebsrate [an Krebs sterben jährlich weitere fast 25 Prozent der US-Bürger].

Ich glaube nicht, dass die individuelle Gesundheit ein zwingender Grund ist, Vegetarier zu werden, aber wenn es ungesund wäre, keine Tiere zu essen, wäre das bestimmt ein Grund, kein Vegetarier zu sein. Es wäre ziemlich sicher ein Grund, meinem Sohn Tiere zu essen zu geben.

Ich habe mit führenden Ernährungswissenschaftlern darüber gesprochen – und sowohl nach Erwachsenen als auch nach Kindern gefragt – und habe immer und immer wieder dieselben Antworten bekommen: Vegetarismus ist mindestens so gesund wie eine Ernährung mit Fleisch.

Es ist manchmal schwer zu glauben, dass es gesünder ist, tierische Produkte zu vermeiden, und dafür gibt es einen Grund: Wir werden über unsere Ernährung konsequent belogen. Ich will das gern ausführen. Wenn ich sage, wir werden belogen, will ich nicht die wissenschaftliche Literatur anzweifeln, sondern ich verlasse mich auf sie. Wissenschaftliche Informationen über Ernährung und Gesundheit (vor allem aus den staatlichen Ernährungsrichtlinien) erreichen uns auf vielen Umwegen. Seitdem es Ernährungswissenschaft gibt, haben Fleischproduzenten sichergestellt, dass sie mitbestimmen, auf welche Weise Leuten wie Ihnen und mir Informationen zur Ernährung präsentiert werden.

Sehen wir uns zum Beispiel das National Dairy Council (NDC) an, einen Marketingableger der Dairy Management Inc., ein Industrieunternehmen, dessen einziger Zweck, laut seiner Webseite, darin liegt, »Nachfrage und Kauf von Milchprodukten in den USA zu steigern«. Das NDC vermarktet Milchprodukte ohne Rücksicht auf die Gesundheit und verkauft sogar Milchprodukte an Völker, die das Zeug gar nicht verdauen können. Da das NDC ein Marketingunternehmen ist, ist sein Handeln zumindest nachvollziehbar. Schwerer nachzuvollziehen ist, warum Pädagogen und Regierung es zugelassen haben, dass das NDC seit den 1950er-Jahren der größte und wichtigste Verleger von ernährungspädagogischem Material in den USA ist. Schlimmer noch, unsere aktuellen Ernährungsrichtlinien kommen aus derselben Regierungsabteilung, die so hart daran gearbeitet hat, die Massentierhaltung zur Norm zu machen, nämlich dem Agrarministerium USDA.

Das USDA hat das Monopol für den wichtigsten Werbeplatz der Nation – diese kleinen Kästchen mit Nährwertangaben, die auf fast allen Lebensmitteln abgedruckt sind. Das Agrarministerium wurde im selben Jahr gegründet wie die ADA und erhielt die Aufgabe, die Nation über Nahrungsmittel zu informieren und letztendlich Richtlinien zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit zu erarbeiten. Gleichzeitig jedoch sollte das Agrarministerium die Industrie fördern.

Der Interessenkonflikt ist kein geringer: Unser Land erhält sämtliche offiziellen Ernährungsinformationen von einer Organisation, die die Lebensmittelindustrie fördern muss, was heutzutage bedeutet, die Massentierhaltung zu fördern. Die kleinen Fehlinformationen, die verbreitet werden (wie die Angst, nicht »genug Protein« zu sich zu nehmen), sind eine logische Konsequenz daraus und wurden bereits von Autoren wie Marion Nestle detailliert dargestellt. Nestle hat als Gesundheitsexpertin intensiv mit der Regierung zusammengearbeitet, unter anderem am »Lagebericht des Gesundheitsministeriums über Ernährung und Gesundheit«, und hatte jahrzehntelang engen Kontakt zur Lebensmittelindustrie. In vielerlei Hinsicht sind ihre Schlüsse banal und bestätigen nur, was wir ohnehin wussten, aber die Insiderperspektive zeigt uns doch ein sehr viel klareres Bild davon, wie viel Einfluss die Lebensmittelindustrie – vor allem die Tierproduktion – auf die staatliche Ernährungspolitik hat. Nestle schreibt, die Lebensmittelindustrie sage und tue – ebenso wie die Zigarettenhersteller (ihr Vergleich) – alles, was den Verkauf fördere. Sie »betreiben Lobbyarbeit beim Kongress, damit unliebsame Vorschriften entfernt werden; sie üben Druck auf Bundesbehörden aus, damit solche Vorschriften nicht durchgesetzt werden; und wenn ihnen eine Entscheidung nicht passt, ziehen sie vor Gericht. Wie die Zigarettenindustrie kooptiert die Lebensmittelindustrie Ernährungsexperten, indem sie Organisationen und Forschungsinstitute fördert, und sie erhöhen die Verkäufe, indem sie ihr Marketing direkt an Kinder richten.« Dazu, dass die US – Regierung den Konsum von Milchprodukten empfiehlt, um gegen Osteoporose vorzubeugen, bemerkt Nestle, dass in den Teilen der Welt, in denen keine Milch auf dem täglichen Speiseplan steht, oftmals weniger Fälle von Osteoporose und Knochenbrüchen vorkommen als in Amerika. Die höchsten Osteoporoseraten haben die Länder, in denen die meisten Milchprodukte verzehrt werden.

