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»Wieviel von diesem Scheiß müssen wir uns noch anhören, Owen? Mein Owen hätte längst…«

»Euer Owen ist nicht hier!« raunzte Owen. »Und selbst wenn er es wäre, hätte er wahrscheinlich nicht mehr gegen die Hadenmänner ausrichten können als Ihr. Seid jetzt still. Ich weiß, was ich tue.« Er wandte sich wieder an Mond. »Sehr nette Ansprache, Mond. Ich bin sicher, Ihr habt sie Eurer Programmierung gemäß abgespult. Aber Ihr müßt doch erkennen, wie unlogisch Eure Position ist. Ihr habt keine Hoffnung auf den Sieg.

Ihr habt einen Planeten und eine Handvoll Schiffe, und Ihr habt bereits eingeräumt, Jahre hinter der technischen Entwicklung aller anderen herzuhinken. Ihr seid in der Minderheit, technisch unterlegen und Gegenstand des Hasses aller. Ihr könnt nicht gewinnen.«

»Das Imperium ist schwach und gespalten«, sagte Mond.

»Dafür habt Ihr selbst gesorgt. Unsere goldenen Schiffe haben während der Rebellion die imperiale Flotte dezimiert. Eure restlichen Armeen sind erschöpft und an zu vielen Fronten verteilt. Welch besseren Zeitpunkt könnte es für einen Angriff geben? Besonders, da wir jetzt über neue, weniger leicht erkennbare Waffen verfügen. Wir haben die einzigen existierenden Überreste der angepaßten Menschen, der Wampyre, in der Hand. Obwohl es sinnlos wäre, etwas neu zu schaffen, was im wesentlichen nur eine schlechtere Ausgabe unserer selbst war, haben wir die Überreste nutzbar gemacht, um mit ihrer Hilfe einen unerschöpflichen Vorrat an der Droge Blut zu erzeugen.

Längst versorgen wir über eine Reihe von Zwischenhändlern das Imperium mit dieser Droge. Überall findet man Abhängige, die ihren nächsten Schuß nur von uns erhalten können. Die lieber alles tun, was wir von ihnen verlangen, als zu riskieren, daß wir sie von der Versorgung abschneiden. Einige von ihnen haben sehr hohe Positionen inne. Ihr kennt sie beim Namen.

Sie sind unsere fünfte Kolonne, unsere geheime Armee, unsere Verräter im Herzen Eurer Regierung, die Chaos und Konfusion sähen, wie es uns paßt. Genau wie Ihr, Hazel, als ich Euch auf dem verlorenen Haden mit Blut versorgt habe.«

»Ich habe meine Art nie verraten!« entgegnete Hazel.

»Aber Ihr hättet es getan, falls wir es verlangt hätten«, behauptete Mond. »Nicht wahr?«

Hazel funkelte ihn hitzig an, wandte dann aber den Blick ab.

Owen legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. Mond wandte sich wieder Owen zu. »Seht Ihr, Todtsteltzer? Auch Antworten helfen Euch nicht. Die Wahrheit bringt keinen Trost. Die Menschheit gehört der Vergangenheit an. Die Hadenmänner sind die Zukunft. Sie haben Euch Erlöser genannt. Sprecht für sie. Seid Ihr Fürsprecher gegenüber dem Imperium. Überzeugt das Imperium davon, sich der Zukunft zu verpflichten und sie nicht zu fürchten. Das Imperium kann wieder erstarken, um sich seinen zahlreichen Feinden entgegenzustellen. Die Menschheit muß sich uns im Interesse einer größeren Sache ergeben. Man kann der Evolution nicht trotzen. Sprecht für uns, Todtsteltzer! Seid der Herold einer Zukunft, die das Schicksal seit jeher geplant hat.«

»Nein«, erwiderte Owen. »Ihr seid nicht die Bestimmung der Menschheit. Ihr seid ein Fehler, ein Ableger, ein Weg, der niemals hätte eingeschlagen werden dürfen. Die menschliche Natur liegt im Herzen, in der Seele all der Unwägbarkeiten, die durch Tech nie auszuloten sind. Ihr seid nicht besser als Shub.

Ich werde Euch niemals dienen. Nie.«

»Ihr werdet«, beharrte Mond. »Ihr habt keine Wahl. Ihr und Eure Gefährten seid unsere Gefangenen, wie es von vornherein geplant war. Die Hadenmänner benötigen die Geheimnisse in Euch, die Macht, die Ihr aus dem Labyrinth des Wahnsinns erlangt habt. Unsere Wissenschaftler auf Haden versuchen schon, das Labyrinth nachzubauen, bislang jedoch ohne Erfolg.

