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Rhapsody nickte. »Natürlich. Ich freue mich für sie. Heute Nacht wird sie wieder neben Pendaris schlafen.«

Achmed stand unter den dichten Zweigen einer alten Eiche oberhalb der Tanzfläche, die man im Garten des Hauses der Erinnerung freigeräumt hatte. Die Mitglieder eines kleinen, aber fähigen Orchesters aus Navarne hatten sich ihm gegenüber aufgestellt und erfüllten die Luft mit fröhlicher Musik. Für die Musiker aus Tyrian war es eine willkommene und angenehme Unterbrechung. Der Herr und die Herrin der Cymrer waren fast sofort auf die Tanzfläche gestürmt, und hunderte Gäste hatten sich zu ihnen gesellt. Stunden später hallte der Wald immer noch von der Freude der Feiernden wider, die sich anmutig zum Rhythmus der Musik drehten.

Grunthor kam herbei. Er hatte soeben mit der Braut getanzt und grinste. »Pass auf, beim Walzer ist sie’n Dämon«, sagte er und wischte sich die riesige Stirn trocken. »Hab aber jetzt den Bogen raus. Du lässt sie auf deinen Füßen stehn. Tut nich weh, sie wiegt nicht mehr als ’ne Feder. So kannst du vermeiden, ihr aufs Kleid zu trampeln. Sie sieht nämlich ziemlich sauer aus, wenn du das tust.«

Achmed nahm einen Schluck Branntwein und lächelte. »Vielen Dank für den Hinweis.«

Grunthor steckte das Taschentuch in seine Paradeuniform und rieb sich den Halsrücken, als sie sich beide umdrehten und den Tanzenden zuschauten. Es war schwer, Rhapsody zu übersehen, obwohl sie so klein war und in der gewaltigen Menge fast unterging. Ihr Gesicht leuchtete in einem ätherischen Licht, und ihr Lachen hallte wie die Glocken durch den Forst des Weißen Baumes. Diejenigen, die ganz in ihrer Nähe tanzten, hielten immer wieder an und betrachteten sie bezaubert. Jetzt wurde sie beim Walzer von Rial geführt, doch wann immer es ihrem Gemahl gelang, sie zu entführen, strahlte ihr Gesicht heller als die Sonne.

»Sie sieht glücklich aus, was?«

«Ja, allerdings.«

Grunthor sah herab auf seinen Freund. »Wie erträgst du das?«

»Was willst du damit sagen?«

»Also«, meinte der Bolg, »ich hatt immer den Eindruck, du hast ’n Auge auf sie geworfen, wenn du weißt, was ich meine.«

Achmed nahm noch einen Schluck, sagte aber nichts. »Geht mich ja nichts an, aber was hast du jetzt vor? Ich mein, warum hast du sie gehen lassen?«

Achmed lächelte, als der Walzer endete und Rhapsody eine tiefe Verbeugung vor ihrem Partner machte, der verblüfft aussah und dann in ihr herzliches Lachen einstimmte. Edwyn Griffyth nahm seinen Enkel Gwydion scherzhaft beiseite und ergriff Rhapsodys Arm für den nächsten Tanz, als das Orchester einen lirinischen Pennafar spielte, einen traditionellen Hochzeitstanz. »Wer hat denn gesagt, dass ich sie gehen lasse?«

Grunthor runzelte die Stirn, während er auf den Fir-Bolg-König herunterschaute. »Könntest ’n bisschen spät dran sein, oder?«

»Nein, in Wirklichkeit bin ich zu früh.«

»Wie geht’n das?«

Achmed lehnte sich gegen den Baum, unter dem er stand. »Alles ist zeitlich begrenzt. Ashe ist ein Drache und von cymrischem Blut, also ist er sehr langlebig, aber nicht unsterblich wie wir drei. Und da seine Langlebigkeit von seinem Drachenblut herrührt, steht er früher oder später vor demselben Problem wie Llauron. Er wird immer wyrmähnlicher, bis er schließlich der Menschlichkeit einschließlich seiner geliebten Frau den Rücken kehrt und fortgeht, um eins mit den Elementen zu werden.«

Verstehen zeichnete sich auf Grunthors Gesicht ab. »Und dann gehört sie dir?«

Achmed sah zu ihm auf. »Was keiner von euch versteht, ist der Umstand, dass sie das auf gewisse Weise schon tut. Außer mir ist sie die Einzige, die das weiß.«

»Wirklich?«

»Ja.« Er leerte den Becher mit Branntwein. »Jetzt entschuldige mich bitte. Ich glaube, ich bin an der Reihe, mit der Braut zu tanzen.«

Grunthor schüttelte den Kopf, als Achmed den Hügel hinabstieg. Er stand neben Rhapsody, als der Tanz gerade endete, und der Sergeant schaute belustigt zu, wie sie den Fir-Bolg-König ansah und breit lächelte. Sie nickte freudig und ergriff seine Hand. Er wusste nicht, was lustiger war: der Anblick Achmeds bei der Mazurka oder der Blick Gwydions, als Achmed seine Braut gewandt an ihm vorbeiführte und mit ihr forttanzte.