Als alarmierendes Beispiel für den Einfluss der Lebensmittelindustrie führt Nestle an, dass die inoffizielle Politik des Agrarministeriums im Moment dahin gehe, nie zu sagen, dass wir von irgendetwas »weniger essen« sollen, egal, wie gesundheitsschädlich es möglicherweise ist. Anstatt also zu sagen: »esst weniger Fleisch« (was hilfreich sein könnte), sagen sie: »Fett sollte weniger als 30 Prozent der gesamten Kalorienzufuhr ausmachen« (womit niemand etwas anfangen kann). Die Institution, die wir damit beauftragt haben, es uns zu sagen, wenn Lebensmittel gefährlich sind, betreibt die Politik, es uns nicht (direkt) zu sagen, wenn Lebensmittel (vorallem, wenn es sich um Tierprodukte handelt) gefährlich sind.

Die Lebensmittelindustrie bestimmt unsere Ernährungspolitik von der Entscheidung, welche Lebensmittel im Supermarkt in der »Health Food«-Ecke stehen, bis hin zum Schulessen unserer Kinder. Im National School Lunch Program zum Beispiel wird mehr als eine halbe Milliarde Dollar Steuergelder an die Milch-, Rinder-, Ei-und Geflügelindustrie gezahlt, um den Kindern Tierprodukte zu essen zu geben, obwohl ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse uns nahelegen, weniger davon zu essen. Gleichzeitig werden bescheidene 161 Millionen Dollar für Obst und Gemüse ausgegeben, obwohl selbst das Agrarministerium gesteht, dass wir davon mehr essen sollten. Wäre es nicht sinnvoller (und moralisch besser vertretbar), wenn die National Institutes of Health – eine Organisation, die auf die menschliche Gesundheit spezialisiert ist und darüber hinaus nichts zu gewinnen hat – dafür zuständig wären?

Die globalen Auswirkungen der Ausbreitung von Massentierhaltung, vor allem in Bezug auf lebensmittelinduzierte Krankheiten, Resistenz der Erreger gegen antimikrobielle Medikamente und mögliche Pandemien, sind wirklich beängstigend. Die Geflügelindustrien von Indien und China sind seit den 1980er-Jahren jährlich um fünf bis 13 Prozent gewachsen. Wenn Indien und China dieselbe Menge Geflügel essen würden wie die Amerikaner (27 bis 28 Vögel im Jahr), würden sie allein so viel Geflügel verzehren wie die gesamte Welt heute. Wenn die Welt dem amerikanischen Vorbild folgt, wird sie jährlich über 165 Milliarden Hühner essen (wenn die Weltbevölkerung nicht wächst). Und wie weiter? 200 Milliarden? 500? Werden die Käfige höher gestapelt oder kleiner gemacht oder beides? Wann akzeptieren wir, dass Antibiotika nicht mehr als Mittel gegen Humankrankheiten eingesetzt werden können? Wie viele Tage pro Woche werden unsere Enkel krank sein? Wohin führt das?

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Fast ein Drittel der Landoberfläche unseres Planeten wird für Viehzucht genutzt.

1.

Lach, lach, heul, heul