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In der Ferne sah er eine weiße Rauchsäule über die Baumkronen in einen zornigen Himmel steigen in einen aufgewühlten Himmel, schwarz vor Widerwillen.

Der Baum war in Gefahr.

Nun explodierte seine brodelnde Wut zu einem Inferno aus scheußlicher Raserei. Er wusste, dass dieses Ablenkungsmanöver seine Aufmerksamkeit fesseln und ihn davon abhalten sollte, Llauron beizustehen. Die Dummheit dieses Plans fachte die Flammen seiner Wut nur noch stärker an.

Wenn er nun seinem Zorn Luft machte, würden ihn alle auf der Lichtung sofort bemerken. Also schluckte er ein aufquellendes Brüllen herunter, doch die Erde hatte es bereits gehört und leitete es mit einem heftigen Beben durch den Wald. Er wusste, dass Rhapsody es spüren konnte, und er bedauerte, dass er ihr auf diese Weise noch mehr Unbehagen verschaffte. Er bahnte sich mit dem Schwert einen Weg durch das Unterholz, wie eine Lawine, wie der Wind, zog Kraft aus der Luft und der Erde, sammelte sie, wurde stärker, rannte mit der Schnelligkeit einer Windbö und der alles zermalmenden Kraft einer Meereswelle. Wenn er sein Ziel erreichte, würde er Verdammnis bringen. Khaddyrs Mitverschwörer würden den Lohn, den er ihnen versprochen hatte, nicht mehr erhalten.

Llauron gab Rhapsody einen Augenblick Zeit, um sich zu fangen, dann kehrten sie auf die Lichtung zurück, wo Khaddyr wartete. Sie betrachtete ihn mit schlecht verhohlener Verachtung, doch sie begriff, dass sie unbedingt ein gelassenes Gesicht aufsetzen musste, was auch immer geschehen mochte.

»Also gut, Khaddyr, Rhapsody hat versprochen, sich zurückzuhalten.«

»Es freut mich, das zu hören. Ich habe nichts gegen dich, Rhapsody.«

»Heute nicht«, antwortete sie mit ruhiger Stimme, die aber vor gefährlichen Untertönen brodelte. »Unser Tag wird noch kommen.«

»Möchtest du jetzt dein Vorbereitungsritual ausführen?«, fragte Khaddyr Llauron. »Ich habe das meine abgehalten, während ich auf dich gewartet habe.«

»Ja«, antwortete Llauron ohne eine Spur von Feindseligkeit. »Wenn du mich bitte entschuldigst, ich bin gleich zurück.«

Während der ältliche Priester die Lichtung verließ, betrachtete Khaddyr Rhapsody von oben bis unten. Als er zufrieden feststellte, dass sie ihren Zorn im Griff hatte, trat er auf sie zu. Dabei senkte sie den Blick. Diese Geste bezauberte ihn. Sie war ein Zeichen der Ehrerbietung, und nach dem heutigen Tag erwartete er, sie regelmäßig zu sehen.

Das Aufblitzen der Klinge war die einzige Warnung, stehen zu bleiben. Die Spitze ihres Schwertes durchbohrte den Boden nur eine Haaresbreite von seinen Zehen entfernt. Khaddyr hielt entsetzt inne. Wellen aus Übelkeit erregender Kälte durchströmten ihn; sie nahmen ihren Ausgang am Hals und strahlten von dort aus in seinen ganzen Körper aus. Als er darauf wartete, dass sich sein Körper erholte, begriff er, dass er nicht die geringste Bewegung gesehen hatte, mit der das Schwert in den Boden gerammt worden war.

Rhapsodys Augen blieben weiterhin auf den Untergrund gerichtet. »Ich habe dir nichts zu sagen.«

Khaddyr schluckte. Er bemühte sich, eine ruhige Stimme zu behalten; es wäre nicht gut, wenn ihn eine spätere Untergebene krächzen hörte.

»Welche Feindseligkeit«, sagte er und versuchte es mit einem milden, aber maßregelnden Tonfall. »Warum bist du so voller Hass, meine Liebe? Dieser Kampf hat nichts mit uns beiden zu tun; es handelt sich um ein altes Ritual des Übergangs. Sicherlich hat Llauron es dir erklärt. Es ist nicht einmal ein Zeichen von Feindschaft zwischen Llauron und mir. Auf diese Weise wählt unsere Sekte den neuen Führer und frisches Blut.«

»Wie ironisch«, entgegnete sie, während sie immer noch den Blick gesenkt hielt. »Welchen Ritus würdest du vollziehen, wenn du ihm deine Treue erweisen wolltest, Khaddyr ein zeremonielles Verbrennen seines Hauses, während er schläft?«

Der Blick in Khaddyrs Augen wurde kalt. »Das ist ein beleidigender Vergleich.«

Schließlich sah Rhapsody ihn an, und Khaddyr machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihre Augen brannten grün wie die frischen Triebe im Frühling, doch das Feuer in ihnen war heiß und weiß.

