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Quentin Baldasarre, der Herzog von Bethe Corbair, betrat gerade die Basilika, als Rhapsody sich setzte. Das Gesicht des Herzogs wirkte ausgezehrt und blass, und seine brennenden Augen sprachen der ansonsten unerschütterlichen Erscheinung Hohn.

»Wo bist du gewesen, meine Liebe?«, fragte Rial besorgt. »Ich hatte schon befürchtest, du hättest dich anders entschieden und wärest nach Ylorc zurückgekehrt.« Er ergriff ihre Hand und steckte sie durch seine Armbeuge. »Du siehst wunderbar aus.«

»Vielen Dank. Ich entschuldige mich für meine Verspätung; ich hatte mehrere Umstände falsch eingeschätzt.« Rhapsody erschauerte, als Ihrman Karsrick, der Herzog von Yarim, eintrat. Er war in eine schwarze Seidenhose, ein weißes Hemd und ein silbernes Wams gekleidet und trug auf dem Kopf einen großen gehörnten Helm wie die Gestalt, die dem Rakshas geholfen hatte, als sie im vergangenen Sommer in der Sternen-Basilika gegen ihn gekämpft hatte. Kurz darauf bemerkte sie, dass der Seligpreiser am Altar einen ähnlich gehörnten Helm trug, auch wenn seine Robe wie sein Helm rot war. Das muss Ian Steward, der Segner von Canderre-Yarim und Tristans Bruder sein, dachte sie und betrachtete das nüchterne Gesicht des jungen Mannes durch die Flammen des Feuers aus dem Herzen der Erde, das im Mittelpunkt der Basilika brannte.

Eine Trompetenfanfare erschallte und verursachte in der Menge einen wilden Aufruhr. Die geladenen Gäste erhoben sich. Es ertönte ein lautes Rufen, als Tristan in seinem himmelblauen und weißen Hochzeitsgewand sowie einem langen, weißen Umhang aus Hermelin am Rand des nördlichen Gangs erschien. Er suchte mit den Augen die Kreise der Basilika ab und richtete den Blick schließlich auf den Abschnitt, in dem Rhapsody und Rial standen. Dann schritt er mit zwei jungen Pagen im Schlepptau keck den Gang herab zum Altar des Feuers in der Mitte der Basilika und verneigte sich flüchtig vor seinem Bruder. Ein weiteres Jubeln setzte ein, lauter als alles andere. Rhapsody und Rial schauten nach Süden. Madeleine von Canderre war in eine wundervolle weiße Seidenrobe gekleidet, die im Glanz von tausend aufgesetzten Perlen erstrahlte. Ihre Hand lag auf dem ausgestreckten Arm ihres Vaters Cedric Canderre. Sie war modisch blass, hatte sich Gesicht und Hals weiß gepudert, das lange schwarze Haar streng zurückgekämmt und mit Staatsbändern sowie Blumen aus Canderre geschmückt. Das Gesicht des Herzogs wirkte milde, doch Rhapsody glaubte sogar aus der Ferne in den Augen eine große Traurigkeit zu erkennen.

Als die Braut und ihr Vater den Gang entlang schritten, gefolgt von zwei kleinen Mägden, die ähnliche Truhen trugen wie die Pagen, die Tristan hinter seiner lächerlich langen Schleppe zum Altar folgten, spürte Rhapsody eine sanfte Berührung am Ellbogen.

»Da bist du ja, meine Liebe«, hörte sie Llaurons warme, kultivierte Stimme sagen. »Ich freue mich so sehr, dass es dir gut geht und du an der Hochzeit teilnehmen kannst.« Er beugte sich verschwörerisch mit einem Augenzwinkern vor. »War das ein Kesselflickerwagen, aus dem du ein paar Straßen entfernt ausgestiegen bist? Ein bemerkenswertes Transportmittel für einen Gast des Herrschers.«

»Hallo, Llauron«, erwiderte sie, küsste den Fürbitter höflich auf die Wange und sah ihn misstrauisch an. Trotz der sieben Jahre, die sie bei den Rowans verbracht hatte, war sie immer noch wütend darüber, dass er ihr keine Verstärkung nach Sorbold geschickt hatte. »Wir Landleute reisen für gewöhnlich in solchen Karren und werden nur selten zu höfischen Ereignissen eingeladen.« Sie drehte sich wieder um und sah beeindruckt zu, wie Madeleine den Altar des Feuers erreichte. »Ich habe noch nie eine rolandische Hochzeitszeremonie gesehen.«

»Sie ist barbarisch«, meinte Rial belustigt und beugte sich dem Fürbitter zu. »Ich nehme an, Ihr stimmt mir zu, Euer Ehren?«

Llauron kicherte. »Allerdings. Wir vom wahren Glauben bevorzugen Einfachheit und halten nichts von diesen rohen Ritualen. Das ist doch seltsam, wenn man bedenkt, dass wir die Natur in all ihrer ungezähmten Pracht anbeten, während die Leute hier der angeblich zivilisierteren Sekte angehören. Nun gut.«

»Für mich hat es nichts Barbarisches«, wandte Rhapsody ein, als Tristan auf ein Knie sank und sich vor seiner Braut verneigte.

