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»Ihr wurdet sofort entdeckt, als Ihr in die Stadt eingedrungen seid. Wir haben die Stadt nach unseren Vorstellungen umgebaut, und jetzt ist jeder Hadenmann ein Teil von ihr; nichts bewegt sich hier mehr, was nicht zu uns gehört. Unsere Sensoren entdeckten Euch und identifizierten Euch als den Erlöser.

Deshalb sind wir gekommen, um Euch ins Herz unseres Mysteriums zu geleiten. Wir werden Euch nichts verheimlichen. Ihr und Eure Familie wart stets gute Bundesgenossen der Hadenmänner.«

»Das habe ich schon einmal von Euch gehört«, sagte Owen langsam. »Ich habe aber nie die Zeit gefunden, der Sache nachzugehen. Oder vielleicht fürchtete ich mich auch davor. Was für Beziehungen hat Eure Lebensform mit dem Clan Todtsteltzer?«

»Unsere Verbindung reicht über Jahrhunderte zurück. Ursprünglich lief sie über die Lektionen von Giles Todtsteltzer; er nahm Verbindung mit den Wissenschaftlern auf, die das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten und sich danach in die ersten Hadenmänner verwandelten. Die Beziehung setzte sich durch diverse Angehörige Eurer Familie fort, bis zu unserem gescheiterten ersten Kreuzzug. Die Todtsteltzers unterstützten uns, lieferten uns alles nötige und halfen uns, uns vor dem Rest des Imperiums zu verstecken. Als der Kreuzzug scheiterte, flohen wir in unsere Gruft, um auf bessere Zeiten zu warten, und Eure Familie wachte über uns, bis es Eure Bestimmung wurde, zu kommen und uns zu erwecken. Deshalb enthielt der Ring Eures verstorbenen Vaters die Koordinaten des verlorenen Haden. Alles war sorgfältig arrangiert. Ihr wart nur das letzte Rädchen in einer großen Maschine.«

»Und welcher Art war diese Beziehung?« erkundigte sich Owen und beherrschte seinen Zorn. »Es muß eine Absprache gegeben haben. Wer hat wem was versprochen?«

»Wir wollten den Rebellen helfen, den Eisernen Thron zu stürzen und selbst die Macht zu ergreifen. Als Gegenleistung wurden den Hadenmännern eigene Planeten versprochen sowie ein Anteil der imperialen Bevölkerung. Eine Aushebung, ein Zehnter. Millionen Männer und Frauen, mit denen wir hätten tun dürfen, was nötig war.«

»Nein«, erwiderte Owen. »Nein! Mein Vater hätte nie in so etwas eingewilligt!«

»Bist du sicher?« fragte Hazel leise. »Giles hätte verdammt sicher keine Probleme damit gehabt. Und du hast immer gesagt, dein Vater hätte auch ein Abkommen mit dem Teufel getroffen, wenn das nötig geworden wäre, um ans Ziel zu kommen.«

»Das Ziel rechtfertigt die Mittel«, sagte Owen bitter. »Alles für das größere Wohl. Das noble Opfer, solange es nicht seines war. Scheiße dieser Art war der Grund, warum ich mit ihm gebrochen habe, mich geweigert habe, an seinen Intrigen mitzuwirken. Aber nie hätte ich vermutet, daß er an so etwas wie hier beteiligt war.«

»Es war ein gutes Abkommen, das beiden Seiten Gewinn gebracht hat«, warf Mond gelassen ein. »Und vollkommen logisch. Wir haben unseren Teil erfüllt, und das Imperium gehört Euch. Jetzt nehmen wir, was uns versprochen wurde. Angefangen mit Brahmin II

Owens Hand fiel auf die Waffe an seiner Seite, und Hazel packte seinen Arm mit festem Griff. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Noch nicht, »Was ist so besonders an dieser Welt?« fragte sie. »Ihr seid jetzt zum zweitenmal hier.«

»Man findet hier Vorkommen, die es sonst im ganzen Imperium nicht gibt«, erklärte Mond. »Für Menschen sind sie nutzlos, für die Technik der Hadenmänner jedoch unbezahlbar. Die einheimische Bevölkerung stellt einen nützlichen Bonus dar.

Brahmin II ist nur der Anfang. Wir werden von Planet zu Planet ziehen, uns jeweils nur einen vorknöpfen und uns der Bevölkerung und der Ressourcen bemächtigen. Die Menschen wandeln wir in Hadenmänner um, so daß unsere Zahl mit jedem Planeten wächst. Das Imperium wird lange brauchen, um die Gefahr zu erkennen. Es wird nicht eines einzelnen Planeten wegen Krieg mit uns anfangen, nicht in seiner jetzigen geschwächten Verfassung. Wenn die Menschen schließlich erkennen, wieviel wir uns angeeignet haben und wie viele von ihnen in Hadenmänner umgewandelt wurden, ist es längst zu spät. Der zweite Kreuzzug der Genetischen Kirche wird über die Menschheit hinwegfegen und die Gabe der Transformation bringen, und ehe Ihr Euch verseht, ist das Imperium eines der Hadenmänner.«

»Er bildet sich mächtig was ein, wie?« fragte Bonnie Chaos.

