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Das Konzil kann ein Ort sein, an dem sich die Nationen von Roland, Tyrian und Sorbold treffen und miteinander unter der Führerschaft eines Herrschers und einer Herrscherin verhandeln, die ihre Unabhängigkeit anerkennen, selbst aber Hochkönig und Hochkönigin sind. Es läge in ihrer Verantwortung, für dauerhaften Frieden zu sorgen. Jedes dieser Länder wird von Cymrern beherrscht, genau wie das Reich der Nain, Manosse und die Insel der Meeresmagier.

Ich schlage euch dieses vor: Lasst eure Länder unter der gegenwärtigen Führerschaft und vereinigt euch als cymrisches Reich unter einem Hochkönig und einer Hochkönigin. Tretet zum Konzil zusammen, um Krieg zu vermeiden, den Frieden zu festigen und die Nationen wieder groß zu machen. Seid ein einiges Volk. Lebt in euren eigenen, getrennten Gebieten, aber steht zusammen in euren Zielen, so wie es war, als ihr in dieses Land gekommen seid. Lebt gemäß Gwylliams Worten. Wenn ihr das tut, verspreche ich euch, dass die Lirin die Worte der Königin Terrell erfüllen und sich euch im nächsten cymrischen Zeitalter als neue loyale Nation zugesellen werden.«

Erneut brandete der Lärm der Menge über sie hinweg. Sie stemmte sich dagegen wie gegen einen Sturm. Nun frohlockte die Versammlung, sie klatschte Beifall und brüllte ihre Zustimmung heraus. Der Felssims unter ihren Füßen summte, als wäre er vor Kraft lebendig, und in ihrer Seele spürte sie, wie das gemeinsame Einverständnis der Cymrer von der Erde selbst bestätigt wurde, aus der die Senke herausgeschnitten war. Sie lachte in lauter Verwunderung. Der Gerichtshof war ein Ort, der die Weisheit der Leute dem Konzilsvorsteher offenbar machte, indem er sie durch den Rufersims leitete. Die gesamte Menge konnte eine Abstimmung tätigen, ohne dass Stimmzettel ausgefüllt oder Hände gezählt werden mussten. Einen Augenblick später löschte ein ernüchternder Gedanke das Lächeln aus ihrem Gesicht. Als Anwyn und Gwylliam hier gestanden hatten, hatten sie die Wünsche und das Verlangen ihres Volkes gespürt. Sie hatten sich darüber hinweggesetzt, um das zu bekommen, was sie haben wollten. Das war ein weiterer Betrug gewesen. Es drehte Rhapsody den Magen um.

Die Versammlung hatte sich zu erregtem Geschnatter aufgelöst, als die Cymrer darüber redeten, was sie als Nächstes tun sollten. Rhapsody hielt die Hand hoch und zuckte unter der sogleich einsetzenden Stille zusammen.

»Ich bin fertig für heute«, sagte sie. »Ich habe euch zusammengerufen. Jetzt müsst ihr dafür sorgen, dass ihr eure Ziele unter einer geeigneteren Führerschaft erreicht. Sind einer oder mehrere unter euch, die die Verantwortung für den Vorsitz des Konzils übernehmen wollen?«

Hunderttausend Augenpaare blinzelten bei ihren Worten. »Bitte«, sagte sie etwas ängstlicher.

»Ihr habt viel Arbeit vor euch, viele Streitigkeiten beizulegen, und das kann nicht jeder für sich selbst tun. Möchte wenigstens jemand die Rolle eines Sprechers für jede der drei Flotten übernehmen? Vielleicht sollten die Herrscher jedes Fürstentums und die Regenten der verschiedenen Länder vortreten. Sie bleiben hier, nachdem die allgemeine Versammlung beendet ist, damit sie die Einzelheiten des neuen Bündnisses besprechen können.«

Die Cymrer in der Menge sahen einander an. Achmed trat vor.

»Ich spreche für die Firbolg«, sagte er, »sowohl für diejenigen von cymrischer Abstammung als auch für die gesamte Nation als mögliches Mitglied des Bündnisses.«

»Und ich für die Nain«, sagte Faedryth und erntete Zustimmung.

»Ich vertrete die Fürstentümer von Roland«, ertönte die Stimme von Tristan Steward. Seine Bemerkung wurde ebenfalls mit allgemeiner Anerkennung bedacht.

Einer nach dem anderen traten die Sprecher vor, um die verschiedenen Länder, Rassen und gewachsenen Vereinigungen zu repräsentieren. Rhapsody sah sich um und versuchte Oelendra zu finden, doch sie war nirgendwo zu sehen. Schließlich ernannte sie Rial als Sprecher für die Lirin, denn sie verließ sich auf seine Kenntnisse über den Krieg sowie auf seine gegenwärtige Stellung als Vizekönig von Tyrian. Ashe wurde als Oberhaupt des Hauses Neuland gewählt, um für die Zweite Flotte und die Cymrer aus Manosse zu sprechen.

