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»Ihm erlaubt? Das ist eine Veränderung.«

Ashe starrte sie an. Ihr Gesicht wirkte im Widerschein des Feuers verbissen, und ihr Blick war bohrend. In der Stimme seines Vaters hatte immer ein ähnlicher Ton mitgeschwungen, wenn ihr Name gefallen war, doch bisher hatte er das nicht als besonders bedeutsam erachtet. Er sagte mit fester Stimme und milder Miene:

»Vermutlich ist es das. Es zeigt ein Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten. Das ist etwas, was ich von Rhapsody gelernt habe.«

»Hast du es gelernt, bevor oder nachdem du es zugelassen hast, dass sie deinen Vater bei lebendigem Leib verbrennt? Bevor sie im gesamten filidischen Orden und in der rolandischen Adelsschicht das verbreitet hat, was ihrer Ansicht nach die Wahrheit über die Niederlage Llaurons durch Khaddyrs Hand war?«

Ashes Augen verengten sich. Der Drache strotzte vor Wut. »Warum tust du das? Versuchst du, mich zu etwas anzustacheln, Oelendra? Du befindest dich auf brüchigem Eis.«

Oelendra beugte sich vor in den Feuerschein. »Ich versuche herauszufinden, ob ich das Band, das mich mit der Tagessternfanfare verbunden hat, durchschnitten habe. Ob ich den Sternensplitter, den ich den Rowans gegeben habe, damit sie ihn dir in deine zerfetzte Brust einnähen, an einen weiteren hintertriebenen Abkömmling von Anwyn und Gwylliam verschwendet habe. Ich will dich verstehen, Gwydion. Erkläre mir, warum du die Frau so verletzt, die ich wie mein eigenes Kind liebe und die du vermutlich ebenso liebst.«

Bei ihren Worten wallte Wut in Ashe auf. Er kämpfte darum, seinen Zorn im Zaum zu halten, und wusste tief in seinem Herzen, dass sie Recht hatte. »Zweifle niemals meine Liebe für sie an. Niemals«, sagte die harte, vieltönige Stimme des Drachen, die sich zwischen seine Worte gedrängt hatte.

Oelendra zuckte bei diesem Klang nicht zusammen. »Warum hast du sie getäuscht, wenn du sie geliebt hast? Hast du eine Ahnung, was der angebliche Tod deines Vaters bei ihr bewirkt hat? Sie hat schon so viel verloren!«

Ashes Zorn verflüchtigte sich und wurde von tiefer Trauer angesichts der Erinnerung an Rhapsody ersetzt, wie sie vor dem dunklen Kamin gesessen und ins Nichts gestarrt hatte. Ihm tat das Herz weh, als er sich daran erinnerte, wie sie ihren Kragen abgelegt und das Medaillon beiseite gezogen hatte, weil sie seinen Todeshieb erwartet hatte.

»Ja«, sagte er hohl, »ich glaube, ich weiß nur zu gut, was es bei ihr bewirkt hat.«

»Warum hast du es dann getan? Warum hast du die Machtspiele deines Vaters unterstützt, wo du doch wusstest, welche Verheerungen sie anrichten?«

Ashe schaute in die Finsternis. »Nicht ich habe sie unterstützt, sondern Rhapsody.«

Die Augen der lirinschen Kriegerin verengten sich im Feuerschein zu Schlitzen aus Quecksilber. »Was willst du damit sagen?«

Ashe starrte weiterhin in die Nacht. In Gedanken war er in den Zahnfelsen und erinnerte sich an eine Frau im Wind. Schließlich stand er auf und schaute sie an. »Es tut mir Leid, Oelendra«, sagte er und hob den Stab auf. »Wenn du hergekommen bist, um zu erfahren, ob du deinen Sternensplitter verschwendet hast, dann lautet die Antwort: Ja.« Er drehte sich um und trat aus dem Feuerkreis.

»Halt«, befahl ihm die lirinsche Kampfmeisterin. Ihre Stimme hätte auch einem ganzen Heer einen Befehl geben können. Er gehorchte unwillkürlich. »Komm zurück. Nicht du entscheidest das, sondern ich. Setz dich.« Ashe lächelte und kehrte zu dem Baumstamm zurück. »In Ordnung, erkläre es mir. Hatte sie eine Wahl?«

»Eigentlich nicht, fürchte ich. Alles, was sie von mir hören wollte, war die Wahrheit, und diese habe ich ihr vor allem geschuldet. In der Nacht vor meiner Abreise habe ich ihr Llaurons Pläne und Listen enthüllt und noch anderes, was sie unbedingt wissen musste.« Im Schein des Feuers wurde sein Gesicht dunkler, als er sich daran erinnerte. »Sie begriff, dass es nicht in unserer Macht steht, die Dinge aufzuhalten, die bereits in Gang gesetzt sind. Ihr war klar, dass Llauron endgültig und für nichts gestorben wäre, wenn sie den Scheiterhaufen nicht in Brand setzen würde. Für mich war das in Ordnung. Es war nicht ihre Aufgabe, ihn aus dieser selbst gemachten Falle zu befreien. Aber sie hat sich entschlossen mitzuspielen, obwohl sie genau wusste, was es bedeutet. Wenn es meine Entscheidung gewesen wäre, hätte ich es nicht erlaubt, aber da ich Rhapsody liebe, will ich ihr das Recht einräumen, ihre eigenen Lebensentscheidungen zu treffen. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich sie verschont.« Seine Stimme versagte. Oelendra lehnte sich zurück und betrachtete ihn nachdenklich. Ihre Wut ließ ein wenig nach.