Das einzige Wesen, das uns vielleicht etwas hätte erklären können, bleibt unauffindbar: der Wolfling. Damit seid Ihr und Eure Gefährten unsere einzige Hoffnung, verstehen zu lernen, was das Labyrinth tat und wie es das tat. Nur deshalb haben wir Euch gestattet, die Stadt zu betreten. Wir haben Euch hierher in die Betriebszentrale gebracht, um Euch mit möglichst geringem Aufwand gefangenzunehmen. Es hat keinen Sinn zu kämpfen, Owen. Ihr seid von Hunderten Hadenmännern umringt, und wir konnten bereits feststellen, daß selbst Eure Wunderkräfte Grenzen haben.«

»Sei dir dessen nur nicht zu sicher!« warnte Hazel. »Du wärst überrascht von dem, was wir alles fertigbringen, wenn wir müssen.«

»Genau das möchten wir von Euch«, sagte Mond, unbewegt von ihrem drohenden Tonfall. »Eure Fähigkeiten sind eine Quelle der Faszination für uns. Das Labyrinth hat die ersten Hadenmänner erzeugt, aber wir hatten keine Ahnung, daß es auch Wunderwirker hervorbringen konnte. Es liegt im Wesen der Hadenmänner, nach Vollkommenheit zu streben, und es ist inakzeptabel, daß Ihr über Kräfte verfügt, die uns verschlossen bleiben sollten. Also werden wir Euch erforschen, die Quelle Eurer Wunderkräfte bestimmen und sie uns aneignen. Wir errichten ein neues Labyrinth des Wahnsinns, und alle Hadenmänner werden es durchschreiten. Dann soll die Menschheit zittern, denn von jenem Augenblick an sind ihre Tage gezählt!

Und all das Euretwegen, Owen Todtsteltzer.«

»Ihr sagt, Ihr wolltet uns erforschen«, sagte Owen. »Würde es Euch etwas ausmachen, ein wenig deutlicher zu werden?«

»Wir werden Euch untersuchen, prüfen und schließlich sezieren«, erklärte Mond. »Dabei werden wir alle Eure Geheimnisse und Grenzen in Erfahrung bringen und Euch schließlich auf Eure kleinsten Bestandteile reduzieren. Nichts wird uns entgehen. Nichts bleibt ungetan.«

»Ihr greift den Dingen voraus«, erläuterte ihm Owen. »Ihr müßt uns zunächst in die Gewalt bekommen. Und Ihr habt noch nie erlebt, was wir leisten, wenn es zum Kampf kommt.«

»Ein Kampf wird nicht stattfinden«, sagte Mond. »Ihr werdet jeder Anweisung Folge leisten, Owen. Euch sogar gegen Eure Freunde wenden, falls wir es für nötig befinden. Ihr gehört uns.«

»Wovon zum Teufel redet er da, Owen?« murmelte Hazel.

»Ich gehöre niemandem«, sagte Owen.

»Ihr habt Euch uns übergeben«, behauptete Mond seelenruhig. »Als Ihr unsere goldene Hand akzeptiertet.«

Owen blickte auf seine Linke hinab. Die künstliche Hand.

Die ursprüngliche hatte er beim Kampf gegen das Grendel-Fremdwesen auf Haden verloren. Um sein Leben zu retten, hatten die Hadenmänner ihm eine künstliche Version aufgepfropft. Ein wundersames Ding aus purem Gold, das jedem seiner Gedanken gehorchte. Und wenn es sich manchmal kalt anfühlte, so, als gehörte es nicht ganz zu ihm, dann war das ein kleiner Preis für ein solches technisches Wunder. Er hob die Hand vors Gesicht und beugte die Finger. Fast ein Kunstwerk.

Er senkte die Hand wieder und sah Mond an. »Traut niemals dem Geschenk eines Fremden. Was habt Ihr mit mir gemacht, Ihr Mistkerle?«

»Euch an uns gebunden. Die Hand hat goldene Fäden durch Euren ganzen Körper gezogen, jeden Teil von Euch infiltriert, einschließlich Eures Hirns. Wir steuern Euch jetzt von innen heraus. Ihr gehört uns, Owen. Tatsächlich habt Ihr das schon immer getan.«

»Mein Gehirn?« fragte Owen. »Ihr habt mit Euren Metallfingern an mein Hirn gerührt? Euch in meine Gedanken eingemischt, meine Entscheidungen beeinflußt? Wozu habt Ihr mich gezwungen? Wieviel von dem, was ich heute bin, geht auf Euch zurück?«

»Ihr werdet es nie erfahren«, antwortete Mond.

Es schien Owen, als fühlte sich die künstliche Hand ganz kalt an. Er ballte sie zur Faust, probierte, ob nicht ein Gefühl des Widerstands auftrat. Er funkelte Mond an. »Ihr habt gesagt, ich wäre Euer Erlöser. Als ich Euch aus der Gruft freiließ, habt ihr geschworen, mir Gefolgschaft zu leisten.«

»Und wir hielten uns daran. Solange es unseren Absichten diente. Wir sind die Hadenmänner. Wir sind die Bestimmung der Menschheit. Nichts darf uns im Weg stehen.«