Und durch eine unerwiderte Leidenschaft zur Frau seines Kindheitsfreundes Gwydion von Manosse, dem Herrn der Cymrer.
Schon seit einer Weile war Portia seine bevorzugte Bettgenossin. Ihr wilder Geist und ihre Bereitschaft, zu jeder Zeit mit ihm zu schlafen, sogar an öffentlichen Orten, wo die Gefahr, entdeckt zu werden, ihrer Leidenschaft zusätzliche Nahrung gab, hatte die Leere der letzten Jahre in ihm ein wenig zurückgedrängt. Es war jedoch bestenfalls erregende und zugleich gefühllose geschlechtliche Befriedigung. Schlechtestenfalls war es besser als nichts.
Und alles war besser als Madeleines kalte und formelle Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten.
»Beweg dich nicht«, befahl er und drehte sie herum. Portias Brauen hoben sich in Verwunderung, doch sie erlaubte es dem Herrscher von Roland, sie wieder an sich zu ziehen.
»Nun sage mir, wie du die Aufgabe, die ich dir gegeben habe, erfüllen willst«, meinte er und löste die Bänder am Rücken ihres Kleids. Er zog sie ungeduldig ab, und in seinen Augen lag ein Glühen, das vorher noch nicht da gewesen war.
Portia zuckte, als seine Hände wieder über ihre Brüste fuhren, die nun nicht mehr verdeckt waren, und sie von den letzten Resten ihrer Kleidung befreiten.
»Genauso, wie ich es gemacht habe, als du der Preis warst«, sagte sie überheblich, auch wenn das unerwartete Feuer in der Stimme ihres Herrn sie allmählich erregte. »Man muss zuerst einen unaufdringlichen und besonders nützlichen Diener finden, damit man nicht die Aufmerksamkeit oder gar den Zorn der Hausherrin auf sich zieht. Danach ist es nur noch eine Frage der Zeit. Und wenn die Frau einen dicken Kindbauch hat, ist es noch einfacher.«
»Du hast seine Frau noch nicht gesehen«, sagte Tristan Steward. Seine Hände fuhren tiefer. »Sogar an ihren schlechtesten Tagen ist sie hundertmal hübscher, als du an deinen besten Tagen je sein könntest. Um sie webt eine unbeschreibliche Magie. Ich frage mich, wie du dich mit ihr messen willst.«
Portia drehte sich plötzlich um. In ihren Augen blitzte es.
»Wonach riecht sie?«, fragte sie rau. Sie hatte versucht, ihren Zorn aus der Stimme herauszuhalten, und war gescheitert.
Tristan dachte nach. Er sah die schimmernde nackte Frau vor ihm nicht mehr.
»Nach Vanille und Gewürzseife«, sagte er schließlich. »Ein ganz sanfter Geruch von Blumen. Und der scharfe Duft von Sandelholzrauch.«
Portia lächelte. Sie schmiegte sich an den Herrn von Roland, drückte ihre Lippen auf seine und schlang die Arme um seinen Nacken. Plötzlich war seine Nase erfüllt vom Duft von Vanille und reinen, süßen Gewürzen mit einer Unterströmung von Feuer. Es war zwar nicht genau Rhapsodys Geruch, doch er war ihm so ähnlich, dass Tristans Hände erzitterten. Er drückte Portia überrascht weg.
»Wie ... wie hast du das gemacht?«
Die schwarzen Augen tanzten vor Freude.
»Es gibt einiges, was du nicht über mich weißt, mein Herr«, sagte sie. In ihrer seidigen Stimme lag ein bedrohlicher Unterton. »Ich habe sie noch nicht gesehen. Denk an meine Worte: Ich werde dich nicht enttäuschen.« Sie drückte ihn zurück und öffnete seine Hose, während er reglos dastand. »Habe ich das je getan?«
Benommen schüttelte Tristan den Kopf. Unvermittelt hatte Portia etwas Entsetzliches an sich, etwas Grausames und Dunkles und Abgründigeres, das er noch nie an ihr wahrgenommen hatte. Zuerst erkannte er es nicht, weil er so erregt war, doch später, als er allein in seinem Bett lag, begriff er, dass es Angst gewesen war, was er in der Gegenwart dieser Frau und Dienerin gespürt hatte, die ihm unzählige Male zu Willen gewesen war.