»Sag nur ein Wort, Owen, und ich knacke diese Blechbüchse und ziehe ihre Drähte heraus.«

»Richtig«, schlug Mitternachtsblau in dieselbe Kerbe und spannte die dunklen Muskeln. »Nur ein Wort, und ich reduziere diese Apparatur auf ihre Einzelteile.«

»Ein netter Gedanke, aber wartet vorläufig noch«, sagte Owen. »Ich muß noch weitere Dinge in Erfahrung bringen. Ob ich sie nun wirklich wissen möchte oder nicht.«

Mond führte sie auf eine Besichtigungstour durch das, was früher Brahmin City gewesen war. In den Gebäuden zeigte er ihnen Hadenmänner, die direkt in Systeme eingestöpselt waren und einen Teil des technischen Instrumentariums der Stadt bildeten. Einige Hadenmänner waren teilweise demontiert worden, um sie in die städtische Maschinerie einzubauen. Überall, wo die Gruppe hingeführt wurde, arbeiteten unbekannte Maschinen unaufhörlich an unbekannten Zwecken. Owen gewann zunehmend die Überzeugung, daß man die ganze Stadt in eine große Maschine umgewandelt hatte, auch wenn deren Zweck unklar blieb.

»Und wo sind die ganzen Leute?« fragte Hazel schließlich.

»Ich meine, die richtigen Menschen – die Bevölkerung von Brahmin und eure Gefangenen aus der Zeit der Rebellion. Was habt ihr mit ihnen gemacht?«

»Ja«, fiel Owen ein. »Es wird Zeit, daß Ihr es uns erzählt, Mond. In so kurzer Zeit hättet Ihr sie nicht alle in Hadenmänner umwandeln können.«

»Sie wurden nutzbar gemacht«, versetzte Mond ruhig. »Wir vergeuden nie etwas. Wir zeigen euch alles.«

Er führte sie in einen hohen Stahlturm ohne Fenster, und die Tür verriegelte sich hinter dem letzten Hadenmann, der sie begleitete. Die meisten waren draußen geblieben, aber zwanzig aufgerüstete Menschen blieben bei den Besuchern. Owen verriet nichts. Die Hadenmänner dachten vielleicht, daß zwanzig von ihnen reichten, um ihren Willen durchzusetzen, aber sie hatten noch nie Labyrinthkräfte im vollen Ausmaß tätig gesehen. Ihnen stand eine höllische Überraschung bevor.

Mond öffnete eine Tür, die genauso aussah wie alle anderen, und geleitete die Menschengruppe in ein Labor der Hadenmänner. Und dort fanden sie endlich heraus, was die Hadenmänner mit den gefangenen Menschen angestellt hatten. Owen rang um die Selbstbeherrschung. Sie warteten nur darauf, daß er die Beherrschung verlor. Er wollte jedoch sicher sein, daß es die eigene Entscheidung war, wenn er schließlich zurückschlug. Er spürte, wie Hazel neben ihm zitterte. Er wagte nicht, sich umzudrehen und nachzusehen, wie Bonnie und Mitternacht es aufnahmen.

In einem glänzenden, makellosen Raum, der sich unendlich auszudehnen schien, hatte man die Menschen von Brahmin II für Experimente nutzbar gemacht. Einige waren in laufende Maschinen eingestöpselt, um zu prüfen, ob sie funktionieren konnten wie Hadenmänner. Bündel von Kabeln und Schläuchen steckten in den Körpern, aber Blut war nirgendwo zu sehen. Es war komplett abgepumpt worden. Es waren mehr Menschen, als man zählen konnte, Männer und Frauen, die eigentlich hätten tot sein sollen, die man aber künstlich in einer Hölle am Leben hielt. Alle Opfer schienen sich ihrer Lage bewußt, aber keines wehrte sich oder protestierte.

»Warum schreien sie nicht?« fragte Hazel. »Verdammt, ich täte es!«

»Wir haben ihre Stimmbänder entfernt«, erklärte Mond. »Der Lärm hat uns abgelenkt.«

»Warum bewegen sie sich nicht?« fragte Owen, obwohl er die Antwort schon kannte.

»Bewegung war überflüssig und hätte womöglich die Tests gestört«, sagte Mond. »Also haben wir auch das Rückenmark durchtrennt.«