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Rhapsody starrte ihn an und versuchte so auszusehen, als habe sie ihn nicht verstanden.

»Sprichst du Altlirin?«, fragte sie in ihrer Muttersprache. Er sprach es eindeutig nicht, aber der ausdruckslose Blick, der bei ihrer Antwort über sein Gesicht huschte, wurde beinahe sofort von einem erfreuten Lächeln abgelöst.

»Eine Gefangene!«, sagte er und rieb sich freudig die Hände. »Constantin wird sehr erfreut sein.« Die Sklavenfrauen sahen einander an. Einige wirkten grimmig, andere erleichtert. Treilus winkte nach einem der Diener, der eine Flasche mit einem Öl herbeibrachte und ihm übergab.

»Kannst du mich verstehen?«, fragte er mit erregter Stimme. Sie nickte leicht und versuchte, weiterhin ein wenig verwirrt zu wirken. »Gut, dann hör mir zu«, fuhr er fort und reichte ihr die Flasche. Rhapsody steckte sie in den Schal zwischen die Brüste und schenkte ihm ein dümmliches Grinsen. Treilus brach in Gelächter aus und rieb sich wieder die Hände. »Oh, du bist vollkommen«, sagte er und streichelte ihr die Wange. »Man wird dich zu Constantins Raum bringen, wo du all seine Bedürfnisse befriedigen wirst. Bist du in Massage geübt?«

Rhapsody nickte eifrig. »Du bist eine Kröte«, sagte sie sanft in bestem Altlirin.

»Ausgezeichnet«, rief Treilus aus und wurde noch erregter. »Erinnere dich aber an Folgendes:

Was immer du tust, du musst vor morgen früh seine Muskeln an Schultern und Rücken massieren. Morgen Nachmittag muss er in guter Kampfverfassung sein. Wenn er das nicht ist, werde ich dich gnadenlos durchprügeln lassen. Verstehst du das?«

»Natürlich. Mögest du mit unaufhörlichem Durchfall gesegnet sein«, antwortete sie und senkte ehrfürchtig den Blick.

»Am besten fängst du mit diesem Teil an«, sagte er, während sich ein bösartiger Ausdruck in seine Augen stahl. »Danach bist du vielleicht nicht mehr in der Lage dazu. Geh also und diene ihm gut.«

»Ich hoffe, du wirst dafür unter schrecklichen Schmerzen sterben«, sagte sie in ihrer unverständlichen Sprache. »Und ich hoffe, dass ich dir persönlich dazu verhelfen kann.« Sie verneigte sich und folgte dem Diener in den Korridor, der zu den Schlafquartieren der Gladiatoren führte.

»Welch ein wunderschönes Geschöpf«, sagte Treilus zu einem anderen Diener. Er stemmte die Faust in die Seite und versuchte die plötzliche Gaswelle zu unterdrücken, die durch seine Eingeweide wehte. »Sorge dafür, dass sie morgen früh in meine Gemächer gebracht wird, wenn Constantin mit ihr fertig ist falls sie dann noch lebt.«

Palast des Fürbitters, der Kreis, Gwynwald

Es klopfte an der uralten Tür. Llauron schreckte aus seinem Tagtraum hoch.

»Herein.«

Die Tür wurde geöffnet und Khaddyr blieb auf der Schwelle stehen. Er wirkte ungewöhnlich atemlos.

»Ihr wolltet mich sprechen, Euer Gnaden?«

Llauron lächelte. »Ja, Khaddyr. Vielen Dank, dass du so schnell gekommen bist.« Der Fürbitter erhob sich aus seinem Sessel und bedeutete seinem Hauptheiler hereinzukommen. Khaddyr gehorchte und schloss die Tür hinter sich. »Hier ist ein Tablett mit Abendessen. Bitte bediene dich.«

Khaddyr nickte, nahm aber nichts von den Speisen, sondern hängte stattdessen seinen schweren Wintermantel an einen der Haken neben der Tür. Dann ging er zum Kamin, stellte sich vor den Rost und wärmte sich auf. Der Wind war bitter kalt geworden, und ein Sturm zog auf. Auf der Reise von der Herberge bis hierher waren ihm beinahe die Hände erfroren. Llauron goss sich ein Glas Branntwein ein. »Wie geht es den Patienten?«

