Выбрать главу

»Sir Todtsteltzer, bitte verzeiht, wenn ich Euch belästige, aber hier ist jemand, der Euch gern kennenlernen würde.«

»Das dürfte ihn in dieser Gesellschaft ziemlich einzigartig machen«, sagte Owen gelassen. »Wer könnte es sein?«

»Es ist die Dame Konstanze Wolf. Sie möchte dringend über eine Angelegenheit von beiderseitigem Interesse mit Euch reden. Darf ich Euch zu ihr führen?«

Hazel runzelte die Stirn. »Konstanze Wolf? Ich denke nicht, daß ich sie kenne. In welcher Beziehung steht sie zu Valentin?«

»Technisch ausgedrückt, ist sie seine Mutter«, sagte Owen und ließ den Aristo warten. »Sie hat Valentins Vater Jakob geheiratet, als er schon sehr alt war. Da Valentin auf der Flucht ist, Daniel vermißt wird und Stephanie diskreditiert ist, führt Konstanze den Wolf-Clan heute. Ich bin ihr nie begegnet; kann mir gar nicht denken, was wir womöglich gemeinsam haben.

Trotzdem sollte ich mich lieber erkundigen, was sie möchte.

Man weiß ja nie, wann man vielleicht etwas Nützliches erfährt.«

»Sei vorsichtig«, mahnte ihn Hazel. »Sie ist schließlich eine Wolf.«

Owen grinste, verabschiedete sich mit einem Nicken von Toby und Flynn und gestattete dem zunehmend ungeduldigen Aristo, ihn durch die Menge zu Konstante Wolf zu führen. Wie immer war sie von männlichen Bewunderern umlagert, von den höchsten gesellschaftlichen Kreisen bis zu den bloß superreichen. Konstanze war gerade erst in den Zwanzigern und schon eine atemberaubende Schönheit – auf einem Planeten, der für seine schönen Frauen berühmt war. Sie war groß und blond und hatte den Körperbau und die Grazie einer Göttin.

Trotz des fröhlichen Geschnatters um sie herum blieb ihr Gesicht kühl und unbewegt, und das gelegentliche Lächeln war reine Formsache. Sie blickte auf, als Owen näherkam, und er glaubte für einen Augenblick, in den tiefblauen Augen so etwas wie Erleichterung zu erkennen, während sie sich bei ihren Bewunderern entschuldigte und Owen entgegenschwebte.

Owen verneigte sich, und sie knickste. Dann sahen sie sich für einen Moment gegenseitig an. Ohne den Kopf zu wenden, entließ Konstanze ihren Sendboten mit einem kurzen Wink. Er verbeugte sich steif und entfernte sich widerstrebend, um sich einer kleinen Schar Bewunderer anzuschließen, die sich sofort in eine leise, aber lebhafte Diskussion stürzten, während sie Owen ganz offen mit finsteren Blicken bedachten. Er beschloß, sich nicht um sie zu kümmern, wohl wissend, daß er sie damit am meisten ärgerte. Konstanze seufzte.

»Das ist Percy Wüthrich. Er bewundert mich, und ich nutze es auf skandalöse Weise aus. Aber mir haben seit Jakobs Tod so viele Männer ihre unsterbliche Liebe geschworen, daß es mir schwerfällt, irgend jemanden von ihnen ernst zu nehmen.

Wenn man so reich und gut ausgestattet ist wie ich, dann ist es schon erstaunlich, als wie bewundernswert man sich entpuppt.

Ich habe nur einen Mann jemals geliebt, meinen geliebten Jakob, und sein Tod hat daran nichts geändert. Aber eine alleinstehende Frau kann nicht hoffen, in diesem sich wandelnden Imperium ohne mächtige Freunde und Anhänger lange zu überleben – also dulde ich, daß sie sich um mich sammeln, und belohne sie gelegentlich mit einem Lächeln oder aufmunternden Nicken. Solange sie glauben, daß sie eine Chance bei mir haben, sind meine Feinde auch ihre, woraus sich ein gewisses Maß an Absicherung für mich ergibt, wenn nicht gar Sicherheit. Ich hoffe doch, daß ich Euch mit meiner Offenheit nicht schockiere, Sir Todtsteltzer?«

»Keineswegs«, versicherte ihr Owen, der unwillkürlich bezaubert war. »Eine solche Ehrlichkeit ist heutzutage richtig erfrischend. Vielleicht könntet Ihr damit fortfahren und mir präzise erläutern, was ich für Euch tun kann. Ich gestehe, daß ich mir nicht ganz sicher bin, welche Gemeinsamkeiten Ihr in jemandem erblickt, der geschworen hat, Euren Sohn zu töten.«

»Valentin? Bringt diesen degenerierten Menschen um; Ihr habt meinen Segen dazu. Er hat dem Haus Wolf schon immer Schande bereitet. Ich habe Grund für die Überzeugung, daß er auch den eigenen Vater ermordet hat.«

Owen zog eine Braue hoch. »Das hatte ich noch nicht gehört.

