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Insbesondere in Anbetracht des Symbols, das er für sich selbst ausgesucht hatte.

Dieselbe Sonne, die zwischen den Ufern zweier Meere aufging.

Der Soldat, dessen Betragen trotz seiner langen Jahre als Kommandant noch immer jugendlich war, verneigte sich ehrfurchtsvoll.

»Mein Herr.«

Talquist deutete auf den reich geschnitzten Tisch aus dunklem Holz neben den Türen zum Balkon.

»Setz dich.«

Der Soldat verneigte sich noch einmal und gehorchte, doch als er am Tisch angekommen war, warf er einen raschen Blick auf den Regenten, als wolle er dessen körperliche Verfassung abschätzen. Talquist bemerkte es, sagte aber nichts, sondern begab sich zu einer ähnlich reich geschnitzten Anrichte, auf der eine beeindruckende Anzahl von Gläsern und Karaffen mit den feinsten geistigen Getränken aus der ganzen Welt stand.

»Hättest du gern etwas zu trinken, Fhremus?«, fragte Talquist und goss sich selbst einen Schluck canderianischen Branntwein in ein kleines Kristallglas.

»Nein, vielen Dank, Herr«, antwortete der Kommandant mechanisch. »Meine Aufgabe, für Eure Sicherheit zu sorgen, verbietet es mir, meine Sinne in Eurer Gegenwart zu trüben.«

Talquist kicherte düster. »Unsinn«, sagte er fröhlich. »Für meine Sicherheit ist gesorgt, nicht nur durch eine Abordnung der Palastwache, sondern auch durch Vorkehrungen, von denen du dir keine Vorstellung machen kannst. Also los, Fhremus, stärke dich. Ich glaube, du wirst es brauchen.«

Die Einladung war unversehens zu einem Befehl geworden.

Fhremus stand vom Tisch auf und trat an die Anrichte, um einen Malzwhiskey aus Argaut zu wählen, einer Nation auf der südlichen Halbkugel weit hinter dem Mittleren Meer. Er goss sich einige Fingerbreit ein und folgte dann Talquist zurück zum Tisch.

»Ausgezeichnete Wahl«, sagte der Regent und beobachtete Fhremus über den Rand seines eigenen Glases hinweg. »Argaut hat viele hervorragende Brennereien. Ich hoffe, es wird dir schmecken.«

»Vielen Dank, Herr.«

Talquist beugte sich ihm entgegen.

»Ja, Fhremus, ich bin wohlauf, trotz aller gegenteiligen Gerüchte.«

Der Kommandant lächelte nervös. »Ich bin sehr froh darüber, Herr.«

Der Regent machte es sich auf seinem Stuhl bequem. »Ich habe schon immer deine Hingabe an die Nation und die Krone bewundert, Fhremus«, sagte er, während er das Bouquet des Branntweins einatmete. »Ich war sehr beeindruckt von deiner Weisheit, die du während der Konferenz nach dem Tod der Herrscherin gezeigt hast, indem du darauf beharrt hast, das Reich solle vereinigt bleiben, während die Grafen der größeren Provinzen darauf hingearbeitet haben, sowohl das Land als auch das Heer aufzulösen. Ich werde nie vergessen, was du bei diesem Treffen gesagt hast, nämlich dass die Macht des sorboldischen Heeres von zwei Umständen herrührt: vom gemeinsamen Zweck und der Liebe zum Vaterland.« Der Soldat nickte und nippte an seinem Getränk.

»Diese Weisheit wird bald deutlicher bewiesen werden, als es sich jedermann vorstellen kann«, sagte Talquist ernsthaft. »Ich will, dass du offen mit mir redest, Fhremus, ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen – nicht als Soldat vor seinem Herrscher, sondern als Sorbolder zum Sorbolder. Uns beide verbindet die große Liebe zu unserem Land. Die Nation ist bedroht, und dieser Bedrohung müssen wir rasch und mit äußerster Kraft entgegentreten. Wenn wir zögern oder gar nichts tun, werden wir jeden Vorteil verlieren, den unser Gelände und unsere militärische Macht uns in der Entscheidungsschlacht verschaffen können.«

Der Oberkommandierende blinzelte. »Bedrohung? Was für eine Bedrohung?« Er starrte den Regenten an. »Ich habe vor kurzem erst die Berichte der Feldkommandanten aller siebenundzwanzig Stadtstaaten durchgesehen; seit drei Monaten wird keinerlei feindliche Aktivität mehr berichtet. Es hat den Anschein, dass sich das Bündnis auf Ackerbau und Viehzucht sowie auf die Sicherung der Handelsstraßen verlegt und nur wenig Militär stationiert hat. In Roland scheint alles friedlich zu sein, und es hat keine Sichtungen von Bolg außerhalb der Berge von Ylorc gegeben. Und natürlich bleiben die Lirin von Tyrian wie immer für sich. Wir haben Frieden.«

