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»Nun, ist das nicht wieder typisch für das Ego des Menschen?« fragte Jung Jakob Ohnesorg. »Nein, meine Liebe, so wichtig seid Ihr nicht. Loki ist ein entscheidender Schauplatz für unsere Expansion in den Raum der Menschen. Aber wir haben auch alles so arrangiert, daß Ihr hergeschickt wurdet. Ihr Überlebenden des Labyrinths seid ein Quell der Faszination für uns. Und wir sind entschlossen, Euch in unsere Labors zu holen, damit wir lernen können, es Euch gleichzutun. Zu diesem Zweck wurde ein ganz besonderes Gerät in mir installiert. Der machtvollste ESP-Blocker aller Zeiten.« Sein Lächeln wurde breiter. »Und ja, er läuft schon die ganze Zeit, die wir hier stehen. Ihr seid völlig hilflos. Ich rate Euch zu kapitulieren. Falls nicht, sehe ich mich gezwungen, Euch weh zu tun.«

Ohnesorg und Ruby sahen sich gegenseitig an und brachen in Gelächter aus.

Jung Jakob Ohnesorg blickte vom einen zum anderen. »Ich kann wirklich nicht erkennen, welchen Nutzen Hysterie in dieser Lage…«

»Ihr Idiot!« sagte Ohnesorg. »Was immer wir womöglich sind, auf keinen Fall sind wir Esper. Das haben wir schon vor langer Zeit festgestellt.«

Und er griff in sich hinein und weckte die letzten Funken seiner Kraft. Dann sprang er mit unmöglicher Geschwindigkeit über die Distanz hinweg, die ihn von der Furie trennte. Er hob das Schwert und hieb heftig nach ihrem Kopf. Flammen umloderten die stählerne Klinge. Jung Jakob Ohnesorg hob eine Hand, als wollte er den Schlag abblocken. Das flammende Schwert durchtrennte Fleisch und Metall der Hand, grub sich in den Metallschädel und setzte seinen Weg in einem Funkenregen fort, durchschnitt Stahl und Fleisch des ganzen Körpers bis zu den Lenden, wo es wieder austrat. Die beiden Hälften der Furie kippten langsam seitlich weg und lagen dann funkensprühend und prasselnd am Boden. Ohnesorg ragte über ihnen auf, nur ein wenig außer Atem.

»Das… ist unmöglich«, behauptete eine kalte, metallische Stimme aus einer der beiden Kopfhälften.

»Nur, wenn man daran glaubt«, sagte Ohnesorg. »Haltet jetzt verdammt noch mal die Klappe und sterbt!«

Er stampfte auf der linken Kopfhälfte herum und drückte sie unter den Stiefeln flach. Ruby trat dazu und tat das gleiche mit der anderen Hälfte. Dann richteten beide die Disruptoren auf die Rumpfhälften und pusteten sie auseinander. Und draußen auf der Ebene brachen alle überlebenden Geistkrieger auf einmal zusammen und lagen reglos, wie Marionetten, deren Fäden man durchgeschnitten hatte.

»Natürlich«, sagte Ruby. »Er sagte, er hätte Shub als Fokus gedient. In Anbetracht der widrigen Bedingungen, die Loki der Kommunikation bietet, brauchten sie einen Verstärker, der die Steuerung ihrer Truppen aufrechterhielt, und das war er. Ohne ihn sind sie nur noch Metallschrott. Weißt du was, Jakob? Ich denke, wir haben gerade den Krieg gewonnen.«

»Selbstverständlich«, sagte Ohnesorg. »Ich habe dir ja gesagt, daß alles gut ausgeht. Du solltest mehr auf mich hören.«

Ruby lachte und umarmte ihn. »Wir sind Helden! Wir sind unsterblich! Wir werden ewig leben!«

Sie hielten einander lange in den Armen, ließen dann los, standen freundschaftlich beisammen und freuten sich, am Leben zu sein.

»Ich verstehe unser Überleben als Zeichen«, sagte Ohnesorg.

»Keine Leisetreterei mehr. Von jetzt an tue ich, was nötig ist, und Gott helfe den Schuldigen.«

»Klingt gut, was mich angeht«, stellte Ruby fest. »Schwebt dir etwas Besonderes vor?«

»Zuerst suchen wir die beiden menschlichen Armeen oder das, was von ihnen übrig ist, und überzeugen sie davon, daß der Krieg ein Ende hat.«

»Und dann?«

»Dann kehren wir nach Vidar zurück und halten Hausputz.«

In der Stadt zeigte sich die Bevölkerung verrückt vor Freude über die beiden legendären Helden, die ihre Stadt und ihren Planeten gerettet hatten. Als Jakob Ohnesorg die Menschen dann bat, etwas für ihn zu tun, zögerten sie nicht. Bald war die ganze Bevölkerung Vidars auf dem Platz vor dem Haupttor versammelt und verfolgte atemlos mit, wie die überlebenden Wachleute eine Reihe Stricke mit Schlingen an der Innenseite der Stadtmauer aufhängten. Auf einer Seite knieten Matthew Tallon, ehemaliger planetarer Intendant, und Terrence Jacks, ehemaliger Bürgermeister von Vidar, sowie die paar Dutzend Aufständischen, die die letzte Schlacht überlebt hatten. Allen waren die Hände auf den Rücken gefesselt. Sie hielten in den Gesichtern der Menge nach Gnade Ausschau und wurden nicht fündig. Auf der anderen Seite von Ohnesorg und Ruby knieten de Lisle und Bentley und alle ihre Leute, bis hinunter zum kleinsten Bürokraten, ebenfalls sicher gefesselt.

