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Alle hielten die Luft an und überlegten sich, in welche Richtung sie fliehen wollten, sobald ihnen die Scheiße um die Ohren flog. Die Kameras würden weiterhin die optimalen Bilder für sie machen. Vorausgesetzt, sie überlebten, was an Entsetzlichem geschah. Und dann griff Owen nach den Plüschfiguren und nahm je eine in beide Hände.

»Ich finde sie ganz niedlich.«

»Du magst diese Monstrositäten?« fragte Hazel.

»Na ja, ich möchte mir nicht unbedingt eins davon aufs Kopfkissen legen, aber ich möchte definitiv etwas davon haben. Wir sprechen hier von bedeutsamen Einkünften.«

Hazel beruhigte sich sichtlich, als sie darüber nachdachte.

»Ja. Möglich. Die Kleinen sind ganz verrückt nach solchem Mist. Ein gutes Weihnachtsgeschäft, und wir könnten für den Rest unseres Lebens ausgesorgt haben.«

Owen lächelte innerlich. Im Zweifel konnte man Hazel immer ablenken, indem man Geld zur Sprache brachte.

Die Reporter gelangten widerwillig zu dem Schluß, daß doch nichts passieren würde, und seufzten lautlos und enttäuscht.

Einige riefen sogar ihre Kameras zurück. Der Provokant nahm mürrisch seine Plüschfiguren zurück, stopfte sie wieder in den Sack und fragte sich, ob er alle Quittungen aufbewahrt hatte, um sein Geld zurückzufordern. Alle gingen allmählich auseinander. Und dann tauchte der Parlamentsbevollmächtigte auf, und die ganze Situation ging zum Teufel.

Es war alles in allem ein recht typischer Bevollmächtigter.

Ein Emporkömmling aus dem öffentlichen Dienst, über alle Erwartungen hinaus befördert, da einfach nicht genug Leute vorhanden waren, auf die man zurückgreifen konnte. Er versuchte, alle Welt zu überzeugen, daß er so wichtig war wie die Meldungen und Anweisungen, die er überbrachte. Dieser spezielle Bursche war weit über seine Verhältnisse gekleidet, gekrönt von der traditionellen roten Schärpe eines Kuriers und einer entschieden pampigen Einstellung. Die Reporter wichen zurück, als er heranmarschierte und sich vor Owen und Hazel aufbaute. Er reckte die Nase hoch in die Luft und funkelte die beiden an, nur um sie an ihren tatsächlichen Platz in der Ordnung der Dinge zu erinnern, und ließ dann seine vorbereitete Ansprache vom Stapel, ohne sich die Mühe zu machen und sich ihnen vorzustellen.

»Sir Todtsteltzer, Miss d’Ark, Ihr erhaltet hiermit den Befehl, Euch zur abendlichen Sitzung des Parlaments einzufinden und über Euren Einsatz auf Virimonde Bericht zu erstatten. Das Parlament möchte bereits im voraus sein äußerstes Mißfallen darüber ausdrücken, daß Ihr nicht nur keinen der aufsässigen Lords lebendig zurückgebracht habt, sondern Euch auch der höchst verabscheuungswürdige Schurke Valentin Wolf vollständig entkommen konnte. Man erwartet von Euch, diese Fehlschläge umfassend zu erläutern. Des weiteren könnt Ihr jeden Bonus vergessen.«

Alle Kameras zoomten sich wieder auf die Szene ein. Die Reporter erkannten schließlich einen heraufziehenden Sturm, wenn sie ihn sahen. Deshalb entschied sich Owen, vernünftig mit dem Mann zu reden – nur, um sie zu ärgern.

»Wir haben den abscheulichen Praktiken auf Virimonde ein Ende bereitet«, erklärte er nachsichtig. »Das Haus der Gebeine existiert nicht mehr. Die Toten wurden gerächt. Und wir haben eine höchst gefährliche Intrige gegen das Imperium im Keim erstickt. Nicht schlecht für einen Arbeitstag.«

Der Bevollmächtigte schniefte. Es war ein lautes, arrogantes und vollkommen unausstehliches Geräusch. Er übte es anscheinend gründlich. »Es zählt nur, daß Ihr es verabsäumt habt, die Forderungen des Parlaments zu erfüllen. Was Ihr über Eure Instruktionen hinaus getan oder nicht getan habt, ist gänzlich bedeutungslos.«

Owen und Hazel sahen sich an. »Nach dir«, sagte Hazel großzügig.

