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Robert mußte lachen. »Schön zu sehen, daß sich manches nie ändert! Und ich vermute, eine Gesellschaft, die Gregor Shreck haßt, kann nicht ganz schlecht sein. Er kann warten. Der Wiederaufbau des Clans hat Vorrang. Dazu bin ich heimgekehrt.«

»Sehr wohl, Sir. Und falls ich so kühn sein darf: Ich bin sicher, daß viele junge Damen aus gutem Hause nur zu glücklich sein würden, sich mit einem jungen Edelmann und Kriegshelden wie Euch zu verbinden, Sir.«

»Nein!« entgegnete Robert scharf. »Keine arrangierten Hochzeiten mehr!«

»Verzeihung, Sir, ich habe volles Verständnis für Eure Gefühle in diesem Punkt, aber falls Ihr Euren Clan führen möchtet, wird es notwendig sein, irgendwann zu heiraten und Erben zu zeugen.«

»Ja, ich weiß. Aber jetzt noch nicht.«

»Setzt ihn nicht unter Druck, Baxter. Robert kann stur sein wie ein taubes Maultier, wenn er es sich fest vornimmt. Das ist ein Wesenszug der Feldglöcks.«

Robert drehte sich lächelnd um, als die Eigentümerin der weittragenden, durchdringenden Stimme auf ihn zukam. Kaum hatte Adrienne gehört, daß Robert zurückgekehrt war, da arrangierte sie schon, daß er bei ihr wohnte, während sie sich um die Einzelheiten seiner Rückkehr auf das gesellschaftliche Parkett kümmerte. Robert hatte keinen Einwand erhoben. Bei Adrienne tat man das nicht. Und er freute sich auch, eine sichere und ihm wohlgesonnene Bleibe zu finden, wo er zur Ruhe kommen konnte. Das alte Familienheim, der Feldglöck-Turm, war von den Wolfs übernommen worden. Er hatte keinen Anspruch mehr darauf. Und so kampierten er und Baxter zur Zeit in Adriennes etwas überfülltem Haus und versuchten, hin und wieder selbst mal zu Wort zu kommen. Adrienne hatte nahezu das Management seines Lebens übernommen. Im Grunde machte es ihm nichts aus. Es weckte glückliche Erinnerungen an seine Zeit beim Militär. Adrienne gab dem Schneider jetzt mit gebieterischem Wink zu verstehen, er möge sich entfernen , und er brach sich fast den Rücken, während er sich mit einer Serie von Bücklingen durch den Raum zurückzog. Adrienne musterte Baxter scharf.

»Nun, wie macht er sich?«

»So gut, wie man erwarten konnte, gnä’ Frau. Er zeigt eine beklagenswerte Neigung zur Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, aber nicht so, daß man es nicht mehr überwinden könnte. Ein paar sorgfältig arrangierte Auftritte, nur um die Stimmung zu testen, und er sollte bereit sein, im großen Stil gesellschaftlich herauszukommen.«

»Zumindest bietest du ein angemessenes Erscheinungsbild, Robert.«

»Ich fühle mich wie ein Idiot.«

»Auf diese Weise merkt man, daß man auf der Höhe der Mode ist, Liebster. Du solltest mal einige der Sachen anschauen, die mein Finlay zu seiner Zeit als Geck und Stutzer getragen hat. Die Leute beklagten sich noch Tage, nachdem er eine neue Kombination getragen hatte, über Augenschmerzen.«

»Wir müssen über Finlay reden«, sagte Robert. »Hast du ihn in jüngster Zeit gesehen? Wird er Einwände erheben, daß ich an seiner Stelle das Amt des Feldglöcks übernehme? Er hat mehr Anspruch auf den Titel.«

»Vertraue mir, mein Lieber: Finlay möchte nicht der Feldglöck sein. Er hat es nie gewollt. Finlay wüßte mit Verantwortung nichts anzufangen, nicht mal, wenn man sie ihm an die Stirn nagelte. In seinem Leben war er selbst immer das wichtigste Element. Ich hatte gehofft, Evangeline könnte das ändern, aber… Er hat mich jüngst besucht. Sagte, er wollte die Kinder sehen, was eine Premiere war. Ich war überrascht, daß er ihre Namen noch wußte.«

»Wie ist es gelaufen?«

»Schlecht. Ich hätte es gleich besser wissen müssen. Er konnte noch nie gut mit Kindern umgehen. Oder mit sonst jemandem. Ich muß jedoch sagen, er schien es bei seinem Besuch noch schlechter zu machen als sonst. Ich würde mir Sorgen um ihn machen, falls ich mich nur überwinden könnte, einen Dreck auf ihn zu geben. Ich muß wirklich mal mit Evie Verbindung aufnehmen und sehen, wie es ihr geht. Finlay wußte sie nie wirklich zu würdigen. Aber das kann warten. Wie fühlst du dich jetzt, Robert?«

»Sehr dankbar dafür, daß du dir die Mühe mit mir machst.

