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»Wie bitte?«

Sie sah Ashe in die Augen. »Achmed hat den F’dor identifiziert.« Sofort spannten sich seine Muskeln an, und die Hand fuhr zum Schwertgriff. »Es ist Lanacan Orlando, der Segner von Bethe Corbair.«

Ashes Augen glommen heller im Feuerschein, doch seine ganze äußerliche Regung bestand nur in einem Nicken. Er ließ das Schwert los und stützte die Ellbogen auf die Knie. Gedankenverloren schlang er die Finger ineinander. »Natürlich. Dieser heiligtuerische Bastard. Da segnet er demütig die Truppen und belegt sie für seine Zwecke mit einem Bann. Bethe Corbair ... gute Götter, er befand sich kurz vor ihrer eigenen Haustür.« Er erzitterte.

»Kein Wunder, dass der Rakshas so leicht nach Ylorc eindringen konnte. Wie abscheulich. Wie viele Generationen hat der Dämon gewartet und sich vorbereitet? Er hat die Heere gesegnet und verzaubert. Er hätte Sepulvarta, Sorbold und das ganze Roland eingenommen.«

Entschlossen schüttelte er diese Gedanken ab. »Bist du deshalb hier um mir zu sagen, dass die Vorbereitungen für die Jagd getroffen werden?«

»Sie sind schon getroffen worden.«

Er nickte und stand auf. Erregung leuchtete auf seinem Gesicht. »Wo soll ich mich zu ihnen gesellen?«

»Nirgendwo.«

Ashe erstarrte. »Was soll das heißen?«

»Das ist ihre eigene Aufgabe, Gwydion. Du wärest ihnen keine große Hilfe. Deine Seele trägt noch die Wunden von zwanzig Jahren der Unterdrückung. Wenn du ihm nachstellst, könnte dieses alte, böse Wesen dich erneut mit einem Bann belegen.«

Wut blühte in seinem Gesicht auf. »Das ist unmöglich; das weiß ich.«

»Vielleicht. Aber selbst wenn es so ist, bleibt nicht mehr genug Zeit. Am Tag nach meiner Abreise aus Tyrian sind sie nach Bethe Corbair aufgebrochen. Wenn sie so schnell wie erwartet vorangekommen sind, tobt die Schlacht möglicherweise bereits, während wir uns hier unterhalten.«

Ashe erschauerte; seine Stimme zitterte vor Wut. »Sie ist allein gegangen? Mit den anderen? Ohne mich?«

Oelendra sah ihn seltsam an. »Gwydion, das ist ihre Suche, ihre Zeit, so wie es Jahrhunderte vor deiner Geburt vorhergesagt wurde. Du kannst ihnen nicht helfen; sie leben für dieses Ziel. Glaube mir, ich wünschte, ich wäre bei ihnen. Ich wünsche es mir mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber das ist nicht unsere Aufgabe.« Ihr Tonfall wurde ernster. »Außerdem muss es eine zweite Verteidigungslinie geben, falls sie unterliegen. Zwischen dir und deinem Vater...«

Sie hielt inne. Ashe wurde rasend vor Wut.

»Sie können nicht unterliegen«, sagte er in Panik. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie ... ich könnte es nicht ertragen, nicht noch einmal. Warum hast du mir das nicht sofort gesagt? Warum haben sie mir keine Nachricht geschickt? Ich habe das Recht, bei ihnen zu sein!«

Oelendra öffnete die Augen weit vor Zorn. Sie stand auf, stellte sich ihm entgegen. In ihrer Stimme schwang unverhohlene Wut. »Das Recht? Du hast Rechte? Welche Rechte? Wenn jemand das Recht hat, diese verdammte Bestie abzuschlachten, dann bin ich das! Ich habe durch ihre Bosheit mehr erlitten als jedes andere lebende Wesen. Und wenn ich mein Recht, den F’dor zu töten, abtreten kann, wieso beanspruchst du es dann für dich?«

»So habe ich das nicht gemeint«, sagte er mit zitternder Stimme. »Es ist mir egal, wer dieses verfluchte Ding tötet. Die Hauptsache ist, dass es stirbt. Das Recht, das ich gemeint habe, ist das Recht, an Rhapsodys Seite zu sein, wenn sie ihm gegenübersteht, für den Fall, dass ... dass sie unterliegt.« Seine Worte verhallten in einem Flüstern.

»Warum?«, fragte Oelendra ungläubig. »Welche Rechte hast du an Rhapsody und ihren Entscheidungen? Du hast alle Rechte aufgegeben, als du eine andere geheiratet hast.«

Er schüttelte den Kopf, vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte sich zu beruhigen.

