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»Ja, natürlich.«

»Als ein guter Schreiber hast du Bardan geholfen, ein Buch über die Heilkräfte von Kräutern zu verfassen?«

Bruder Mochta war überrascht. »Woher weißt du das?« fragte er.

»Das spielt keine Rolle. Findest du es nicht merkwürdig, daß Bardan hier noch nicht erschienen ist, obwohl es ...« sie blickte zum Himmel »fast Mittag sein muß?«

Bruder Mochta runzelte die Stirn. »Das macht mir Sorgen«, gestand er. »Er wollte heute vormittag zu Finguine gehen und ihm unsere Geschichte berichten. Mehr weiß ich nicht.«

Fidelma stand auf und trat zum Eingang der Höhle. Sie kletterte über ein paar Steine und schaute den Berghang hinunter. Am Fuße des Berges erstreckte sich bis zum Fluß Ara Wald. Entschlossen wandte sie sich um.

»Mochta, du bist ein wichtiger Zeuge für Cashel. Wir müssen dich sofort dorthin bringen, damit die Krieger meines Bruders dich schützen können. Dich und das Reliquiar.«

»Und was wird aus Bardan?« protestierte Mochta.

»Um ihn kümmern wir uns später. Kannst du schon wieder reiten?«

»Aber nicht den ganzen Weg nach Cashel«, wandte er ein.

»Dann teilen wir den Weg in mehrere kurze Etappen«, versicherte sie ihm. »Versuche, zusammen mit Bruder Eadulf die Höhle zu verlassen und den Berg hinunterzusteigen bis zu dem Wald dort hinten. Laßt euch von niemandem sehen, bis ich mit den Pferden komme«, sagte sie zu Eadulf.

Der war ganz durcheinander. »Wo willst du denn Pferde herkriegen?«

»Ich hole unsere Pferde aus der Abtei.« Sie wies auf die Lampe neben Mochtas Strohsack. »Wenn du mir die Lampe überläßt, gehe ich durch die Geheimgänge zurück und komme so schnell wie möglich auf dem Weg um den Berg herum wieder. Bring nichts weiter mit als das Reliquiar, Mochta. Du kannst Bruder Ea-dulf dein Leben anvertrauen. Darauf läuft es sowieso hinaus. Sei dir über eines im klaren, Mochta, in jeder Minute, die du hier in dieser Höhle bleibst, bist du in tödlicher Gefahr.«

Kapitel 19

Fidelma ging durch die Seitentür in den Kräutergarten. Offensichtlich war Bruder Bardan nicht auf diesem Wege zurückgekehrt, denn der Riegel war auch jetzt nicht vorgeschoben. Sie begab sich sofort zu Abt Segdaes Zimmer und klopfte vorsichtig an. Der Abt saß in seinem hochlehnigen, geschnitzten Holzsessel vor dem Feuer, das Kinn in die Hände gestützt, und starrte gedankenverloren in die Flammen. Als sie eintrat, blickte er auf. »Was gibt’s Neues, Fidelma?« fragte er voller Hoffnung.

Fidelma mochte Segdae, den sie ihr Leben lang kannte und der ihr mehr ein Onkel war als nur ein geistlicher Beistand, nicht belügen.

»Nicht viel«, antwortete sie vorsichtig.

Sein Gesicht zog sich in die Länge.

»Immerhin«, fuhr sie fort, »glaube ich, daß ich die Antworten bereit habe, wenn die Brehons in ein paar Tagen in Cashel zusammentreten.«

Segdaes Miene hellte sich auf. »Du meinst, du weißt, wo die heiligen Reliquien Ailbes geblieben sind?«

»Dafür kann ich mich verbürgen«, erwiderte sie. »Aber noch darf es niemand erfahren. Sag keinem etwas davon, nicht einmal Bruder Madagan.«

Der Abt zögerte, ihr dieses Versprechen zu geben.

»Es geht um die Moral der ganzen Abtei, Fidelma. Kann ich der Gemeinschaft nicht wenigstens ein wenig Hoffnung machen?«

Fidelma schüttelte den Kopf. »Es sind so viele dunkle Mächte am Werk, die dieses Königreich zerstören wollen. Ich brauche dein feierliches Wort, daß du schweigst, Segdae.«

»Dann sollst du es natürlich haben.«

»Bruder Eadulf und ich kehren unverzüglich nach Cashel zurück, denn hier gibt es für uns nichts mehr zu tun. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn du deine Reise nach Cashel erst morgen antrittst.«

Der Abt blickte sie überrascht an. »Warum muß ich dorthin?«

»Hast du das Protokoll vergessen, Segdae? Du bist der Comarb von Ailbe, der höchste Abt-Bischof von Muman. Wenn das Gericht in Cashel über eine so ernste Angelegenheit verhandelt, mußt du als der erste Bischof des Königs an seiner Seite sitzen.«

Segdae seufzte leise. »Ich hatte die Verhandlung ganz vergessen. Der Verlust der Reliquien und der Angriff auf Imleach hatten sie aus meinen Gedanken verdrängt. Dann ist da noch die Sache mit Bruder Bardan.«

»Was ist mit Bruder Bardan?« fragte sie harmlos.