»Das war noch geschmeichelt im Vergleich zu dem, was ich dir eigentlich sagen will, aber ich weigere mich, Llauron noch mehr zu entehren, als du es schon getan hast. Du bist gerade der Richtige, um sich über Beleidigungen zu beschweren. Du beleidigst meinen Verstand mit deinen schmierigen Lügen über die Riten des Übergangs. Glaubst du, ich kenne die gebräuchlichen Riten des Übergangs nicht? Llauron wurde durch die Rituale der Tanisten zum Fürbitter bestimmt, so wie du selbst zu seinem Tanisten wurdest. Es gibt niemanden in deiner Sekte mit einem Funken Selbstachtung, der glauben würde, die Herausforderung eines alten Mannes am Ende einer langen Reise könnte ein geeignetes Mittel zu Regelung der Nachfolge darstellen. Ich hatte geglaubt, die Filiden schätzen Weisheit und Ehre höher ein als körperliche Überlegenheit. Wie abscheulich.«

Khaddyr schluckte seine Wut herunter. »Es tut mir Leid, dass du es so siehst, Rhapsody. Ich glaube, während unserer kurzen Bekanntschaft habe ich dir keinen Grund gegeben, so feindselig gegen mich zu sein. Ich habe dich aufgenommen, als du kaum mehr ein Mensch warst; ich habe dich Medizin gelehrt. Was habe ich getan, das in dir eine so große Bosheit gegen mich erzeugt hat?«

Ihre glimmenden Augen verengten sich. »Zum Beispiel, dass du mich in Sorbold allein gelassen hast. Du wolltest, dass ich im Schnee sterbe. Hast du das schon vergessen? Es ist doch noch gar nicht so lange her.«

Khaddyrs Gesicht erschlaffte; die Wut ebbte ab. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

Rhapsody lauschte auf die Rhythmen und Töne seiner Stimme. Es war klar, dass er die Wahrheit sagte oder es für dieselbe hielt. Der Zorn in ihrem Blick verringerte sich, als sie Llauron näher kommen sah. Sie schaute Khaddyr wieder an.

»Tu es nicht«, sagte sie schnell. »Bitte.«

Khaddyr starrte sie wie versteinert an. Sie spürte, wie in ihm die Erregung stieg, als er den Blick über ihren Körper gleiten ließ. Vielleicht würde er eine fleischliche Bedingung stellen. Rhapsody hoffte es, denn das würde ihr einen guten Grund geben, ihn an Ort und Stelle zu töten. Doch als würde er von einer unsichtbaren Kette zurückgerissen, klarte sein Blick plötzlich auf und sein Gesicht verhärtete sich. Er wandte sich an den Fürbitter, der soeben wieder die Lichtung betreten hatte.

»Bereit, Euer Gnaden?«

Llauron stützte sich auf seinen Stab; das goldene Eichenblatt an der Spitze warf ein schimmerndes Nachmittagslicht auf den Schnee.

»Ja, Khaddyr, ich bin bereit.«

51

»Kniet nieder.«

Die fünf filidischen Priester, die Khaddyr begleitet hatten, knieten sich vor ihm nieder. Llauron, der neben Khaddyr stand, nickte Rhapsody zu, und auch sie kniete nieder, wobei sie den Blick abwandte, denn sie wollte nicht brennende Löcher in Llaurons Gegner bohren. Khaddyr sah Llauron an. Sanft sang der Fürbitter das Gelöbnis der Sekundanten vor. Unter der Schönheit seiner volltönenden Stimme schnürte sich Rhapsodys Kehle zu, aber sie hatte sich entschlossen, die letzte Träne schon geweint zu haben. Das Gelübde, mit dem Llauron die Sekundanten band, verlangte von ihr das Einverständnis, niemandem in dem filidischen Kreis vor dem nächsten Sonnenaufgang etwas anzutun.

Lark schwor als Erste, gefolgt von den anderen Priestern. Schließlich gab auch Rhapsody ihr Wort und wünschte sich, sie wäre sofort mit ihm zu Stephen Navarne geritten. Mehr konnte sie nicht tun, um das Grauen abzuwehren, das sie zu verschlingen drohte.

Die beiden Seiten zogen sich an Entgegengesetzte Stellen auf der Lichtung zurück. Als Khaddyr an ihr vorbeiging, schenkte er ihr ein letztes Lächeln. Rhapsody ergriff die Gelegenheit, um seinen Körper nach Anzeichen von Schwäche abzusuchen. Sie schloss die Augen und spürte ein winziges Ungleichgewicht in seinem Schritt; irgendwie belastete er das linke Knie stärker. Außerdem wurde sein Atem schneller, wenn er erregt war, und sie erkannte, dass sein Herz nicht so stark war, wie es hätte sein können. Sie gab diese Erkenntnisse an Llauron weiter, während er ihr seine Überkleider aus händigte und schließlich in der schlichten Robe aus ungefärbter Wolle dastand, die auch Khaddyr trug.