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»Was ist das?«, fragte Rhapsody und drehte sie in der Hand.

»Tristan Stewards Hochzeit ist offenbar angesetzt worden. Die Zeremonie wird in drei Tagen in Bethania stattfinden.«

Rhapsody betrachtete die Einladung. »Ja. Oelendra hat mir bei meiner Rückkehr vom Schleier des Hoen davon erzählt. Rial will auch teilnehmen. Aber was hat das mit unserer Suche zu tun? Die Hochzeit ist im Vergleich zu dem, was wir vorhaben, völlig bedeutungslos. Es gibt doch wohl nichts Wichtigeres als die Jagd nach dem Dämon, auf die wir so lange gewartet haben.«

»Das stimmt«, pflichtete Achmed ihr bei. »Aber ich habe so etwas noch nie getan. Es erfordert Vorbereitung und Konzentration. Und das gelingt am besten in der Abgeschiedenheit, Ruhe und Sicherheit des Berges. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern oder was es mich kosten wird. Es ist der Kampf gegen eine Bestie, die noch gar nicht da ist. Ich weiß es nicht.

Ich weiß aber, dass Tristan jede Gelegenheit ergreifen wird, um gegen die Bolg zu hetzen. Wir müssen bei der Hochzeit anwesend sein; das ist eine Staatsangelegenheit.«

»Du willst, dass ich zu dieser Hochzeit gehe?«

»Ja.«

»Nach all dem?«

»Ja.«

»Du willst, dass ich zu der Hochzeit gehe?«

»Glaubst du, es ist besser, wenn ich gehe?«, knurrte Achmed.

Rhapsody starrte ihn an. »Natürlich nicht. Ich hatte angenommen, wir senden ihnen unser Bedauern. Das habe ich schon getan, als der Bote die Einladung zum ersten Mal bei mir abgegeben hat.«

Achmed seufzte. »Seit deiner Abreise hat sich vieles verändert, Rhapsody. Es droht Krieg, und die Feinde sind innen wie außen. Der Angriff könnte aus jeder Richtung erfolgen. Ich begreife allmählich deine Vision, als du sie von allen Seiten hast kommen sehen. Das Einzige, was mich jetzt aus der Bergfestung herauslocken könnte, ist diese Einladung, obwohl Grunthor sicherlich schon plant, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen.« Rhapsody sagte nichts darauf, sah ihn aber fragend an. Der Fir-Bolg-König blickte finster drein. »Wir hatten einige Schwierigkeiten mit Verrat und dem ungesetzlichen Verkauf von Bolg-Waffen nach Sorbold. Sie sind zum ersten Mal aufgetreten, als ich mit dir die Dämonenbrut gejagt habe.«

»Gute Götter!«

»Ja, gute Götter. Mögen sie all jenen Bolg helfen, die dumm genug sind, es noch einmal zu versuchen, während ich weg bin. Grunthor liegt auf der Lauer. Falls du bei deiner Rückkehr Körperteile als Wandschmuck im Griwen sehen solltest, weißt du warum.

Aber vorher wirst du Ylorc auf Tristans Hochzeit vertreten. Damit kannst du uns wenigstens etwas Zeit verschaffen. Vielleicht hörst du etwas über ihre Kriegsvorbereitungen. Verhalte dich weiterhin so, als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen. Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn ich bereit bin, falls du bis dahin noch nicht zurückgekehrt sein solltest.«

Rhapsody erwiderte nichts darauf. Obwohl das Summen der Harfe in den Zweigen des jungen Baumes ihre Worte überlagern würde, konnte sie ihren Gefühlen noch keinen Ausdruck verleihen, denn sie wusste, dass fremde Ohren im Winterwind mithörten. Vor allem wollte sie ihrem Freund vom Schleier des Hoen berichten; sie wollte ihm sagen, was sie dort gesehen und über die Bedrohung des Lebens und Nachlebens erfahren hatte und wie lange sie fort gewesen war, aber sie wagte es nicht, nicht hier, nicht unter dem offenen Himmel. Wie er gesagt hatte, war es besser, zu warten, bis sie sich in der Dunkelheit des Berges befanden, verborgen vor allen neugierigen Blicken und abgeschirmt vom Wind.

Sie sah zu den Ruinen des Hauses der Erinnerung, in dem ihr Weg zum ersten Mal deutlich geworden war. Dieser Aufbewahrungsort der Geschichte, dieser Außenposten der ersten cymrischen Welle war vor vierzehn Jahrhunderten mit so großen Hoffnungen erbaut worden, die so brutal enttäuscht worden waren. Der Rakshas hatte sogar versucht, die Wurzel des Sagia-Schösslings dazu zu benutzen, in den Firbolg-Berg einzudringen und das Schlafende Kind zu entführen. Es war die schreckliche Wendung einer Lage, die als so großes Versprechen begonnen hatte.

