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»Spring!«, rief er ihr zu. »Spring raus! Schnell!«

Meggie zitterte, ihr Haar war voll Mehl und sie schloss die Augen, bevor sie sprang. Aber sie sprang.

Farid sah sich nach Staubfinger um. Er sprach mit den Flammen, während der Müller und der Knecht mit leeren Säcken verzweifelt auf das brennende Stroh schlugen, aber das Feuer tanzte. Es tanzte für Staubfinger.

Farid hockte sich in das offene Fenster. »Komm!«, rief er Staubfinger zu. »Nun komm doch schon!«

Wo war Basta?

Staubfinger stieß den Müller zur Seite und lief durch Rauch und Flammen auf ihn zu. Farid schwang sich aus dem Fenster, klammerte sich schon draußen an den Sims, als er sah, wie Basta sich benommen am Mühlstein hochzog. Seine Hand war voll Blut, als er sich an den Hinterkopf griff. »Halt ihn fest!«, schrie er dem Schlitzer zu. »Halt den Feuerfresser fest!«

»Schnell!«, rief Farid, während seine Zehen draußen an der Mauer nach Halt suchten, aber Staubfinger stolperte über einen leeren Sack, als er auf ihn zulief. Gwin sprang von seiner Schulter und huschte auf Farid zu, und als Staubfinger sich wieder aufrichtete, stand der Schlitzer zwischen ihm und dem Fenster, hustend, das Schwert in der Hand.

»So komm doch!«, hörte Farid Meggie rufen, gleich unter dem Fenster stand sie, die Augen weit aufgerissen vor Angst, und starrte zu ihm hinauf. Aber Farid hangelte sich zurück in die brennende Mühle.

»Was soll das? Verschwinde!«, rief Staubfinger ihm zu, während er mit einem brennenden Sack nach dem Schlitzer schlug. Dessen Hose hatte Feuer gefangen. Taumelnd schlug er mit dem Schwert um sich, mal nach den Flammen, mal nach Staubfinger und schlitzte ihm, gerade als Farid erneut in das brennende Stroh sprang, mit der scharfen Klinge das Bein auf. Staubfinger taumelte, presste die Hand auf den Oberschenkel, während der Schlitzer erneut das Schwert hob, halb rasend vor Wut und Schmerz.

»Nein!« Farid gellte die eigene Stimme in den Ohren, als er ihn ansprang. Er biss ihm in die Schulter, trat ihn, bis er das Schwert fallen ließ, das schon auf Staubfingers Brust zufuhr. In die Flammen stieß er den Schlitzer, obwohl er mehr als einen Kopf größer war, aber Verzweiflung macht stark. Auch auf Basta wollte er los, als der hustend aus dem Rauch auftauchte, doch Staubfinger zerrte ihn zurück und zischte den Flammen zu, bis sie auf Basta losfuhren wie zornige Vipern. Farid hörte ihn schreien, aber er wandte sich nicht um. Er stolperte nur auf das Fenster zu, Staubfinger an seiner Seite, der fluchend die Finger auf sein blutendes Bein presste. Aber er lebte. Während das Feuer Basta fraß.

Die beste aller Nächte

»Iss«, sagte Merlot.

»Das kann ich auf keinen Fall«, sagte Despereaux und wich von dem Buch zurück. »Warum nicht?«

»Es würde die Geschichte zerstören«, sagte Despereaux.

Kate DiCamillo, Despereaux - Von einem der auszog, das Fürchten zu verlernen

Keiner von ihnen wusste später, wie sie von der Mühle fortgekommen waren. Farid erinnerte sich nur an Bilder, an Meggies Gesicht, als sie zum Fluss hinunterstolperten, an das Blut auf dem Wasser, als Staubfinger hineinsprang, an den Rauch, den sie noch in den Himmel steigen sahen, als sie schon mehr als eine Stunde durch das kalte Wasser gewatet waren. Aber niemand kam ihnen nach, weder der Schlitzer noch der Müller oder sein Knecht und auch Basta nicht. Nur Gwin tauchte irgendwann am Ufer auf. Dummer Gwin.

Es war tiefe Nacht, als Staubfinger aus dem Wasser stieg, das Gesicht blass vor Erschöpfung. Während er sich ins Gras fallen ließ, lauschte Farid besorgt in die Dunkelheit, aber alles, was er hörte, war ein Rauschen, laut und stetig, wie das Atmen eines riesigen Tieres.

»Was ist das?«, flüsterte er.