»Ich habe keine Rechte aufgegeben.«

Die Stimme der lirinschen Kämpferin wurde eisig. »Ich glaube, jetzt habe ich eine Antwort auf die zweite Hälfte meiner Frage. Du bist deiner Großmutter ähnlicher, als ich befürchtet hatte. Glaubst du, dass Rhapsody auf ewig mit dir verbunden ist, obwohl du mit einer Frau von Rang verheiratet bist?« Ashe sah sie an. »Sie würde es dir niemals sagen, aber du hast sie genau so tief verletzt, wie es der Verlust deines Vaters, der Verlust Jos und vielleicht auch ihrer Heimat und ihres vorherigen Lebens getan haben. Sie hat dich geliebt, und du hast diese Liebe deinem Machtstreben und dem deines Vaters geopfert. Du hast Recht. Du verdienst sie nicht. Du hast sie in eine Heirat ohne Liebe gedrängt. Eigentlich bin ich hergekommen, um dir genau das zu sagen.«

Er wurde bleich. »Was?«

»Du weißt doch, dass sie jetzt die Königin der Lirin ist, oder?«

»Was?«

»Du hast nicht davon gehört? Du hast es nicht gewusst?«

Ashe schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe Lark und Khaddyrs andere Gefolgsleute zur Strecke gebracht und war an der Grenze der Neutralen Zone. Ich habe zwar gehört, dass die Lirin eine Königin gekrönt haben, wobei ich immer gehofft hatte, Rhapsody würde die Krone nehmen, aber ich habe auch gehört ...«Er verstummte.

»Was hast du gehört?«

»Dass die Königin sich einem der Freier versprochen hat. Ich weiß, dass Rhapsody so etwas niemals tun würde. Es wäre gegen ihre Überzeugung.« Er schloss die Augen vor Schmerz angesichts der Erinnerung an die süße Sommernacht vor einem ganzen Leben im alten Land. Er sah sie noch, wie sie kaum mehr als ein Kind gewesen war, sich hinter einer Reihe Fässer vor den bäuerlichen Freiern versteckt hatte, die ihr nachgestellt und gehofft hatten, sie in der Hochzeitslotterie des Dorfes zu gewinnen.

Kommt dir all das hier nicht, nun ja, barbarisch vor?

In der Tat, da ist was dran.

Na, dann kannst du dir ja vorstellen, wie ich mich fühle.

Oelendra lächelte humorlos. »Hast du etwa erwartet, dass sie nach dir schmachtet und für immer allein und unverheiratet bleibt? Sie muss heiraten, ob sie will oder nicht, um die Heere ihrer Nachbarn zu besänftigen. Du kennst das doch, Gwydion; du bist damit aufgewachsen. Sie braucht einen starken Mann und hat nur die Wahl zwischen Anborn und Achmed. Und sie hat ihre Wahl getroffen.«

Es war sehr still im Wald geworden. Aus Kühle war Kälte geworden. Oelendra schaute Ashe in die Augen und sah darin ein unnatürliches Glimmen. Sie erkannte dieses Licht als die Seele des Drachen, doch dieser schien weder wütend zu sein, noch zum Schlag ausholen zu wollen. Er war verängstigt.

Sie erlaubte ihren Augen, die übrigen Teile seines Gesichts abzusuchen, und erkannte auch die Zerstörungen, die seine menschliche Seite erlitten hatte. Es war das Antlitz eines Mannes, der soeben zu der Erkenntnis gekommen war, dass er alles verloren hatte.

Ashe starrte vor sich hin und versuchte das unerträgliche Bild von Rhapsody in Achmeds Armen zu vertreiben. Es war ein Bild, das ihn heimsuchte, seit sie einmal beiläufig von dieser Möglichkeit gesprochen hatte.

Du würdest dich doch niemals mit Achmed vermählen, nicht wahr? Der Gedanke hat mir die letzten Stunden schwer im Magen gelegen.

Weißt du, Ashe, mir gefällt deine Einstellung ganz und gar nicht. Und offen gestanden geht dich die Sache überhaupt nichts an.

Ihm wurde übel.

Du hast nie meine Frage nach dir und ihm beantwortet.

Welche Frage?

Die Frage, ob du Achmed nehmen würdest ich meine, ob du ihn heiraten würdest.

Vielleicht. Wie ich dir schon gesagt habe, erwarte ich nicht, dass ich jemals heirate, aber wenn ich lang genug leben sollte, wäre das vielleicht die beste Aussicht.

»Sie ... das kann sie nicht tun«, sagte er und bemühte sich, nicht zu würgen.

Oelendra sah ihn mitleidig an. »Du hast ihr keine Wahl gelassen. Sie braucht einen Verbündeten, einen Mann, den niemand infrage zu stellen wagt. Sie hat bereits mit Anborn gesprochen, und er ist einverstanden. Es wird eine Heirat ohne Liebe sein, eine Vernunftheirat. Das ist ein endloser Schmerz für eine Frau wie Rhapsody. Aber es löst ihre politischen Probleme, auch wenn es dir vielleicht einige hinzufügt. Schließlich hat Anborn das gleiche Recht auf die Stellung des Herrschers wie du, zumindest wenn es um die Erste und Dritte Flotte geht. Jetzt, wo auch noch Rhapsody im Spiel ist, könnte er möglicherweise den Wunsch verspüren, seine Rechte entschlossener durchzusetzen.«