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»Was, jetzt gleich? Ich hatte an irgendwann morgen gedacht.

Ich kann jetzt nicht mitkommen. Reinhold wartet mit einem heißen Kartoffelgericht auf mich.«

»Sag ihm, er soll es wieder in den Ofen stellen«, forderte Toby erbarmungslos. »Was mir vorschwebt kann nicht warten. Da sind ein paar Leute zu beackern, an die ich seit Wochen heranzukommen versuche, aber meine Reporter werden in einem fort abgewiesen und eingeschüchtert. Sehen wir mal, was ich ausrichten kann. Nach allem, was ich während der Rebellion durchgemacht habe, könnte man mich nicht mal mit einer Disruptorkanone auf Kernschußweite einschüchtern.«

»Ich habe des schreckliche Gefühl, daß ich etwas losgetreten habe, was zwangsläufig in Tränen endet«, sagte Flynn. »Übernimm die Führung, Boß. Wohin geht es zuerst?«

»Zum Parlamentspräsidenten in windiger Person, dem verdammten Elias Gutmann.«

Einen Termin bei Gutmann zu erhalten war leichter als erwartet. Sie hielten sich gar nicht erst mit einer fernmündlichen Bitte um einen Termin auf, weil Toby genau wußte, daß Gutmann nicht in ihren Besuch einwilligen würde. Also suchten er und Flynn direkt Gutmanns luxuriöses Stadthaus in einer der allerbesten Gegenden auf und erhielten Einlaß, indem sie die Lakaien bestachen. Als sie erstmal drinnen waren, bahnte sich Toby seinen Weg durch die Stafetten der inneren Sicherheit und Reihen von Grobianen, indem er eine Beharrlichkeit und Sturheit an den Tag legte, die zu verfolgen für Flynn die reine Freude war. Das war der Toby Shreck, den er von früher kannte eine unwiderstehliche Naturgewalt, die sich einen Weg um die meisten Hindernisse herum erschwatzte und die restlichen Barrieren einfach niedertrampelte. Als Toby und Flynn dem leitenden Butler in Gutmanns inneres Sanktum folgen, blieben Gutmanns Leute dumm stehen und fragten sich, was zum Teufel eigentlich über sie hinweggewalzt war.

Der Butler war eine große und hochmütige Person im altmodischen Frack, mit frostigen Manieren und ein klein wenig dezentem Makeup, und er zwinkerte Flynn einmal zu, als er glaubte, daß Toby gerade nicht hinsah. Er blieb schließlich vor einer massiven, mit feinen Schnitzereien verzierten Doppelholztür stehen. Er klopfte höflich an, öffnete mit einstudierter Pose und verkündete Tobys und Flynns Namen mit weittragender Stimme. Toby spazierte schnurstracks hin ein, direkt gefolgt von Flynn, über dessen Schulter eine Kamera schwebte.

Der Butler bezog auf der Innenseite Stellung an der Tür, nur für den Fall, daß er gebraucht wurde.

Gutmanns Quartier war erstaunlich geschmackvoll, was aber auch nicht mehr hieß, als daß er sich einen anständigen Innenraum-Designer leisten konnte. Eine Wand war mit Bücherregalen voller teurer, in Leder gebundener Ausgaben bedeckt, aber Toby hätte jederzeit gutes Geld darauf verwettet, daß Gutmann nicht eines dieser Bücher gelesen hatte. Wahrscheinlich hatte er sie im Meter erstanden. Gutmann selbst saß entspannt in einem technischen Wunderwerk von Sessel, der einfach alles für ihn tat, abgesehen davon, ihm die Nase zu putzen. Gutmann machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als seine Besucher eintraten, also machte sich Toby nicht die Mühe mit der Verbeugung und den höflichen Grüßen, die die Förmlichkeit sonst verlangt hätte.

»Werft den Lakaien hinaus, Gutmann«, verlangte Toby barsch und legte damit einen Anfang in dem Stil hin, in dem er auch fortzufahren gedachte. »Ihr wünscht Euch bestimmt keinen Zeugen für ein paar der Dinge, über die wir diskutieren werden.«

»Ah, der berühmte Shreck-Charme«, versetzte Gutmann gewichtig. »Auf diese Weise müßt ihr an meinen Wachen vorbeigekommen sein. Die meisten von ihnen beziehen ab morgen Arbeitslosengeld. Ist schon in Ordnung, Jobe, du kannst gehen.

