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»Dir wird schon was einfallen, Gelehrter. Sag mir nur Bescheid, wann ich anfangen kann, um mich zu schießen. Was eindeutig meine starke Seite ist.«

Owens Mund zuckte zum erstenmal in dieser Situation und zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Ihr und Eure beiden anderen Versionen. Ich schätze, manches ändert sich nie.«

»Du hättest doch nicht zugelassen, daß sie Bonnie umbringen, oder?«

»Natürlich nicht. Ich konnte aber auch nicht zusehen, wie sie uns alle zu diesem Zeitpunkt auf einen Kampf festlegte. Mond und seine Leute warteten nur auf eine Gelegenheit, uns zu zeigen, wer hier wirklich das Kommando führt. Hoffentlich sind sie jetzt uns gegenüber etwas nachlässiger.«

»Und wie sieht der Plan jetzt aus?«

»Unsere Augen und Ohren offenhalten und auf eine Chance warten. Wir müssen immer noch so viel wie möglich über das erfahren, was die Hadenmänner hier vorhaben.«

»Sie sind ein Haufen böser, sadistischer Mistkerle. Was müssen wir noch erfahren?«

»Wie weit sie damit sind, die nächste Generation von Hadenmännern zu entwickeln. Wir müssen genau wissen, wozu die neuen Modelle fähig sind, wie viele sie hier auf Brahmin haben und wie viele weitere sich noch in anderen Stützpunkten, auf anderen Welten versteckt halten. Diese Dinge zu erfahren und ans Imperium zu übermitteln, das ist wichtiger als unser Verlangen nach Rache.«

Hazel musterte ihn unverwandt. »Und wichtiger als unser Leben?«

»Vielleicht. In vieler Hinsicht ist das, was hier geschieht, meine Schuld. Und die meiner Familie. Es ist meine Pflicht, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um dem Einhalt zu gebieten.«

»Mach dir keine Sorgen«, sagte Hazel. »Sobald wir alles erfahren haben, was wir wissen müssen, wird dieser ganze Drecksladen geschlossen. Was es auch kostet.«

»Vergeßt die Geiseln nicht!« mahnte Owen sie. »Wir dürfen sie nicht einfach im Stich lassen.«

Hazel sah sich im Labor um. »Nach allem, was sie durchgemacht haben, ist der Tod vielleicht der einzige Freundschaftsdienst, den wir ihnen leisten können.«

»Womöglich. Aber wir müssen es versuchen. Es ist unter dem Gesichtspunkt der Menschlichkeit zwingend.«

»Interessant«, sagte Mond plötzlich. »Ihr unterhaltet Euch seit einiger Zeit angeregt, aber ich habe kein Wort verstanden.

Nicht mal mit dem verstärkten Gehör. Und Ihr habt auch Eure Komm-Implantate nicht benutzt, die ich abgehört hätte. Hat das Labyrinth Euch zu Telepathen oder dergleichen gemacht?«

»Zu dergleichen«, antwortete Owen. »Ganz eindeutig zu dergleichen. Wir alle, die das Labyrinth durchschritten haben, sind geistig verbunden, stehen uns nahe. Wärt Ihr bei uns geblieben, gälte das auch für Euch. Jetzt verschwindet.«

Mond nickte. »Seid so frei, nach Belieben Drohungen oder Widerstandserklärungen abzugeben, falls Ihr das im Interesse Eures Seelenfriedens nötig findet.«

»Ihr habt mich verraten. Ihr alle. Ich habe Euch nicht aus der Gruft freigelassen, um so etwas zu tun wie hier.«

»Eure Gründe für die Öffnung der Gruft sind irrelevant«, versetzte Mond ruhig. »Ihre Freiheit war unvermeidlich. Hättet Ihr es nicht getan, dann irgendein anderes Familienmitglied.

Vielleicht David.«

»Interessant«, fand Hazel. »Du sagst inzwischen ›ihre‹ anstatt ›unsere‹. Bist du womöglich nicht ganz mit dem einverstanden, was hier passiert?«

»Ich glaube, daß hier ein Ausdruck der Menschen, nach Strohhalmen greifen, anwendbar ist«, erwiderte Mond. »Folgt mir.«

»Natürlich«, sagte Owen. »Stets offenbart die Hölle, daß sie noch weitere Kreise zieht, nicht wahr?«

Sie stiegen ins nächste Stockwerk hinauf und erreichten ein weiteres Labor. Es war still wie in einem Grab. Endlose Reihen von Männern und Frauen saßen reglos in winzigen Kabinen, die Augen geschlossen, die Gesichter völlig unbewegt. Die Köpfe standen per Metallkabeln mit unsichtbaren Apparaten in Verbindung. Nach dem Grauen des vorherigen Labors wirkte das neue beinahe friedlich, Owen traute dem Braten von Anfang an nicht. Er sah Mond an.

