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»Was ist das für ein dämlicher Trick?«, verlangte Gaerhart aus der Zweiten Flotte zu wissen.

»Ich versichere dir, es ist kein Trick«, lautete die Antwort. Aus der lebendigen Erde trat ein großer, grau schillernder Umriss hervor. Einen Moment später nahm er die Gestalt einer aus Nebel geborenen Schlange an, die über hundert Fuß lang war. Gewaltige Schwingen entfalteten sich an den Flanken, und der Glanz von Silber und Kupfer schillerte auf den Schuppen. Seine Größe war schwer abzuschätzen, denn er hatte sich zusammengeringelt, doch als er den gewaltigen Kopf hob, wusste Rhapsody, dass er kaum kleiner als Elynsynos war. Ungeheure Arme drückten den Oberkörper vom Boden, als sich das Wesen aufrichtete und über die cymrische Versammlung blickte, von der beim Anblick des Drachen etliche in Panik zurückgewichen waren. Ein starker, heißer Wind fuhr sie an, als er sprach. Sie schlössen die Augen und zitterten vor Angst.

Der Drache öffnete die Augen und enthüllte zwei gewaltige Kugeln, die wie blaues Feuer leuchteten. Die Cymrer fielen vor Furcht zu Boden, nur die Drei und Anwyns Erben blieben stehen.

»Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du Mutter ähnlicher geworden«, sagte Anborn lächelnd zu Llauron. Edwyn Griffyth sah seinen jüngeren Bruder verächtlich an.

»Auch ich freue mich, dich zu sehen«, erwiderte der Drache. »Bin froh, dass du es bis zum Konzil geschafft hast, Ed.«

»Ich bedauere es in diesem Moment doch sehr«, meinte Edwyn Griffyth. Er machte keinen Versuch, den Abscheu in seiner Stimme zu verbergen. »Hat dir keiner gesagt, dass große Auftritte nur bei Hofe angebracht sind?«

»Das hier ist doch ein Hof. Ich bin hergekommen, um der neuen Herrin der Cymrer meine besten Wünsche zu übermitteln. Und dem Konzil möchte ich meine Glückwünsche für seine weise Wahl aussprechen.« Der gigantische Wyrm verneigte sich in Rhapsodys Richtung, doch die lirinsche Königin und neue Herrscherin der Cymrer reagierte nicht darauf. Sie starrte den Drachen an, ohne etwas zu sagen, aber sie vermied es, ihm direkt in die Augen zu blicken. Der Drache räusperte sich laut; es war ein Geräusch, das den hunderttausend Anwesenden eine Gänsehaut verursachte.

»Ja, nun, also ... hiermit gebe ich allen bekannt, dass ich Llauron, der Sohn Anwyns und Fürbitter der Filiden bin beziehungsweise war.«

»Bist du hier, um die Herrscherrolle für dich zu beanspruchen?«, fragte Edwyn Griffyth.

»Um Himmels willen, nein«, sagte der Drache. »Das wäre doch ziemlich dumm, nicht wahr? Keine der Kronen oder Prunkgewänder würde mir passen. Nein, meine ganzen Rechte habe ich aufgegeben, indem ich das Menschsein aufgegeben habe. Ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass ich diese Rechte und Ansprüche an meinen Sohn übergebe, der sie wegen der selbstlosen Tapferkeit verdient hat, mit der er die Mitglieder aller Flotten gegen die Ränke des F’dor verteidigt und meinen, ähem, Tod durch die Hand des Verräters Khaddyr gerächt hat, der im Bund mit dem Dämon stand. Ist das für die Versammlung annehmbar?«

»Erwartest du eine ehrliche Antwort, solange du dich in dieser Gestalt zeigst?«, fragte Anborn unbeeindruckt.

»Oh, so bin ich jetzt, aber dein Einwand ist gerechtfertigt.« Mit diesen Worten schrumpfte die gigantische Schlange, bis sie nicht mehr die ganze Senke mit ihrer Gegenwart anfüllte. Das ätherische Schimmern verschwand, und Laurons Gestalt wurde fester. Sie wandelte sich zu einer Drachenhaften Eidechse von etwa fünfzehn Fuß Länge. Llauron kroch über den Boden der Senke, während sich die Cymrer in alle Richtungen zerstreuten, und legte sich vor Ashe auf den Grasbewachsenen Boden. Belustigt blickte er zu seinem Sohn auf, der gedemütigt wirkte.

»Es tut mir Leid, mein Sohn, aber das ist Familientradition. Die Eltern in unserer Linie leben nur zu dem einzigen Zweck, ihren Söhnen peinlich zu sein.« Ashe seufzte.

»Das ist der Grund, warum Anborn und ich keine Erben haben«, meinte Edwyn Griffyth unwirsch.