»Danke«, sagte Owen. Er trat vor, lächelte den Parlamentsdiener an und schlug ihn bewußtlos. Der bedauernswerte Bursche kippte der Länge nach auf den unnachgiebigen Asphalt der Landefläche und zuckte lautlos. Owen lächelte die Reporter an. »Man muß einfach wissen, wie man mit solchen Leuten redet. Haben alle ihre Bilder gemacht, oder soll ich ihn aufheben und es wiederholen?«

Die Reporter sagten, sie hätten gleich beim ersten Mal alles prima im Kasten gehabt, vielen Dank auch, und feuerten dann Fragen auf Owen und Hazel ab, Fragen nach diesen neuen Einzelheiten ihres zurückliegenden Einsatzes. Insbesondere verlangte es sie zu erfahren, was zum Teufel diese Haus-der-Gebeine-Intrige gewesen war und was der berüchtigte Valentin Wolf damit zu tun gehabt hatte. Das Gruppeninterview degenerierte rasch zu einem Angebotskrieg um die Exklusivrechte an der kompletten Geschichte. Es kam zu Schlägereien zwischen den Reportern, und Owen und Hazel nutzten die Chance zu einem leisen Abgang. Der Bevollmächtigte regte sich allmählich wieder, also trat ihm Hazel an eine besonders empfindliche Stelle, nur aus grundsätzlichen Erwägungen.

»Wißt Ihr, man könnte eigentlich glauben, sie hätten inzwischen gelernt, eine Körperpanzerung zu tragen«, sagte Owen.

»War wohl ein neuer.«

»Nun, falls er sich nicht schnell bessere Manieren aneignet, wird er nie zum alten werden. Wartet mal; ich möchte nur nachsehen, ob er irgendwelche schriftlichen Befehle mitführt.«

Owen kniete neben dem leise stöhnenden Mann nieder und filzte ihn gründlich. Er brachte einen Satz versiegelter Befehle mit seinem Namen darauf zum Vorschein. Hazel runzelte die Stirn.

»Das ist noch so ein Punkt. Wie kommt es, daß mein Name nie auf diesen Dingern steht?«

»Das würden sie nicht wagen«, sagte Owen. Er brach das Wachssiegel, las die kurze Nachricht durch, die modisch mit echtem Füller und Tinte geschrieben war, und machte ein finsteres Gesicht. »Verdammt! Sie haben eine weitere Parade für uns organisiert. Gleich jetzt auf unserem Weg ins Parlament.

Ich hasse Paraden.«

»Na ja, die Leute lieben sie aber.« Hazel zuckte die Achseln, während Owen aufstand und die Befehle auf die Brust des Bevollmächtigten fallenließ. »Das ist doch keine große Sache, Owen. Lächle einfach und winke und bemühe dich, eine heroische Figur zu machen. Und denk daran, man erwartet von dir, die Babies zu küssen und ihnen den Kopf zu tätscheln. Nicht einen spontanen Exorzismus durchzuführen, mit der Begründung, eines wäre übernatürlich häßlich

Owen kicherte. »Ich hatte mich nur gelangweilt. Ihr mögt diesen ganzen Mist mit den öffentlichen Feiern, aber ich wünschte mir, alle würden verschwinden und mich in Ruhe lassen. Ich mag keine Menschenmassen. Ich mag es nicht, wenn man mich anstarrt. Und es ist mir zuwider, Autogramme zu geben. Letztes Mal hat meine Hand eine Woche lang weh getan.«

»Entspanne dich einfach und genieße es. Wir haben das alles verdient. Sollen sie uns ruhig verehren, wenn sie möchten.«

»In Ordnung, bringen wir es hinter uns«, sagte Owen resigniert. »Dann können wir dem Parlament Bericht erstatten, eine Menge dummer und überflüssiger Fragen beantworten und es uns heroisch verkneifen, einen ganzen Haufen Leute zu erschießen, die einfach zu dumm fürs Leben sind. Vielleicht erlauben sie uns dann, nach Hause zu gehen und endlich mal eine Runde zu pofen.«

»Richtig«, pflichtete ihm Hazel bei. »Ich könnte eine Woche lang schlafen.«

»Er hatte recht, wißt Ihr?« sagte Owen. »Es war nicht gerade unser erfolgreichster Einsatz.«

»Still, Owen«, entgegnete Hazel. »Dein Volk wurde gerächt.

Laß es damit bewenden. Jetzt sollten wir lieber gehen. Unsere Verehrer warten.«

Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter und ging voraus, von der Landefläche hinunter. Owen folgte ihr, und auf dem ganzen Weg waren ihm die Füße schwer. Die Organisatoren der Parade waren so aufmerksam gewesen, einen Gravschlitten für sie bereitzustellen, und Owen und Hazel schwebten die Hauptstraße entlang, gerade hoch genug, um außer Reichweite der Hände zu sein, die ihnen die Menge entgegenstreckte. Früher war es zu bedauerlichen Zwischenfällen gekommen, als Hazel eine verständliche, aber beklagenswert gewalttätige Art des Umgangs mit Fans entwickelte. Danach entschied man, daß es für alle Beteiligten sicherer wäre, die Helden der Menge außer Armreichweite zu halten.