Ich läute, falls ich etwas brauche.«

Der Butler verneigte sich, bedachte Flynn noch mit einem längeren Blick und ging. Toby fixierte Gutmann mit einem so durchdringenden Blick, wie er ihn nur fertigbrachte. »Also, Elias, wie geht es Euren Hämorrhoiden?«

»Verglichen mit Eurer Gegenwart fallen sie nicht ins Gewicht. Ihr seid heutzutage der einzige richtige Schmerz in meinem Hintern. Was wünscht Ihr zu dieser späten Stunde?«

»Was ich immer möchte: Antworten. Angefangen damit, wie es ein öliger Geschäftemacher wie Ihr geschafft hat, zum respektierten Staatsmann zu werden.«

Gutmann zuckte gelassen die Achseln. »Durch meine zahlreichen und diversen geschäftlichen Tätigkeiten. Im Verlauf der Jahre habe ich eine Menge einflußreicher Kontaktleute in allen Lebensbereichen gefunden. Ich habe noch nie viel davon gehalten, alle meine Eier in einen Korb zu packen.«

»Ihr habt auch noch nie viel davon gehalten, sie zu versteuern«, sagte Toby. »Kommt schon, Elias! Alle Welt weiß, daß Ihr an jedem schmutzigen Geschäft beteiligt wart, das überhaupt lief. Eure Reputation war noch ein klein wenig schlechter als die der Hadenmänner. Wie habt Ihr es zum Parlamentspräsidenten gebracht?«

»Es geschah sehr zu meinem eigenen Erstaunen«, antwortete Gutmann. »Ich wollte meine Familie wieder aufbauen, die im Verlauf des Krieges so geschwächt worden war, daß sie sich sogar freute, mich wiederzusehen. Und als jemand, der über Mittel und Wege verfügt, fand ich mich in einer Stellung und mit einer Verantwortung wieder, die mir aufgenötigt wurden.«

»Einfach so.«

»Weitgehend. Ich hasse es, Euch zu enttäuschen, Toby, aber ich wurde zum Parlamentspräsidenten gewählt, weil die Mehrheit es wünschte. Keine Absprachen im Hinterzimmer, keine Bestechung, keine Erpressung, keine geheimen Versprechungen von Gunstbeweisen und Einfluß. Ich erhielt den Job, weil alle mich kannten und mir gleichermaßen mißtrauten. Und falls sie schon dumm genug waren, ihn mir anzubieten, war ich sicherlich dumm genug, ihn auch anzunehmen.«

»Ihr lebt in sehr angenehmen Verhältnissen«, stellte Toby fest und zog sich für den Augenblick auf sichereren Boden zurück. »Ein großes Haus in der besten Gegend der Stadt. Eine Armee von Dienern und alles, was Luxus zu bieten hat. Und falls dieses obszöne Portrait an der Wand das ist, wofür ich es halte, dann kostet es allein schon mehr als Eure Jahresdiät als Parlamentspräsident. Woher stammt Euer Geld heutzutage, Elias?«

»Ich wußte ja gar nicht, daß Ihr ein Auge für Kunst habt, Toby«, erwiderte Gutmann gelassen. »Und ja, es ist ein Original.

Erotika sind derzeit beliebte Sammlerobjekte. Ich erhielt das Bild zum Ausgleich ausstehender Schulden. Mein Geld stammt aus Anlagen, alle ganz öffentlich und korrekt. Meine Finanzen sind inzwischen Gegenstand öffentlicher Begutachtung. Ich bin absolut sauber. Ich kann es mir leisten. Es war ein guter Krieg für mich, in vieler Hinsicht.«

»Falls Ihr so sauber seid, warum gebt Ihr Euch mit der Rolle als Parlamentspräsident zufrieden? Ihr hättet selbst Abgeordneter werden können. Verdammt, Ihr hättet Premierminister werden können!«

»Ich bin lieber derjenige, der den Premierminister bestimmt.

Die graue Eminenz, sozusagen.«

»Und welche Politik verfolgt Ihr derzeit genau, Elias? Wo steht Ihr? Worauf seid Ihr aus? Ihr scheint auf furchtbar gutem Fuß mit praktisch jedermann zu stehen, einschließlich der extremen Randgruppen, die sonst niemand auch nur mit der Stange anfassen würde. Nirgendwo findet eine politische Versammlung egal welcher Couleur statt, wo Ihr nicht auf der Gästeliste erscheint. Oh, Verzeihung, sollte das ein Geheimnis sein? Ich habe mir Aufnahmen angesehen, die normalerweise nicht gesendet werden, und finde es erstaunlich, wie oft Ihr dort zu sehen seid. Egal, welch extreme oder abscheuliche Bestrebungen verfolgt werden oder wie viele Widerstände ihnen entgegenstehen, Ihr erscheint mittendrin, lächelt und schließt Bekanntschaften und Freundschaften. Jedermanns Kumpel. Würdet Ihr dazu gern einen Kommentar abgeben?«

Gutmann lächelte jetzt nicht mehr. »Ihr bewegt Euch auf gefährlichem Boden, Shreck. Zieht Euch lieber zurück!«

»Falls alles so unschuldig ist, warum möchtet Ihr nicht darüber sprechen? Ihr sagtet gerade, Ihr wärt inzwischen so furchtbar sauber. Warum freuen sich alle so, wenn sie Euch sehen, Elias? Was bietet Ihr ihnen an bei diesen kleinen Hinterzimmertreffen, denen sonst niemand beiwohnt?«