»So könnte es scheinen«, stimmte Talquist ihm zu, nahm einen weiteren Schluck und ließ die Flüssigkeit über seine Backenzähne fließen. »Aber du vergisst, Fhremus, dass ich vor meiner Erwählung zum Herrscher durch die Waage das Oberhaupt der westlichen Kaufmannschaft war. Daher erhalte ich meine Informationen nicht nur von innerhalb des Kontinents, sondern auch von außerhalb.«

»Gibt es Anzeichen dafür, dass uns eine Invasion droht?« Die Haltung des Soldaten änderte sich ganz leicht; er spannte die Muskeln an und straffte das Rückgrat, während seine Augen im Licht der Nachmittagssonne, die vom Balkon aus in den Raum fiel, einen seltsamen Glanz annahmen.

»Wenn wir nichts unternehmen, wird es dazu kommen«, sagte Talquist. »Bedenke aber die Geografie des Kontinents. Du musst dieses Land so betrachten, wie es der Schöpfer getan hat, und nicht so, wie es als Ergebnis des Cymrischen Krieges vor vierhundert Jahren von den Menschen aufgeteilt wurde. Dann erkennst du vielleicht was der Schöpfer vorhatte.

Sorbold ist das Fundament des gesamten südlichen Kontinents und erhielt göttlichen Schutz durch den Schöpfer in Gestalt von unüberwindlichen Bergen und undurchdringlichen Wüsten. Es ist ein ausgedehntes Land und hat eine große Bevölkerung, welche durch die Sonne stark, unbarmherzig und stolz gemacht wurde. Unsere Bereitschaft, Jahrhunderte hindurch die Struktur unseres Militärs und unserer Verteidigung beizubehalten, hat uns vom taktischen Standpunkt aus die Oberhand verschafft. Selbst unsere Küste ist zum größten Teil von der sie umgebenden Landmasse geschützt. Wir haben am Meer Außenposten von der Neutralen Zone bis zur Skelettküste. Diese Außenposten müssen alle Schiffe passieren, die in einen unserer Häfen einlaufen wollen. Unter normalen Umständen sind wir also ein beachtlicher und beinahe unbesiegbarer Gegner.«

Der Kommandant nickte. Der Regent hatte soeben eine Einschätzung der Lage abgegeben, die Fhremus uneingeschränkt teilte. Also gab es kaum einen Grund zur Sorge.

»Der Mittlere Kontinent im Westen, bestehend aus Tyrian, Roland und Gwynwald, ist die Kornkammer dieses Teils der Welt«, fuhr Talquist fort. »Seine weiten Ebenen, die Wälder und Felder verschaffen diesen Ländern einen natürlichen Schutz, aber es gibt dort nur wenige Orte, von denen aus ein Angriff geführt werden könnte. Lediglich das Waldgebiet von Tyrian befindet sich nahe genug bei unseren Stadtstaaten, um von dort aus unbemerkt eine Invasion zu beginnen. Der Firbolg-König an unserer Ostgrenze teilt mit uns die Berge, die unsere Nordflanke schützen. Er könnte durchaus ein Invasionsheer aufstellen, doch ohne Unterstützung aus Roland wären wir vermutlich in der Lage, sie abzuwehren.«

Erneut nickte Fhremus und stimmte Talquist schweigend zu.

»Im Norden liegt das Hintervold, das, wie du weißt, eine nur teilweise und zu bestimmten Jahreszeiten bewohnbare Eiswüste ist. Es ist eine Schatzkiste für Häute, Erze und Gold sowie für Torf als Brennmaterial und hat eine kurze, aber intensive Wachstumsperiode, in der es eine kleine Ernte an Gemüse von gewaltiger Größe hervorbringt, aber allein durch die heimische Landwirtschaft kann es sich nicht ernähren. Ohne die Nahrung, die Roland zu ihm schickt, wäre das Hintervold noch kahler, als es ohnehin schon ist. Um es kurz zu machen, der Kontinent war dazu gedacht, ein einziges Reich zu bilden, das vom Süden beherrscht und verteidigt, vom mittleren Teil ernährt und vom Norden mit Handelsgütern wie Pelzen und Gold versorgt wird. Doch leider haben die Krieger unserer Vorfahren uns geteilt.«