Schließlich wurden Sprecher für alle Gruppen außer den anderen beiden cymrischen Flotten nominiert und bestätigt. Aus der Dritten Flotte erhob sich der Ruf: »Anborn! Wir nominieren Anborn ap Gwylliam!« Die Senke hallte von der Zustimmung der Flottenmitglieder wider, auch wenn viele aus der Ersten Flotte in steinernes Schweigen verfielen.

»Seid ihr damit einverstanden?«, fragte Rhapsody die Dritte Flotte gemäß dem Wahlvorgang.

»Ja«, kam die einstimmige Antwort. Anborn trat ohne eine Spur seiner sonstigen Anmaßung hervor. Wie jeder der Sprecher vor ihm verneigte er sich vor der Ruferin, doch als er sich wieder aufrichtete, sah Rhapsody, wie er ihr verstohlen zuzwinkerte. Sie spürte, wie ihr Widerstreben gegen die bevorstehende Hochzeit allmählich schwand. Ihre Beziehung würde angenehm und unkompliziert sein. Sie gewann ihn lieb. Sie hatte Ashe nicht mehr angesehen, seit er an der Reihe war.

Schließlich kam die letzte und schwierigste Frage. Wer sollte für die Erste Flotte sprechen für die Cymrer, die auf Anwyns Seite gekämpft hatten, und für ihre Abkömmlinge? Die größte Anzahl der Überlebenden des Krieges stammte aus dieser Gruppe, auch wenn viele sich in andere Gemeinschaften begeben hatten und Bewohner anderer Länder geworden waren. Diese Frage wurde unter heftigem Geflüster und Gemurmel auf dem Boden der Senke beredet. Rhapsody stand geduldig da und wartete auf die Antwort, während sie sich wünschte, sie hätte bequemere Schuhe gewählt. Dann ertönte ein Ruf aus einer Menschengruppe.

»Ich schlage Gwydion ap Llauron auch als Sprecher der Ersten Flotte vor.« Die Menge lärmte wieder. Diese Nominierung erregte viele Diskussionen und großen Beifall. Rhapsody trat vor und stellte der Ersten Flotte dieselbe Frage wie der Dritten, als Anborn sie mit einer Stimme unterbrach, bei der die Menge sogleich verstummte. »Ich protestiere«, sagte er.

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Anborn wandte sich an Ashe, während die Menge wieder die Stimme erhob.

»Es tut mir Leid, Junge, das ist nicht persönlich gemeint. Ich fürchte, die Lage ist ein wenig komplizierter.« Ashe nickte schroff und sah wieder Rhapsody an. Viel komplizierter, dachte er wehmütig.

Streit brach aus. Es war keine drohende Gewalt wie zuvor, doch eine heftige Debatte darüber, wer der geeignete Führer der Ersten Flotte wäre. Eine Stimme war über allen anderen zu hören.

»Das Recht über die Erste Flotte steht Edwyn Griffyth zu«, sagte Hyllion, ein lirinscher Adliger, der um Rhapsodys Hand angehalten hatte. Die Erste Flotte spendete ihm Beifall.

»Führe uns an, Edwyn Griffyth!«

»Lasst mich aus dem Spiel«, knurrte Edwyn Griffyth, und die Menge verstummte für einen Moment. Es war das erste Mal, dass die Versammlung ihn sprechen hörte. »Ich würde sonst in Versuchung kommen, euch bis zum Ende der Welt zu führen und über den Rand zu stoßen. Vor kurzem habe ich noch den närrischen Glauben gehegt, es könnte Hoffnung für euch alle geben. Aber ihr macht es schon wieder. Ihr legt denselben blinden Gehorsam an den Tag, aus dem ihr meiner Mutter in eure Vernichtung gefolgt seid! Wählt jemanden, der für euch spricht und dem ihr nicht untersteht, bloß weil er mit dem Schiff eurer verdammten Vorfahren hergekommen ist. Schwört euren Treueid dem neuen Herrn und der neuen Herrin.« Die versammelten Cymrer beredeten sich erneut.

»Dann Oelendra«, schlug eine andere Stimme vor, und nun gab es eine Veränderung im Ton des Gemurmels. »Sie hat uns nach dem Sturm angeführt, der Merithyn verschlungen hat, und uns sicher in dieses Land gebracht, wo wir uns in Frieden niedergelassen haben.« Die Menge murmelte zustimmend und sang dann ihren Namen.