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»Gut«, lobte Fidelma. »Konntest du alle gefangennehmen?«

Accobran blickte einen Moment zu Boden. »Leider nein. Doch Gott sei Dank blieb Suanach in dem anschließenden Kampf unverletzt ...«

»Wie viele hast du gefangengenommen?« fragte Fidelma leise.

»Niemanden.«

»Nicht einen einzigen von den zehn Männern?« rief sie bestürzt. »Gab es keine Verletzten?«

»In einer Schlacht, Lady, kommt so etwas häufig vor«, rechtfertigte sich Accobran.

»So ist es«, stimmte ihm Becc zu. »Accobran hat sein Bestes getan, er hat Suanach gesund nach Hause gebracht. Heute nachmittag reitet einer von Abt Brogans Mönchen nach Cashel und dann weiter nach Im-leach. Er wird dem König eine Botschaft überbringen. Colgü wird dann wissen, was zu tun ist. Die Ui Fid-gente müssen eine Entschädigung zahlen, insbesondere für den Verlust von Menmas Heim und für die Entführung seiner Frau. Menma kann sich darauf verlassen, daß die Cinel na Äeda ihm beim Bau einer neuen Hütte helfen.«

»Das wird sofort angeordnet, Becc.« Adag, der Verwalter, nickte zufrieden.

»So werde ich mich mit deiner Erlaubnis, mein Lord, zurückziehen, um mich zu erfrischen und dann zu schlafen«, sagte der Tanist und wollte schon die Halle verlassen.

»Nur eine Frage!« Fidelmas ruhige Stimme erregte die allgemeine Aufmerksamkeit. Ein jeder drehte sich um und blickte sie erwartungsvoll an. »Kennst du den Zweck des Überfalls der Ui Fidgente?«

»Muß es da einen Zweck geben?« hielt ihr Accobran belustigt entgegen. »Man weiß, daß die Ui Fidgente Viehdiebe und Plünderer sind.«

»Ist es denn keinem aufgefallen, daß sie sich zum Plündern ungewöhnlich weit vorgewagt haben - nur zehn Männer, die durch die Gebiete vieler reicher Clans ritten, um hierherzugelangen?« fragte Fidelma.

Niemand entgegnete etwas darauf. Fidelma klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

»Hat niemand eine Erklärung dafür?«

Eadulf drehte sich zu ihr um und öffnete schon den Mund, doch Fidelmas Blick ließ ihn schweigen. Er hatte sagen wollen, daß sie doch dem Gespräch der Männer von den Ui Fidgente entnommen hatte, warum sie hergekommen waren. Eadulf hatte noch nicht begriffen, was Fidelma vorhatte.

»Es ist sehr bedauerlich, daß du keine Gefangenen gemacht hast. Wie sollen wir da klären, warum sie den Überfall gewagt haben, Accobran? Hast du etwas gehört, gesehen oder gefunden, das helfen könnte, ihnen auf die Schliche zu kommen?«

»Nichts, Lady«, erwiderte der Tanist ernst.

»Aber Suanach war lange mit den Eindringlingen zusammen. Vielleicht weiß sie etwas«, warf Becc ein.

»Dann muß ich mit Suanach sprechen«, entgegnete Fidelma ruhig.

»Eine ausgezeichnete Idee«, stimmte ihr Becc zu.

»Und nun gönnen wir Accobran seine wohlverdiente Ruhe.«

Sobald Fidelma und Eadulf unter sich waren, sagte er zu seiner Rechtfertigung: »Warum sollten wir über etwas Stillschweigen bewahren, was die Ui Fidgente selbst verkündet haben?«

»Komm, wir wollen mit Suanach reden«, sagte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.

Suanach saß aufrecht im Bett des Hospitals und hielt eine Schale Brühe in den Händen. Menma war an ihrer Seite. Als Fidelma und Eadulf den Saal betraten, schauten ihnen beide erleichtert entgegen.

»Na, diesmal ist ja alles umgekehrt«, begrüßte Fidelma sie. »Wenn ich mich recht entsinne, so saß ich das letztenmal im Bett und erhielt von dir Brühe. Bist du verletzt?«

»Nein, Lady, nur ein wenig erschöpft, ich habe in der letzten Nacht kein Auge zugetan.«

»Ich fürchte, ehe ihr euch ausruhen könnt, müßt ihr mir erst noch ein paar Fragen beantworten.«

»Nur immer heraus damit«, sagte der Jäger.

»Suanach, als du Gefangene der Ui Fidgente warst, haben sie da etwas über den Zweck ihres Überfalls verraten?«

Suanach stellte ihre Schale zur Seite und verschränkte die Arme vor dem Körper. Sie dachte angestrengt nach.