»Das Meer. Hast du schon vergessen, wie es klingt?«

Das Meer. Gwin sprang auf Farids Rücken, als er sich Staubfingers Bein ansah, aber er scheuchte ihn fort. »Verschwinde!«, fuhr er den Marder an. »Geh jagen! Für heute hast du genug angerichtet.« Dann ließ er Schleicher aus dem Rucksack und suchte nach etwas, mit dem er die Wunde verbinden konnte. Meggie wrang ihr nasses Kleid aus und hockte sich neben sie.

»Ist es schlimm?«

»Ach was!«, sagte Staubfinger, aber er zuckte zusammen, als Farid den tiefen Schnitt säuberte. »Armer Wolkentänzer!«, murmelte er. »Da ist er dem Tod einmal entkommen, und nun holt der Kalte Mann ihn sich doch noch. Wer weiß. Vermutlich mögen die Weißen Frauen es nicht, wenn man ihnen so knapp durch die Finger schlüpft.«

»Es tut mir Leid.« Meggie sprach so leise, dass Farid sie kaum verstand. »Es tut mir so Leid. Es ist alles meine Schuld, und er ist ganz umsonst gestorben. Denn wo soll Fenoglio uns nun erreichen, selbst wenn er etwas geschrieben hat?«

»Fenoglio.« Staubfinger sprach den Namen aus wie den einer Krankheit.

»Hast du sie auch gespürt?« Meggie sah ihn an. »Ich dachte, ich spüre seine Worte auf der Haut. Ich dachte, jetzt töten sie Staubfinger und wir können nichts dagegen tun!«

»Konnten wir aber doch«, sagte Farid trotzig.

Staubfinger jedoch lehnte sich zurück und blickte hinauf zu den Sternen. »Tatsächlich? Wir werden sehen. Vielleicht hat der Alte ja inzwischen etwas anderes für mich vorgesehen. Vielleicht wartet der Tod schon an einer anderen Ecke?«

»Soll er warten!«, sagte Farid nur und fischte einen Beutel aus Staubfingers Rucksack. »Ein bisschen Feenstaub kann niemals schaden«, murmelte er, während er das glitzernde Pulver auf die Wunde rieseln ließ. Dann zog er sich das Hemd über den Kopf, trennte mit seinem Messer einen Streifen ab und schlang ihn vorsichtig um Staubfingers Bein. Das war nicht leicht mit verbrannten Fingern, aber er tat sein Bestes. Auch wenn der Schmerz ihn das Gesicht verziehen ließ.

Staubfinger griff nach seiner Hand und betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Himmel, deine Finger haben ja so viel Blasen, als hätten Feuerelfen darauf getanzt«, stellte er fest. »Schätze, wir brauchen wohl beide einen Bader. Roxane ist ja leider nicht hier.« Mit einem Seufzer ließ er sich wieder auf den Rücken fallen und blickte zum dunklen Himmel hinauf. »Weißt du was, Farid?«, sagte er, als spreche er mit den Sternen. »Eins ist schon wirklich seltsam. Hätte Meggies Vater mich nicht aus meiner Geschichte gepflückt, dann hätte ich wohl nie einen so fabelhaften Wachhund wie dich bekommen.« Er zwinkerte Meggie zu. »Hast du gesehen, wie er zugebissen hat? Ich wette, der Schlitzer dachte, der Bär des Prinzen knabbert ihm an der Schulter.«

»Ach, hör schon auf!« Farid wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Verlegen zupfte er sich einen Grashalm zwischen den nackten Zehen hervor.

»Ja, aber Farid ist klüger als der Bär!«, sagte Meggie. »Viel klüger.«

»Allerdings. Er ist auch klüger als ich!«, stellte Staubfinger fest. »Und was er mit dem Feuer anstellt, macht mir langsam wirklich Sorgen.«

Farid konnte nicht mehr anders, er musste grinsen. Das Blut schoss ihm in die Ohren vor Stolz, aber zum Glück würde das in der Dunkelheit niemand sehen.

Staubfinger betastete sein Bein und stellte sich vorsichtig auf die Füße. Beim ersten Schritt verzog er das Gesicht, aber dann humpelte er ein paar Mal am Flussufer auf und ab. »Na bitte«, sagte er. »Etwas langsamer als sonst, aber es wird gehen. Es muss.« Dann blieb er vor Farid stehen. »Ich denke, ich bin dir etwas schuldig«, sagte er. »Wie soll ich bezahlen? Vielleicht, indem ich dir etwas Neues zeige? Ein Spiel mit dem Feuer, das niemand außer mir kann? Wie wäre das?«

Farid hielt den Atem an. »Was für ein Spiel ist das?«, fragte er.