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»Sprich es nicht aus«, drohte er scherzhaft. »Das könnte für dich später in der Nacht noch unangenehm werden, meine Liebe. Ich könnte den mit den größten Zacken wählen.«

»Dieses Geschenk hier ist mein Favorit«, sagte Rhapsody und hielt eine scheußliche Kriegsmaske der Nain hoch. »Tragen sie diese Dinger wirklich in der Schlacht?«

»Ja, die und noch schlimmere.« Er ließ den Blick über den Tisch schweifen und seufzte entsetzt auf. »Ich sehe lächerlich aus, wenn ich irgendetwas davon trage, Aria. Und wenn ich nur einige anlege, beleidige ich alle, deren Geschenke ich nicht ausgewählt habe. Und wann ich gar keine trage, beleidige ich alle. Was soll ich nur tun? Ist es schon zu spät zur Flucht?«

»Das haben wir doch bereits getan; erinnerst du dich? Das hier ist nur die offizielle Zeremonie; die wichtige haben wir schon allein gehabt.« Sie lächelte ihn an und hoffte, damit seine Qualen zu lindern. »Ich will mich darum kümmern. Wir sollten uns die Geschenke gemeinsam ansehen, und du sagst mir, von wem sie stammen und was sie bedeuten.«

Einen Monat später, am Morgen der Hochzeitsprobe, schenkte sie ihm ein Samtbezogenes Kästchen.

»Das ist für deine Geduld mit meinen endlosen Anproben«, sagte sie und küsste ihn. »Mach sie auf und schau, ob es dein Dilemma beseitigt.«

In dem Kästchen befand sich ein Staatshalsband, dessen Kettenglieder aus regelmäßigen rotgoldenen Sechsecken bestanden. Es war so lang, dass es Nacken und Schultern schmückte, und war mit Symbolen aller Gruppen versehen, die ihm ihre Abzeichen geschickt hatten. Selbst die scheußliche Kriegsmaske der Nain des Sardonyx-Berges war auf einem der kleinen Glieder peinlich genau als winzige Gemme abgebildet. Gwydion brach bei dem Gedanken in Lachen aus, dass der Goldschmied viele Stunden nach einem farbigen Stein gesucht hatte, der dieselbe Tönung aufwies wie der Schleim, der aus den Nüstern der Miniatur-Kriegsmaske troff.

»Es ist wunderbar, wie immer bei dir«, sagte er und zog sie an sich.

»Gut. Bedeutet das, dass ich von diesen großen Zacken verschont bleibe?«

»Von allen bis auf einen.«

Gwydion schleppte den Kübel zur Tür des Geheimraums hinter dem Wasserfall und schüttete das Putzwasser draußen ins Gras. Wie macht sie das nur, fragte er sich ungläubig, als er mit einem Seufzer in seinen alten, bequemen Sessel sank. Er hatte ihr geholfen, das Haus in Elysian zu säubern, aber irgendwie war es ein Vergnügen gewesen. Gwydion schüttelte den Kopf und lachte. Sogar mit einem heißen Eisen gebrandmarkt zu werden wäre ein Vergnügen, so lange sie ihm dabei die Hand hielt.

Die Erinnerung an schläfrige Sommermorgen vor einem Jahr kam in ihm auf, der Geruch von kochendem Kaffee und Gewürzen, begleitet vom Duft der Seife und süßem Gesang. Sie war immer vor Sonnenaufgang aus dem Bett gestiegen und hatte in Elysian geputzt, Kleider gebügelt, sich um die Gärten gekümmert, lange bevor gewöhnliche Leute die Augen aufschlugen. Das sei das Bauernmädchen in ihr, hatte sie gesagt, als er dagegen protestiert und sie wieder ins Bett gezogen hatte. Diese Erinnerungen an die einfache Häuslichkeit mochte er am liebsten. Es waren Bilder voller Normalität und Gesundheit inmitten einer verrückt gewordenen Welt. Er seufzte und sehnte sich die Rückkehr dieser Tage freudig herbei.

Als er sich in dem Raum umsah, verspürte er ein Gefühl der Befriedigung. Das unordentliche Männer-Haus war sauber geworden, das neue Doppelbett glänzte unter der frischen Satindecke, die er für Rhapsody in Navarne gekauft hatte. Er hatte alle neuen Möbel bei Nacht selbst hereingeschleppt, um die Sicherheit des Geheimraums nicht zu gefährden. Dies war so etwas wie ein westliches Elysian ein Ort, an dem sie allein sein konnten, wenn sie sich in diesen Provinzen aufhielten.