»Warte ab, meine Liebe«, sagte Llauron mit einem Lächeln. »Die Vereinigung hat noch nicht einmal begonnen.«

»Welchen Brautpreis bietest du?«, fragte der Seligpreiser Cedric Canderre.

»Vierzigtausend Goldstücke, hundert orlandische Platinbarren, fünfzig Stangen altes Zinn«, erwiderte Cedric Canderre fest. »Das ist der Preis, den wir in Einklang mit den Gebräuchen der Kirche und Gesetze Rolands festgesetzt haben.«

»Ich wette, er hätte viel mehr bezahlt, um seine Tochter loszuwerden, wenn Tristan es verlangt hätte«, flüsterte ein Gast vor Rhapsody zu der elegant gekleideten Dame neben ihm, die ernsthaft nickte.

»Was ist ein Brautpreis?«, fragte Rhapsody Llauron.

»Die Summe, die der Vater bereit ist, Tristan Steward zu zahlen, damit er seine Tochter nimmt«, erwiderte der Fürbitter kichernd. »Das ist der Brauch bei allen Hochzeiten, doch in diesem Fall ist die gewaltige Summe außerordentlich bemerkenswert.«

Rhapsody beobachtete zweifelnd, wie Cedric Canderre ein Pergament und einen Federkiel hervorholte. »Ich vermute, es ist nichts anderes als die Mitgift, die in der bäuerlichen Gesellschaft gezahlt wurde, aus der ich stamme«, sagte sie verunsichert, während Tristan das Schriftstück las, nickte, den Kiel nahm und das Pergament auf einem Wachstablett unterzeichnete, das ihm der Seligpreiser hinhielt. »Das Geld wurde aber üblicherweise als Geschenk der Brautfamilie angesehen, das dem Paar einen guten Anfang ermöglichen sollte.«

»Das war vielleicht bei euch so. Wenn bei uns der Bräutigam innerhalb eines Jahres zu der Meinung gelangt, dass seine Frau den Brautpreis nicht wert ist, kann er sie ihrem Vater zurückgeben und muss ihm die Hälfte zurückzahlen.«

»Die Hälfte?«, fragte Rhapsody ungläubig, als Cedric Canderre Madeleine auf die Wange küsste und sich zu seinem Sitz im Inneren Kreis zurückzog. »Nur die Hälfte? Warum?«

»Sie hat an Wert verloren, weil sie ... äh ... nicht mehr unberührt ist.«

»Aber...«

»Ganz ruhig, Rhapsody, es ist eine gute Regelung«, sagte Llauron scherzhaft. »Im Glauben des Patriarchen ist der erste Jahrestag ein besonders festliches Ereignis, weil er bedeutet, dass der Mann sich entschieden hat, die Frau auf Dauer zu behalten. Wie ich hörte, sind diese Feiern ganz besonders glanzvoll. Sei doch nicht so verblüfft, meine Liebe. Dein Gesicht ist so rot wie eine Rübe und passt gar nicht mehr zu deinem hübschen Kleid. Ich war der Meinung, du hättest gelernt, nicht über die Gebräuche anderer Völker zu höhnen.« Er beugte sich näher zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie er erleichtert ich bin, dass du dein Schicksal gemeistert hast und Khaddyrs Versagen dich nicht das Leben gekostet hat. Im Gegenteil, du bist sogar erfolgreich gewesen. Ich bin sehr stolz auf dich.«

»Was...«

»Psst, meine Liebe. Die Zeremonie geht weiter.« Llauron richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Altar. Rhapsody kniff die Augen zusammen. Ihr Ärger verflog; gegen ihren Willen verspürte sie eine gewisse Belustigung. Llaurons freundliche Art war wie immer entwaffnend. Sie nahm sich vor, ihn nicht in Ruhe zu lassen, bis er ihr eine Erklärung für die Missgeschicke im Wald gegeben hatte, und wandte sich wieder der Hochzeitszeremonie zu. Ian Steward sprach nun seinen Bruder an. »Tristan Steward, Sohn des Malcolm Steward, Herrscher über Roland und Prinz von Bethania, was gelobst du dieser Frau?«

Tristan richtete sich auf; sein kastanienbraunes Haar glänzte im Licht des Altarfeuers schweißnass und dunkel.

»Feld und Vermögen, Familie und Treue im Glauben des Feuers, das gelobe ich ihr«, stimmte Tristan an.