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Kein Licht, keine Wärme, keine Nahrung… wie könnte irgendwas dort existieren?«

»Kein Leben, wie wir es kennen«, sagte Beckett vom Bildschirm herunter. »Aber wer weiß, welche in jenem Augenblick des Massensterbens und völligen Grauens geborenen Alpträume womöglich in der Dunkelheit lauern?«

»Das ist lächerlich!« versetzte Owen.

»Wirklich?« fragte Beckett. »Als Ihr die Dunkelwüste aufsuchtet, kamt Ihr mit den wiederbelebten Hadenmännern zurück, einem alten Grauen, von dem wir längst frei zu sein glaubten. Alles könnte in dieser Dunkelheit hausen. Einfach alles.«

Alle blickten Owen und Hazel an, aber sie sagten nichts. Sie wußten Dinge über das Wesen und die Ursache der Dunkelwüste, von denen niemand sonst etwas ahnte, aber sie hatten vor langer Zeit und aus sehr guten Gründen geschworen, diese Geheimnisse zu wahren. Außerdem bestand keine erkennbare Verbindung zwischen dem, was sie wußten, und dem Phänomen, das Beckett geschildert hatte. Das hofften sie jedenfalls.

»Wo wir schon von den Hadenmännern sprechen«, fuhr Beckett fort, nachdem sich das Schweigen eine Zeitlang hingezogen hatte. »Damit kommen wir zum abschließenden Teil meines Berichts. Ich denke, wir waren alle etwas überrascht, als sich die wiederbelebten Hadenmänner den Rebellen anschlossen, um die Imperatorin zu stürzen, und wir waren noch mehr überrascht, daß die aufgerüsteten Menschen tatsächlich Befehlen gehorchten und Gefangene nahmen, als sich die imperialen Truppen ergaben. Früher hatten die Hadenmänner einfach alle abgeschlachtet. Schließlich waren sie die offiziellen Feinde der Menschheit, bis die KIs von Shub sie in dieser Rolle ablösten.

Ihr habt uns versichert, sie hätten sich gebessert, Sir Todtsteltzer. Ihr sagtet, wir könnten mit ihnen zusammenarbeiten.

Wir hätten es besser wissen sollen! Wir hätten niemals Kyborgs trauen sollen, Menschen, die ihr Menschsein aufgegeben haben, um nach Vollkommenheit durch Technik zu streben, die den Großen Kreuzzug der Genetischen Kirche starteten, um die Menschheit zu vernichten und sich an ihre Stelle zu setzen. Die Menschenmaschinen in ihren goldenen Schiffen! Die Schlächter von Brahmin II. Nun, Sir Todtsteltzer, Eure alten Bundesgenossen sind nach Brahmin II zurückgekehrt, haben die Abwehr des Planeten zerstört und die Macht über ihn und seine Bevölkerung übernommen. Sie nennen ihn jetzt Neuhaden und blockieren ihn mit einer ganzen Flotte ihrer goldenen Schiffe.

Die wenigen Meldungen, die hinaus gelangten, ehe alle Kommunikation abgebrochen wurde, sprechen davon, daß die Hadenmänner mit ihren Gefangenen dort experimentieren und sie in neue verbesserte Hadenmänner verwandeln.

Wir haben keine Ahnung, was zur Zeit dort passiert. Und da wir einfach keine Möglichkeit haben, an den goldenen Schiffen vorbeizukommen, können wir auch die Menschen von Brahmin II nicht retten. Es sei denn natürlich, der Todtsteltzer hätte irgendwelche Ideen. Er ist schließlich derjenige, der die Hadenmänner wieder auf die Menschheit losgelassen hat!«

Aufgebrachtes Gemurmel lief durchs Parlament, von den Abgeordneten bis zu den Zuschauern auf dem Parkett, und wurde allmählich lauter. Es war ein beunruhigendes, gefährliches Geräusch und erstarb nur widerwillig, als Owen sich wütend umsah. »Sie waren ein notwendiges Übel«, erklärte er kategorisch. »Ohne sie hätten wir Löwensteins Flotte nicht besiegen können. Fragt General Beckett. Ich hatte… gehofft, die aufgerüsteten Menschen wären inzwischen über ihre alten Ziele hinausgewachsen. Ich kannte einen Hadenmann, der ein so feiner Mensch war, wie ich nie einen besseren getroffen habe. Wie es scheint, wurde ich jedoch wiederum von denen verraten, in die ich Vertrauen setzte. Trotzdem wollen wir doch die Gefahren der Situation nicht übertreiben. Sie halten nur einen Planeten, und bislang verfügen sie nicht über genug Kräfte für etwas anderes, als ihn zu verteidigen.«

