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»War diese Frau hübsch?«

Das Pferd trottete auf die Lichtung. Es war ein schöner schwarzer Hengst mit einer geflochtenen Mähne. Er blieb neben Anborn stehen und wieherte leise. Der General klopfte ihn auf die Wange und schwang sich dann mit einer fließenden Bewegung in den Sattel. Er hob die Zügel auf, sah zu Ashe hinunter und grinste.

»Man könnte es so sagen.« Er gab dem Hengst einen geschnalzten Befehl, und das Tier folgte seinem Kopfnicken zum eisigen Fluss, wo es an einer seichten, getauten Stelle trank. Als sein Durst gelöscht war, hob es den Kopf. Anborn warf sich den Mantel über die Schulter und war zur Abreise fertig.

Ashe lehnte sich lässig gegen einen Baum und versuchte, das Zittern in seinem Körper zu unterdrücken und nicht dem steigenden Zorn des Drachen nachzugeben. Sein Kopf schmerzte wegen des heftigen Summens, das in seinem Blut brauste, als das Tier in ihm alle Einzelheiten von Anborns Mantel in sich aufnahm. Er war mit Blut von mehr als einer Person befleckt Dorndrehers war zweifellos dabei, denn es passte zu ähnlichen Blutflecken auf seiner eigenen Satteldecke. Und dann fand sein Drachensinn verborgen in einer Falte der Kapuze das, was er zu finden befürchtet hatte.

Eine Strähne goldenen Haars, rein wie das Sonnenlicht.

»Geht es dieser Frau gut?«, fragte er. Seine Stimme verriet seine Sorgen mit einem leichten Zittern. »Ist sie verletzt?«

Anborn kicherte leise und zog die Kapuze hoch. »Kommt darauf an.«

»Worauf?« Ashe packte den Baum fester, als Wellen aus fremder Kraft ihn durchfluteten und ihm Übelkeit verursachten.

»Ob du glaubst, dass ich meine tiefere Natur beherrschen kann, wenn ich mit einer rasend schönen Frau einer dankbaren Frau zusammen bin, die bloßgestellt, nackt und allein in meiner Hand ist. Ein vernünftiger Spieler würde dagegen setzen. Auf Wiedersehen, Neffe.«

Er streichelte den Hals des Pferdes und ritt in den Wald.

Sobald Anborn aus der Reichweite seiner Sinne verschwunden war, ließ Ashe den Baum los, an dem er sich festgehalten hatte. Er packte den Griff seines Schwertes und zog es wütend aus der Scheide. Dann drehte er sich um und stieß es in den klaren, fließenden Bach, befleckte das sprudelnde Wasser und drehte es in den Strömungen, bis diese rot wurden.

36

Der Baumpalast im Kreis, Gwynwald

Llauron seufzte, als die schwere, beschnitzte Tür seines Hauses aufschwang und mit dem Lärm eines Donnerschlages wieder zufiel. Er hatte erwartet, dass Ashe früher oder später hier auftauchen würde, seit Anborn vor zwei Wochen diese Tür aus den Angeln gehoben hatte. Als seine Wachen kurz darauf die Tür wieder öffneten und in den Raum strömten, gab er ihnen ein Zeichen. »Alles in Ordnung, meine Herren. Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten.« Er stand auf, ging an seinem finster blickenden Sohn vorbei und schloss die Tür sanft. »Ich wünsche auch dir einen guten Tag, Gwydion. War der Hintereingang versperrt, oder ist es für dich und deinen Onkel ein Zeitvertreib geworden, die alte Tür der Herberge bei den Wegkreuzungen zu zerstören? Ich sehe, du hast dich entschlossen, dich ihm zu zeigen. Glaubst du wirklich, das war klug?«

»Nenn mir einen guten Grund, warum ich diesen Ort nicht sofort unter deinem Hintern anzünden sollte.« Das Feuer in Ashes Stimme hätte den ganzen Baumpalast in Brand setzen können.

»Hmm, mal sehen: Wie wäre es mit bloßer Verschwendung? Was hat mein Heim dir getan, dass es deinen Zorn verdient? Du musst wirklich lernen, dein Temperament zu zügeln. Dieser Gefühlsausbruch macht dich lächerlich. Wenn du ein cymrischer Herzog wärest, würdest du wie ein Esel wirken.«

»Vielleicht wird das eines Tages wirklich der Fall sein. Doch zu diesem Zeitpunkt suchst du bestimmt nach einem cymrischen Herzog außerhalb deiner Familie, denn sowohl Anborn als auch ich überlegen uns, alle Ansprüche zu widerrufen und unsere Bande mit der Familie zu lösen.«

Zum ersten Mal seit seiner Ankunft sah Ashe, wie sein Vater die dunklen Augenbrauen zusammenzog und sich schwarze Wut über sein Gesicht legte. »Vorsicht, Gwydion, das klang wie eine Drohung. Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, wie ich auf Drohungen reagiere.«

