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»Entschuldige die Frage, aber warum gehen wir nur, wenn wir doch teleportieren könnten? Sicherlich ginge das viel schneller. Und wäre effizienter.«

»Teleportation verbraucht zuviel Energie, um sie auf triviale Dinge zu vergeuden«, entgegnete Jakob. »Sie ist überhaupt nur praktisch, weil der ganze Planet im Grunde eine große Energiestation ist. Und ein großer Teil der Energie fließt in das planetare Kraftfeld und seine extradimensionalen Eigenschaften.

Außerdem wird dir ein bißchen Training nur guttun, mein Junge. Du hast dich schon immer zu sehr auf Körperläden verlassen.«

Helle, strahlende Lichter schwebten vor ihnen in der Luft, jeweils eigenständige Wolken aus wechselnden Farben. Sie waren fast hypnotisch schön, und zunächst blieb Daniel stehen und lächelte. Die seltsamen Farben schienen ihm jedoch durch die Augen ins Hirn zu sickern und die Gedanken zu verkleben, und wenig später hämmerte ihm der Schädel im Rhythmus der immer wieder aufflammenden Lichter.

»Was zum Teufel ist das?« fragte Daniel, wandte den Blick ab und bohrte sich die Fingerknöchel durch den Anzug in die tränenden Augen.

»Die KIs denken laut«, erklärte Jakob. »Oder sie träumen. Im Grunde ist es dasselbe.«

Nach einer Weile verblaßten die Lichter. Jakob ging weiter, gefolgt von dem müden Daniel. Sie kamen an Säulen aus glänzendem Stahl vorbei, die endlos anstiegen und wieder absanken, und an riesigen Tanks voller bunter, kohlensaurer Flüssigkeiten. Schließlich erreichten sie ein endloses Montageband für Furienrahmen. Vielgelenkige Roboterarme verschmolzen metallene Menschenarme und -beine mit prallen Brustkörben unter blauen Stahlschädeln. Stahlfinger zuckten, glänzende Beine beugten sich. Und der Nachschub an Metallkörpern machte nie eine Pause und setzte sich ohne Ende fort. Jakob leierte technische Daten und Belastungsgrenzen herunter, denen zu folgen sich Daniel nicht die Mühe machte. Er glaubte, allmählich zu verstehen, warum ihm die KIs das alles zeigten. Er war der erste lebendige Mensch, dem es erlaubt wurde, die aktuellen Errungenschaften von Shub zu erblicken; anscheinend hatten die KIs den Wunsch zu prahlen, zu zeigen, wie weit sie sich über das hinausentwickelt hatten, was sie früher einmal gewesen waren.

Wie überaus menschlich, dachte Daniel lächelnd.

Natürlich hatte er weiterhin keinen Schimmer, warum die KIs ihn auf ihrem Planeten empfingen. Sie mußten damit einen Zweck verfolgen. Sie taten nichts spontan; alles, was sie unternahmen, gehörte zu langfristigen Planungen. Zweifellos erklärten sie es ihm irgendwann. Wenn ihnen endlich die Dinge ausgingen, derer sie sich brüsten konnten.

Der nächste Haltepunkt war eine Galerie, die aus großer Höhe Ausblick in ein ungeheures stählernes Tal bot, auf dessen Grund die Metallbäume von Unseeli verarbeitet wurden. Die Hitze war fürchterlich, sogar in Daniels Schutzanzug. Jakob zeigte sich ungerührt. Der schiere Umfang der Arbeiten da unten war atemberaubend, selbst nach all den Eindrücken, die Daniel schon gewonnen hatte. Unseelis Metallwälder hatten den Planeten von Pol zu Pol bedeckt, und die KIs hatten sie komplett abgeerntet. Milliarden Bäume und Milliarden Tonnen Metall. Daniel versuchte nicht mal, sich das anschaulich vorzustellen. Jakob erklärte, die Verarbeitung wäre in einigen Wochen abgeschlossen, aber Daniel war nicht nach einer Diskussion darüber zumute.