Obwohl ich nicht behaupten kann, daß es mich überrascht. Ich gehe seit eh und je davon aus, daß Valentin zu allem fähig ist.«

»Ich bin heute die Wolf«, fuhr Konstanze fort. »Auch wenn ich nur durch Heirat Familienmitglied geworden bin. Niemand sonst steht zur Verfügung. Es ist jedoch schwer, Oberhaupt eines weitgehend diskreditierten Clans zu sein. Meine Leute sind weiterhin loyal, nicht weniger mir persönlich als der Familie, aber wie lange halten sie noch durch in Anbetracht ständig wachsenden Drucks und von Bestechungssummen, deren Höhe ich nicht kenne? Ich brauche Eure Hilfe, Sir Todtsteltzer.«

»In welcher Hinsicht?« fragte Owen. »Ihr müßt wissen, daß ich bei den derzeitigen Machthabern nicht gerade beliebt bin.

Mein Einfluß ist eng begrenzt. Und falls Ihr nichts weiter wünschen solltet als einen Leibwächter, gestattet mir den Hinweis, daß es ausgezeichnete Kämpfer in beliebiger Zahl gibt, die seit dem Ende der Rebellion Arbeit suchen.«

»Nein, das ist es nicht, was ich von Euch wünsche.« Konstanze runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. »Es fällt mir nicht leicht, Sir Todtsteltzer, also bitte… Seid großzügig und gestattet mir, mich dem Thema auf meine Weise zu nähern.«

»Natürlich. Aber nennt mich doch Owen. Ich habe nie viel auf Förmlichkeiten gegeben.«

Konstanze lächelte kurz. »Das habe ich gehört. Sehr schön. Es erleichtert die Sache. Und Ihr müßt mich Konstanze nennen.« Sie wandte sich kurz ab, ordnete ihre Gedanken und wandte sich mit ruhiger, entschlossener Miene wieder ihm zu.

»Mein Leben… ist nicht so verlaufen, wie ich ursprünglich erwartet hatte. Sicherlich könnt Ihr ein solches Gefühl verstehen. Als ich Jakob Wolf heiratete, erwartete ich, mein Werdegang wäre nun vorgezeichnet: Ich würde Kinder von ihm bekommen, sie für ihn großziehen und für den Rest meines Lebens an seiner Seite stehen. Und dann war er auf einmal tot, ermordet, und meine neue Familie schwankte unter Schlägen, die ihr ein ums anderemal versetzt wurden. Und ich… stand allein da, mußte selbst die Verantwortung übernehmen. Dafür war ich nicht gerüstet. Allerdings ist es erstaunlich, was man leisten kann, wenn man sich dazu gezwungen sieht. Ich lernte durch die Praxis. Und ich entwickelte mich rasch, denn die Alternativen lauteten auf Armut oder Tod oder gar beides. Das machte mich stärker. Es machte mich auch hart und rücksichtslos, eine Entwicklung, die ich nicht recht einzuschätzen weiß.

Seht Ihr, Owen, wir haben letztlich doch viel gemeinsam. Deshalb möchte ich auch, daß Ihr mich heiratet.«

Owen starrte sie an. Er war überzeugt, daß sein Mund offenstand, aber er schien nicht in der Lage, etwas daran zu ändern.

Was immer er auch erwartet hatte, als er beiläufig zu Konstanze hinübergeschlendert war, dergleichen war es nicht gewesen, verdammt sicher nicht. Der Impuls, wegzulaufen und in der Menge unterzutauchen, war überwältigend, aber er rang ihn nieder. Abgesehen davon, daß es ein Zeichen von schockierend schlechten Manieren gewesen wäre, ging einfach nicht an, daß später erzählt wurde, er würde vor irgend etwas flüchten. Er brachte es fertig, den Mund zuzuklappen, und schluckte schwer.