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»Weil sich die kurzsichtigen Bastarde dort praktisch in die Hose machen, wenn man das Wort Shub nur ausspricht!« raunzte Vomak. »Sie sind einfach nicht in der Lage, über ihre aktuelle Besessenheit hinauszublicken und das größere Wohl zu erkennen. Die neue Ordnung befaßt sich nur damit, das Imperium nach eigenem Vorbild neu aufzubauen und für alte Wunden und Vorurteile Rache zu nehmen. Wir dagegen schrecken nicht davor zurück, zu tun, was nötig ist.«

»Wahrhaftig«, stellte Valentin fest. »Und Ihr bittet Shub, es möge Euch dabei helfen, die Rebellen zu stürzen und sie durch Eure werten Personen zu ersetzen, damit Ihr besser tun könnt, was nötig ist?«

»Die Rebellen stellen sich mutwillig blind, was die Gefahren angeht«, bemerkte Donna Silvestri. »Man muß sie daher im höheren Interesse aller aus dem Weg schaffen. Der Schwarze Block ist seit jeher der langfristigen Perspektive verpflichtet.«

»Und worin besteht die lokale Verbindung?« wollte Valentin von Tallon und Jacks wissen. »Warum treffen wir uns hier auf Loki? «

»Ihr Leute benötigt eine planetare Basis«, sagte Tallon brüsk.

»Einen Treffpunkt. Um im Geheimen zu planen. Abgelegen genug, um nicht aufzufallen. Wir bieten Euch das. Wir sind der von Menschen besiedelte Planet, der dem Verbotenen Sektor und Shub am nächsten liegt. Das erleichtert den Kontakt. Und hoffentlich wird Shub dadurch überredet, auf Pläne zu verzichten, deren Gegenstand es ist, uns zu erobern. Das alte Imperium hatte Sternenkreuzer zu unserem Schutz in der Nähe stationiert, aber seit das Parlament die Macht übernommen hat, ist damit Schluß. Es heißt, sie hätten nicht genug Schiffe. Und so hat man uns aufgegeben. Ein Bündnis mit Shub ist die einzig vernünftige unter unseren Möglichkeiten.«

»Richtig«, bekräftigte Jacks. »Wir haben hier Familie, Job, Grundbesitz. Wir können nicht einfach fortgehen und uns irgendwo neu ansiedeln, wo es sicherer ist. Wir haben für unser Land und unseren Besitz bezahlt, mit Blut und Schmerz und dem Tod Nahestehender. Außerdem entspricht es nicht unserem Wesen, die Flucht zu ergreifen. Wir halten stand und kämpfen um das, was unser ist. Loki hat uns das gelehrt.«

»Und manchmal muß man sich einfach die Hände schmutzig machen«, fand Tallon. »Deshalb sind wir bereit, mit Euch zu verhandeln, Wolf. Wir kennen Euren Ruf. Ich würde Euch lieber erschießen als Euch anblicken. Ihr seid jedoch wahrscheinlich der einzige, der verrückt genug ist, um als Vermittler für uns und Shub tätig zu werden; also arbeiten wir mit Euch zusammen.«

»Wie ungerecht«, murrte Valentin. »Man könnte glatt denken, ich wäre ein Monster.«

»Du bist eines«, bemerkte Kit Sommer-Eiland.

»Du mußt es ja wissen«, sagte Valentin großzügig.

»Ich weiß vieles«, behauptete der Sommer-Eiland und kam zum ersten Mal aus seiner Ecke hervor. Alle am Tisch bewegten sich ein wenig unbehaglich. Kid Death blieb am Kopfende stehen, und seine rechte Hand ruhte neben dem Schwert am Gürtel. »Ich weiß zum Beispiel, daß einer von uns hier ein Verräter ist.«

Valentin zog eine aufgemalte Braue hoch. »Ich dachte, wir alle wären welche.«

»Ein Verräter an dieser Gruppe und ihrem Vorhaben«, sagte der Sommer-Eiland.

Die vier am Tisch musterten sich gegenseitig. Keiner von ihnen war erkennbar bewaffnet. »Was macht Euch so sicher?« fragte Tallon.

»Ich arbeite mit dem Schwarzen Block zusammen«, antwortete Kid Death. »Er hat Zugriff auf die allerbesten Informationsquellen. Man weiß dort zum Beispiel, daß Tarquil Vomak hier umfangreiche Spielschulden hat, die er mit den Bezügen eines Abgeordneten unmöglich tilgen kann. Also hat er seine Dienste als Doppelagent an den Sicherheitsdienst von Golgatha verkauft. Nicht wahr, Vomak?«

»Ich habe keine Ahnung, wovon zum Teufel Ihr da sprecht!« sagte Vomak. »Ich schulde niemandem einen Penny! Das muß jemand anderes aus meiner Familie sein.« Er stand auf und funkelte Donna Silvestri an. »Sagt Eurem Schoßkiller, er soll Leine ziehen! Ich beweise dem Schwarzen Block meine Aufrichtigkeit, sobald wir wieder auf Golgatha eingetroffen sind!