Baxter und ich ziehen sofort aus, wenn ich etwas finde…«

»Oh, das hat keine Eile! Außerdem würdest du wahrscheinlich nur in irgendeine erbärmliche Junggesellenwohnung ziehen, und das geht einfach nicht. Falls du einen Platz in der Gesellschaft finden sollst, benötigst du eine respektable Adresse.

Die richtige Adresse sagt immer sehr viel über einen Mann aus.

Um einen Anfang zu machen, denke ich, bringen wir dich in einer Suite in einem der besseren Hotels unter.«

»Addie, ich habe einfach nicht das Geld dafür! Der Clan verfügt über keine Aktiva, und obwohl mir die Raumflotte einen netten kleinen Bonus gezahlt hat, lief er wohl kaum auf eine nennenswerte Abstandssumme hinaus. Meine Mittel halten nicht lange vor und reichen sicherlich nicht für eine Suite!«

»Falls du der Feldglöck sein möchtest, mußt du auch wie das Oberhaupt des Clans wohnen«, hielt ihm Adrienne streng entgegen. »Sonst nimmt dich niemand ernst. Mach dir nur keine Sorgen um Geld. Sobald sich herumspricht, daß du zurückgekehrt bist, werden die Leute sich gegenseitig umrennen vor lauter Eifer, deine Rechnungen zu bezahlen, damit du ihnen künftig Gefallen schuldest. Sogar die Banken werden dir einen offenen Kreditrahmen gewähren, bewegt von der Hoffnung auf zukünftige Geschäfte mit dir. Alle Welt weiß, daß viel Geld verschwunden ist, als die Feldglöcks stürzten, Geld, das die Wolfs nie in die Hand bekamen.«

»Aber ich habe es auch nicht.«

»Das weiß doch niemand! Falls dich irgend jemand danach fragt, lächelst du einfach und machst ein rätselhaftes Gesicht.

Überlaß mir die Sorgen über derartige Dinge, mein Lieber. Du konzentrierst dich darauf, deine Rolle zu spielen. Wie weit sind wir mit der Kleidung, Baxter? Ist er inzwischen bereit, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen?«

»Die Maße für die formelle Abendgarderobe stehen noch aus, gnä’ Frau, aber ich denke, wir können ein paar sorgfältig gesteuerte Auftritte riskieren. Schwebt Euch da schon etwas vor, gnä’ Frau?«

»Nun, für den Anfang dachte ich an Konstanze Wolf«, sagte Adrienne.

»Bist du wahnsinnig?« fragte Robert. »Die Wolfs haben meine Familie vernichtet!«

»Das war früher, und heute ist jetzt«, konterte Adrienne entschieden. »Viel ist seitdem geschehen. Jakob Wolf war damals Clanoberhaupt, und er ist tot. Valentin ist auf der Flucht, Daniel wird vermißt und Stephanie hat soviel Ansehen verloren, daß sie sich nicht mal mehr vorstellen kann, was das ist. Somit ist Konstanze, Jakobs junge Witwe, derzeit die Wolf und das Familienoberhaupt. Und sie hat ganz revolutionäre Vorstellungen davon, wie sich die Familien in der neuen Ordnung verhalten sollten. Sie mißtraut dem Schwarzen Block, unterstützt das Parlament und ist sehr darauf bedacht, Beziehungen wiederherzustellen, die durch alte Feindschaften zerrüttet wurden. Besuche sie, Robert. Lege den Charme der Feldglöcks an den Tag und zeige ihr, daß du sie nicht für die Exzesse ihrer Vorgänger verantwortlich machst, und du könntest glatt feststellen, daß du einer verwandten Seele gegenüberstehst. Sie wäre eine starke Freundin und Förderin. Und so würde allen Familien demonstriert, daß du dich nicht durch alte Fehden und durch Blutrache gebunden fühlst. Du hast auch so schon genug Feinde, Robert! Suche dir Freunde, wo du nur kannst.«

»Noch keine vierundzwanzig Stunden wieder zu Hause, und ich stehe hier, angetan wie ein Wäscheständer, und denke darüber nach, Absprachen mit einer Wolf zu treffen!« versetzte Robert angewidert. »Das ist vielleicht ein Empfang! Aber falls ich muß…«

»Du mußt«, bekräftigte Adrienne.

Robert sah Baxter an, der ernst nickte. »Das wäre ein ausgezeichneter Start, Sir. Kein Grund zur Sorge; ich begleite Euch natürlich.«

»Wundervoll«, fand Robert. »Jetzt habe ich außer einem Butler auch noch ein Kindermädchen.« Er funkelte Adrienne an.