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„Was kostet das Zimmer denn?“

„So um die sechshundertfünfzig Pfund im Monat. Vierzehn Quadratmeter inklusive eigenem Waschbecken. Küche und Bad teilen sich jeweils fünf Zimmer.“

„Nun ja, das ist nicht billig, aber es sprengt unseren finanziellen Rahmen auch nicht. Passen Sie auf, ich komme morgen am frühen Abend mal vorbei und werfe einen Blick darauf.“

„Mein Dienst beginnt immer erst um zwanzig Uhr, also wird ein Kollege von mir da sein. Am besten geben Sie mir Ihren Namen, dann sage ich ihm Bescheid, dass Sie kommen.“ John überlegte fieberhaft. Wenn Simon zu Ohren kam, dass er sich im Studentenwohnheim umgeschaut hatte, drohte neuer Ärger. So gab er den ersten Namen an, der ihm in den Sinn kam. „Murray, John Murray.“

Nach dem Ende seiner Nachtwache um sechs Uhr morgens ging John zum Rabenhaus, um das Futter herzurichten. Obwohl es noch dunkel war, wurden die Vögel munter, während er das Fleisch und die hartgekochten Eier kleinschnippelte. Er füllte ihre Näpfe, öffnete die Voliere und ging dann in seine Wohnung, um vor seinem nachmittäglichen Besucherdienst einige Stunden bitter benötigten Schlaf hereinzuholen.

Bevor er seine erste Gruppe vor dem White Tower abholte, machte er einen Abstecher in Mullins´ Büro. „Chief, haben Sie von Sir Fitzgerald gehört?“

„Nein. Er wollte mich nach seinem Gespräch mit dem Staatsanwalt anrufen, aber bis jetzt warte ich noch auf Nachricht von ihm. Stattdessen hatte ich vorhin einen Anruf von Richard Campbell. Er wollte sich bei mir und natürlich auch bei Ihnen für die Rettung seiner Mutter bedanken. Allerdings schien er mir einigermaßen verwirrt, weil Marcia ihm sagte, sein Vater wäre unschuldig. Er wollte wissen, wie wir darauf kämen. Als ich ihm von Ihrem Gespräch mit George erzählte, schien er es gar nicht recht glauben zu können.“ Er sah John scharf an.

„Sie sind sich Ihrer Sache doch sicher, Mackenzie? Wenn wir Marcia vergebens Hoffnung gemacht hätten, wäre das sehr grausam.“ John hielt seinem Blick stand.

„Ich bin mir sicher, Sir: Wer auch immer Julia Feldmann umgebracht hat, George war es nicht.“ Mullins nickte.

„Gut. Da wir Richard ja noch nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen haben, dachte ich mir, ich fühle ihm doch gleich mal auf den Zahn. Also fragte ich ihn, ob ihm irgendetwas aufgefallen ist, während sein Vater mit den Gästen bei der Schlüsselzeremonie war. Aber er hat nur das bestätigt, was Owen Ihnen schon sagte: Dass sie beide in der Bar von ihren Mobiltelefonen aus Gespräche mit Sponsoren geführt hätten. Auch meine Frage, ob einer der beiden den Club zum Rauchen verlassen hat, verneinte er.“

„Hm. Das könnte die Wahrheit sein, oder die beiden haben sich abgesprochen, wer weiß. Mir kam gestern Nacht die Idee, mir das Umfeld von Julia Feldmann näher anzusehen. Heute nach Dienstschluss werde ich mir ihr Apartment ansehen. Vielleicht kann ich ja mit ihren Nachbarn ins Gespräch kommen.“ Der Chief sah ihn erstaunt an.

„Wie haben Sie das geschafft? Unser hochgeschätzter Superintendent gewährt Ihnen doch sicher keinen Zutritt zu der Wohnung.“ John grinste.

„Natürlich nicht. Aber die Polizei hat offensichtlich alle Spuren gesichert und das Apartment zur Neuvermietung frei gegeben. Also kann ich es heute als treusorgender Vater einer Studentin und potenzieller Mieter besichtigen.“ Mullins pfiff anerkennend.

„Sie Schlitzohr! Na, dann viel Glück und lassen Sie sich nicht von Ihrem Cousin erwischen.“

Eine Traube junger Leute quoll aus dem Haupteingang der High Holborn Residence, als John hineinging. Er meldete sich am Empfang und wurde von einem freundlichen jungen Mann, den sein Namensschild als Carl auswies, in den zweiten Stock geführt.

„Da wären wir. Alle unsere Apartments sind voll möbliert, wie Sie sehen. Dusche und Küche sind gleich hier, müssen allerdings mit vier weiteren Studenten geteilt werden.“

„Carl, die Tür der Mikrowelle klemmt schon wieder! Sieh dir das mal an.“ Eine in Joggingsachen gekleidete junge Frau stand vor der Küchenzeile, die Hände in die Hüften gestemmt.

