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verbrennen sie auch weniger Kalorien und werden schneller und mit weniger Futter fett.

Wie in jeder Fabrik ist ein reibungsloser Ablauf für den Produktionsprozess wichtig. Ferkel, die nicht rasch genug wachsen – »Kümmerlinge« –, verbrauchen unnötig Ressourcen, weshalb es für sie keinen Platz im Betrieb gibt. Sie werden an den Hinterbeinen gepackt, aus der Bucht geschwungen und knallen dann mit dem Kopf zuerst auf den Betonboden auf. Diese übliche Tötungspraxis nennt sich »klopfen«. »Wir haben manchmal 120 an einem Tag geklopft«, sagte ein Arbeiter aus einem Betrieb in Missouri.

Wir schwingen sie einfach raus, klopfen sie auf den Boden und schmeißen sie an die Seite. Wenn man dann so zehn, zwölf, 14 geklopft hat, bringt man sie in den Raum mit der Laderutsche und stapelt sie dort, bis der Kadaverlaster sie abholen kommt. Wenn man dann wieder in den Laderaum kommt, und manche sind noch am Leben, muss man sie noch mal klopfen. Manchmal bin ich reingekommen, und da liefen welche rum, denen ein Augapfel raushing, oder sie bluteten wie verrückt, oder der Kiefer war gebrochen.

»Sie nennen das ›Euthanasie‹«, sagte die Frau des Arbeiters aus Missouri.

Eine ganze Flut Antibiotika, Hormone und anderer Medikamente, die dem Futter beigemischt wird, hält die meisten Tiere trotz der schaurigen Bedingungen am Leben. Die meisten dieser Pharmazeutika sollen die Atemwegsprobleme bekämpfen, die in Schweinemastbetrieben allgegenwärtig sind. Die feuchtwarme Atmosphäre, in der die Tiere eingesperrt sind, ihre große Zahl auf engstem Raum, das vom Stress geschwächte Immunsystem und die giftigen Gase aus dem gesammelten Kot und Urin machen solche Probleme praktisch unvermeidlich. 30 bis 70 Prozent aller Schweine haben bis zum Schlachttermin irgendeine Atemwegsentzündung, und die Sterblichkeitsrate allein bei solchen Krankheiten beträgt vier bis sechs Prozent. Diese ständigen Erkrankungen fördern natürlich die Entstehung neuer mutierter Grippeviren, weshalb manchmal der gesamte Schweinebestand eines ganzen Bundesstaates zu 100 Prozent mit einem neuen tödlichen Virus infiziert ist, der sich unter den so eng zusammengepferchten kranken Tieren ausgebreitet hat (und immer häufiger infizieren solche Viren auch Menschen).

In der Welt der Massentierhaltung wird alles, was man gemeinhin erwartet, auf den Kopf gestellt: Tierärzte haben nicht das maximale Wohl der Tieres, sondern die maximale Rentabilität im Blick. Medikamente dienen nicht der Heilung von Krankheiten, sondern ersetzen zerstörte Immunsysteme. Farmer haben kein Interesse daran, gesunde Tiere großzuziehen.

5.

Unser Unterwassersadismus (Eine zentrale Nebenbemerkung)

DIE BERICHTE ÜBER TIERQUÄLEREI und Umweltverschmutzung, die ich im Zusammenhang mit der Schweinemast wiedergegeben habe, stehen in den entscheidenden Aspekten stellvertretend für die gesamte Massentierhaltung. Industriell gehaltene Hühner, Puten oder Rinder haben zwar nicht unter genau den gleichen Problemen zu leiden, aber grundsätzlich leiden sie sehr ähnlich. Und ebenso leiden auch Fische, wie sich zeigt. Wir beurteilen Fische meist nach anderen Kategorien als Landtiere, aber »Aquakultur« – die intensive Aufzucht und Haltung von Meerestieren in Gefangenschaft – ist im Grunde Massentierhaltung unter Wasser.

Viele der Meerestiere, die wir essen, darunter auch der weitaus größte Anteil an Lachs, stammen aus Aquakultur. Zunächst wurde die Aquakultur als Lösung der Überfischungsprobleme und Rettung für abnehmende Wildfischbestände verkauft; doch die Nachfrage nach Wildlachs hat im Gegensatz zu solchen Beteuerungen nicht abgenommen, sondern ist seit der Einführung von Lachsfarmen gestiegen, und damit auch die Fangmenge. Zwischen 1988 und 1997, in den Boomjahren der Aquakultur, stieg die Menge der alljährlich gefangenen Lachse weltweit um 27 Prozent.

