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Danach meldete er sich wieder beim Präsidenten: »Mr. President, wenn Ihr Außenminister keine ausreichende Erklärung für diese Vorgänge hat, werden Ihre Bürger einen sehr kalten Winter haben.«

»Sobald Sie wissen, was geschehen ist, glaube ich, dass Sie unsere Maßnahmen gutheißen werden.«

»Ich sehe dem Treffen mit Ihrem Außenminister mit Spannung entgegen«, erwiderte König Abdullah.

Reeves brachte die C-17A glatt auf die Sandpiste und wendete sofort.

»Lassen Sie die Ladeklappe herunter«, wies er seinen Flugingenieur an.

Der Pick-up rollte bereits auf die Maschine zu, während sich die Heckklappe langsam herabsenkte. Als der Lastwagen die Maschine erreicht hatte, bildete die Klappe eine Rampe. Der Fahrer des Ford gab Gas und lenkte den Wagen in den Laderaum.

Im Flugzeug schwang er sich aus dem Wagen und eilte zum Cockpit. »Wir sind drin«, meldete er.

»Klappe zu«, befahl Reeves.

Reeves ließ die Maschinen schon wieder hochlaufen. Sobald eine grüne Kontrollampe auf dem Armaturenbrett signalisierte, dass die Ladeklappe geschlossen war, schob er die Gashebel nach vorn und ließ die Maschine mit zunehmender Geschwindigkeit die Sandpiste hinunterrasen.

Keine zwei Minuten später befand sich die C-17A wieder in der Luft.

»Hundertvierzig Kilometer bis zum Roten Meer!«, rief er nach hinten. »In fünf Minuten haben wir es geschafft.«

»Zwei Kampfjets nähern sich von hinten«, meldete der Kopilot.

»Bereiten Sie Abwehrmaßnahmen vor«, befahl Reeves.

Doch die Jets machten keinerlei Anstalten anzugreifen. Sie nahmen die C-17A in die Mitte und blieben in ihrer Nähe, bis sie die Küste überflogen hatte. Dann wendeten sie und kehrten zu ihrer Basis zurück.

»Wir haben den saudischen Luftraum verlassen«, rief Reeves nach hinten, »zwei Stunden bis Cutter.«

Kasim begab sich zum Heck des Pick-up und zog die Plane weg. »Okay, Männer«, sagte er, »wir haben es geschafft — die nächste Station ist Katar.«

Hochrufe hallten durch den Laderaum der C-17A.

»Übernehmen Sie«, sagte Reeves zu seinem Kopiloten.

Dann suchte er den Frachtraum auf. »Ich hätte Ihnen gerne ein kaltes Bier angeboten, aber soweit ich weiß, trinken Sie keinen Alkohol. Daher habe ich Mineralwasser und einen Imbiss für Sie vorbereiten lassen. Hamburger, Hot Dogs, Kartoffelsalat und so weiter. Es ist zwar schon ein paar Stunden her, aber dank der Thermosbehälter müsste das Essen noch einigermaßen warm sein. Lassen Sie es sich schmecken.«

Dann kehrte Reeves in das Cockpit zurück.

»Okay, Männer«, sagte Hali Kasim und öffnete einen der Thermosbehälter, »greift zu.«

EPILOG

Drei Stunden vor Sonnenaufgang am 10. Januar beendeten Angehörige der amerikanischen Streitkräfte in Zusammenarbeit mitsaudischen Militärs und Geheimdienstleuten die Durchsuchung aller drei Moscheen. Alle Sprengsätze, die sie fanden, wurden entfernt und unschädlich gemacht, so dass der ganze Bereich für sicher erklärt und für den Haddsch freigegeben werden konnte.

Saud Al-Sheik blickte hinunter in den Innenhof, während der letzte der alten Gebetsteppiche ausgebreitet wurde. Er hätte liebend gern die neuen Teppiche verteilt, aber die waren spurlos verschwunden — daher hatte er für dieses Jahr noch einmal die alten aus dem Lagerhaus holen lassen.

Hinter dem Vorhang, der die Kaaba umhüllte, erwartete der Schwarze Stein Abrahams die Schar der Gläubigen.

Bei Sonnenaufgang begannen Ströme von weiß gekleideten Pilgern die heiligen Stätten zu füllen.

Nichts würde den Ablauf des Haddsch stören.

Der 10. Januar 2006 zog mit klarer Luft, einem leichten östlichen Wind und gemäßigten Temperaturen um die zwanzig Grad Celsius herauf. Fast eine Million Pilger kamen nach Medina, wo sie das Grab Mohammeds besuchten und dann in die großen offenen Waggons der Hejaz-Bahn stiegen, um die vierhundertfünfzig Kilometer weite Reise nach Mekka zu beginnen.