„Bin schon da, Alison. Sehen Sie sich ruhig um, Mr. Murray.“ Carl wandte sich dem widerspenstigen Gerät zu. John wanderte in das Einzelzimmer, das Julia Feldmann bewohnt hatte. Auf engem Raum drängten sich ein schmales Bett, ein Schreibtisch mit zwei Stühlen, ein Kleiderschrank und ein Bücherregal. Das kleine Waschbecken war blank geputzt, konnte sein Alter genauso wie das zweckmäßige Mobiliar aber nicht leugnen. Alles in allem fühlte John sich stark an seine eigene Studentenbude erinnert, mit Ausnahme des modernen Telefons auf dem Schreibtisch. Die Wände waren leer, auf dem Boden kein Krümel. Er warf einen schnellen Blick durch die halb offene Tür hinaus. Carl war immer noch mit dem Mikrowellengerät beschäftigt. Er öffnete den Kleiderschrank. Auch hier herrschte gähnende Leere, wie auch in dem kleinen zimmereigenen Safe, dessen Tür offen stand. Auch in den Schreibtischschubladen war nichts zurückgeblieben, ebensowenig wie unter der Matratze, die John verstohlen anhob.

Als er wieder in die Küche hinausging, kam er sich wie ein Idiot vor. Was hatte er erwartet? Einen Notizzettel mit dem Namen ihres Drogendealers? Fotos, die sie für eine Erpressung verwenden wollte? Den Namen ihres Mörders in die grässliche beige Wandfarbe geritzt?

Draußen hatte Carl endlich das Problem gelöst und Alison holte einen Becher erhitzte Nudelsuppe aus der Mikrowelle. Ohne ein Dankeswort verließ sie die Küche und verschwand in ihrem Zimmer. Carl zuckte mit den Schultern und sah John fragend an.

„Denken Sie, es gefällt Ihrer Tochter? Natürlich ist die Einrichtung nicht die neueste und die Farbe muss irgendwann erneuert werden, aber dafür haben wir einen gut ausgestatteten Computerraum mit allen Schikanen, eine Bar mit Billardraum und eine hauseigene Wäscherei. Und die Lage ist unschlagbar.“ John lächelte über den Eifer des jungen Mannes.

„Am besten soll sie es sich selbst einmal ansehen. Ich für meinen Teil finde es ganz in Ordnung. Sagen Sie, können Sie mir etwas über die Mitbewohner sagen? Meine Tochter möchte aus ihrer jetzigen Wohnung ausziehen, weil es mit den anderen Mitgliedern der Wohngemeinschaft einfach nicht passt. Ich will nicht, dass das wieder passiert.“ Carl überlegte angestrengt.

„Hm. Wir haben vierhundertfünfzig Studenten im Haus und ich arbeite erst seit ein paar Monaten hier, da kenne ich natürlich bei weitem nicht alle. Am ehesten noch die“, er wies mit einer Kopfbewegung auf Alisons geschlossene Tür, „die sich öfter mal beschweren, weil irgendeine Kleinigkeit nicht in Ordnung ist. Auf jeden Fall ist dies eine rein weibliche Gruppe. Außer Alison kenne ich nur noch Jean Falston persönlich, die ist ganz in Ordnung.“

„Haben Sie auch die Vormieterin des Zimmers gekannt? Die umgebracht wurde?“

Carl nickte. „Julia Feldmann. Die ist mir aufgefallen, weil sie besonders ruhig und zurückhaltend war. Durchaus höflich, aber, Sie wissen schon, so ein bisschen Rühr-mich-nicht-an.“

„Ich weiß, was Sie meinen. Hatte sie Kontakte zu ihren Mitbewohnerinnen?“

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich kaum, die hatte wohl immer nur ihr Studium im Kopf. Unten in unserer Bar hab ich sie auf jeden Fall nie gesehen. Wollen Sie denn mit Ihrer Tochter noch einmal vorbeikommen? Dann sollten Sie sich beeilen, es hat sich schon herumgesprochen, dass das Zimmer wieder zu haben ist. Heute war bereits eine Studentin da, um es zu besichtigen.“ Er begleitete John zum Ausgang.

Unzufrieden mit sich selbst lenkte John seine Schritte zur U-Bahn Station Covent Garden. Doch schon nach wenigen Metern wurde er gestoppt, als jemand von hinten seinen Arm ergriff und zischte, „Mr. Mackenzie, was haben Sie hier verloren? Mischen Sie sich etwa in die Ermittlungen der Metropolitan Police ein?“

Ertappt fuhr er herum – und stand seiner Nichte gegenüber, die vergnügt losprustete.