»Wir testen hier nach Esper-Kräften«, erklärte Mond. »Das Phänomen war zur Zeit des ersten Kreuzzugs praktisch unbekannt, hat sich aber inzwischen über die ganze Menschheit ausgebreitet. ESP fasziniert die Hadenmänner; es bietet eine Form von Macht und Kontrolle, die nicht auf Technik beruht, sondern aus unbekannten Tiefen nicht aufgerüsteter Gehirne stammt. Die Hadenmänner wünschen das für sich selbst. ESP hat keine erkennbare Energiequelle und erreicht doch Dinge, die keinem Hadenmann möglich sind, nicht einmal mit seinem riesigen Wissen über Technologie.«

»Ihr foltert sie, bis sie sterben«, sagte Bonnie. »Mistkerle!«

Mitternacht funkelte Owen an, schwieg jedoch.

»Ihr seid auch damit nicht einverstanden, nicht wahr, Mond?« fragte Owen.

»Meine Zustimmung ist irrelevant«, sagte Mond. »Die Hadenmänner tun alles, was im Rahmen ihrer Bestimmung erforderlich ist. Keine individuelle Überzeugung darf sich darin einmischen.«

»Du wirst schwächer, Mond«, sagte Hazel. »Ich warte jeden Augenblick darauf, daß du dich vergißt und es riskierst, eine eigene Meinung zu äußern.«

»Was immer ich gewesen sein mag, ich bin jetzt ein voll funktionsfähiger Hadenmann«, erwiderte Mond. »Der Tobias Mond, den Ihr kanntet, ist tot. Kommt jetzt; es gibt noch viel für Euch zu sehen.«

»Ich denke nicht«, erwiderte Owen. »Ich bin viel mehr daran interessiert, mich mit Euch zu unterhalten. Versuchen wir es doch mal mit ein paar klaren Fragen und Antworten, was?«

»Falls Ihr wünscht. Ihr seid der Erlöser. Wir werden nichts vor Euch verbergen.«

»Und höre mit dieser Erlöserscheiße auf. Ich bin ein Todtsteltzer, und das war schon immer ein anderes Wort für Ehre, ungeachtet dessen, was manche aus unserer Familie vielleicht getan haben, um mit Euch zusammenzuarbeiten und die Ehre damit in den Schmutz zu ziehen. Ich möchte Antworten hören, und Ihr werdet sie mir geben. Was geschieht in den übrigen Labors?«

»Wir untersuchen aktuelle Technik und extrapolieren auf dieser Grundlage«, erklärte Mond, weniger erregt jetzt, wo er sich auf festerem Grund bewegte. »Die Wissenschaft hat sich in unserer Abwesenheit weiterentwickelt. Obwohl wir auf den meisten Gebieten nach wie vor voll auf dem laufenden sind, bleibt trotzdem noch viel zu lernen. Das Klonen ist neu für uns.

Sobald wir das beherrschen, können wir die Bevölkerung dieses Planeten mehrfach neu klonen, um Ausgangsmaterial für neue Hadenmänner bereitzustellen. Sie werden die nächste Generation der Hadenmänner, größer als ihre Vorgänger: Unbesiegbar in der Schlacht, genetisch überlegen. Dadurch ist ihr Triumph unausweichlich. Der Zweite Kreuzzug wird die gesamte Menschheit transformieren und ein Imperium der Hadenmänner schaffen, stark, effizient, unüberwindlich. Das ist unumgänglich. Wir haben viele Feinde. Die KIs von Shub haben alle Angebote der Zusammenarbeit oder eines Bündnisses ausgeschlagen. Sie sagen, sie brauchten die Hadenmänner nicht. Wir wären nur Fleisch, das an Einbildungen von Größe litte. Shub bleibt damit ein Feind und eine Gefahr. Und dann sind da noch die Fremdwesen. Unbekannt. Mächtig. Gefährlich. Die Menschheit muß sich höherentwickeln, falls sie diese Gefahren überleben soll.«

»Verdammt!« sagte Mitternachtsblau. »Sobald er erst mal losgelegt hat, kann ihn nichts mehr aufhalten, was?«

»Gib mir zehn Minuten mit ihm allein, und ich halte ihn auf!« knurrte Bonnie. Alle ihre Verletzungen waren verheilt, und ihre finstere Miene konnte wahrhaftig beeindrucken.