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Tristan hielt ihr die Hand vor den Mund und warf einen raschen Blick über seine Schulter, dann starrte er sie an. Flammen tanzten in ihren schwarzen Augen und wechselten von Belustigung zu Grausamkeit und wieder zurück.

»Sprich nicht so laut«, sagte er gelassen. »Festungswände haben Ohren – gerade du solltest das wissen.«

»Die einzigen Ohren, die diese Festungswände haben sind meine eigenen«, gab Portia zurück. »Ich habe genau das getan, was du von mir verlangt hast. Ich habe die Ohren gegen jede Wand gehalten, habe auf der Schwelle jeder Tür gestanden in der Hoffnung, die Informationen zu bekommen, die du haben willst, damit du den Mann zu Fall bringen kannst, den du so hasst …«

»Ich hasse Gwydion nicht«, unterbrach Tristan sie rasch. »Das habe ich nie gesagt. Ich verüble es ihm nur, das er an meiner statt zum cymrischen Herrscher geworden ist.« Wut flackerte in seinen blauen Augen auf, die auch die Flammen aus dem Kamin widerspiegelten. »Ich hatte dieses Amt zwanzig Jahre lang inne und genoss dabei weder Macht noch Anerkennung, während er sich versteckt gehalten und vorgegeben hat, er wäre tot. Ich bin derjenige, der Roland zusammengehalten und den Mittleren Kontinent davor bewahrt hat, in Chaos und Krieg zu versinken. Ich war es, der diese Festung während des Angriffs der Sorbolder bei dem Winterkarneval vor vier Jahren verteidigt hat. Du bist zu jung, um dich daran zu erinnern; ich glaube, damals hast du noch gar nicht in Roland gelebt. Aber ich habe diesem Land alles gegeben, als es geteilt war, und es beschützt, als es verwundbar war. Doch trotz meines Verwaltungsamtes und all meiner Bemühungen wurde mir der Thron beständig verweigert. Und als Gwydion auftauchte, hat man mich einfach weggeworfen und mir eine lächerliche Regentschaft gegeben. Ich habe nichts von dem bekommen, was mir von Rechts wegen zusteht. Ich habe dich ins Vertrauen gezogen, damit du mir hilfst, den Thron zurückzuerobern – und ihn dann mit mir zu teilen. Wieso sollte dich das beleidigen?«

Portias Augen verengten sich zu schimmernden Schlitzen, doch ihre Mundwinkel hoben sich in einem schwachen Lächeln.

»Du bist ein Lügner«, sagte sie, aber es lag ein Feuer in ihrer Stimme, unter dem sich die Knoten in Tristans Unterleib lösten. »Dein Befehl, den cymrischen Herrscher zu verführen, während seine Frau von der Schwangerschaft aufgedunsen war, hatte nichts mit deinem Verlangen nach dem Thron zu tun. Und das weißt du sehr wohl.«

»Na … natürlich hatte es etwas damit zu tun«, stammelte Tristan.

»Lügner«, sagte Portia noch einmal. Diesmal war ihre Stimme ungemein verführerisch. »Ich bezweifle nicht, dass du dich nach der Stellung des Herrschers sehnst; auch das weiß jedermann. Es ist ein weiteres deiner allzu offensichtlichen Geheimnisse. Als ich nach Roland kam, hatte ich es schon nach wenigen Stunden gehört. Aber das ist nicht der Grund, warum du mir befohlen hast, ihn zu verführen. Du wolltest seine Ehe zerstören, weil du von seiner Frau wie besessen bist. Du willst sie für dich haben.«

»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Tristan, aber die Hitze in Portias Stimme und ihr Lächeln schwächten seine Verteidigung. Das hatte er schon einmal erlebt. Es war eine riskante Erleichterung, die er in seiner qualvollen Existenz nur selten spürte. Er nahm das Tablett aus Portias Händen und ließ es auf den Teppich fallen.

»Ich bin hier nicht diejenige, die sich lächerlich macht«, sagte Portia und trat auf ihn zu. »Ich bin auch nicht blind gegen deine Täuschungen. Du hast gesagt, ich soll meine Verführungskünste bei Gwydion einsetzen, damit er mir Geheimnisse mitteilt, die für dich in deinem Bemühen nützlich sein könnten, ihn vom Thron zu verdrängen. Aber du wusstest genau, dass das nie geschehen würde. Seiner Frau gehört jeder Winkel seiner Seele, und umgekehrt ist es genauso. Sie war nur kurze Zeit in dieser Festung, während ich schon lange hier bin, und selbst in dieser Zeit war es schon deutlich zu sehen. Außerdem ist ihm der Thron fast egal. Er sieht ihn als unangenehme, unausweichliche Pflicht an und sehnt sich nach dem Tag, an dem jemand anderes – jemand, der dafür bestens geeignet ist – die Herrschaft übernimmt.« Sie streckte eine Hand aus und strich Tristan über das Gesicht, womit sie ihren Worten den Stachel nehmen wollte. »Ich weiß nicht, warum du mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hast. Wenn ich sie gewusst hätte, wäre es mir so viel einfacher gewesen, dir zu helfen.«

»W … wie?«, fragte Tristan. Die Hitze in seinem Blut stieg und durchströmte ihn angenehm. Er bekam eine schmerzhafte Erektion.