Als der erste Stern erschien, wurde er von einem Lirin-Chor begrüßt; dann erhellte ein Feuerwerkssturm den Himmel. Gwydion saß unter einer Weide auf dem Kamm eines Hügels und schaute zu. Seine wunderschöne, endlich offiziell zu ihm gehörende Frau lehnte an seiner Schulter und betrachtete den Himmel gemeinsam mit ihm. Sie seufzte tief und schaute ihn an. In ihren Augen leuchtete die Erinnerung an eine andere Sternennacht unter einer anderen Weide.

»Ich habe mich entschieden, Herrin«, sagte er, während er sich über sie beugte und sie küsste.

»Ja, Herr?«

»Von jetzt an will ich die Sterne nur noch als Widerspiegelung in deinen Augen sehen.« Er küsste sie erneut, als ein frischer Funkenschwarm hochstieg, ihr Gesicht erhellte und in ihrem Haar leuchtete.

»Wie du willst.« Der Lärm am Fuß des Hügels schwoll an. Die Hochzeitsgäste wurden ungeduldig; sie warteten auf die nächste Runde Trinksprüche und neue Musik. Rhapsody seufzte wieder. »Wie lange soll das denn noch so weitergehen? Wir haben doch schon den ganzen Tag gefeiert.«

Gwydion zog sie mit sich. »Das Schöne an der Rolle des Gastgebers ist, dass du jederzeit die Feier beenden kannst«, sagte er, lächelte sie an und erinnerte sich an das mit Rosenblättern bestreute Bett, das auf sie in dem Raum hinter dem Wasserfall wartete. »Trinken wir uns allen Glück zu, dann gehen wir und feiern allein weiter. Wie klingt das in deinen Ohren?«

»Sehr gut.«

Über ihnen entzündeten sich goldene Funken, erhellten die Dunkelheit und trieben auf dem warmen Wind langsam zur Erde. Rhapsody streckte die Hand in kindlichem Entzücken aus und versuchte einige zu fangen. Winzige sternähnliche Glutstückchen ruhten auf ihrer Handfläche und glitzerten zwischen ihren Fingern wie in dem Traum, den sie vor so langer Zeit auf der anderen Seite der Welt und der Zeit gehabt hatte. Das Licht brach sich funkelnd in den Diamanten ihres Hochzeitsringes. Die Bedeutung dieses Augenblicks erkannte nur noch der, der damals bei ihr gewesen war, unter jenen Sternen, eine halbe Welt entfernt, und der jetzt gemeinsam mit ihr wartete und lächelte, als die kleinen Lichter in ihrer Hand hell aufleuchteten, bevor sie ausbrannten.

Sie wandte sich ihm zu und sah, wie die letzten Funken in den tiefen Abgründen seiner vertikalen Pupillen verschwanden. Dann streckte sie sich und küsste ihn, was donnernden Beifall am Fuß des Hügels zur Folge hatte. »Ryle hira«, flüsterte sie ihm zu. So ist das Leben.

»Nol hira viendrax«, antwortete er grinsend. Und ich bin dankbar für das, was es ist.

Sie eilten Hand in Hand durch die Sternerhellte Dunkelheit den Hügel hinab und liefen erregt in den Rest ihres Lebens hinein.

Epilog

Meridion hielt den Rahmen an. Das Bild im Zeit-Editor erstarrte und schwebte unscharf in der Luft. Staubiges Licht fiel auf die gebogene, glatte Wand des Observatoriums. Er lehnte sich über das Instrumentenbord, stützte das Kinn auf die Hände und betrachtete nachdenklich das Bild seiner Eltern, die auf ewig in einem Augenblick wahrer Freude in der Zeit gefroren waren; sie lachten, während sie durch die sternklare Nacht liefen. Der Zeitpunkt war zufällig, aber gut gewählt.

Meridon stand von dem Editor auf. Sein Vibrationsfeld, das er zu einem Sessel geformt hatte, während er arbeitete, löste sich auf und kehrte in seinen durchscheinenden Körper zurück, als er von der Maschine wegging. Er schlenderte zu der Glaswand und blieb vor dem verschwommenen Bild seiner Mutter stehen. Die Projektion schwankte, als er sich bewegte; die Linien und Schatten dehnten und wellten sich, als ob die Gestalt in einer unbemerkten Brise schwanke.

Wie glücklich du aussiehst, dachte er, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die Projektion aus dem Strang der Überlieferungen an. Ich bin froh. Selbst wenn das für mich jetzt das Ende ist, selbst wenn der soeben neu gewobene Zeitteppich sich als nicht besser als der erste herausstellen sollte, gibt es wenigstens diesen Augenblick des Glücks für dich. Viel besser als alles Vorhergehende. Ich bin froh.