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»Ich bin Becc, Stammesfürst der Cinel na Äeda«, verkündete Becc und baute sich vor dem Abgesandten auf.

»Ich grüße dich, Becc. Ich bin hier als die Stimme von Conri, dem König der Wölfe, dem Kriegsfürsten der Ui Fidgente.«

»Ich grüße dich, Bote der Ui Fidgente«, erwiderte Becc daraufhin. »Was tust du so fern deiner Heimat?«

»Mir wurde aufgetragen, folgendes zu sagen: Conri hat dieses Land mit einer sluaghadh eher aus Kummer als in Zorn betreten. Er hat sein Lager an einem Ort aufgeschlagen, den ihr das Birkenmoor nennt. Dort erwartet er dich oder deine Abgesandten, um zu besprechen, unter welchen Bedingungen er das Gebiet der Cinel na Äeda ohne Blutvergießen wieder verlassen kann.«

Becc senkte den Kopf. »Warum sollte dein Fürst in Betracht ziehen, hier Blut zu vergießen?«

»Im Falle dieser Frage wurde mir aufgetragen zu antworten, daß sich unsere sluaghadh auf der Reise in das Land der Corco Loigde befindet, wo wir zu Wettkämpfen eingeladen sind.«

Die meisten der größeren Fürstentümer veranstalteten jedes Jahr Wettspiele, um sich auf die drei großen Festivals in Tailltenn, Tlachtga und Uisneach vorzubereiten. Es wäre nicht ungewöhnlich, daß der Herrscher der Corco Loigde eine Gruppe von jungen Männern der Ui Fidgente einlud, um an den dortigen vorbereitenden Spielen teilzunehmen. Der Bote sprach weiter.

»Als wir uns in der Nähe der Grenze zu eurem Land vorwärts bewegten, da sonderte sich eine kleine Vorhut ab, kehrte aber nicht zurück. Wir sandten Männer aus, sie zu suchen, doch sie stießen nur auf die Leichen unserer Leute - man hatte alle ermordet. Die tödlichen Pfeile trugen die Zeichen der Cinel na Äeda. Ein paar der Männer sind auch von Schwerthieben getötet worden. Viele hatten im Rücken Einstiche, die uns deutlich machten, auf welche Weise man sie hinmetzelte. Und so, Fürst der Cinel na Äeda, ist beschlossen worden, daß unsere sluaghadh die ursprüngliche Route zu den Corco Loigde ändert und dein Gebiet betritt, um eine Erklärung zu verlangen. Wir werden sehen, ob uns diese Erklärung gestattet, in Frieden weiterzuziehen, oder ob sie uns dazu zwingt, digal zu verlangen - Blutrache.«

Fidelma runzelte die Stirn. Sie versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr sie die Tatsache empörte, daß Accobran sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Toten der Ui Fidgente zu begraben, sondern sie den Elementen und den Raubtieren überlassen hatte.

»Racheakte lehnt der neue christliche Glaube ab«, wandte sie mit entschlossener Stimme ein.

Der Abgesandte blickte sie an, als wolle er diese Ansicht strikt zurückweisen. »Alle Angehörigen des geistlichen Standes würden das natürlich behaupten. Doch in dem Crith Gablach steht geschrieben, daß die Blutrache rechtmäßig ist und eine Gruppe von Kriegern sie verüben darf auf dem Gebiet jener, die ihnen Schaden zugefügt haben.«

Fidelma lächelte finster über diese Lektion in Sachen Recht.

»Doch das Gesetz sagt auch, daß Blutrache erst einen Monat nach dem Scheitern von Verhandlungen über Entschädigungen geübt werden darf und wenn die Schuld erwiesen ist«, entgegnete sie schnell.

Das Gesicht des Boten verzog sich höhnisch. Er wollte schon etwas einwenden, da sagte Becc aufge-bracht: »Sei vorsichtig, techtaire. Du stehst einer dalaigh gegenüber.«

Einen Augenblick lang zögerte der Bote, dann sagte er: »Ich bin nicht hergekommen, um die Rechtslage zu erörtern, sondern um euch die Absichten meines Herrn mitzuteilen. Er erwartet dich, Becc, oder deine Abgesandten im Birkenmoor. Sag mir, Fürst der Cinel na Äeda, wird er vergeblich warten?«

»Du kannst deinem Kriegsfürsten ausrichten, daß es sich für mich als Stammesfürsten nicht geziemt, auf sein Verlangen hin zu erscheinen. Doch ich werde Abgesandte zu ihm schicken mit der Forderung, aus unserem Land ohne Blutvergießen abzuziehen.«

»Mutige Worte. Meine Aufgabe ist damit erfüllt. Nun bist du dran.«

Der Reiter wendete rasch sein Pferd und ritt durch die Festungstore davon.