»Die meisten erholen sich ganz gut, Euer Gnaden.«

»Gut, gut. Mir ist besonders am Zustand der Überlebenden des Lirin-Überfalls auf Herzog Stephens Grenzpatrouille heute Morgen gelegen.«

»Von ihnen hat keiner überlebt, Euer Gnaden.«

Llauron riss überrascht die Augen auf. »Keiner?«

»Nein, sie waren offenbar viel schlimmer verwundet, als wir ursprünglich vermutet hatten.«

Der Fürbitter sog den Duft des Branntweins ein, nahm dann einen Schluck und ließ sich die Flüssigkeit durch den Mund und über die Zunge gleiten. Dann schluckte er sie herunter.

»Sogar diese ... wie heißt sie noch gleich ... diese Cedelia, die nur eine Beinwunde hatte?«

»Ja, Euer Gnaden. Sie muss sich entzündet haben.«

Llaurons kalte blaugraue Augen verengten sich beinahe unmerklich. »Ich verstehe. Konntest du irgendetwas aus ihnen herausbekommen, bevor sie gestorben sind?«

Khaddyr ging zu dem Tablett und nahm sich einen Teller. Er füllte ihn und warf dabei einen Blick zurück auf den Fürbitter, der aus dem Fenster schaute. »Das Übliche, Euer Gnaden. Angeblich wussten sie nicht, warum sie in Navarne waren oder dass sie durch Avonderre gereist sind und an einer solchen Sachte teilgenommen haben. Sie erinnerten sich nur daran, dass sie in Tyrian gewesen waren, und dann wachten sie verwundet auf dem navarnischen Waldboden auf. Ich wünschte, sie hätten mehr gewusst.«

»In der Tat.« Llauron ließ sich schwer in seinen Sessel sinken.

Khaddyr nahm vor ihm Platz. »Um ein anderes Thema anzusprechen: Wann wollt Ihr Eure Reise beginnen?«

Llauron leerte das Branntweinglas. »In etwa einem Monat. Der genaue Zeitpunkt hängt von einigen Umständen ab, die noch nicht geklärt sind. Ich werde dafür sorgen, dass während meiner Abwesenheit alles zu deiner Zufriedenheit laufen wird.«

Khaddyr lächelte. »Vielen Dank, Herr. Ich bin sicher, dass alles gut gehen wird, so lange Ihr unterwegs seid. Ich werde mich darum kümmern.«

Llauron erwiderte sein Lächeln. »Dessen bin ich mir sicher.«

»Stimmt es, was die Wachen gesagt haben? Dass Rhapsody vorhin hier gewesen ist?«

Khaddyr rieb sich die Hände, um die Kälte aus den Knöcheln zu vertreiben.

Llauron faltete die Hände. Das war höchst interessant, denn sie war durch den geheimen Eingang gekommen. Die Lücke in seinem Sicherheitssystem war breiter, als er vermutet hatte.

»Ja«, sagte er. »Sie war hier, um Heilkräuter und Salben für die Krankenhäuser von Ylorc zu holen. Sie ist inzwischen dorthin zurückgekehrt. Es tut mir Leid, dass du sie verpasst hast, aber sie wollte die Bolg keine Minute länger als nötig allein lassen. Anscheinend befinden sie sich mitten in einer schrecklichen Grippewelle.«

»Wie schade«, sagte Khaddyr mitfühlend. »Können wir unsere Hilfe anbieten? Ich habe ein paar Schüler, die gerade ihre medizinische Ausbildung beendet haben; Ihr könntet sie mit der nächsten Postkarawane nach Ylorc schicken, damit sie in den Krankenhäusern aushelfen.«

Der Fürbitter stand auf und ging zum Tablett mit dem Abendessen. Er nahm sich einen Teller, füllte ihn und versuchte, einen Appetit vorzutäuschen, der ihm völlig vergangen war.

»Welch ein freundlicher Gedanke. Ich fürchte aber, dazu ist es zu spät. Sie war sehr aufgeregt. Als sie aus Ylorc fortging, war schon der größte Teil des Heeres erkrankt. Ich fürchte, bei ihrer Rückkehr werden nur noch Reste der Bevölkerung übrig sein. Solche Epidemien sind eine schreckliche Sache, und für primitive Kulturen sind sie sogar noch verheerender.«