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Wenn ich das mache, dann aus freiem Willen. Ich gehe das Wagnis ein und lebe oder sterbe aus eigenem Willen.

Falsch. Wir alle können dieses Schicksal erleiden. Du begibst nicht nur dich selbst in Gefahr, sondern bringst unser aller Neutralität ins Spiel. Wenn du überreizt, verlieren wir alle.

Sie spürte heiße Tränen im Nacken und Arme, die sie fest, aber sanft umschlossen. Keine Sorge, Sam. Du wirst mir schon nicht wehtun. Ganz bestimmt nicht.

Emily, ich würde dir nie, nie willentlich wehtun. Das musst du mir glauben.

Rhapsody? Rhapsody, sag doch etwas. Bitte. Ist dein Wutanfall vorbei? Gute Götter, es tut mir Leid. Es tut mir so Leid... Die Haare, die ihr in die Augen gefallen waren, wurden sanft zurückgestrichen. Ich sag, wir bringen ihn um. Und wenn wir’n Fehler machen und ’n anderer kommt, bringen wir den halt auch um.

Du kannst doch nicht einfach so Leute umbringen. Warum nich? Hat doch bisher immer geklappt. Euer Liebden, da darf man kein Risiko eingehn, das is’n zu großes Ding. Das hervorschießende Licht hatte die frisch erblühten Blumen im Garten berührt, ihre Farben aufgenommen und gen Himmel gesandt und war dann zu einem strahlenden Feuerwerk explodiert, als es gegen die Kuppel des Firmaments gestoßen war. Ashes Gesicht lächelte in ihrer Erinnerung auf sie herab.

Bist du sicher? Ich bin sicher.

Benommen drückte sie die Hand fort, die ihre Stirn streichelte. Du scheinst dich zur Wächterin meines Herzens gemacht zu haben, Rhapsody. Warum machst du mich nicht zum Beschützer des deinen? Ich verspreche dir, dass ich es in Sicherheit halten werde.

Es war ein Streich. Llauron ist nicht tot; du bist benutzt worden. Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich hätte es dir auf angenehmere Weise sagen können.

Bitte sei, was du zu sein scheinst. Bitte, bitte tu mir nicht weh.

Ich bin der, der ich zu sein scheine. Und ich werde dir niemals wehtun.

Bitte begreife, dass ich lieber in diesem Augenblick sterben als dir sagen würde, was ich vorhabe.

Warum?

Weil ich weiß, dass das, was ich dir sagen werde, dich verletzt.

Er hatte sie von der Stelle aufgehoben, wo er sie geheiratet hatte, und vorsichtig über die Schwelle und die Treppe hoch zu ihrem Brautgemach getragen. Er zitterte, als er sich über sie beugte, um sie zu küssen, und als er ihr in die Augen sah, erkannte sie in ihm denselben Jungen, in den sie sich in der vergangenen Welt verliebt hatte, in einer mondhellen Sommernacht unter den Spitzenschatten einer Weide.

Sie hörte die Stimme ihres Vaters: Wenn du in deinem Leben findest, woran du vor allem anderen glaubst, musst du unbedingt dazu stehen. Es wird nie wieder deinen Weg kreuzen, mein Kind. Und wenn du standhaft daran glaubst, wird die Welt es irgendwann mit deinen Augen sehen, denn wer kennt es besser als du? Habe keine Angst vor Schwierigkeiten, mein Schatz. Finde das, was für dich von Bedeutung ist. Alles andere ergibt sich von selbst.

Rhapsody schlug die Augen auf. Gwydion schaute auf sie herab; Besorgnis lag in seinem Blick. Als er sah, dass sie erwachte, grinste er vor Erleichterung, dann wandelte sich sein Grinsen zu einem besorgten Lächeln. Er verspürte mehr als nur eine Spur Angst.

»Willkommen im Leben. Geht es dir gut?«

Sie schloss die Augen, legte den Handballen auf die Stirn und versuchte, die pochenden Kopfschmerzen aus dem Schädel zu vertreiben. »Ich weiß es nicht. Was passiert jetzt?«

»Das hängt davon ab, wie du dich fühlst«, sagte Gwydion mit einer Spur Nervosität in der Stimme. »Wenn du meine Meinung hören willst, schlage ich vor, dass wir uns eine Schäferhütte suchen und dort bis an unser Lebensende glücklich sind.« Ein Ausdruck unverfälschter Liebe huschte über sein Gesicht und wurde von ihrer Unsicherheit gedämpft.