»Das könnt Ihr nicht tun!« heulte de Lisle. »Ich wurde amnestiert! Wir alle wurden es! Das Parlament hat uns hier die Verantwortung übertragen! Ihr könnt Euch nicht gegen die Autorität des Parlaments stellen!«

»Da achtet mal drauf«, antwortete Ohnesorg. »Ihr und Eure Leute habt geplant, diese Kolonie auszuplündern und dann weiterzuziehen. Ich nenne das Verrat!«

»Wir hatten Unterstützung!« rief de Lisle. »Mächtige Unterstützung! Ich könnte Euch die Namen nennen…«

»Die stecken auch irgendwo in den Lektronen. Wir finden sie dort. Ich möchte jetzt nur eins erfahren: Dieser Mann, der ermordet und ausgeweidet und in zwei Kisten gestopft wurde.

Das war Eure Idee, nicht wahr?«

»Es war Bentleys Idee«, antwortete de Lisle rasch. »Wir brauchten etwas, was Euch motivierte und zum sicheren Gegner der Aufständischen machte.«

»Wer war der Mann?« fragte Ohnesorg.

De Lisle zuckte die Achseln und sah Bentley an, der nichts sagte. Ruby trat dem Sicherheitschef in die Rippen.

»Niemand besonderes«, sagte Bentley. »Einfach jemand, den wir benutzt haben. Er war nicht wichtig.«

»Jeder ist wichtig«, hielt ihm Ohnesorg entgegen. »Das unterscheidet uns von Shub.« De Lisle traf Anstalten, irgendeine Ausrede hervorzusprudeln, aber Ohnesorg sah ihn nur an, und de Lisle wurde still.

»Sie haben den Tod verdient«, meinte Tallon. »Wir hatten jedoch immer nur die Interessen Lokis im Blick. Wir haben rebelliert, weil wir legitime Vorwürfe hatten. Unter allen Menschen solltet Ihr dafür Verständnis haben.«

»Ich habe dafür Verständnis«, sagte Ohnesorg. »Aber Ihr habt Euch mit Shub verbündet, den Feinden der Menschheit.

Das Ziel rechtfertigt nicht immer die Mittel.«

»Jakob«, sagte Ruby leise, »ich weiß wirklich nicht recht, ob das eine gute Idee ist. Ein paar aufhängen, um etwas zu verdeutlichen, aber das… De Lisle hat recht. Das Parlament wird nie damit einverstanden sein.«

»Dann zur Hölle mit dem Parlament«, sagte Jakob Ohnesorg.

Er gab den Wachleuten einen Wink, Überlebenden der Armee, die er geführt hatte. Sie sahen ihn an, Verehrung in den Augen.

Ohnesorg deutete auf die Stricke. »Hängt sie. Hängt sie alle.«

Die Wachleute zerrten die Gefangenen zur Mauer. Die meisten fugten sich ihnen ruhig. De Lisle kreischte und strampelte und schluchzte, bis sie ihm die Schlinge um den Hals legten und für immer die Luft abschnitten. Tallon blickte zu Ohnesorg und Ruby zurück, mit dem Blick eines Propheten, und hob die Stimme, damit die Menge ihn auch auf jeden Fall verstand.

»Es sind Monster! Ihr könnt ihnen nicht trauen! Sie werden sich letztlich gegen euch wenden, weil ihr nur Menschen seid und sie nicht! Es sind Monster! Monster!«

Die Schlinge stoppte seinen Redefluß. Politiker und Aufständische hingen Seite an Seite an der Innenseite der Stadtmauer von Vidar, und die Einwohner der Stadt jubelten und hörten gar nicht mehr auf damit.

Ruby sah Ohnesorg an.

»Hängt sie alle«, sagte Ohnesorg. »Es sind Politiker. Alle schmutzig. Hängt sie.«

Es regnete. Heftig. Der Regen hatte auf dem Planeten Lachrymae Christi etliche Millionen Jahre zuvor eingesetzt und gab nicht zu erkennen, daß er irgendwann aufhören würde. Gespeist aus den riesigen Ozeanen, die drei Viertel des Planeten bedeckten, fiel er aus dem ewig bewölkten Himmel auf den Dschungel, der den einzigen Kontinent dieser Welt von Küste zu Küste bedeckte. Er fiel auf weise und verschlagene Menschen zugleich, auf einfache und berühmte, auf glückliche und unglückliche, Tag auf Tag. Lachrymae Christi kannte weder Sommer noch Winter, weder Sonnenschein noch Schnee, und noch nie hatte ein Regenbogen den grauen Himmel geschmückt.