»Erlaube mir, ihn mit einem Pfeil im Rücken zu seinem Kriegsfürsten zurückzuschicken«, sagte Accobran.

Fidelma drehte sich mit strafender Miene zu ihm.

»Wenn dir weniger am Morden gelegen hätte, Ac-cobran, so wäre es zu dieser Konfrontation nie gekommen«, wies sie ihn zurecht.

»Und Suanach wäre womöglich nicht mehr am Leben«, entgegnete ihr der Tanist.

Becc hob eine Hand, um den Streit zu beenden.

»Kümmern wir uns lieber um den Feind«, sagte er vorwurfsvoll. »Fidelma, dieser Conri ist nur ein Kriegsfürst, und ich als Stammesfürst kann ihn nicht aufsuchen, nachdem er in unser Gebiet eingedrungen ist.«

»Dann sollte ich als Tanist zu ihm gehen!« fuhr Ac-cobran schnell dazwischen.

»Wenn du mit deiner jetzigen Einstellung dort auftauchst, ist weiteres Blutvergießen garantiert«, sagte Fidelma giftig. »Nein, ich werde mich als Mittlerin dorthin begeben.«

Becc schaute sie entsetzt an. »Du bist die Schwester des Königs. Wenn es für mich nicht angemessen ist, dort hinzugehen und mit einem Kriegsfürsten zu verhandeln, so ist es das für dich noch weniger .«

Fidelma fiel ihm ins Wort. »Ich bin als dalaigh hier. Vielleicht könnte sich meine Verwandtschaft zum König bei den Ui Fidgente als nützlich erweisen, denn sie wüßten so, daß sie es möglicherweise noch einmal mit dem Königreich Cashel zu tun bekämen. Die Erinnerung an ihre Niederlage bei Cnoc Äine könnte sie veranlassen, von weiteren überstürzten Aktionen Abstand zu nehmen.«

»Das ist ja, als würde man den Ui Fidgente eine Geisel auftischen«, wandte Accobran gereizt ein.

»Immer noch besser, als ihnen ein Dutzend noch warmer Leichen zu präsentieren. Die Kriegerehre gebietet, die Gefallenen zu respektieren.«

Accobran lief rot an. Becc hob die Hand, damit der Tanist schwieg.

»Ich glaube, du hast recht, Fidelma«, sagte er schließlich. »Aber allein kannst du nicht gehen.«

»Ich werde sie begleiten«, meldete sich Eadulf sofort.

»Ein Repräsentant der Cinel na Äeda sollte jedoch dabei sein«, verlangte Accobran. »Wenn sie schon für uns spricht, woher wissen wir, was sie sagen wird?«

»Willst du damit ausdrücken, daß man mir nicht trauen kann?« fragte Fidelma ruhig, wenn auch in drohendem Ton.

Becc ging zu ihr und legte beruhigend seine Hand auf ihren Arm.

»Accobran hat sich angewöhnt, seine Gedanken sehr impulsiv zu äußern. Das wollte er nicht sagen. Doch er hat schon recht. Mein Verwalter Adag soll dich und Bruder Eadulf begleiten. Dann werden alle Seiten zufrieden sein.«

Der Verwalter schien nicht gerade glücklich darüber, trotzdem sagte er: »Es ist der Wunsch meines Fürsten. Ich stehe zur Verfügung, Lady.«

»Wie werdet ihr vorgehen?« fragte Becc und schritt voraus in seine Halle. Die anderen folgten ihm. Ein Bursche wurde losgeschickt, die Pferde zu satteln.

»Wir müssen erst einmal herausfinden, was Conri vorhat«, erklärte Fidelma. »Wir wissen, daß seine Vorhut zur Hütte von Menma und Suanach kam. Sie haben Suanach entführt und ihr Haus angezündet. Das kann man doch wohl kaum als das Vorgehen von Männern mit friedlichen Absichten bezeichnen, wie es uns der Bote hat weismachen wollen. Wir hingegen müssen bekennen, daß alle diese Krieger der Ui Fidgente umgebracht und nicht gefangengenommen wurden.«

Wütend sagte Accobran: »Sie oder ich. Ich hatte keine Wahl.«

»Willst du behaupten, der Bote hat gelogen, als er sagte, daß einige seiner Leute hinterrücks ermordet wurden?«

»Ob von hinten oder von vorn, das ist doch gleichgültig. Ein Feind ist ein Feind, und wir taten recht daran, diese Brut zu töten.«

»Es könnte sein, daß du für dieses brutale Vorgehen eine Entschädigung zahlen mußt, Becc«, erklärte sie.