»Ich liebe dich, Aria. Ich will dir das alles schon seit so langer Zeit sagen. Aber ich will dich nicht überrumpeln. Ich weiß, dass du in der letzten Zeit genug für ein ganzes Leben durchgemacht hast. Deshalb folge ich deinen Wünschen. Sag mir, was du wissen willst oder fühlst. Bitte sag mir, was in deinem Herzen ist.«

Rhapsody sah ihm ins Gesicht und betrachtete seine Augen. Nicht die geringste Täuschung lag in ihnen, und Hoffnung befand sich dicht unter der Oberfläche, oder zumindest glaubte sie das. Er hielt den Atem an und wartete auf ihre Antwort. Sie kramte all ihre Gefühle des Verrats und der Verbitterung zusammen und stellte sie für den Augenblick beiseite, damit sie besser spüren konnte, wie sie sich fühlte. Sie wusste, dass sie ihn noch liebte. Anscheinend liebte er sie ebenfalls noch. Aber da gab es etwas, das sie erfahren musste, bevor sie weitere Entscheidungen treffen konnte. Sie setzte sich unter großen Schwierigkeiten und mit ein wenig Hilfe von Gwydion auf.

»Ich muss etwas wissen, aber ich habe Angst vor der Antwort. Ich habe vor ihr mehr Angst als vor allem anderen in meinem Leben«, sagte sie. Sie versuchte, ihre Frage in Worte zu kleiden, doch nachdem sie den Mund mehrmals geöffnet und wieder geschlossen hatte, fing sie an zu weinen. »Ich kann mich nicht einmal dazu bringen, dich zu fragen«, schluchzte sie. Gwydion wiegte sie in seinen Armen. »Mal sehen, ob ich die Frage für dich stellen und sie gleichzeitig beantworten kann, damit du es nicht tun musst. Sind wir wirklich miteinander verheiratet? Ja.«

Rhapsodys Tränen trockneten, doch sie wurde blass und machte sich von ihm frei. »Das kann nicht sein.«

»Bin ich wirklich dein Sam, und bist du wirklich mein Liebling Emily? Ja.«

»Ashe ...«

»Ist das etwa auch nicht das Richtige? Nun gut. Liebe ich dich noch? Ja. Ich kann unmöglich ausdrücken, wie sehr.«

»Bitte...«

»Bin ich oder war ich je verliebt in jemand anderen oder sogar mit einer anderen Frau verheiratet? Nein.«

»Hörst du endlich auf damit?«, knurrte Rhapsody. Gwydion war überrascht und nahm die Hände von ihren Armen. Der qualvolle Ausdruck auf seinem Gesicht zerriss Rhapsody das Herz, und Tränen quollen ihr wieder aus den Augen. »Es tut mir Leid, Sam«, flüsterte sie.

»Das wollte ich nicht sagen. Ich muss nachdenken.«

Gwydion nickte benommen. Sie wusste, wie lange er gewartet hatte, um die Dinge ins Lot zu bringen, und wie sehr er ihr altes Leben zurückhaben wollte, doch das war unmöglich, bevor sie nicht eine letzte Frage gestellt hatte. Sie schloss die Augen und dachte an die Worte, die sie so gern aus ihrem Kopf vertrieben hätte.

Sei nicht eifersüchtig, Rhapsody. Dem Rakshas hat es mit dir viel besser gefallen als mit deiner Schwester. Ach, das wusstest du nicht? Nun, das überrascht mich keineswegs. Eure beiden Liebhaber sahen gleich aus. Was hatte ich für ein Glück, dass du dich in Llaurons Sohn verliebt hast. Dadurch wurde es für den Rakshas so viel einfacher, dich zu besitzen. Du hast geglaubt, es sei immer Gwydion gewesen, der mit dir geschlafen hat, nicht wahr?

Nachdem deine Schwester meinem Geschöpf von euch beiden erzählt hatte, war es ganz einfach. Außerdem ist es nachts in den Zahnfelsen sehr dunkel, nicht wahr, meine Liebe?«

Rhapsody wurde bleich und erzitterte, und die Angst in ihren Augen fuhr bis in Gwydions Herz. »Frag nur, Emily. Was immer es ist, ich schwöre, ich sage dir die Wahrheit.«

»Das weiß ich«, sagte sie und versuchte, ruhig zu bleiben. »Also gut. Erinnerst du dich an die Nacht im Kessel, als ich dir von Jo und dem Rakshas erzählt habe?«

Gwydion erschauerte. »Wie könnte ich das vergessen? Ja, unglücklicherweise erinnere ich mich daran.«

»Sag mir, was geschehen ist, nachdem du den Kessel verlassen hast.«