Die Tierschutzprobleme im Zusammenhang mit solchen Fischfarmen klingen sehr vertraut. Im Handbook of Salmon Farming [Handbuch für Lachsfarmen], einer Art Ratgeber für industrielle Lachszucht, werden sechs »entscheidende Stressfaktoren in aquakultureller Umgebung« ausgemacht: »Wasserqualität«, »Überfüllung«, »Handling«, »Beeinträchtigungen«, »Ernährung« und »Hierarchie«. Übersetzt sind also die Haupt-gründe für das Leiden der Lachse folgende: 1. so verdrecktes Wasser, dass die Tiere kaum noch atmen können; 2. so heftiges Gedränge in den Becken, dass die Tiere zu Kannibalismus getrieben werden; 3. eine so brutale Behandlung, dass sich noch einen Tag später körperliche Stresssignale messen lassen; 4. Beeinträchtigungen durch Mitarbeiter und Wildtiere; 5. Mangelernährung, die das Immunsystem schwächt; und 6. das Fehlen einer natürlich gewachsenen, stabilen Gruppenhierarchie, was wiederum zu Kannibalismus führt. Das sind typische Probleme. Das Handbuch nennt sie »wesentliche Merkmale der Aquakultur«.

Ein großes Problem stellen für Lachse und andere in Gefangenschaft gezüchtete Fische die reichlich vorhandenen Lachsläuse dar, die in schmutzigem Wasser besonders gut gedeihen. Diese Kleinkrebse nagen an der Haut der Fische, sodass sich Geschwüre bilden, und manchmal fressen sie sich sogar bis zu den Gesichtsknochen durch – das Phänomen ist immerhin so verbreitet, dass es in der Lachsindustrie als »Todeskrone« bekannt ist. Eine einzige Lachsfarm bringt riesige Schwärme von Lachsläusen hervor, deren Konzentration 30 000-mal höher ist als in freier Wildbahn.

Die Fische, die unter solchen Bedingungen überleben (eine Sterblichkeitsrate von zehn bis 30 Prozent wird von vielen in der Lachsindustrie als guter Schnitt angesehen), müssen sehr wahrscheinlich während des Schlachttransports sieben bis zehn Tage lang hungern, damit sie weniger Exkremente produzieren, und werden dann getötet, indem man ihnen die Kiemen aufschlitzt und sie in einen Wassertank wirft, wo sie verbluten. Meistens werden die Tiere bei vollem Bewusstsein geschlachtet und zucken im Todeskampf rasend vor Schmerz. Manchmal werden sie auch mit Stromstößen betäubt, doch die derzeit verwendeten Methoden sind unzuverlässig und führen womöglich dazu, dass die Tiere noch schlimmer leiden. Wie bei Hühnern und Puten gibt es auch für Fische kein Gesetz, das eine humane Schlachtung vorschreibt.

Sind also im Meer gefangene Fische die humanere Alternative? Mit Sicherheit führen sie vor dem Fang ein besseres Leben als ihre Artgenossen in Gefangenschaft, da sie nicht in verdreckten, überfüllten Gefängnissen leben. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Doch betrachten wir einmal die häufigsten Fang-arten der in Amerika am häufigsten verzehrten Meerestiere, also Thunfisch, Garnele und Lachs. Drei Methoden herrschen vor: Langleinenfischerei, Schleppnetzfischerei und Ringwadenfischerei. Eine Langleine sieht ein wenig aus wie eine im Wasser hängende Telegrafenleitung, die an Bojen statt Masten befestigt ist. In regelmäßigen Abständen zweigen von dieser Hauptleine kürzere Nebenleinen ab, jede von ihnen strotzt vor Haken. Und nun stellen Sie sich nicht bloß eine dieser Langleinen mit zahllosen Haken, sondern Dutzende oder gar Hunderte von ihnen vor, die eine nach der anderen von einem einzigen Schiff ausgebracht werden. Die Bojen sind mit GPS und anderen elektronischen Kommunikationssystemen ausgestattet, sodass die Fischer leicht zu ihnen zurückfinden. Und natürlich bringt nicht nur ein Schiff Langleinen aus, sondern Dutzende, Hunderte, bei den größten kommerziellen Fischereiflotten gar Tausende Schiffe.

Langleinen sind heute bis zu 120 Kilometer lang – man könnte sie dreimal über den Ärmelkanal legen. Man schätzt, dass Tag für Tag 27 Millionen Haken ins Wasser gehängt werden. Und daran bleibt beileibe nicht bloß die »Zielfischart« hängen, sondern 145 weitere. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei der Langleinenfischerei jedes Jahr etwa 4,5 Millionen Meerestiere als Beifang getötet werden, darunter ungefähr 3,3 Millionen Haie, 1 Million Schwertfische, 60 000 Meeresschildkröten, 75 000 Albatrosse und 20 000 Delfine und Wale.