»Die Schwermetalle aus dem Zentrum der Bäume dienen als Treibstoff für die Hyperraumtriebwerke«, sagte Jakob und lehnte sich gefährlich weit über die Galerie hinaus, um besser sehen zu können, wobei er keine Spur von Schwindelgefühl zeigte. »Die übrigen Metalle werden ausgeschieden und zu Raumschiffrümpfen verarbeitet. Bald wird Shub über eine Flotte verfügen, bemannt mit einer Armee aus Furien und Geistkriegern, die alles übertrifft, was die Menschheit je gesehen hat.«

»Wie habt ihr Unseeli nur gefunden?« fragte Daniel. »Ich dachte immer, sein Standort wäre eines der bestgehüteten Geheimnisse der Menschheit.«

Jakob schniefte. »Einige Menschen haben uns die Information schon vor langer Zeit verkauft. Wir haben nur gewartet, bis wir die Metalle wirklich benötigten, und dann schlugen wir zu und nahmen uns, was wir brauchten.«

»Aber wozu das Warten?« fragte Daniel. »Was liegt jetzt so Besonderes an?«

»Du wirst es sehen«, antwortete Jakob.

»Manche Leute sagen, der Wald wäre lebendig gewesen«, erzählte Daniel. »Die Bäume wären von einem Gemeinschaftsbewußtsein beseelt gewesen und hätten auf Unseeli mit den Geistern derer gespukt, die dort lebten, bis Kapitän Schwejksam den Planeten sengen ließ.«

»Falls dergleichen existierte, haben die KIs keine Spur davon entdeckt«, sagte Jakob. »Vielleicht fällt Geistern das Reisen schwer.«

»Es hieß auch, die Bäume wären einfach zu nützlich, um sich natürlich entwickelt zu haben. Sie müßten von einer unbekannten Lebensform gentechnisch erzeugt worden sein. Was, wenn sie zurückkehrt und nachsieht, wer sich an ihrem Garten zu schaffen gemacht hat?«

»Dann wird Shub sich auch mit diesen Wesen befassen«, sagte Jakob. »Selbst schuld, wenn sie sich nicht besser geschützt haben.«

Sie setzten ihren Weg fort, vorbei an weiteren Förderbändern, die nichtidentifizierbare Technik von irgendwo nach irgendwoanders beförderten. Daniel machte sich nicht die Mühe, nach dem Was oder Wohin zu fragen; er war sich ziemlich sicher, daß er die Antwort ohnehin nicht verstanden hätte.

Aber so müde er auch war, er spitzte doch die Ohren, als Jakob ihm das Wrack des extraterrestrischen Sternenschiffs zeigte, das die KIs auf Unseeli erbeutet hatten. Das fremde Schiff war mehrere Hundert Fuß lang, ein verrücktes Gewirr aus schlanken Messingsäulen, durchsetzt von vorstehenden glasierten Knoten und dornen- und stachelbewehrten Vorsprüngen. Es sah mehr nach einem Irrgarten als einem Schiff aus, aber die Form verbreitete eine unterschwellige Faszination, die vielleicht etwas bedeutete. Daniel glaubte, er hätte vielleicht eine wichtige Einsicht gewinnen können, hätte er das Fahrzeug nur lange genug betrachtet.

Stählerne Furien bewegten sich lautlos rings um das Schiff und wandten fremdartige Instrumente auf die glänzende Oberfläche an.

»Ein interessantes Schiff«, sagte Jakob. »Es scheint ebenso gezüchtet wie gebaut worden zu sein. Die KIs werden aus seiner Art nach wie vor nicht schlau. Besonders die Furien müssen in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden, damit die ungewöhnlichen Kräfte, die das Fahrzeug ausstrahlt, sie nicht zerstören. Die Sensorwerte ergeben keinen Sinn. Die mit dem Schiff entführten Menschenwissenschaftler wurden gleich bei der Ankunft getötet, und man hat ihre Kenntnisse von dem Schiff aus den Hirnen destilliert, aber sie wußten erstaunlich wenig, trotz all ihrer Bemühungen. Möglicherweise hat das Schiff einmal gelebt, obwohl die Furien nichts finden konnten, was auch nur von fern einem Gehirn ähnelt. Nur einer Sache sind die KIs sich einigermaßen sicher: Das Imperium geht ein großes Risiko ein, wenn es den Hyperraumantrieb benutzt, ohne seine grundlegenden Prinzipien vorher zu ermitteln.« Jakob runzelte die Stirn. »Das Schiff und sein Antrieb sind den KIs ein Rätsel. Sie glaubten fest, sie könnten die Basis der fremdartigen Technologie durch reine Logik erkennen, aber sie haben es nicht geschafft. Sie ist einfach zu… fremdartig.«