Rhapsody sah zu, wie die Cymrer langsam wieder in die Mitte der Senke zurückkehrten, aber einen weiten Bogen um Ashe und den Drachen zu seinen Füßen schlugen. Sie spürte, wie bei diesem Anblick unwillkürlich ein Lächeln über ihr Gesicht flog. Ashe sah hoch zu ihr und lächelte zurück. Dies war eine Situation, über die sie zwischen den Laken ihres elysianischen Bettes in den Schatten des Feuers gekichert hätten. Dieser geteilte Gedanke bewirkte jedoch, dass ihrer beider Lächeln schwand und sie fortschauten, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Die Diskussionen setzten wieder ein. Für eine Weile wurden die Alternativen zum Haus Gwylliam beredet. Die verschiedenen Gruppen stellten ihre Kandidaten für das Amt des Herrschers auf, bis Rhapsody den Eindruck gewann, dass sie weiter denn je von einer Entscheidung entfernt waren. Letztlich wurden sogar Achmed und Grunthor vorgeschlagen, was ihre Auffassung bestätigte.

Es war wohl die mögliche Nominierung Achmeds, welche die Beratungen wieder in die richtigen Bahnen lenkte. Er machte dem Konzil sehr deutlich, dass er seine Macht an Rhapsody abtreten würde, wenn er gewählt werden sollte, denn er sah überhaupt keinen Grund, dass es unbedingt einen Herrscher geben musste.

»Ihr habt eine Anführerin gewählt, und nun wollt ihr sie einem anderen unterordnen«, sagte er verachtungsvoll. »So etwas wie eine erfolgreich geteilte Führerschaft gibt es nicht. Wer hat traditionell das letzte Wort, wenn Herr und Herrin uneins sind?«

»Der Herr«, antwortete Longinotta, eine Gwaddi-Frau aus der Ersten Generation, die am Hof von Anwyn und Gwylliam als Wachtmeisterin gearbeitet hatte.

Achmed nickte. »Seht ihr? Wenn sie eure Wahl ist, solltet ihr sie so respektieren, dass ihr euch von ihr führen lasst. Warum wollt ihr die Dinge unnötig schwer machen?«

»Blödsinn.« Die Stimme Tristan Stewards hallte durch den Gerichtshof, unterbrach die Debatte und brachte alle Gespräche zum Verstummen. »Ihr überseht das Nächstliegende nämlich denjenigen, der Erfahrung im erfolgreichen und gerechten Teilen von Macht besitzt.«

Er schaute die Versammlung scharf an.

»Und wer soll das sein, Tristan?«, fragte Stephen Navarne vorsichtig. Sein Gesichtsausdruck deutete an, dass er bereits die Antwort kannte.

Tristan wandte sich an Herzog Cunliffe, das Oberhaupt seines Hauses, und nickte. Herzog Cunliffe räusperte sich.

»Es scheint... nun ja, es scheint angemessen, dass wir Tristan zum neuen Herrn der Cymrer wählen«, sagte Cunliffe zögernd. »Als Regent von Bethania hat er Großes geleistet. Er war uns ein Führer in führerloser Zeit und hat unser Heer wieder stark gemacht.« Tristan Steward beugte sich vor und flüsterte Herzog Cunliffe etwas ins Ohr. »Ja, natürlich. Neben all seinen anderen bewährten Tugenden würde der Herr von Roland gut zu der neuen Herrin der Cymrer passen, ihre Autorität respektieren und ihr dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er ist ein Mann von großer Rechtschaffenheit. Tristan Steward sollte der Herr der Cymrer werden.«

»Tristan Steward sollte von den Ratten gefressen werden!«, donnerte Edwyn Griffyth mit dröhnender Stimme, die von den Felsen widerhallte. »Tristan Steward soll ein Mann von großer Rechtschaffenheit sein? Tristan Steward ist ein Esel.« Nicht das leiseste Geräusch war zu hören, als Gwylliams ältester Sohn aufstand und mit seinem Stab auf den zitternden Herrn von Roland deutete.

»Wie kannst du es wagen, ein Heer an diesen Ort zu führen vor allem eine Streitmacht von derartiger Größe? Bist du der anmaßendste Mann der Geschichte, oder bist du nur ein Dummkopf von gigantischem Ausmaß? Das hier ist ein Ort des Friedens; es ist der Ort des Konzils. Jeder Cymrer, selbst jene, die so wie du nicht eingehend in unserer Geschichte geschult sind, kennt die Gesetze des Gerichtshofes. Angriffe sind an diesem Ort streng verboten. Wie kannst du es wagen, hier zu erscheinen, als wolltest du die Senke belagern? Ich verurteile dich dafür, Mann. Ich würde lieber die Herrscherrolle selbst annehmen, als sie in deinen Händen zu wissen, und ich glaube, ich habe deutlich gemacht, wie wenig ich diese Rolle anstrebe. Weiche, du Narr. Brich dein Lager ab und krieche nach Roland zurück, sobald die Herrin das Konzil auflöst.«