Sagt ihm, daß er sich irrt!«

»Der Geheimdienst des Schwarzen Blocks irrt sich nie«, erwiderte Donna Silvestri ganz ruhig. »Wir haben nur auf Valentins Ankunft gewartet, damit er sieht, wie wir mit denen umgehen, die uns verraten.«

Sie nickte Kid Death zu, und er zog das Schwert und schlug Vomak den Kopf ab – alles in einer blendend schnellen Bewegung. Die beiden Männer von Loki schrien auf, als Blut auf sie spritzte. Der kopflose Körper stand noch einen entsetzlichen Augenblick lang auf den Beinen, ehe er zuckend zu Boden stürzte. Vomaks Kopf mit den weit aufgerissenen Augen rollte langsam auf dem Tisch entlang und arbeitete dabei lautlos mit den Lippen, bis er schließlich vor Donna Silvestri liegenblieb.

Sie hob ihn an den Haaren hoch und stellte ihn neben ihrem Stuhl auf den Boden. Dann lächelte sie Tallon und Jacks an.

»Ich bringe von meinen Reisen immer gern kleine Souvenirs mit.«

Die beiden Männer von Loki zuckten Taschentücher und wischten sich damit das Blut von den Gesichtern. Ihre Mienen verrieten keinerlei Gefühle, aber ihre Hände waren nicht ganz so ruhig, wie sie hätten sein können. Valentin verneigte sich leicht vor Donna Silvestri, um zu bestätigen, daß sie sich deutlich ausgedrückt hatte. Kid Death wischte sein Schwert mit einem Lappen ab und steckte es in die Scheide. Sein Gesicht war reglos, abgesehen von einem leisen Lächeln.

»Zeit für Neuwahlen in Graylake Ost«, sagte er gelassen.

Donna Silvestri lächelte Valentin Wolf an. »Ich hoffe, wir verstehen einander.«

»Oh, das tun wir!« sagte Valentin. »Ich bin nur froh, daß ich endlich einmal mit Profis zusammenarbeiten kann.«

Julian Skye hatte sich wieder mal in seinem Schlafzimmer eingeschlossen und starrte auf sein Bild im Wandspiegel gegenüber. Er sah beschissen aus. Er lümmelte in dem überdimensionierten Sessel wie ein ramponiertes Spielzeug, weggeworfen von einem Kind, das zu grob mit seinen Sachen umging. Diesmal dachte Julian nicht an seine frühere Geliebte SB Chojiro.

Er hatte näherliegende Sorgen.

Gerade hatte man ihn als Schauspieler aus seiner eigenen Holoserie gefeuert. Seit dem Ende der Rebellion und seiner erstaunten Feststellung, daß er immer noch lebte und diesmal auf der siegreichen Seite gestanden hatte, hatte er gut verdient, indem er sich selbst in einer wöchentlich ausgestrahlten Holoserie spielte, in der es um seine zahlreichen Heldentaten als schneidiger, unbekümmerter Agent der Rebellen ging. Solche Serien waren zur Zeit sehr beliebt, aber seine war die einzige, in der die Hauptfigur von ihrem realen Vorbild gespielt wurde.

Seine schauspielerischen Leistungen waren offen gesagt durchschnittlich, aber der Schwerpunkt hatte auch immer auf Stunts, Explosionen und Rettungen in letzter Minute gelegen, und so hatte er sich achtbar geschlagen.

Und jetzt war er gefeuert. Ersetzt durch einen ähnlich aussehenden Schauspieler, weil Julian nicht mehr wie er selbst aussah. Er war einige Zeit krank gewesen, eine anhaltende Nachwirkung seiner Einkerkerung in Löwensteins Verhörzellen.

Diese Nachwirkung machte sich mal bemerkbar und klang dann wieder ab. und er hatte gelernt, damit zu leben. Ganz kürzlich war es jedoch schlimmer geworden. Viel schlimmer.

Er glaubte, er hätte es verborgen, indem er sich der Krankheit einfach nicht beugte und so hart weiterarbeitete wie immer, aber anscheinend konnte man eine Kamera nicht täuschen.

Die Manager der Serie hatten ihn in ihr luxuriöses Büro gerufen, ihn eingeladen, sich zu setzen, darauf geachtet, daß er einen großen Drink in der Hand hielt, und ihm dann Aufnahmen gezeigt, wie er früher ausgesehen hatte und wie er jetzt aussah.