»Einer von ihnen . niemand nannte Namen . sagte, daß man die Spuren so deutlich machen sollte, daß Menma ihnen mühelos folgen konnte.« »Sie haben Menmas Namen erwähnt?« warf Eadulf kurz ein. »Sie wollten, daß Menma ihnen folgt?«

Suanach nickte.

»Haben sie gesagt, weshalb?«

»Sie wollten ihn gefangennehmen und ihn über etwas ausfragen.«

Fidelma schaute zu Menma.

»Keine Ahnung, was sie von mir wissen wollen«, sagte der. »Ich habe weder Freunde noch Feinde bei ihnen. Ich war weder in Friedenszeiten noch im Krieg in ihrem Land. Warum sie mein Haus überfallen, meine Frau gefangennehmen und mich in eine Falle lok-ken wollten, ist mir schleierhaft.«

»Während wir unterwegs waren, schnappte ich ein paar Fetzen ihrer Unterhaltung auf.« Erwartungsvoll blickten nun alle Suanach an. »Nichts davon ergab einen Sinn. Einer von ihnen erwähnte den Kapitän eines Schiffes. Sagte etwas von einer Ladung für das Kloster Molaga. Dann etwas über genügend Gold, um ein Königreich zu finanzieren.«

Fidelma atmete hörbar aus. »Darüber haben sie sich unterhalten?«

»Mehr kann ich dir nicht berichten. Alles andere habe ich nicht recht begriffen.«

Fidelma wandte sich wieder an Menma. »Kannst du damit etwas anfangen?«

Der Jäger schüttelte den Kopf.

»Wird die Sache klarer, wenn ich dir sage, daß die Ui Fidgente dich über das Eberdickicht aushorchen wollten?« fügte Fidelma hinzu. »Ich habe das selbst gehört.«

Menmas Erstaunen war nicht gespielt. »Das verstehe ich ganz und gar nicht, Schwester. Was sollte ich ihnen denn Wichtiges sagen können? Daß es da Schätze gibt? Nun, Bruder Eadulf wird dir bestätigen, daß wir erst gestern entdeckt haben, daß in der alten Mine wieder Gold abgebaut wird.«

»Spielte Gold sonst noch eine Rolle?« fragte Fidelma Suanach.

»Nein, ich habe nichts dergleichen gehört.«

Fidelma schaute zu Menma. »Bist du aus irgendeinem Grund einmal im Kloster Molaga gewesen und hast dich mit den Händlern oder Schiffskapitänen unterhalten, die dort Unterkunft finden?«

»Ab und zu«, gestand er. »Ich bin Jäger. Bis gestern wußte ich nicht, was in dem Stollen vorgeht. Wenn du also sagst, daß ich einem Kapitän davon berichtet hätte, der es diesen Ui Fidgente erzählt hat ...«

»Aber nein, ich sage nichts dergleichen«, erwiderte Fidelma. »Ich kann noch keinen Zusammenhang herstellen. Etwas anderes beunruhigt mich. Accobran erzählte, daß es schwierig war, den Spuren der Ui Fidgente zu folgen. Suanach hat aber gehört, daß sie eine deutliche Fährte legen wollten, so daß du sie leicht aufnehmen könntest. Denn sie wollten dich ja in eine Falle locken. Das paßt alles nicht zusammen.«

»Die Spuren waren wirklich gut zu erkennen«, erwiderte Menma erstaunt. »Ich schätze, der Tanist wollte die Verfolgungsjagd schwieriger erscheinen lassen, als sie war. Wir stießen auch auf zwei feindliche Späher. Accobran ließ sie erschießen, ehe sie Alarm schlagen konnten.«

Fidelma schwieg eine Weile und meinte dann: »Wir werden euch jetzt allein lassen. Bitte verratet niemandem etwas von unserem Gespräch.«

»Accobran hat mich bereits auszuhorchen versucht, ob ich etwas über den Grund des Überfalls wüßte«, sagte Suanach.

»Und was hast du ihm gesagt?«

»Ich war müde und konnte nicht nachdenken. Erst jetzt, wo du mich fragst, sind mir verschiedene Dinge wieder eingefallen.«

»Wenn das so ist, dann sag bitte auch weiterhin nichts, solange ich dich nicht dazu auffordere.«

»Ich begreife nicht, Schwester, doch ich ... wir ... werden es so machen, wie du es wünschst. Nicht wahr, Menma?«

Ihr Mann nickte ein wenig verdrießlich.