Ashe war das inzwischen völlig gleichgültig. »Wieso? Wie konntest du Rhapsody das antun? Warum versuchst du, sie umzubringen?«

Llaurons Gesicht wurde wieder so sanft wie zuvor. Offenbar hatte Anborn seinem Sohn von Rhapsodys Rettung berichtet, nicht aber von dem Plan. »Welch ein Mist. Ich werde diese Bemerkung nicht dadurch billigen, dass ich darauf antworte.«

»Was, im Namen deines heiligen All-Gottes, hat sie überhaupt für dich in diesem Wald gemacht? Du hast jede Menge Waldhüter und Späher, die dieses Gebiet kennen; sie kannte es nicht.«

»Darüber möchte ich mit dir nicht reden. Hättest du es vorgezogen, wenn ich den Plan so vorangetrieben hätte, wie sie es wollte? Ich hatte vorgehabt, ihr Khaddyr als Verstärkung zu schicken. Während du unglücklicherweise anderweitig beschäftigt warst und dich irgendetwas davon abhielt, zu den vereinbarten Zeiten zu erscheinen, stellte sich heraus, dass er in Wirklichkeit der Verräter in unserer Mitte ist.«

Ashes Worte kamen in einem erstickten Keuchen heraus. »Khaddyr? Es ist Khaddyr? Nicht Lark?«

»Anscheinend war meine ursprüngliche Information falsch. Lark könnte ebenfalls in die Verschwörung verwickelt sein; ich bin mir nicht mehr sicher. Aber gerade als ich Khaddyr erzählen wollte, wo Rhapsody war, stellte ich fest, dass er Dinge wusste, die nur die Abtrünnigen wissen konnten, besonders dass die lirinschen Banditen durch Avonderre gezogen waren. Außerdem sind etliche der unter seiner Obhut stehenden Kranken, die möglicherweise den Wirt des F’dor identifizieren konnten, auf geheimnisvolle Weise umgekommen. Unter diesen Umständen schien es mir besser, niemanden zu schicken.«

»Du hast niemanden geschickt? Bist du verrückt? Sie hatte erwartet, Khaddyr zu treffen, und du hast niemanden geschickt?«

»Ich hatte niemanden, der vertrauenswürdig war.«

Die Sehnen an Ashes Hals standen hervor wie Eisenbänder. »Niemanden? Und was ist mit mir? Du weißt, dass ich schon seit Wochen in der Nähe gewesen bin.«

»Du warst ebenfalls nicht die richtige Wahl.«

Die blauen Drachenaugen verengten sich zu Schlitzen. »Würdest du mir das bitte erklären?«

Llauron gab den durchdringenden Blick ohne Blinzeln zurück. »Nein.«

Ashe lief wütend durch den Raum. »Also hast du entschieden, dass es richtig sei, Rhapsody allein den Elementen zu überlassen? Anborn hat gesagt, du wolltest sie ohne Nahrung und Verstärkung im Schnee sterben lassen. Er hat gesagt, ihre Kleidung hätte sie nicht einmal innerhalb eines Feuers vor Erfrierung geschützt, geschweige denn im Wald.«

»Nun, sie ist deine Geliebte. Vielleicht solltest du selbst mit ihr über ihre unpassende Kleidung sprechen.«

»Es war dein Plan!«, explodierte Ashe. Llauron sagte nichts darauf. Ashe ging zum Fenster, starrte auf die windgepeitsche Wiese hinaus und fuhr sich wütend mit den Fingern durch die Haare.

Als er sich wieder zu Llauron umdrehte, glühte in seinen Augen ein blaues Feuer. »Das ist das Ende, Vater das Ende, verstehst du? Ich werde deinen verrückten Plänen ein für alle Mal ein Ende setzen. Rhapsody ist nicht länger deine Schachfigur; du musst dir jemand anderen suchen, um deine Ziele zu erreichen. Lass sie aus dem Spiel.«

Der belustigte Blick des Fürbitters wich einem kalten Starren. »Du willst dich mir entgegenstellen?«

»Ja.«

»Wie?«

»Ich werde ihr deinen Plan verraten, Vater. Ich werde sie warnen und ihr verbieten, mit dir irgendwohin zu gehen.«

Llauron kicherte. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du mich einmal in ziemlich bösen Worten angeklagt, sie schamlos zu missbrauchen, indem ich für sie die Entscheidungen treffe. Und was machst du jetzt, mein Sohn? ›Es gibt Dinge, die du nicht beeinflussen kannst, und einiges kann man nicht wieder gutmachen‹, hast du gesagt. Wie wird sie sich wohl fühlen, wenn sie deine Rolle in der ganzen Sache entdeckt?«