»Er ist den ganzen Vormittag nicht gesehen worden. Erinnerst du dich, du hast mich gefragt, wo er sich aufhält? Er scheint verschwunden zu sein - genau wie Bruder Mochta.«

Fidelma preßte die Lippen zusammen. »Ich glaube nicht, daß beide unter den gleichen Umständen verschwunden sind. Auch das wird sich in Cashel sicher aufklären.«

»Sollte ich deinen Vetter Finguine verständigen? Seine Leute sind noch in der Stadt und helfen, die Schäden des Überfalls zu beseitigen.«

»Du kannst es Finguine sagen. Wenn ich ihn nicht sehe, bevor ich abreise, dann treffe ich ihn in Cashel bei der Verhandlung. Es ist traurig, daß hier soviel zerstört wurde.«

»Nun, es gibt auch kleine Lichtblicke. Bruder Ma-dagan hat eine große Menge von Silbermünzen gespendet, die helfen sollen, den Schaden wiedergutzumachen.« Er wies auf einen kleinen Beutel auf dem Tisch.

»Darf ich?« Fidelma nahm den Beutel und schüttete sich ein paar Münzen auf die Handfläche. Verwundert schaute sie sie an. »Wie kommt Madagan zu solchem Reichtum?« fragte sie.

»Ich glaube, er sagte etwas von einem Verwandten aus dem Norden.« Segdae nahm das offenbar nicht so wichtig. »Bist du wirklich sicher, daß du eine Lösung für alle die Rätsel hast?« drang er in sie.

Fidelma tat die Münzen wieder in den Beutel und legte ihn auf den Tisch.

»Du kennst mich doch, Segdae, und weißt, daß ich mir immer erst im nachhinein sicher bin. Denke an den ersten Korintherbrief, Kapitel zehn, Vers zwölf.«

Fidelma wußte, daß Segdae absolut bibelfest war.

»Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle«, zitierte er aus dem Gedächtnis.

»Deshalb will ich mich nicht festlegen, aber ich kann sagen, daß aller Wahrscheinlichkeit nach sich die Probleme lösen werden.«

»Du hast dir deinen Ruf nicht umsonst erworben«, meinte Segdae. »Wann wollt ihr, du und unser angelsächsischer Bruder, aufbrechen?«

»Ich mache mich sofort auf den Weg. Sei ohne Sorge, Segdae, alles wird gut werden - am Ende.«

»Ich werde also zum Tag der Verhandlung nach Cashel kommen.«

»Bring Bruder Madagan mit. Seine Aussage werde ich vielleicht brauchen.«

»Brauchst du auch Bruder Bardan, falls er zu finden ist?«

»Falls er zu finden ist«, wiederholte Fidelma.

Segdae erhob sich und reichte ihr die Hand. »Wo ist unser angelsächsischer Bruder?«

»Ich treffe ihn unterwegs«, erwiderte Fidelma hastig. »Leb wohl, Segdae. Wir sehen uns in Cashel wieder.«

Sie ging in das Gästehaus und verstaute ihre wenigen Habseligkeiten in ihren Satteltaschen. Eadulf war nach dem Aufbruch der Pilger in ein Zimmer neben ihr umgezogen. Rasch hatte sie auch seine Satteltaschen gepackt. Auch seinen Pilgerstab nahm sie mit, der ihm so lieb geworden war. Sie war froh, daß Schwester Scothnat nicht in der Nähe war, denn sie wollte ihr nicht erklären müssen, was sie vorhatte.

Sie ergriff die Taschen und machte sich auf den Weg zu den Ställen.

Bruder Tomar war wie immer bei der Arbeit, er fütterte die Pferde.

»Verlaßt ihr uns?« fragte er sofort mit einem Blick auf die Satteltaschen.

»Für eine Weile«, erklärte Fidelma leichthin. »Würdest du mir wohl helfen, unsere Pferde zu satteln, meins und das unseres angelsächsischen Bruders.«

Bruder Tomar ließ den Futtersack stehen und sah sie mit schiefgelegtem Kopf an.

»Das Pferd des Angelsachsen auch?« erkundigte er sich.

»Ja. Wenn du Bruder Eadulfs Pferd dort satteln würdest, mache ich inzwischen meins fertig.«