Dieser Ort benötigt die Hand einer Frau oder einer Magd, hatte sie gesagt. Daraufhin hatte er etliche Gegenstände und Schmucksachen aufgestellt, die sie auch bei der Einrichtung Elysians verwendet hatte. Das Haus war trotzdem noch gemütlich und schön. Und er hatte vier Stunden am Tag vor seiner Hochzeit damit verbracht, den Ort zu putzen. Rhapsody hatte vor anderthalb Jahren in einer halben Stunde bessere Ergebnisse erzielt, doch er wusste, dass sie seine Bemühungen schätzen würde.

Gwydion stand auf und schaute sich ein letztes Mal um. Der Wein stand im Kühler, die Kristallgläser befanden sich auf dem Tisch, das Feuer war mit süß riechenden Gewürzen bestreut und wartete darauf, entfacht zu werden. Er würde ein 964

Zimmer mit einer Badewanne anbauen müssen, falls sie diesen Ort auch im Winter bewohnen sollten, obwohl der Gedanke, dass allein Rhapsodys Körperwärme den Teich unter dem Wasserfall im Schnee erwärmte, höchst erregend war. Er holte die Krönung seiner Bemühungen hervor: einen Sack voller rosafarbener und weißer Rosenblätter, über die sie seinem Wunsch gemäß ihre Magie gelegt hatte, ohne zu wissen warum. Sie hatte die Worte gesprochen, die ihre Frische bewahrten, und Ashe dabei seltsam angesehen Er stellte sich ihren Gesichtsausdruck in der nächsten Nacht vor, wenn er sie über das Bett und den Boden verteilt und eine Spur bis zur Tür gelegt hatte.

Ein romantischer Drache ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Ja. Liebst du mich trotzdem?

Immer.

Als das Bett schließlich mit Blütenblättern bedeckt war, sah er sich ein letztes Mal um. Dann verließ er die Hütte und verschloss sorgfältig die Tür. Auf dem Weg zurück zu dem versteckten Pferd und Wagen pfiff er ein Lied.

Haus der Erinnerung, Navarne

Die Lirin hatten die Wälder von Tyrian und Gwynwald in der traditionellen Hochzeitsart mit Glocken, Schilfflöten und Windspielen geschmückt, die von den Bäumen hingen.

Papierschlangen wanden sich überall durch den Forst, in dem überdies von Lirin-Stadt bis zum Großen Baum Maibäume mit Bändern daran aufgestellt worden waren, auf denen man unzählige Kristalle befestigt hatte. Hierbei handelte es sich um ein Geschenk der cymrischen Nain. Der Wald war in farbigem Licht gebadet und warf einen Regenbogenglanz auf die Szene und die Gäste.

Das Unmögliche geschah. Am Morgen der Hochzeit erblühten die Gärten des Hauses der Erinnerung in einem gewaltigen scharlachroten Teppich aus Winterblumen. Sie waren ein Geschenk des Schlafenden Kindes, das nun sicher in den Armen seiner Mutter, der Erde, lag.

Zusätzlich zu den traditionellen Dekorationen hatte Ashe die Hilfe einiger Palastdiener in Anspruch genommen, um Liebesknoten aus Musselinstoff im Schlafzimmer der cymrischen Herrin und in allen Sälen der Festung von Stephen Navarne zu verteilen, in der Rhapsody sich befand. Mithilfe seiner Drachenerinnerung erschuf er peinlich genau die Szene, in der sie sich zum ersten Mal in jener schönen Sommernacht beim Vorerntetanz getroffen hatten. Am Morgen ihrer Hochzeit erwachte Rhapsody in einem Raum voller frisch geschnittener Kiefern und Tannenzweige und später Sommerblumen, von denen viele von derselben Art waren wie jene, die damals die Tische und Fässer geschmückt hatten. Sie richtete sich im Bett auf und war erstaunt über die Genauigkeit, mit der die Verzierungen nachgebildet waren, welche die Leute aus ihrem Bauerndorf im alten Land aufgestellt hatten. Dann lachte sie laut auf. Er musste sich in der Nacht in ihr Zimmer gestohlen haben. Sein Mantel bedeckte sie, und auf ihrem Bett waren Weidenzweige verstreut. Auf dem Umhang lag ein dünnes Band aus schwarzem Samt, an das ein silberner Knopf in Herzform genäht war.

Oelendra saß auf einem Stuhl im Schlafzimmer der Braut und beobachtete die hektischen Vorbereitungen mit gelinder Belustigung. Rhapsody saß in Unterkleidern auf dem Boden und befestigte geduldig den Saum von Melisandes Kleid, während die lirinischen Kammermädchen hinter ihr auf dem Bett hockten, ihr Perlen ins Haar flochten und bei jeder ihrer Bewegungen verstimmt dreinblickten. Sylvia hatte sich bei der Tür aufgestellt, da andauernd Dinge abgegeben wurden, und schimpfte nebenbei mit den Firbolg-Enkeln der Königin, die eifrig von Sofa zu Sofa hüpften und ihre Habseligkeiten durch das ganze Zimmer verstreuten.