Sie warf ihn zu Boden, bedeckte zuerst seinen Mund, dann seinen ganzen Körper mit ihrem. Er war völlig angezogen, sie völlig nackt. Sie nahm ihn in sich auf und ritt ihn erbarmungslos. Er erbebte und fragte sich, was er da in Gang gesetzt hatte.
Und als die großen Fenster den schaukelnden Tanz ihrer Körper widerspiegelten, die ineinander verschlungen auf dem Boden des Gästezimmers lagen, erkannte er, dass er es nicht mehr aufhalten konnte, obwohl er der Herr und sie die Dienerin war.
Die Drachin wurde ungeduldig.
Die Erde in ihrer Umgebung kühlte sich ab, fiel in Winterschlaf, ruhte kalt unter einem Laken aus Schnee, den die Drachin selbst im Süden, durch den sie reiste, über sich spürte. Als die Welt in Schlummer fiel, wurde der Boden fester und war schwerer zu durchqueren. Er erstickte den Klang ihres Namens, dem sie folgte.
Lass mich durch, dachte sie wütend und kämpfte sich durch die Erdkruste. Halt mich nicht auf.
Der Herzschlag der Erde verlangsamte sich. Er flackerte unter ihrem Zorn wieder auf, fiel dann abermals ab. Sie spürte die Antwort in ihren Gedanken oder glaubte es zumindest.
Dieser Zyklus ist älter als du, schien die Erde zu sagen. Lass dir Zeit; es ist endlos.
Nein, beharrte die Drachin und schlug mit dem Schweif gegen Lehm und Felsbrocken. Hilf mir.
Doch die Erde schwieg wieder, wurde noch fester und undurchdringlicher.
In der Dunkelheit der Erdenkruste verengten sich die glimmernden blauen Augen der Drachin und leuchteten wie Laternen in der Schwärze.
Man kann mich bremsen, dachte sie mit langsam wachsender Wut, aber man kann mich nicht aufhalten. Und wenn ich schließlich mein Ziel erreiche, wird selbst die Erde leiden.
21
Als Rhapsody im grauen Licht der Dämmerung den Garten von Haguefort betrat, um sich auf ihre Aubade vorzubreiten, glaubte sie am Rande ihres Gesichtsfelds einen dünnen Schatten zu sehen. Sie wirbelte so rasch herum, wie es ihr möglich war, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, sah aber nichts außer dem grauen Nebel, der allmählich unter der aufgehenden Sonne zerschmolz.
Dann spürte sie es erneut. Es war eine Schwingung, die sie kannte, und sie lächelte breit.
»Achmed! Wo bist du?«
»Hier«, sagte eine Stimme hinter ihr, die ihr näher war als ihr eigener Schatten. »Wie ich es dir prophezeit habe.«
Sie drehte sich um, schlang die Arme um den Bolg-König und lachte vor Freude.
»Ich bin so glücklich, dass du hier bist«, sagte sie und umarmte ihren ältesten Freund aufgeregt. »Wo bist du gewesen?«
»Ich bin heute Morgen angekommen«, erklärte Achmed, nachdem er sich durch eine schnelle Drehung aus ihrer Umarmung befreit hatte. Er drückte sie sanft von sich und achtete dabei besonders auf ihren gewölbten Bauch.
»Du hast doch nicht wirklich erwartet, dass ich zur Ersten Nacht komme und all den Unsinn und die Protzerei ertrage, die damit einhergeht, oder?«
»Wohl kaum«, lachte Rhapsody. Sie ergriff seinen Arm und spazierte mit ihm durch die Gärten. »Aber ich habe so lange auf dich gewartet, dass ich einfach gehofft hatte, du würdest früher eintreffen. Egal, jetzt bist du hier. Wie geht es dir? Wie geht es Grunthor und allen anderen im Bolgland?«
»Grunthor geht es gut, aber das Bolgland muss leiden«, sagte der König offen heraus. »Wenn du wirklich Mitleid mit uns hast, kannst du uns eine große Hilfe erweisen.«
»Selbstverständlich«, meinte Rhapsody zögernd. Ihre gute Laune wich wie Wasser in einer Gosse, und die Übelkeit kehrte zurück. »Was ist los? Warum leidet das Bolgland?«
»Darüber werden wir später ausführlich reden«, entgegnete Achmed hastig und beobachtete den Farbwechsel am Horizont. »Ich glaube, du hast dein Morgenlied noch nicht gesungen.«