Süße.
Schweiß tropfte nun zwischen ihren Brüsten herab, während die Flammenzungen über ihre Schenkel leckten und sie noch eingehender zu erforschen suchten. Die harte Einsamkeit, die sich in ihr verwurzelt hatte, erwärmte sich und verdorrte zu Asche. Zurück blieben nur Wollen, Verlangen, schweigendes Rufen und ein Stimmenchor in ihrem Wyrm-Blut.
Die Flammen brandeten hoch, rollten über ihre Hüfte und erhellten die Brüste mit glänzendem Schein. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf die segensreichen Dienste des Feuers und redete erst wieder, als ihre Erregung stieg.
»Sag es mir«, flüsterte sie leise. »Berichte mir von der Zukunft.«
Eine Hitzewoge drückte ihr die Beine weiter auseinander, reichte tief in sie hinein, und sie keuchte vor Vergnügen.
Bald werde ich das Patriarchat übernehmen, flüsterte die Stimme aus den Flammen zurück.
Der Rückschlag in der Heiligen Nacht war nur vorübergehend. Wenn ich Patriarch bin, werde ich Tristan Steward zum König krönen und auch ihn einnehmen, und zwar kurz bevor die Krone seine Stirn berührt, während er noch der Schwächere von uns beiden ist, und ich werde den alten Körper wie Spreu wegwerfen. Das Feuer brandete wieder auf und drang völlig in sie ein. Sie schrie vor Lust auf. Schließlich wird das Heer mein sein; Roland wird sich mit Sorbold und Gwynwald vereinigen. Wir werden den Berg einnehmen. Dann werde ich das Kind haben. Und dann den Schlüssel. Und dann die Gruft. Und dann die ganze Erde.
»Von außen? Aber...«
Die Flammen knackten und durchfuhren sie heiß. Sie keuchte wieder auf.
Nein, meine Süße, darüber habe ich schon nachgedacht.
Selbst du könntest deinem verfluchten Gemahl den Berg nicht gewaltsam entreißen. Der Berg ist sowohl von innen als auch von außen bereits gefallen. Plötzlich pulsierte die Flamme und überflutete sie mit Funken. Die Mittel sind schon in Stellung gebracht.
Sie atmete nun flacher, streckte die Arme träge über den Kopf, spürte das Feuer, das sich in Flammenwogen um ihre Brüste ergoss und ihren Hals liebkoste. Ihr ekstatisches Wimmern erstickte die stilleren Worte.
Ich brauche deine Hilfe, meine Süße. Sag, dass du es tust.
»Wie...«
Nein. Das Wort war knapp und kalt. Unter ihm erstarb das Feuer und schwelte nur noch in den wütenden Kohlen. Sie erzitterte heftig unter dem Verlust. Nein, meine Flamme. Frage nicht zuerst nach dem »Wie.« Du hast mir einmal gelobt, zur Erreichung deiner Ziele alles zu tun, was ich von dir verlange, und ich habe die Abmachung eingehalten. Du stehst noch in meiner Schuld, meine Süße. Du wirst mir nichts verweigern. Sag, dass du alles tun wirst, was ich von dir verlange.
»Bitte«, flüsterte sie, verloren im Schmerz verwehrter Leidenschaft und im Griff der Ungewissheit.
Soges.
»Ich werde es tun«, knurrte sie. Die Luft im Raum wurde dünn und lud sich auf; es war ein Zeichen dafür, dass ihr Drachenblut außer Kontrolle geriet. »Aber dann sind alle Schulden beglichen, ja?«
Einverstanden.
Das Feuer brüllte wieder auf und verschluckte sie. Flammenzungen schössen schlangengleich an alle Stellen, die nach seiner Berührung lechzten. Sie legte sich wieder zurück, mit offenem Mund, keuchend, als die Flammen sie verzehrten und ihrem alten Blut und einsamem Fleisch Lust verschafften. Sie schrie vor Wut und Entzücken auf; Donner rollte durch die blassen Berge, erschütterte die Schneekappen und schickte Lawinen in die fernen Täler.
Später, als sie still in den Schatten des flackernden Kamins lag, lauschte sie geistesabwesend den Worten, die das Feuer flüsterte. Sie nickte leicht und bemühte sich, wieder gleichmäßig zu atmen.
Ich brauche deine Erinnerungen.
»Ich verstehe.«
Achmed stand verloren an der Kreuzung von fünf Tunneln.