»Möchtet Ihr damit vorschlagen, wir sollten die Menschen von Brahmin II aufgeben, damit man sie in Monstrositäten verwandelt?« fragte Gutmann. »Ich denke nicht, daß das Imperium sich das gefallenläßt.«

»Warum nicht?« fragte Owen. »Schlagt Ihr nicht das gleiche für die Bewohner der Welten am Abgrund vor? Die wenigen im Namen der vielen zu opfern? Aber nein, Gutmann, ich schlage nicht vor, die Bewohner von Brahmin II abzuschreiben, und sei es auch nur, weil die Hadenmänner letztlich aus ihnen eine komplett neue Armee aufstellen könnten. Hazel und ich werden nach Brahmin II reisen, allein, und nachsehen, was wir tun können, um den Schaden zu beheben. Schließlich trage ich die Verantwortung dafür.«

»Jetzt mal langsam!« warf Hazel ein. »Wann habe ich mich freiwillig für diesen Selbstmordeinsatz gemeldet?«

»Na ja, Ihr möchtet doch nicht den ganzen Spaß versäumen, oder?«

»Hat was für sich«, meinte Hazel. »Ich habe es nur gern, wenn man mich fragt, mehr nicht.«

»Das Hohe Haus nimmt Euren Vorschlag dankbar an«, sagte Gutmann. »Und wünscht Euch alles Gute. Ihr werdet es brauchen. Ist das für Euch akzeptabel, General Beckett?«

»Verdammt richtig«, sagte Beckett. »Er hat den Schlamassel angerichtet; soll er ihn auch wieder beheben. Aber nur für den Fall, daß sie scheitern, sollten wir darüber nachdenken, ob wir nicht den ganzen verdammten Planeten sengen können; hoffen wir, daß wir dabei so viele von den unmenschlichen Mistkerlen wir möglich erwischen, ehe sie Gelegenheit zur Flucht finden.

Beckett, Ende.«

Der Bildschirm verschwand und nahm Beckett mit. Die Parlamentarier murmelten durcheinander. Gutmann blickte lächelnd zu Owen hinab, der sich innerlich stählte. Etwas Übles kam auf ihn zu. Er spürte es. Gutmann beugte sich vor und redete in ganz vernünftigem Ton.

»Aber ehe Ihr uns verlaßt, Sir Todtsteltzer, möchten wir gern ein paar Fragen beantwortet haben. Es geht um die diversen Kriegsverbrecher, auf die Euch das Hohe Haus angesetzt hatte.

Wir sehen uns zu der Feststellung gezwungen, daß Ihr die Neigung habt, sie lieber tot als lebendig zurückzubringen.«

»Aus irgendeinem Grund scheinen sie nicht zu glauben, daß sie hier auf Golgatha ein faires Verfahren erhalten«, sagte Owen. »Die Tatsache, daß noch kein einziger mutmaßlicher Kriegsverbrecher bei Euren Prozessen für unschuldig befunden wurde, ist ihnen nicht entgangen. Somit kann nicht gänzlich überraschen, daß sie lieber bis zum Tod kämpfen, als sich gefangennehmen zu lassen. Gebt uns nicht die Schuld für eine Lage, die Ihr selbst herbeigeführt habt.«

»Wir bereiten unsere Fälle sehr gründlich vor«, versetzte Gutmann aalglatt. »Wir befinden sie für schuldig, weil sie schuldig sind. Sicherlich denkt Ihr doch nicht, ich würde zulassen, daß meine Mitaristokraten fälschlich beschuldigt werden?«

»Und das von einem Mann, der den eigenen Vater umgebracht hat, um Erfolg zu haben«, sagte Hazel. »Eine Pause für anhaltendes hohles Gelächter.«

Gutmann zuckte die Achseln. »Damals herrschten andere Umstände. Ich bin heute ein anderer Mensch. Oder glaubt Ihr nicht, daß Menschen sich ändern können, meine liebe Ex-Piratin und Ex-Klonpascherin?«

Hazel schnitt ein finsteres Gesicht, sagte aber nichts, wofür Owen sehr dankbar war.

»Die Kriegsverbrecherprozesse sollen dem Volk des Imperiums zeigen, daß Gerechtigkeit geübt wird«, fuhr Gutmann fort.

»Sie sollen ein populäres Bedürfnis befriedigen«, entgegnete Owen. »Die Menschen brauchen Sündenböcke. Was werdet Ihr unternehmen, wenn Euch die echten Schurken ausgehen, Gutmann? Ermittelt Ihr dann gegen jeden, der es wagt, Eure neue Ordnung zu mißbilligen?«

»Nur die Schuldigen müssen die Gerechtigkeit des Volkes fürchten«, behauptete Gutmann.