Während sich der Zug der heiligen Stadt näherte, wo die Kaaba stand, zogen sich die Pilger aus, legten Lendenschurze an und drapierten ein Stück Stoff auf ihre linken Schultern. Sobald der Zug stoppte, stieg die erste Gruppe aus und machte sich auf den Weg zur Moschee. Dort begannen sie die Tawaf, wie die Umwanderung der Kaaba genannt wurde. Siebenmal mussten sie sie entgegen dem Uhrzeigersinn umrunden, um danach an die Kaaba heranzutreten und den heiligen Stein Abrahams zu küssen.

Als die erste Gruppe die heilige Stätte schon wieder verließ, drängten bereits Tausende weiterer Pilger in die Moschee.

Während der nächsten Tage würden die Pilger aus dem Zamzam-Brunnen trinken, während einer Zeremonie den Teufel steinigen und andere heilige Stätten in der Nähe aufsuchen. Hunderttausende würden von der Moschee, in der die Kaaba stand, nach Mina, zum Berg Namira, nach Muzdalifah und zum Arafat, dem Berg der Vergebung, wandern.

Rund um Mekka und Medina würde es von Pilgern in weißen Gewändern wimmeln.

Sie würden die Tage mit Gebeten und Meditation, mit Kontemplation und der Lektüre des Koran verbringen. Jeder Teilnehmer fände im Haddsch seinen Sinn. Und alle würden sich für den Rest ihres Lebens daran erinnern.

Heute war ein ganz normaler Tag, dem Tausende ähnliche Tage folgen würden.

NACHTRAG

Am Ende ging alles gut aus. Die kontaminierten Gebetsteppiche wurden im Indischen Ozean entsorgt und die Container in einem stillgelegten Bergwerk versenkt und zugesprengt. Cabrillo sowie Skutter und Colgan setzten mit ihren Teams auf der Akbardie Reise nach Katar fort, wo sie auf der Militärbasis feierlich begrüßt und mit Ehren überhäuft wurden. Jeder von ihnen wurde um einen Dienstrang und eine Soldstufe befördert. Skutter und Colgan sollten sogar zwei Stufen höher steigen. Skutter erhielt den Rang eines Oberstleutnant, doch Colgan, dem die Chance geboten wurde, Offizier zu werden, verzichtete. Er war mit seinem derzeitigen Dienstrang zufrieden, dafür wurden ihm zwei Jahre Dienstzeit angerechnet. Am nächsten Tag flogen Juan Cabrillo, Hali Kasim und Pete Jones mit einem Jet der Corporation nach Barcelona, wo die Oregonvor Anker lag.

Dem Team aus Florida, das die Akbarzur Werft im Mittelmeer bringen sollte, wurde die doppelte Heuer angeboten, um den Auftrag auszuführen. Sie trafen zwei Wochen später als geplant ein und hatten dafür die Taschen voller Geld.

Der einzige Saudi, der zu Schaden gekommen war — nämlich der Wächter, der sich am Kopf verletzt hatte, als er zu fliehen versuchte — litt noch ein paar Monate lang unter leichten Sehstörungen, genas jedoch am Ende vollständig. In Anerkennung seines Mutes gestattete ihm König Abdullah, sich bei voller Pension zur Ruhe zu setzen.

Michelle Hunt wurde nach Kalifornien zurückgebracht. Man entschuldigte sich bei ihr und machte ihr die Auflage, über die Geschehnisse strengstes Stillschweigen zu bewahren. Sie trauerte um Halifax Hickman, aber da war sie die Einzige.

Der Meteorit aus Grönland wurde nach Fort Derrick ins Labor gebracht, wo er zur Zeit eingehend untersucht wird. Woody Campbell absolvierte erfolgreich seine Entziehungskur und hat bis jetzt keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Elton John erzählt seinen Freunden gelegentlich von dem denkwürdigen Neujahrskonzert, aber nur wenige schenken ihm Glauben. Lababiti wurde vor Gericht gestellt und in einem geheimen Prozess zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. Ein paar Wochen, nachdem Billy Joe Shea mit seinem MG TC von seiner Englandreise zurückgekehrt war, erhielt er den größten Auftrag seines Lebens.

Er sollte für eine Firma in Tibet nach Ölschlamm bohren.

Und in einer kleinen Werkstatt in England nahm jemand mit großer Sorgfalt die Restaurierung einer Vincent Black Shadow in Angriff.

Und weit draußen auf dem Atlantik dampfte die Oregonin Richtung Südamerika.