»Warum kann sie sich daran nicht erinnern?«

Ashe erwiderte zum ersten Mal ihren Blick. Mit ruhigerer Stimme sagte er: »Ich fürchte, das ist der Preis für die Wahrheit. Vor einiger Zeit haben wir Manwyn besucht. Es war wichtig für sie, obwohl sie mir den Grund dafür nicht sagen konnte. Ich glaube jetzt, dass es etwas mit den Kindern des Dämons zu tun hatte.

Das Orakel hat ihr während einer seiner irrsinnigen Tobsuchtsanfälle einen Teil von Llaurons Plan enthüllt. Diese Informationen haben Rhapsody verwundbar gemacht. Mit dem Wissen hätte sie lügen müssen. Doch da war noch etwas, das sie erfahren musste. Deshalb habe ich in unserer letzten gemeinsamen Nacht eine Perle mit dem Bildnis meines Vaters darin genommen, die eigentlich ein Andenken an ihn sein sollte, und sie Rhapsody gegeben, nachdem ich das Bild entfernt hatte. Ich habe sie gebeten, die Erinnerung an diese Nacht in die Perle zu bannen, unter der Bedingung, dass sie sich erst daran erinnern kann, wenn sie das gesamte Bild kennt.

Dann habe ich ihr die ganze Geschichte erzählt. Am Ende war sie der Ansicht, dass ihr Wissen für Llauron den ewigen Tod bedeuten könnte. Um das zu verhindern, hat sie vieles geopfert, einschließlich ihrer Erinnerung. Er hat sie nicht verdient.« Ashe schaute wieder in die Finsternis. »Und ich habe sie nicht verdient.«

»Nun, diesbezüglich hast du zumindest halbwegs Recht«, sagte Oelendra. »Aber ich begreife nicht, warum Rhapsody durch ihr Wissen verwundbar wurde. Was ist in jener Nacht sonst noch geschehen?«

Ashe seufzte tief. »Ich fürchte, das kann ich dir nicht erzählen, Oelendra, auch wenn du es gern hören würdest. Das sind ebenfalls Rhapsodys Erinnerungen. Sie hat das Recht, sie vor allen anderen zu erfahren.«

»Das verstehe ich. Wann willst du ihr ihre Erinnerungen wiedergeben?«

»Sobald ich es gefahrlos tun kann und der F’dor vernichtet ist. Ich habe die Perle in Elysian versteckt, falls ich bei der Dämonenjagd sterben sollte. Bisher ist es mir gelungen, seine Gefolgschaft zu töten, aber ich habe gegen dieses Ungeheuer schon einmal verloren; das weißt du besser als alle anderen.

Seit einer Weile habe ich seine Spur verloren, weil ich Lark und die anderen filidischen Verräter gejagt habe. Damit bin ich jetzt fertig. Ich war gerade auf dem Weg nach Ylorc, um Rhapsody zu sehen, als ich im Wind deinen Ruf hörte. Als ich erfuhr, wo du mich treffen wolltest, habe ich das Schlimmste befürchtet. Bevor ich gesehen hatte, dass du es bist, hatte ich geglaubt, wieder dem F’dor gegenüberzustehen. Das war der Grund, warum ich mit gezogenem Schwert gekommen bin. Üblicherweise gehe ich nicht mit dem Schwert in der Hand zu einem Treffen.«

»Trotzdem bist du ohne den Schutz deines Vaters hier?«

»Er ist nicht weit weg. Wenn ich ihn rufe, ist er im nächsten Augenblick da. Ich bin inzwischen viel stärker als bei meinem letzten Kampf. Ich kann den F’dor vielleicht noch nicht besiegen, aber ich könnte ihn in Schach halten, bis Llauron kommt. Zusammen sind wir stark. Außerdem ist Elynsynos ebenfalls nicht weit entfernt. Wenn ich sie rufe, kommt sie bestimmt.«

Oelendra starrte in das Feuer und dachte über etwas nach. Als sie wieder aufschaute, lag ein Ausdruck der Befriedigung auf ihrem Gesicht. »Drei Drachen, Kirsdarke und ich. Gute Bedingungen für einen zweiten Schlag.«