Portia grinste breiter. Sie wandte sich von dem knisternden Feuer ab, ging hinüber zu den großen Fenstern, die auf den winzigen Balkon hinausführten, und bewunderte ihr Spiegelbild in den Scheiben.

»Im Gegensatz zu dir, der ein Biest zur Frau hat, wollen weder Gwydion noch Rhapsody einen Seitensprung begehen. Daher kann der eine den anderen nur betrügen, wenn er oder sie getäuscht wird«, sagte sie träge und kicherte, als sie sah, wie die welligen Scheiben ihr Gesicht verzerrten. »Sie beide oder einen von ihnen zu täuschen, ist eine echte Herausforderung. Man kann niemanden hintergehen, der eine so besondere Beziehung zur Wahrheit hat wie diese beiden. Der cymrische Herr hat Drachenblut in den Adern, und daher reicht sein Bewusstsein weit über die Grenzen der normalen Wahrnehmung hinaus. Und in der Festung geht das Gerücht um, dass die Herrin eine Sternensängerin, eine Benennerin ist und daher sowohl aufgrund ihrer Art als auch durch die Hingabe an ihre Berufung der Wahrheit verpflichtet ist, wodurch sie jede Lüge sehr schnell erkennt.« Sie strich mit den Fingern träge über den schweren Samtvorhang, der das Fenster umrahmte.

»Und wie willst du diese Täuschung hinbekommen?«, fragte Tristan, dessen Kopf vom Blutmangel leicht wurde.

Portia drehte sich wieder zu ihm um; in ihren Augen tanzte ein böses Licht.

»Gar nicht«, sagte sie brüsk. »Sie werden es für mich tun, und zwar auf die einzig mögliche Weise. Sie werden sich selbst täuschen. Jetzt, da sie wieder von hier fort ist, wird es einfacher sein. Die dämliche Innigkeit ihrer Liebe zueinander wird ihr Verhängnis sein, und wenn das geschieht, wird sie für immer vernichtet sein. Das klingt zwar melodramatisch, aber es ist wahr. Und wenn es geschieht, dann wird die Welt für uns alle schöner sein.« Sie glitt mit den Händen in die Nackenöffnung von Tristans Hemd; ihr Mund folgte.

»Sag … sag mir wie«, keuchte Tristan, dessen Stimme schwankte, als die Wärme von Portia Atem ihm die Haut wärmte und ihre Zähne zart gegen sein Schlüsselbein drückten.

Ihr heißer Mund fuhr langsam an seinem Hals hinauf bis zum Ohrläppchen.

»Du musst mir einfach nur vertrauen, Herr«, sagte sie neckisch. »Du weißt doch, dass ich so etwas schon seit sehr langer Zeit mache. Du hast genug von meinen Talenten erlebt, um das zu wissen.«

»Ja, das habe ich«, murmelte Tristan schwach. »Hast du die Tür verriegelt?«

Mit einem kreischenden Geräusch riss Portia ihm das Hemd auf. Ihre Augen leuchteten vor Erregung.

»Natürlich nicht«, sagte sie mit heiser gewordener Stimme. »Das Risiko, entdeckt zu werden, macht alles nur noch erregender. Hast du mir das nicht immer gesagt, wenn du mich in unserer eigenen Festung in einem Alkoven oder hinter dem Sofa genommen hast?« Mit ungeduldigen Fingern nestelte sie die Bänder seiner Hose auf. »Ich kann dir versichern, dass die Küchenbediensteten die Nase voll von dir haben und alles tun werden, damit sie nicht in deine Nähe kommen. Und die anderen Mitglieder des Herzogskonzils hatten heute schon genug von dir, daran habe ich keinen Zweifel. Also besteht kaum die Gefahr, dass wir gestört werden.« Sie grinste breiter, als sie ihr Ziel erreicht hatte. Sie ergriff den Herrn von Roland fest und fuhr ihm mit den Zähnen über das Kinn bis unter die Lippe.