Das war gewiss der Ort, zu dem das Schlafende Kind ihn durch die handförmige Karte in der Steinwand seiner Kammer geschickt hatte. Er hatte stundenlang vor dem Gerät in Gwylliams verborgener Bibliothek gestanden, das ihm die Bewegungen der Bolg im ganzen Berg zeigte, und diesen Ort beobachtet, aber nie kam jemand hierher. Er hatte mit unendlicher Geduld dem Apparat gelauscht, der mit den Sprachrohren von ganz Canrif verbunden war, um herauszufinden, was direkt vor seiner Nase geschah. Doch all seine Bemühungen brachten ihn nicht weiter.
Als er nun verborgen an diesem seltsamen, handartigen Kreuzweg wartete, fühlte er etwas, das er noch nie gefühlt hatte. Es war eine Art wachsender Verzweiflung darüber, dass das, dem er jetzt entgegentrat, seine Fähigkeiten und Mittel überstieg.
Die Kontrolle über diesen Berg zu erlangen war wie der Versuch, den ganzen Rauch eines Buschfeuers einzuatmen. Wie sehr man ihn auch einsog, es entwischten immer wieder Rauchschwaden und zogen zu verlorenen, unbekannten Orten, zu alten cymrischen Landen oder den Zufluchtsstätten der Toten. Und er konnte nicht für immer die Luft einsaugen. Nur ein einziges, durch den alten Tunnel geflüstertes Wort war in all den langen Stunden des Wartens an sein Ohr gedrungen. Es war ein einfaches und zugleich seltsames Wort ohne jede Erklärung, gewechselt zwischen einer Hebamme und einem einfachen, vorbeigehenden Soldaten.
Finder.
Dennoch war dieses einzelne Wort der Schlüssel. Er wusste es in seinem tiefsten Innern, das den Herzschlag des bolgischen Königreichs spürte und ihm Macht über das Land und seine Bewohner verlieh. Seit er der Herr in dieser verlassenen, von Ungeheuern seiner eigenen Art bevölkerten Ruine geworden war, begriff er das Konzept des Herrschens und der königlichen Autorität in seinem Blut besser. Doch es floss nicht nur in seinem Blut. Achmed spürte es auch in den Nerven, in den Zähnen, im Haupthaar und dem Hautgewebe. Es war sein Volk, und es verbarg ein Geheimnis vor ihm ein so wohl gehütetes Geheimnis, dass es sogar in Gwylliams grenzenloser Bibliothek keinen Hinweis darauf gab.
Als er nun an dem Ort wartete, den ihm das Erdenkind genannt hatte, spürte er sie wie Mäuse im Dunkel oder wie das erste Regen von Läusen. Nun begriff er, wie Gwylliam sich gefühlt haben musste, als er versucht hatte, vor dem drohenden Ende den Berg zu retten. Obwohl die Bolg eine veränderliche Rasse waren, gab es gewisse fest stehende Eigenschaften: Sie schätzten Stärke, achteten Kinder, verlangten nach Bewegung, lebten genügsam und reisten mit leichtem Gepäck. Sogar ihre Sprache war ganz Funktion und Tat und besaß nur wenige Objekte. Daher wusste er, dass in jenem Wort Finder eine große Macht lag, die tief und wahrhaftig zu diesem Ort gehörte. Er sollte alles über sie wissen, wusste aber nichts.
Außer der Cwellan und einem versteckten Häutungsmesser, das nur Grunthor kannte, trug er keine Waffen. Das Messer hatte eine dunkle, beinahe schwarze Stahlklinge und war ein Abschiedsgeschenk aus der alten Welt. In den meisten Fällen konnte er sich auf seine Fähigkeit des Pfadfindens verlassen, aber nun war er nicht sicher, was er überhaupt suchte. Langsam ging Achmed im Mittelteil der Tunnel auf und ab und lauschte in jeden der Finger hinein, doch er hörte nichts. Zweifellos befanden sich in einem oder mehreren von ihnen die Finder, nach denen er suchte. Sie versteckten sich am Rande seines Bewusstseins, verspotteten ihn, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt, wie Kinder, die Blindekuh spielen. Es war nicht mehr wichtig, ob sie diejenigen waren, die seine Waffen an Sorbold verkauften. Wichtiger war, dass sie ein Geheimnis vor ihm verbargen und er sich damit nicht abfinden konnte.
Aber er würde sich noch eine Weile damit abfinden müssen.
Vielleicht würde er selbst zum Finder werden, wenn Rhapsody mit dem Blut des Dämons zurückkam. Er hatte oft über das Ritual nachgedacht, das er vollziehen würde, sobald sie ihm das Blut abgeliefert hatte. Es musste an einem besonderen Ort stattfinden, der vor Wind und den Augen der Welt geschützt war.