Sie hatten diesen Ort für ihr heutiges Treffen ausgesucht, um einen Neuanfang zu machen, zum Guten oder Schlechten. Es war eine kaum zu ertragende Ironie des Schicksals, dass Rhapsody gerade hier, wo der F’dor das Blut der Kinder zu seinen Zwecken benutzt hatte, dem Dhrakier das Blut des Dämons aus den Adern der Kinder gab, um ihn aufzuspüren. Rhapsody sah Achmed an. Er stand jetzt vor ihr, der widerwillige Retter, der Schlüssel zum Aufspüren des Dämons und dessen endgültiger Vernichtung, und gab ihren Blick fest zurück. Plötzlich drehte sich ihr der Magen um, und die Welt schwankte. Er musste es bemerkt haben, denn er streckte die Hand aus, packte sie am Arm und brachte sie wieder ins Gleichgewicht.

»Ich weiß nicht, ob ich das tun kann«, flüsterte sie. Sie wollte ihn jetzt, da das Blut in seiner Hand war und bald die Entscheidung fallen würde, nicht allein lassen. »Ich will es endlich hinter mich bringen. Ich will nach Hause gehen.«

Der Fir-Bolg-König zuckte die Achseln. »Unmöglich. Du musst erst an der Hochzeit teilnehmen. Das ist Teil des Plans.« Er beugte sich vor und sprach ihr ins Ohr: »Es ist deine Bestimmung, dein Schicksal.«

Die Windgepeitschte Stille des Hofes wurde noch tiefer. Bestimmung allein der Klang dieses Wortes machte sie schwach. Wie oft habe ich das schon gehört, seit ich an diesen Ort gekommen bin, in dieses neue Land der Dämonen und Nachtmahre?, dachte sie verbittert und schluckte ihre Wut herunter. Die Worte der Großmutter, der verstorbenen Wächterin des Erdenkindes, kamen ihr in den Sinn.

Es ist deine Bestimmung, dein Schicksal. Verleugne es, und es wäre besser, dich sofort in den Abgrund zu stürzen.

Schicksal. Es war ein Wort, das erfunden worden war, um zu bedrohen. Auch Oelendra hatte es gebraucht.

Dein Schicksal ist vorherbestimmt. Du kannst darüber die Achseln zucken, aber du wirst den F’dor töten oder bei dem Versuch sterben. Du hast keine Wahl.

Ryle hira, sagten die Liringlas. So ist das Leben.

»Mist«, schnaubte Rhapsody. »Gewäsch. Wir können unser Schicksal selbst bestimmen.«

Achmed lächelte. Rhapsody lachte.

»Das hast du nur gesagt, um mich wütend zu machen, nicht wahr?«

»Ja.«

»Es ist dir gelungen.«

»Ich weiß. Gehst du also zur Hochzeit?«

Rhapsody warf die Hände in gespielter Verzweiflung hoch. »Ich habe nichts Passendes zum Anziehen, Achmed. Soweit ich weiß, handelt es sich um ein förmliches Ereignis.«

»Du hast meine Schatztruhen bereits um unanständige Summen erleichtert, nur um dir tausende von sinnlosen Kleidern zu kaufen, die du in Elysian stapelst, und du sagst, du hast nichts anzuziehen? Verschone mich damit.«

»Wenn die Hochzeit schon in drei Tagen ist, muss ich von hier aus dorthin reiten. Ich habe leider keines dieser angeblich sinnlosen Kleider bei mir.«

Der Bolg-König seufzte. Er griff wieder in seine Robe und zog ein gefaltetes Stück Leder hervor, das er ihr gab.

»Hier sind ein paar orlandische Münzen und ein wenig Papiergeld. Damit kannst du dir etwas zum Anziehen kaufen. Halte auf der Hochzeit Augen und Ohren offen; vielleicht erfährst du etwas über die Bolg oder Bolg-Waffen.«

»Irgendwie bezweifle ich, dass eines dieser Themen zur Sprache kommen wird.«

»Vielleicht nicht. Doch möglicherweise lenkt deine Anwesenheit Tristan so sehr ab, dass er sich verspätet, wenn er derjenige ist, der den Angriff plant. Versuche, den Botschafter von Sorbold zu finden; ich befürchte eher, die Gefahr kommt von dort. Tu, was du für richtig hältst, und komm dann nach Hause.«

»In Ordnung.«

»Gut.« Er drehte sich um und wollte gehen, doch vorher warf er einen Blick zurück über die Schulter. »Es dauert nicht mehr lange. Alles zu seiner Zeit.«

Sie lächelte; ihre Augen glitzerten im dämmernden Licht. »Ich weiß.«

»Ich wünsche dir eine gute Reise«, sagte er. Sie nickte. Er schaute ihr nach, wie sie im Wald verschwand.