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An diesem Tage ging eine Geschichte zu Ende, die in den Berichten der Zeitungen erst begann (soweit die Journalisten sie begriffen; und die meisten begriffen sie nicht).

Herr Rickert wurde wieder Reedereidirektor, Jonny Steuermann und Kreschimir Steward.

Vom Baron Lefuet hört man nur noch selten. Er soll die meiste Zeit allein und grämlich auf seinem Schloß in Mesopotamien verbringen. Er scheint menschenscheu geworden zu sein; aber noch macht er glänzende Geschäfte.

Die Nachrichten über Timm sind spärlich. Sicher ist, daß er sich mit der alten Frau Rickert zusammen ein Marionettenspiel ausdachte, welches „Das verkaufte Lachen“ hieß. Danach verschwand er aus Hamburg; und kein Reporter erfuhr jemals, wohin es ihn verschlagen hat.

Aber es gibt noch zwei Spuren Timms. Auf dem Friedhof einer mitteldeutschen Großstadt wurde zu Füßen eines Marmorgrabsteins ein Kranz niedergelegt, auf dessen Schleife man lesen konnte: „Ich kam wieder, als ich lachen konnte. Timm.“

Das letzte Lebenszeichen von Timm Thaler kam aus einem Bäckerladen. Dort tauchte vor vielen Jahren ein höflicher junger Herr auf, den die Bäckermeisterin nicht zu kennen schien. Als sie ihn nach seinen Wünschen fragte, zog der junge Mann plötzlich ein finsteres Gesicht und murmelte: „Ich breche ein, Frau Bebber! Bei Presidents vom Wasserwerk!“

„Timm Thaler!“ kreischte die Bäckersfrau überrascht.

Aber der junge Herr legte einen Finger auf die Lippen und sagte: „Pscht! Verraten Sie mich nicht, Frau Bebber! Ich heiße jetzt Enrico Grandizzi, Besitzer des lustigsten Theaters dei Welt, der Marionettenbühne ,Die Margarinekiste’.“

„Wie spaßig!“ rief Frau Bebber. „Die habe ich gestern zufällig besucht. Jemand Unbekanntes hat mir eine Karte dafür geschickt. Das heißt... “ (sie schielte Timm von der Seite an) „... vielleicht war es auch jemand Bekanntes!“

„Das kann schon sein“, meinte der junge Herr mit zwei Kringeln in den Mundwinkeln.

„Es wurde die Geschichte vom verkauften Lachen gegeben“, fuhr Frau Bebber fort. „Ein schönes Stück. Man kann sich so viel dabei denken.“

„Was haben Sie sich denn dabei gedacht, Frau Bebber?“ erkundigte sich der junge Herr.

„Nuja, Timm, zuerst war mir die Sache ziemlich unheimlieh, das geb’ ich ehrlich zu. Aber zum Ende hin hab’ ich schrecklich lachen müssen. Und da hab’ ich mir gedacht: Wo der Mensch lacht, hat der Teufel seine Macht verloren.“

„Hübsch gesagt, Frau Bebber“, antwortete der junge Herr. „Genauso muß man den Teufel auch behandeln. Dann werden seine Hörner stumpf.“